Antwort: Kosten und Mehreinnahmen der FSC-Zertifizierung

Die Antwort der Landesregierung unterstreicht unsere Vermutung, dass die von der Landesregierung erwähnten 3.5 Mio € Mehreinnahmen aus dem Unique-Kapitel zur Baumartenzusammensetzung abgeleitet sind.

Durch die Anfrage hinweg zeigt sich deutlich, dass die Strategie, sich auf die (angeblichen) Mehreinnahmen durch Douglasie zu konzentrieren, nur bedingt aufgeht. So ignoriert die Landesregierung beispielsweise sämtliche andere Kostenpunkte, verweist aber beispielsweise bei Frage 4 nach indirekten Kosten auf das Gutachten. Dabei wird großmütig ignoriert, dass ebenjene erwähnten Kapitel zu einer anderen Schlussfolgerung kommen als die Landesregierung.

Auf Frage 5 antwortet die Landesregierung, dass Staatssekretärin Tappeser als Privatperson Mitglied im FSC ist, und sieht hierdurch scheinbar keinen Konflikt gegeben.

Die meisten anderen Fragen sind erstaunlich ausführlich und zum Teil sogar zufriedenstellend beantwortet. Eine Auflistung dieser Antworten wird hochgeladen, sobald diese Arbeitsgruppe die Fertigstellung beendet hat.

Die Kleine Anfrage ist wie immer über die Server der Landesregierung herunter zu laden: http://starweb.hessen.de/cache/DRS/19/3/06723.pdf

FDP Hessen stellt Kleine Anfrage zu Flächenstilllegungen – und wiederholt unsere wesentlichen Kritikpunkte!

Nachdem die SPD Fraktion Hessen eine Reihe Kleiner Anfragen an die hessische Landesregierung stellte, haben Ende März auch die Freien Demokraten eine Anfrage gestellt. Schon in der Überschrift betonen Sie, dass die Landesregierung mit der aktuellen Strategie (namentlich der FSC-Zertifizierung) “auf dem Holzweg” ist.

Weiterhin unterstützt die Anfrage unsere Forderung nach einer wissenschaftlichen Basis der Waldbewirtschaftung sowie unsere Betonung, dass Deutschland bereits seit Jahrzehnten eine nachhaltige Bewirtschaftung etabliert ist, der der FSC nichts zufügen kann. Im Gegenteil, die Zertifizierung hebt elementare Grundsätze außer Kraft und ersetzt sie durch populistische Phrasen.

Die pdf zur Anfrage steht zum Download auf den Servern der hessischen Landesregierung zur Verfügung, eine Vorschau gibt es zudem hier:

Der WWF-Skandal und die Auswirkungen auf den FSC

In den letzten Tagen haben verschiedene Medien darüber berichtet, dass der WWF mit Wildhütern zusammen arbeitet, die Menschen foltern und töten. Einige Artikel hierzu finden sich beispielsweise hier beispielsweise in der

der Tagesschau

Aargauer Zeitung

dem Spiegel

der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

noch einmal der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

dem Handelsblatt

Als einer der größten Befürworter des FSC, einer Organisation die die Weltanschauung des FSC teilt und understützt und einem unermüdlichen Bestreben, den FSC zu fördern und seine Richtlinien zu implementieren; welche Rückschlüsse lässt solches Verhalten auf den vom WWF gegründeten FSC zu?

Der WWF steht hier nicht allein unter Kritik, auch auf den FSC als vom WWF gegründeter Konzern fallen diese Anklagepunkte zurück – die Artikel sind allerdings gerade nur auf Englisch verfügbar:


FSC-watch kommentiert die ARTE Dokumentation: Bozovich und der Skandal um “Controlled Wood” in Peru

Hierbei handelt es sich um eine Übersetzung des ursprünglichen Artikels “ARTE Documentary: Bozovich and the scandal of “controlled wood” in Peru. FSC is “no guarantee of legality””

Angelehnt ist der Report an die erwähnte Arte-Dokumentation, die sich ebenfalls auf diesem Blog befindet

In der Fernsehdokumentation „Die Ausbeutung der Urwälder“ besuchen die ARTE Journalisten Manfred Ladwig und Thomas Reutter die Arbeitsorte der Bozovich Timber Products, eine FSC zertifizierte Holzfällerfirma, welche durch die deutsche Bundesregierung unterstützt wird. Die Journalisten fragen, ob die Gewährleistung der FSC Standards entlang der Lieferkette dort besser gewährleistet ist, als in Vietnam oder Kambodscha.
Um dies herauszufinden, begeben sich die beiden auf eine Reise mit der Firma und filmen den Holzeinschlag in der Otorongo-Konzession. Im Sägewerk der Firma ist FSC zertifiziertes Holz an den Enden rot, nicht-FSC konformes Material blau eingefärbt. Normalerweise sollte das Holz physisch voneinander getrennt sein, dies ist allerdings nicht der Fall.
Sie sprechen mit Simon Counsell, Mitglied der Rainforest Foundation UK sowie Gründungsmitglied von FSC Watch). Auf seinem Bildschirm scrollt Counsell durch den FSC Produktkettenstandard FSC-STD-40-004 V3-0 und hält bei folgender Tabelle an:


Anhand der Tabelle erklärt Counsell das Problem:
“Man könnte denken, dass ein Produkt mit einem FSC Etikett eine einfache Nachricht beinhaltet: Das Holz in diesem Produkt ist aus einer akzeptablen Quellen welche von FSC Auditoren überprüft wurde.”
„Das Label FSC 100%, welches ausschließlich FSC zertifiziertes Holz beinhaltet, ist tatsächlich nur ein kleiner Teil des Gesamtbildes. Alle anderen Teile sind was der FSC euphemistisches „Controlled Wood“ bezeichnet. Controlled Wood ist solches [Holz], welches eben tatsächlich nicht kontrolliert wurde.“
“Anstatt das Auditoren im Auftrag des FSC in den Wald gehen um Holzfirmen zu überwachen, geschieht die Überwachung von weit entfernten Schreibtischen in Bonn oder London.“
Kim Carstensen, Direktor des FSC, erkennt an, dass Controlled Wood kontrovers ist und sagt Ladwig und Reutter:
“Controlled Wood ist eine der großen Kontroversen innerhalb des FSC. Es war schon immer eine große Kontroverse. Die gute Nachricht ist, dass wir das Controlled Wood System gestärkt haben und ich denke, dass jeder zustimmen wird, dass es jetzt ein gewisses Maß an Kontrolle gibt.“
Ladwig und Reutter wollen herausfinden, was „ein gewisses Maß an Kontrolle“ in Peru bedeutet.
Sie treffen die Direktorin der EIA Peru [Environmental Investigation Agency], Julia, Maria Urrunaga. Im Februar 2018 hat die EIA einen Bericht zum Thema illegaler Holzeinschlag in
Peru unter dem Namen „Moment of Truth“ veröffentlicht.
Dieser Bericht ist der jüngste Teil einer Serie von Berichten zum Thema illegaler Holzeinschlag in Peru. Der erste Bericht erschien 2012:

Ein 2012 von der EIA verfasster Bericht mit dem Namen “The Laundering Machine” stellte fest, dass “der größte Holzexporteur Perus, Maderera Bozovich, in dem Zeitraum [Jan ’08 bis Mai ‘10] Lieferungen unter 152 CITES Lizenzen exportierte von denen mindestens 45% aus
illegalen Quellen stammten.”
Der jüngste Bericht der EIA, “Moments of Truth”, stellt fest, dass FSC “keine Garantie für Legalität ist“:
Die Bozovich Gruppe ist eins von mehreren ADEX [Vereinigung der Exporteure] Mitgliedern mit FSC Waldbewirtschaftungs- und Produktkettenzertifzierung. Eine weitere Firma mit FSC Zertifzierung ist Inversiones La Oroza, deren Exporte sowohl von peruanischen als auch
amerikanischen Behörden auf illegales Holz untersucht wurden. Inversiones La Oroza bekam 2015 eine FSC Produktkettenzertifizierung für das Sägewerk in Loreta und im Spetmeber 2017 ein Waldbewirtschaftungszertifikat für ihren Waldbesitz.
Das peruanische Forstgesetz No. 29763 Artikel 127 erwähnt Zertifizierung ausdrücklich als ein Werkzeug der Nachverfolgung und der FSC hat lange sein System als Methode zur Nachverfolgung angepriesen. Dennoch verlangt das FSC System keine physische
Nachverfolgung der Holzprodukte entlang der Wertschöpfungskette, sondern greift auf ein mengenbasiertes Bilanzierungssystem zurück. Zudem beziehen sich die Poduktkettenzertifikate nie auf die Produkte an sich, sondern nur auf die Werke, in denen sie produziert wurden. Es besagt, dass ein Sägewerk grundsätzlich fähig ist, zertifzierte und nicht
zertifizierte Ware physisch zu trennen. So kann ein Sägewerk FSC CoC zertifiziert sein, ohne tatsächlich zertifiziertes Material zu produzieren.
CoC Zertifikate warden häufig in Kombination mit dem FSC “Controlled Wood” Label, welches darauf abzielt, Holz aus illegalen oder kontroversen Quellen zu vermeiden, benutzt. Zugleich entspricht dieses Holz aber nicht den FSC Kriterien der Waldbewirtschaftung. „Controlled Wood“ bedarf keiner Zurückverfolgung zum Einschlagsort und vor-Ort
Überprüfungen werden nur bei einem kleinen Teil der Lieferanten durchgeführt. Inversiones La Oroza verarbeitet „Controlled Wood“ zusätzlich zu zertifiziertem Material.
Die EIA Mitarbeiterin Julia Maria Urrunaga berichtet Ladwig und Reutter, dass Dokumente in der peruanischen Holzindustrie oft gefälscht sind. Sie zeigt ihnen eine Tabelle des letzten Urrunaga erklärt folgendes:


“In diesem, wie in dem davorgehenden, Bericht stellen sie [Bozovich] die meisten gefälschten Dokumenten. Natürlich sind sie der größte Exporteur, klar, deshalb ist das keine Überraschung. Das Problem ist aber, dass sie regelmäßig eine große Anzahl an gefälschten Dokumenten stellen. Von den 419 Dokumenten, die sie benutzt haben und die hier
stichprobenartig überprüft wurden, waren mindestens 62 gefälscht. Das wurde durch die Behörden, damit meine ich den Staat, festgestellt.
Carstensen antwortet den ARTE Journalisten, dass er den EIA Bericht kennt:
“Uns sind die EIA Berichte um Bozovich bekannt. Uns ist auch bekannt, dass amerikanische Behörden sich mit einigen der Fälle beschäftigt haben. Nach unserem Wissen war kein Material FSC zertifziert oder mit einem FSC Label versehen. Nach unserem Wissen könnte es Probleme geben, aber diese haben keinen Bezug auf FSC Produkte. Deshalb haben wir immer noch Interesse an der Firma. Sollte die Firma auf irgendeine Art in illegale Aktivitäten verwickelt sein, ist das natürlich für uns von Interesse.“
Es ist allerdings interessant, dass Carstensen nicht im Geringsten besorgt scheint, dass Bozovich als Fälscher von Frachtpapieren enttarnt wurde.
Und die passiert seit Jahren. Der 2012 veröffentlichte EIA Bericht stellte fest, dass „die für den Berichten gesammelten und analysierten Informationen zeigen ein ernsthaftes Problem in Bezug auf den legalen Ursprung eines Großteils der Produkte, die durch Bozovich vertrieben
werden. Die muss nicht notwendigerweise auch für die FSC Produkte gelten.“
Ladwig und Reutter besuchen den Hafen von Pucallpa und finden große Berge an Holz, das für den Export bestimmt ist. Ihr Schiffsführer teilt ihnen mit, dass alles illegal eingschlagenes Holz ist. „Das ist hier ein offenes Geheimnis“, sagt er.


Von hier geht das Holz an andere Holzfirmen – mit gefälschten Papieren. Die Journalisten kommentieren, dass jemand, der Dokumente und Stempel vertraut entweder naiv oder geschmiert ist.

Die SPD wird nachdrücklicher – Kleine Anfrage zur Substitution von wegfallenden Holzhackmengen

Im Zuge der FSC-Diskussion in Hessen stellte die SPD Anfang dieser Woche vier neue Kleiner Anfragen zu spezifischen Themen der FSC-Zertifizierung und deren Auswirkungen auf die Waldbewirtschaftung in Hessen. Wir haben dies erfreut zur Kenntnis genommen und sind sehr gespant, wie das Ministerium darauf reagiert.

Bei einer davon handelte es sich um eine Auseaindernsetzung zu

Substitution von wegfallenden Holzhackmengen

Die Antwort der Landesregierung findet sich hier:

Antwort 06590

Die SPD wird nachdrücklicher – Kleine Anfrage zu Recyclingpapier

Im Zuge der FSC-Diskussion in Hessen stellte die SPD Anfang dieser Woche vier neue Kleiner Anfragen zu spezifischen Themen der FSC-Zertifizierung und deren Auswirkungen auf die Waldbewirtschaftung in Hessen. Wir haben dies erfreut zur Kenntnis genommen und sind sehr gespant, wie das Ministerium darauf reagiert.

Bei einer davon handelte es sich um eine Auseaindernsetzung zum

Verbrauch von Papier in Verbindung mit FS

Die Antwort der Landesregierung findet sich hier:

A 06591

Die SPD wird nachdrücklicher – Kleine Anfrage zur Flächenstilllegung

Im Zuge der FSC-Diskussion in Hessen stellte die SPD Anfang dieser Woche vier neue Kleiner Anfragen zu spezifischen Themen der FSC-Zertifizierung und deren Auswirkungen auf die Waldbewirtschaftung in Hessen. Wir haben dies erfreut zur Kenntnis genommen und sind sehr gespant, wie das Ministerium darauf reagiert.

Bei einer davon handelte es sich um eine Auseaindernsetzung zur

Flächenstilllegung

Die Antwort der Landesregierung findet sich hier:

Antwort 06592

AFZ-Der Wald: Artikel zur Arbeitssicherheit bei einer der zentralen FSC-Forderungen

Der FSC fordert in seinem deutschen Standard, dass die bestehenden Rückegassenabstände deutlich erweitert werden sollen. Dass das nicht nur ein deutlich höheres Risiko für die Waldarbeiter mit sich bringt sondern damit auch gegen bestehendes Arbeitsrecht verstößt haben wir bereits in mehreren Dokumenten sowie in unserem Artikel zu Rückegassenabständen erläutert.Die hessische Landesregierung äußerte sich in der Antwort zu einer Anfrage des Abgeordneten Lotz dahingegend, dass sie keinen Konflikt als gegeben sah.

Die SVLFG, die der Abgeordnete daraufhin konsultierte, äußerte sich wie folgt: “Wir als gesetzlicher Unfallversicherungsträger sehen daher eine durch Zertifikatsvorgaben manifestierte Vorfestlegung bei der Schutzgutabwägung sehr kritisch, da sie nach unserer Meinung dem dem allumfassenden Grundrecht nach Unversehrtheit und dem daraus abzuleitenden Risikominimierungsgebot entgegenstehen.”

In einem aktuellen Artikel aus AFZ-der Wald nimmt Klaus Klugmann, Branchenreferent für Forstwirtschaft und Jagd, Bereich Prävention bei der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) nun ausführlicher Stellung zum Thema: AFZ_22_2018_NHN-Tagung_2018_Beitrag_Klugmann

Antwort auf die Kleine Anfrage zu Recyclingprodukten

Hintergrund:

Im eProcurement-Katalog zur Lieferung von Büropapier befinden sich insgesamt 59 verschiede-ne Büropapiere gelistet. Diese sind alle “FSC-/PEFC”- oder mit dem “Blauen Engel” zertifiziert. Die Zertifizierung der angebotenen Papiere ist eine Mindestanforderung in den Vergabeunterlagen, die zwingend zu erfüllen ist. Wird eine Mindestanforderung nicht erfüllt, scheidet das Angebot aus dem Bieterwettbewerb aus. Es sind aktuell lediglich Papiere mit “FSC mixed” und “Blauem Engel” im Katalog gelistet. Demgegenüber sind “FSC recycelt” zertifizierte Papiere nicht gelistet.

Unsere Anfrage sowie die Antwort der Landesregierung steht ab sofort hier zum Download bereit: A 06591

“Illegales Tropenholz in Möbeln und Werkzeug” – mit FSC-Siegel

Beitrag vom 14.10.2015 im NDR. Zur Sendung geht’s hier.

Illegales Tropenholz in Möbeln und Werkzeug

von Jan Körner & Nils Naber

In einem Gartenstuhl der Baumarktkette Hornbach und in einem Spatenstiel des Restpostenmarkts Jawoll steckt Tropenholz, das mit hoher Wahrscheinlichkeit illegal geschlagen wurde.

Laut Angaben auf der Hornbach-Verpackung sollte der Gartenstuhl der Marke “Garden Place” zu 100 Prozent aus Eukalyptus Globulus bestehen, gerodet in Uruguay. Eine Prüfung durch das Thünen-Institut für Holzforschung in Hamburg ergab jedoch, dass in dem Stuhl von Hornbach auch die Tropenhölzer Keruing und Kapur auftauchen.

Fast immer illegal geschlagen

Illegales Tropenholz in Baumarktprodukten. © NDR

Gerald Koch ist sich sicher: Die Holzarten sind falsch ausgezeichnet.

Diese Hölzer aus Südostasien werden laut Schätzung von Interpol und Weltbank bis zu 90 Prozent illegal geschlagen. “Das ist eindeutig eine Verbrauchertäuschung”, meint Gerald Koch vom Thünen-Institut. Das Thünen-Institut ist ein Bundesforschungsinstitut und weltweit führend in der Bestimmung von Holzarten und deren Herkunft.

Die Baumarktkette Hornbach verweist darauf, dass Prüfungen bisher keine Auffälligkeiten ergeben hätten. Man schöpfe alle Möglichkeiten aus, um die “Legalität der verarbeiteten Holzprodukte sicherzustellen”. Die Baumarktkette verweist in diesem Zusammenhang darauf, nur Holzprodukte mit dem FSC-Siegel des “Forest Stewardship Council” zu vertreiben.

Hornbach verkauft Stuhl vorerst nicht

Das Zertifikat soll sicherstellen, dass das Holz nur aus Wäldern mit einer “verantwortungsvollen Bewirtschaftung” stammt. Der FSC konnte allerdings auf Nachfrage des NDR nicht erklären, woher das Tropenholz des Gartenstuhls tatsächlich kommt. Die Baumarktkette hat unterdessen reagiert und das Produkt aus dem Verkauf genommen. Zusammen mit dem Zertifizierer FSC will man “weitere Untersuchungen” anstellen.

Besonders geschütztes Holz im Spatenstiel

Illegales Tropenholz in Baumarktprodukten. © NDR

Eindeutiges Ergebnis: In den Proben sind geschützte Hölzer.

Besonders beeindruckt zeigte sich Gerald Koch vom Thünen-Institut über den Fund von seltenem Tropenholz in einem Spatenstiel des Restpostenmarkts Jawoll. Neben dem Edelholz Mertas entdeckte er auch Afrormosia, ein seltenes Holz aus den tropischen Regenwäldern in Westafrika. Afrormosia steht auf der Liste der gefährdeten Arten und ist stark vom Aussterben bedroht. Tina Lutz von der Umweltschutzorganisation Robin Wood geht davon aus, dass mit “sehr hoher Wahrscheinlichkeit” illegales Tropenholz in derartigen Produkten auftaucht: “Der illegale Holzeinschlag ist eine der größten Bedrohungen für die Tropenwälder geworden.”

Auf Nachfrage gibt das Management des Restpostenmarkts an, man habe den betreffendem Spaten “sofort aus dem Verkauf genommen”. Es handle sich “nicht um einen Eigenimport”, sondern um eine Übernahme aus dem Sortiment eines “deutschen Lieferanten”. Das Unternehmen werde “auch bei Einkäufen von Europäischen Lieferanten alles daran setzten, kein illegales Tropenholz” zu beziehen.

EU-Holzhandelsverordnung versagt

Eigentlich sollte die 2013 in Kraft getretene EU-Holzhandelsverordnung dafür sorgen, dass in Europa kein illegales Tropenholz mehr auf den Markt gebracht werden kann. An die Verordnung ist allerdings eine lange Liste mit Ausnahmen angehängt. Mit absurden Folgen: So muss beispielsweise bei einem Holztisch detailliert nachgewiesen werden, woher das Holz stammt, bei einem Stuhl nicht – denn Stühle fallen im Gegensatz zu Tischen nicht unter die Verordnung.

Ähnlich absurd sieht es beim Papier aus: Unbedrucktes fällt unter die Verordnung, bedrucktes nicht. Auch Musikinstrumente, Werkzeuge oder Verpackungen sind von der Verordnung ausgenommen. Importeure von Rohholz müssen umfangreich dokumentieren, woher ihr Holz kommt. Besteht etwa ein importierter Stuhl oder Spatenstiel aus dem gleichen Holz, muss kein Nachweis über die Herkunft erfolgen.

Zur Zeit überprüft die EU-Kommission die Holzhandelsverordnung. Es ist allerdings noch offen, ob künftig alle Holzprodukte unter die Verordnung fallen. “Es kann sein, dass wir die Produktliste verlängern, aber sicher ist das noch nicht”, sagt Enrico Brivio, Sprecher des zuständigen EU-Umweltkommissars.

Warum Aufklärung wichtig ist “Tropenholz für Deutsch Evern” im NDR

Mit großer Freude haben wir einen Ende Oktober im Norddeutschen Rundfunk ausgestrahlten Beitrag zur Kenntnis genommen. Er behandelt die Brückensanierung in Detusch Evern, Niedersachsen, mit problematischem Tropenholz und kritisiert im folgenden nicht nur die Kurzsichtigkeit der Bauherren, sich blind auf das FSC-Siegel zu verlassen, sondern auch das Siegel selbst.

Bravo!

 

Die Originalseite inklusive Filmbeitrag findet sich hier, der Text lautete wie folgt:

 

Tropenholz für Deutsch Evern

von Stefan Buchen

Wenn man die Gemeinde Deutsch Evern in Niedersachsen fragt, ob sie für die Abholzung des Regenwaldes in Afrika ist, dann wird sie sagen: “Nein, natürlich nicht.” Und die Antwort wäre bestimmt aufrichtig. Naturschutz ist ja wichtig, überall auf der Welt.

Brückensanierung bei Lüneburg

Die kleine Geschichte von der Sanierung einer Brücke für Fußgänger und Radfahrer über die ICE-Strecke Hannover-Hamburg zeigt, wie leicht und bequem es einem Bauherrn in Deutschland gemacht wird, sich auf der Seite der ökologisch Korrekten zu wähnen. Und wie brüchig am Ende doch die Gewissheiten über die eigene “Nachhaltigkeit” sind, wie wenig die “Einhaltung aller Vorschriften” darüber hinwegtäuschen kann, dass unsere Art zu wirtschaften, unsere Gewohnheiten, den Planeten zugrunde richten.

Die kleine Brücke über die Bahnlinie ist in die Jahre gekommen. Die Holzplanken sind angefressen, morsch. Eine Sanierung steht an. 1984 wurde die Brücke aus Bongossi-Holz gebaut. Wegen seiner hohen Dichte und seiner Widerstandsfähigkeit ist das Holz als Baustoff beliebt, nicht nur für Brücken, sondern auch für Hafenanlagen und Schleusen, weil es wenig unter dem Kontakt mit Wasser leidet. Aber seine Beliebtheit hat noch einen anderen Grund: Bongossi-Holz ist recht preiswert.

Bongossi-Holz aus den Tropen als Baustoff

Die Samtgemeinde Ilmenau, zu der Deutsch Evern gehört, hätte die Brücke auch abreißen oder einen Tunnel unter der Bahnlinie bauen können. Sie hätte auch deutsche Eiche für die Sanierung verwenden können. Aber das wäre aufwändiger und teurer geworden, wie die Gemeindedirektorin in einer Stellungnahme gegenüber Panorama 3 erläutert. Also nimmt man wieder Bongossi. Es ist eben die einfachste und billigste Lösung.

Das Siegel des FSC (Forest Stewardship Council). © FSC

Das Siegel des FSC (Forest Stewardship Council) soll Verbraucher auf Holzprodukte aus nachhaltigem Anbau hinweisen. Es findet sich an Möbeln und anderen Holzprodukten.

Und schließlich tragen die elf Kubikmeter Holz, die man einkauft, das Siegel der nachhaltigen Waldbewirtschaftung “FSC”. Diesen Nachweis hat die Baufirma Schmees & Lühn beigebracht. Die Vorlage des Siegels sei ein “Hauptkriterium” für die Samtgemeinde gewesen, fügt die Gemeindedirektorin in ihrer schriftlichen Erklärung hinzu. “FSC” steht für “Forest Stewardship Council”. Das Siegel wurde Anfang der Neunziger Jahre auf Grund internationaler Vereinbarungen eingeführt. Seitdem dient es als Bescheinigung für nachhaltige Waldprodukte aus allen Teilen der Welt. Wer das Siegel vorlegt, darf also ein ökologisch reines Gewissen haben.

FSC-Siegel: Symbol für nachhaltige Forstwirtschaft?

Das Bongossi-Holz, wie es für die Brücke in Deutsch Evern verwendet wird, stammt aus den west- oder zentralafrikanischen Tropen. Das Öko-Siegel wurde von dem kalifornischen Dienstleister “SCS Global Services” vergeben. Wir haben bei dem “Zertifizierer” in Kalifornien nachgefragt: woher genau, aus welchem Staat, aus welchem Waldgebiet stammt das Bongossi-Holz für die Brücke in Deutsch Evern? In der Antwort heißt es, diese Informationen seien “vertraulich”, “Geschäftsgeheimnis”.

Ulrich Bick

Holzforscher Ulrich Bick vom Thünen-Institut bestätigt, dass Bongossi-Holz nicht von Plantagen, sondern aus tropischen Naturwäldern stammt.

Das “Thünen-Institut” in Hamburg überwacht das FSC-Siegel. Es ist die führende Einrichtung für Holzforschung in Deutschland. Über Jahrzehnte haben die Fachleute sich ein Wissen angeeignet, das seinesgleichen sucht. Beim FSC-Siegel geht es allerdings nicht nur um die reine Wissenschaft, sondern auch um Politik. Den Auftrag zur Überwachung des FSC-Siegels hat das Thünen-Institut vom Bundeslandwirtschaftsministerium. “Wenn man das Siegel für ein bestimmtes Holz in Frage stellen würde, würde man das ganze System der Vergabe in Frage stellen,” sagt Ulrich Bick, der am Thünen-Institut für diese Fragen zuständig ist.

Wenn das Siegel vorliege, könne man darauf vertrauen, dass das Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft stamme, so Bick. “Die Zertifizierer werden ihrerseits auditiert. Das heißt, unabhängige Fachleute schauen sich vor Ort die Waldbewirtschaftung an und erstatten darüber Bericht.” Der Holzforscher räumt allerdings ein, dass es ein “Transparenzproblem” gebe, weil Bauherren und Verkäufer häufig nicht wissen, woher genau ihr Holz stammt.

Afrikanischer Regenwald schrumpft immer weiter

Bongossi-Holz stammt von dem Tropenbaum Lophira Alata. Die hochgeschätzten Eigenschaften erlangt das Holz, wenn der Baum “mehrere hundert Jahre alt” ist, erläutert Ulrich Bick. Das Kernholz solcher Bäume werde in der Regel verwendet. Daraus folgt logisch: Plantagen für die weltweite Vermarktung von Bongossi-Holz gibt es nicht. “Mir sind keine Plantagen bekannt,” bestätigt der Holzforscher vom Thünen-Institut. Also kommt der Baustoff aus dem tropischen Naturwald, irgendwo in Afrika. Und der schrumpft immer weiter.

Rodung Tropenholz

Trotz oder wegen “nachhaltiger” Waldwirtschaft: Der Regenwald in Afrika schrumpft immer weiter.

Langzeitbeobachtungen per Satellit, die von Wissenschaftlern der University of Maryland dokumentiert werden, zeigen diesen Schwund eindrucksvoll. “12 Prozent” seiner Fläche habe der afrikanische Regenwald in den vergangenen 25 Jahren verloren, bestätigt der deutsche Waldfachmann Ulrich Bick. Sein Standpunkt erscheint schwierig: Der Regenwald schwindet, aber dennoch kann das dort geschlagene Holz das Siegel der Nachhaltigkeit erlangen und “guten Gewissens”, wie er formuliert, von einer deutschen Kommune verbaut werden. Die Begründung für diesen schwierigen Standpunkt: gäbe es kein Öko-Siegel, würde der Regenwald noch schneller abgeholzt. Und: die Einheimischen haben etwas vom Verkauf des FSC-zertifizierten Holzes. “Nachhaltigkeit” sei nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich und sozial zu verstehen.

Verwendung von Bongossi-Holz trägt zu Waldzerstörung bei

Eine Gemeinde wie die in Deutsch-Evern kann sich also auf die Öko-Bescheinigung berufen. Die Kritik an dem System wächst allerdings. Greenpeace zum Beispiel hält “FSC” nicht mehr für glaubwürdig. Anfangs hat die Umweltschutzorganisation das Siegel unterstützt. Anfang 2018 sei man aber aus dem System ausgestiegen, weil “es gerade in den Tropen als Deckmantel für Raubbau dient”, erklärt Thilo Clavin, Greenpeace-Aktivist aus Lüneburg.

Thilo Clavin
Thilo Clavin, Greenpeace-Aktivist aus Lüneburg, übt deutliche Kritik an dem FSC-Siegel.

Er und seine Mitstreiter haben versucht, die Samtgemeinde Ilmenau von der Verwendung des Bongossi-Holzes abzubringen, ohne Erfolg. “Ich glaube, die Gemeinde will keinen Wald zerstören. Sie erkennt aber nicht, dass sie durch die Verwendung von Bongossi-Holz enorm zur Waldzerstörung beiträgt,” meint Clavin. “Wenn wir so weitermachen, brauchen wir in einigen Jahren über Klimaschutz gar nicht mehr zu reden,” fügt er hinzu. Die wichtige Rolle der Tropenwälder als Kohlenstoffsenken, die CO2 binden, sollte sich inzwischen herumgesprochen haben, auch im gemäßigten Mitteleuropa, so die Logik der Umweltschützer.

Inzwischen ist die Fußgängerbrücke in Deutsch Evern fertig saniert, mit schickem und noch dazu günstigem Bongossi-Holz. “Es gab vielleicht Zeiten, da hat man sich noch nicht so viel Gedanken über die Zusammenhänge gemacht,” meint eine junge Passantin. “Aber heutzutage sollten wir das schon tun.”

Die SVLFG bestätigt: die FSC-Regelung zu Rückegassen verstößt gegen das Grundrecht nach Unversehrtheit!

Im Anschluss an die Antwort der Landesregierung zur Kleinen Anfrage des Abgeordneten Lotz in Bezug auf die vom FSC-geforderten weiteren Rückegassenabstände hat die SPD ebendieses Dokument an die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) geschickt.

Die Antwort der SVLFG findet sich hier: Antwort_Lotz_18_10_2018

Hieraus erstmal nur ein kurzes Zitat: “Wir als gesetzlicher Unfallversicherungsträger sehen daher eine durch Zertifikatsvorgaben manifestierte Vorfestlegung bei der Schutzgutabwägung sehr kritisch, da sie nach unserer Meinung dem dem allumfassenden Grundrecht nach Unversehrtheit und dem daraus abzuleitenden Risikominimierungsgebot entgegenstehen.”

 

“Die Ausbeutung der Urwälder – Kann ein Öko-Siegel die Holzindustrie stoppen?” die arte-Doku und ihre Reaktionen näher betrachtet

 

 

Wie in den Medienberichten richtig betont, bekommt der FSC zum 25. Geburtstag dieses Jahr ein ganz besonderes Geschenk:

Die arte-Doku “Die Ausbeutung der Urwälder – Kann ein Öko-Siegel die Holzindustrie stoppen” wurde in der vergangenen Woche ausgestrahlt und ist verfügbar bis 22.10. in der arte-Mediathek

(danach werden wir diesen Beitrag überarbeiten, sobald wir eine neue Abrufquelle gefunden haben)

Wobei er dieses wohl liebend gerne umtauschen würde. Um bei der Metapher zu bleiben: wir hoffen, der Bon ist in den Dokumenten verloren gegangen, die die zertifizierten Betriebe eben nicht vorlegen müssen. Damit fehlt ihm jegliche rechtliche Grundlage, Einblick zu verlangen. Vielleicht wäre das mal eine Maßnahme, ihn auf die Fehler im eigenen System hinzuweisen.

 

Zum Film:

Anfangs zögerlich, zum Ende hin jedoch deutlich energisch, klar und – unserer Meinung nach – fair und transparent reisen Manfred Ladwig und Thomas Reutter um den Globus um den FSC von allen möglichen Seiten zu beleuchten. Hierbei versuchen sie wiederholt, mit FSC-Vertretern, zertifizierten Firmen und anderen Repräsentanten der Gegenseite in Kontakt zu kommen. Einzig FSC-CEO Kim Carstensen setzt sich vor die Kamera. Und sagt dann doch nichts, was inhaltlich irgendwie verwertbar wäre.

 

Gegendarstellung:

Der FSC äußert in seiner Gegendarstellung seine “Erschütterung” über die “einseitige Darstellung”. Wir fragen uns, welchen Film genau die Autoren dieser Gegendarstellung gesehen haben. Uns ist in jedem Fall positiv aufgefallen, wie häufig die Autoren bemüht waren, die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen – und wie oft sie damit (meist ohne wirkliche Begründung) vor verschlossenen Türen standen!

In Ermangelung der Wahrscheinlichkeit, dass eine Gegendarstellung unsererseits zur Gegendarstellung irgendeinen Effekt hätte, zumal die Fronten klar sind, möchten wir nur so viel anmerken:

  • Zitat aus der FSC-Gegendarstellung: “Wir wollen diese Gelegenheit nutzen, um anhand von Fakten sowie gründlichen Recherchen, unsere Erfahrungen und Positionen zu jedem der Hauptthemen des Films darzulegen.”
    • Wir fragen: wer unterstellt jetzt wem subliminal, nicht gründlich zu recherchieren?
  • Zitat aus der FSC-Gegendarstellung: “Auch wenn wir uns als FSC bewusst sind, dass unsere Arbeit in einigen Bereichen noch weiterentwickelt und verbessert werden muss, sind wir bestürzt darüber, wie schamlos hier Fakten verdreht wurden.”
    • Wir freuen uns sehr über dieses Eingeständnis, und hätten sehr gerne ein paar Beispiele für Fälle, in denen die Arbeit des FSC verbessert wurde. Der aktuelle FSC-Standard für Deutschland, beispielsweise, ist eine noch weicher, unkonkreter, in manchen Vorgaben sogar nicht gesetzeskonform!
      • wir verweisen hierfür auf unsere Stellungnahme zum UNIQUE-Gutachten für die FSC-Zertifizierung des Staatswaldes in Hessen
  • Zitat aus der FSC-Gegendarstellung: “Wir sind entsetzt über den Versuch, FSC mit diesen Aktivitäten in Verbindung zu bringen und lehnen Gewalt, illegalen Holzeinschlag, Missachtung der Menschenrechte und Waldvernichtung kategorisch ab. Derart unethisches Verhalten hat keinen Platz im Rahmen der FSC-Zertifizierung und führt, wenn dies in konkreten Fällen belegt werden kann, zum kompletten Ausschluss dieser Akteure aus dem FSC.”
    • Gegenbeispiel: das Unternehmen Schweighofer, gegen das vom WWF im November 2015 Beschwerde wegen Assoziation mit illegalem Holzeinschlag eingelegt wurde. erst 1,5 Jahre (um Kritik vorzubeugen: 15 Monate) später erst wurde Schweighofer auf “Bewährung” gesetzt, direkt im Anschluss wurden die Konditionen erarbeitet, unter deren Einhaltung Schweighofer weiter im FSC verbleiben darf. Während des gesamten Zeitraumes hat die Schweighofer-Gruppe das Siegel weiter getragen. Ein Ausschluss aus dem FSC scheint nicht einmal erwogen worden zu sein, stattdessen wurde sofort daran gearbeitet, die Firma in der FSC-Familie zu halten.
    • eine Auflistung der gesamten Zeitlinie findet sich (in englischer Sprache) auf der Website des FSC: Link

-> Um es im Zeitalter der Social Media-Kommunikation visuell auszudrücken, weitere Beispiel- Presseberichte:

 

 

 

Unser Fazit:

Dass wir die Dokumentation ausdrücklich begrüßen dürfte aus den vorherigen Zeilen sowie aus unserer vorherigen Arbeit schon deutlich hervorgehen. Trotzdem möchten wir auch hier wieder ausdrücklich die Wichtigkeit der eigenen Meinungbildung betonen. Falls hierfür weitere Informationen oder einfach nur ein Ansprechpartner benötigt werden, stehen wir gerne zur Verfügung!

Abschließend möchten wir den beteiligten Journalisten unseren tiefen Respekt aussprechen. In Anbetracht der Ungerechtigkeit, der (und wir bedienen uns hier bewusst der Wortwahl aus der FSC-Stellungnahme) “Schamlosigkeit” des Vorgehens der angeprangerten Firmen und des teilweise mindestens in Graubereichen agierenden FSCs

(ja, wir haben es gesagt – wir erwarten Ihre Zuschriften und freuen uns auf den Diskurs!)

noch neutral und fair zu bleiben zeugt von fachlichem Können und dem Mut, gegen einen Branchenriesen aufzustehen, sich nicht einschüchtern zu lassen. Neutralität gelingt uns, wie den Texten dieser Website zu entnehmen ist, trotz bester Vorsätze leider nicht immer.

Manchmal überwiegt einfach die Wut über die Machtlosigkeit, einen milliardenschweren Riesen, der sich hinter Prestige und NGO-Unterstützung gemütlich nieder gelassen hat und keinen Grund sieht, sein Verhalten auch nur ansatzweise zu überdenken, wieder und wieder irgendwie in Bewegung kriegen zu wollen.

Wir hoffen, dass Ladwig/Reutter hierzu einen weiteren Beitrag liefern konnten.

Nachtrag:

auch unsere Partner von FSC-watch kommentierten den Film ausführlich. Die englischsprachigen Beiträge finden sich auf deren Website, oder spezifischer genau hier:

In denial: FSC’s response to the ARTE documentary

ARTE Documentary: Logging companies clearcutting Russia’s primary forest and hiding behind the FSC label

ARTE Documentary: FSC-certified destruction of Sweden’s primary forests

ARTE Documentary on Veracel, Brazil: Villagers are being “wiped out by eucalyptus”

What the ARTE Documentary didn’t tell us about IFO’s concession in the Republic of Congo: Massive forest fires, a hydropower dam, and mining concessions

ARTE Documentary: Bozovich and the scandal of “controlled wood” in Peru. FSC is “no guarantee of legality”

ARTE Documentary: IFO has deprived Indigenous People of their livelihoods in the Republic of Congo

ARTE documentary: How FSC fails to address illegal timber from Cambodia being exported from Vietnam with an FSC label

ARTE journalists’ visit to CIB’s concession in the Republic of Congo

deutsche Übersetzungen werden nach uns nach auch bei uns gepostet:

FSC-watch kommentiert die ARTE Dokumentation: Bozovich und der Skandal um “Controlled Wood” in Peru

 

 

Generelles Pestizidverbot

Der aktuelle FSC-Standard besagt zu Pflanzenschutzsmitteln:

An diesem Thema lassen sich gleich mehrere Kritikpunkte gut veranschaulichen:

  1. der FSC hat das Rad nicht neu erfunden, vorsichtigen Umgang mit Pestiziden gibt es in der deutschen Waldwirtschaft seit jeher
  2. FSC-Vorgaben stehen in einigen Fällen in Widerspruch mit deutschen Gesetzen
  3. falsch verstandener regionaler “Umweltschutz” kann fatale globale Folgen haben

  1. der FSC hat das Rad nicht neu erfunden

Beim Thema Pestizideinsatz – wie auch bei vielen anderen Themen – suggeriert der FSC, dass ohne sein Eingreifen unverantwortlich gehandelt werde. Für den Einsatz von Pestiziden bedeutet das, dass der Eindruck erweckt wird, ohne die FSC-Regelung würden große Mengen Pestizide ausgebracht, ohne jedoch gar keine mehr.

Tatsächlich werden in Deutschland bereits ohne FSC nur sehr geringe Mengen Pestizide verwendet. Von den vom FSC verbotenen Insektiziden sind in Deutschland, Stand Juli 2018, sowieso nur noch fünf Mittel zweier Wirkstoffe gesetzlich zugelassen – z. B. Karate Forst Flüssig und Fastacc Forst. In den Jahren 2016 bis 2018 wurden in Hessens Wäldern 106,2 kg Insektizidwirkstoffe verwendet – für die Bewältigung einer Großkalamität. Für beispielsweise die Waldfläche des Bundeslandes Hessen von 320.000ha sind das 53,5 kg – oder 0,17 g pro Hektar pro Jahr. Die Insektizide wurden fast ausschließlich zur Borkenkäfer-Bekämpfung im Rahmen der Polterspritzung (ca. 68.000 fm = 1,56 g pro Festmeter Polterholz zum Schutz gegen holzbrütende Borkenkäfer) verwendet. Herbizide oder Fungizide werden schon lange nicht mehr eingesetzt. Bei den Rodentiziden waren es insgesamt 14,4 kg – oder auch 0,045 g pro Hektar.

Zum Vergleich: Insgesamt wurden 2015/16 rund 35.000 Tonnen Pestizidwirkstoffe/Jahr in der deutschen Landwirtschaft ausgebracht. Das sind nach Berechnungen des Umweltbundesamtes durchschnittlich 8,8 kg Pflanzenschutzmitteln beziehungsweise 2,8 kg andere Wirkstoff je Hektar Anbaufläche pro Jahr (Berechnung für 2015 ohne inerte Gase, bei ca. 12,1 Millionen Hektar Ackerland und Dauerkulturen).

Selbst Privatpersonen/Haushalte verwenden ein Vielfaches der von Förstern eingesetzten Menge.

  1. falsch verstandener regionaler “Umweltschutz” kann fatale Folgen haben

Man kann also zu der Schlussfolgerung gelangen, dass die deutsche Waldwirtschaft schon jetzt Pestizide nur dann eingesetzt, wenn andernfalls eine großflächige Vernichtung von Holz als Rohstoff droht. Genau das verstehen, als FadFSC Arbeitsgruppe, unter „nachhaltiger“, globaler Waldwirtschaft. Denn wenn dieses Holz vernichtet werden würde, müsste der Ersatz von anderswo mit entsprechenden ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen eingeschlagen und nach Deutschland transportiert werden (siehe Kapitel Flächenstilllegungen).

Statt den Einsatz von Pestiziden stark zu limitieren, erhöht der FSC lediglich den bürokratischen Aufwand für den Pestizideinsatz – wie beispielsweise auch der hessische Rechnungshof festgestellt hat: http://www.fragen-an-den-fsc.de/?p=1995

und im aktuellen FSC-Standard beschrieben als:

  1. FSC-Vorgaben stehen im Widerspruch zu deutschen Gesetzen

Ein übergreifendes Verbot von Pestiziden widerspricht nicht nur dem Interesse, die Ressource Holz bestmöglich zu schützen und damit „nachhaltig“ einzusetzen, sondern auch den deutschen Gesetzen. Nach der Kalamität Anfang 2018 haben etliche Forstämter Anträge für Ausnahmen vom Pestizidverbot gestellt, da sie hierzu gesetzlich verpflichtet sind. Im Kern propagiert der FSC damit also eine Forderung, von der er weiß, dass Zertifikatnehmer sie im Kalamitätsfall nicht einhalten können und konterkariert sich hierdurch selbst.

  1. Fehlender Weitblick und fundierte Fachkenntnisse führen zu populistischen, nicht wissenschaftlich fundierten FSC-Standards.

Natürlich sind Pestizide nicht zweifelsfrei unbedenklich und sollten dementsprechend nicht leichtfertig eingesetzt werden.

Jedoch wird der weitaus größte Teil des ausgebrachten Mittels im Forst mit dem behandelten Holz abgefahren wird und verbleibt damit nicht im Wald beziehungsweise auf der
Fläche.  Hinzu kommt, dass beispielsweise Karate Forst Flüssig in einem relativ kurzen Zeitraum zu einem „ökologisch ungefährlichen Abbauprodukt“ zerfällt und „mit organischen Bestandteilen und Bodenteilchen feste Colloid-Bindungen ein[geht] und
dann im Boden, respektive Niederschlagswasser, nicht mehr mobil [ist], […] also nicht in das Grundwasser ausgewaschen werden“ kann.

Eine gravierende toxische Auswirkung für das umgebende Ökosystem können wir dementsprechend nicht sehen und empfinden die Bewertung, dass ein gänzlicher Verzicht auf einen so geringen Insektizideinsatz als bedeutende Umweltschutzmaßnahme eingestuft werden kann, als gelebte Satire.

Dass ein Pestizideinsatz im Staatswald immer einer behördlichen Genehmigung bedarf sollte einen leichtfertigen Gebrauch unserer Meinung nach ausreichend einschränken. Zudem wird nicht sachgerechter Gebrauch bereits jetzt mit relativ hohen Geldstrafen geahndet. Dementsprechend – und wir möchten an dieser Stelle betonen, dass wir nicht aus monetären, sondern aus einer breiten, globalen, zukunfsorientierten Perspektive argumentieren! – muss die Frage gestellt werden, ob der FSC überhaupt weiß, was er tut.

Im Laufe der letzten Jahre kommen wir immer wieder zu der Erkenntnis, dass er das nicht tut.

All die oben genannten Zahlen und Zusammenhänge werden vom FSC weder selbst in Betracht gezogen, noch zur Kenntnis genommen, wenn wir und andere hierauf hinzuweisen versuchen. Der FSC empfiehlt, Alternativverfahren zum Pestizideinsatz heran zu ziehen, damit eine Behandlung von befallenem Rundholz nicht notwendig ist. Scheinbar ist er sich jedoch nicht ansatzweise bewusst, dass hierfür in Deutschland nicht annähern ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen.

Wir empfinden dieses Halbwissen als äußerst bedrohlich und fragen uns: wie kann es sein, dass die Zukunft der globalen Wälder in die Hände eines privatwirtschaftlichen Unternehmens gelegt wird, obwohl dessen Forderungen oft jedweder Grundlage entbehren?

Die SPD wird nachdrücklicher – Kleine Anfrage zu Rückegassenabständen

Im Zuge der FSC-Diskussion in Hessen stellte die SPD Anfang dieser Woche vier neue Kleiner Anfragen zu spezifischen Themen der FSC-Zertifizierung und deren Auswirkungen auf die Waldbewirtschaftung in Hessen. Wir haben dies erfreut zur Kenntnis genommen und sind sehr gespant, wie das Ministerium darauf reagiert.

Bei einer davon handelte es sich um eine Auseaindernsetzung zu

Rückegassenabständen

Die Antwort der Landesregierung findet sich hier:

Antwort 06593

Inkorrekte Beschreibungen des FSC I – Memo-Onlineshop

Wir verwenden dies als Beispiel für die zahlreichen Fälle, in denen der FSC falsch oder unzureichend beschrieben wurden. Leider haben wir nicht die Kapazitäten, auf jeden dieser Fälle hinzuweisen, wollen jedoch betonen, dass wir im Rahmen unserer Möglichkeiten die Urheber anschreiben und um Richtigstellung ersuchen.

Beispielhaft hier das Anschreiben an den Online-Öko-Büromaterialhändler “memo”:

 


Sehr geehrtes Team des Memo-Onlineshops,

Sehr geehrte Frau Wolf,
Sehr geehrter Herr Kraiß, Herr Schähling, Herr Wold und Herr Wolf,

wir sind heute auf der Suche nach Recycling-Kopierpapier in Ihrem Shop darauf aufmerksam geworden, dass Sie den FSC als wie folgt beschreiben: die “gemeinnützige und international tätige Organisation […] setzt sich für ökologische und sozialverträgliche Waldbewirtschaftung ein und vergibt das FSC-Umweltzeichen für Produkte, deren Holz aus vorbildlich bewirtschafteten Wäldern stammt.” Leider müssen wir dieser Einschätzung in vielen Punkten widersprechen.

Der FSC ist keinesfalls eine gemeinnützige Organisation. Es gibt gemeinnützige Tochterorganisationen, hierbei handelt es sich jedoch um einen schwindend kleinen Anteil des Unternehmenskomplexes. Die Organisation ist zudem zwar international tätig, die Landesgruppen handeln jedoch größtenteils unabhängig voneinander. Die Standards werden beispielsweise in jedem Land und nur für das Land entwickelt, was dazu führt, dass in Nachbarländern mit gleichen oder sehr ähnlichen klimatischen Bedingungen teilweise massiv voneinander abweichende Arten der Bewirtschaftung als “nachhaltig” verkauft werden. Auch ist der FSC keine Umweltorganisation und vergibt keine Umweltzeichen, was er wohlweißlich auch niemals für sich in Anspruch nimmt. Wir wenden uns im Falle solcher FSC-Darstellungen meist mit der Bitte an den entsprechenden Handel, den FSC einer kritischen Prüfung zu unterziehen und sich ausführlicher zu informieren. Im Falle von Memo gehen wir zudem davon aus, dass eine Richtigstellung der obigen Beschreibung für Sie als “fairen” Onlineshop zum Zwecke der sachgerechten Konsumtenaufklärung unabdinglich ist.

So, wie er aktuell in Deutschland agiert, bewirkt er das absolute Gegenteil von dem, was er propagiert; seine Forderungen zum Rückegassenabstand stellen eine massive Erhöhung des Sicherheitsrisikos für Waldarbeiter dar (so viel zur sozialen Nachhaltigkeit), seine Forderung zu einer Stilllegung von 10% der deutschen Waldfläche führt andernorts zur Zerstörung von unersetzbaren Primärwäldern und damit einher gehendem Auftauen von Permafrostböden. Und leider ist dies kein Einzelbeispiel. Tatsächlich ist der deutsche Standard mit großem Abstand der “strengste” (leider nur ohne wissenschaftlichen Hintergrund), da die NGOs hier traditionell sehr stark sind.

Weitere Informationen hierzu stellen wir auf Nachfrage sehr gerne bereit. Besuchen Sie auch unseren Blog www.fragen-an-den-fsc.de. Über eine Kenntnisnahme, Hinterfragung und gerne auch Kontaktaufnahme würden wir uns sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen,
Arbeitsgruppe FadFSC

 

 

“Markt” kritisiert den FSC – sehenswerter Kurzbeitrag!

In ihrem Beitrag vom 06.06.2018 setze sich die WRD-Verbrauchersendung “Markt” unter anderem auch mit der FSC-Zertifizierung auseinander. In wenigen Minuten geht die Sendung gezielt auf FSC-Problematiken wie die uneinheitlichen Standards, den erlaubten Kahlschlag in Ländern wie z.B. der Ukraine sowie fragwürdige Äußerungen von Herrn Sayer, Geschäftsführer von FSC Deutschland ein.

Für uns besonders interessant: Da es sich um ein Verbrauchermagazin handelt, werden am Ende Ratschläge für einen “guten” Holzkonsum gegeben. HIer wird ausdrücklich nicht das FSC-Siegel empfohlen, sondern eine längere Nutzung beziehungsweise ein Ankauf aus zweiter Hand. Obwohl das Thema Nachhaltigkeit, wie die Moderatorin sagt, sehr komplex ist – kein Neukauf ist unserer Auffassung nach die sicherste Methode, nachhaltig zu konsumieren.

Der vollständige Beitrag steht in der ARD-Mediathek zur Verfügung:

… und wer nur den Ausschnitt zum FSC sehen möchte, wird hier fündig: https://www1.wdr.de/verbraucher/freizeit/holzsiegel-100.html

Auf der gleichen Seite finden sich auch weitere Informationen zu anderen Zertifikaten. Leider müssen wir hier noch zu bemängeln, dass

  • der FSC auch nach eigener Aussage kein Ökosiegel ist, der Artikel dies jedoch unterstellt
  • trotz deutlicher und klarer Kritik im Beitrag im Text dann doch wieder Greenpeace und damit eine deutliche Kaufempfehlung für FSC-Holz zitiert wird. Auch die Überschrift “Beste Alternative trotz Mängel” widerspricht hier leider dem Beitrag, der sich deutlich gegen Siegel-Holz und für längeren Gebrauch und 2nd hand waren ausspricht
  • der Hinweis auf den BUND nicht unproblematisch ist, da es sich hierbei um einen der großen Unterstützer des FSC handelt. Gleichzeitig generiert der BUND durch den FSC jedoch Einnahmen, sodass die Unabhängigkeit zumindest in Frage steht
  • auf die 10 BUND-Kaufempfehlungen gehen wir in einem separaten Artikel ein

 

Ansonsten schließen wir uns gerne der von Markt vorangestellten Einschätzung an:

“”Den einfachen sorgenfreien Holzkauf gibt es nicht”, sagt Martin Reinold, Waldexperte beim Ökoverband Naturland. Denn obgleich Holz als ein natürlicher und nachwachsender Rohstoff gilt, hängt die Umweltbilanz stark von der Baumart, Herkunft und Verwendung ab.”

 


 

Edit: Wir sind durch das Studium der Sendung und des damit einher gehenden Artikels darauf aufmerksam geworden, dass die angesprochenen FM Zertifikate für die Ukraine nirgendwo online verfügbar sind. Dementsprechend haben wir uns mit folgendem Schreiben an “den FSC” gewendet:

 

Sehr geehrte Damen und Herren der FSC Global Development GmbH
oder
Sehr geehrte Damen und Herren der FSC International Center GmbH,
oder
Sehr geehrte Damen und Herren des FSC a.c.,

wie Ihnen sicherlich bekannt ist haben wir in den letzten Jahren aufmerskam die Entwicklungen des FSC in den Medien verfolgt. Über einen Bericht der Verbrauchersendung Markt und einen damit verbundenen Artikel auf der Website der ARD, dem Recherchen unsererseits folgten, sind wir nun darauf aufmerksam geworden, dass für die Ukraine keine FM-Zertifikate in der entsprechenden Datenbank auf info.fsc.org zu finden sind. Gibt es hierfür einen speziellen Grund?

Wir verbleiben mit freundlichen Grüßen,
Arbeitsgruppe FadFSC

PS: Entschuldigen Sie die verschiedenen Anreden, leider wird aus Ihrem Impressum nicht deutlich, an wen genau wir uns gerade wenden.

 

 

 

Mann, Sieber! – Endlich Siegel-Satire im öffentlichen Fernsehen!

In ihrer Sendung vom 15.Mai 2018, und damit kurz vor der Sommerpause, setzte sich die ZDF-Satiresendung “Mann, Sieber!” mit der Siegelproblematik auseinander. Zwar wurde hier vor allem mit dem Marine Stewardship Council aufgeräumt, wir sind jedoch vor allem begeistert, dass endlich eine kritische Auseinandersetzung auch in nicht-Dokumentationsmedien ankommt, und damit unser Anliegen in breiteren Kreisen verbreitet wird. Und das mit hervorragender, treffender Satire! Der gesamte Beitrag ist aktuell noch in der ZDF-Mediathek zu finden, alternativ auch auf YouTube

https://www.youtube.com/watch?v=LV9mOk0XvHo

Unser Antwortschreiben an die Redaktion und die beiden Moderatoren folgt wie immer unter diesem kurzen Artikel, über weitere Entwicklungen halten wir Sie selbstverständlich informiert.

 


Auch die pdf steht wie immer zum Download bereit: Mann, Sieber!


Sehr geehrtes Team von Mann, Sieber!,

mit großer Begeisterung haben wir Ihre Sendung zu Nachhaltigkeit, Siegeln und dem „Hände in Unschuld waschen“ verfolgt. Wir sind eine kleine Gruppe, die sich gegen den Forest Stewardship Council (FSC) engagieren. Unser Ziel hierbei ist eine breitere Aufklärung über Siegel.

Sie haben in Ihrem Beitrag bereits Kritik am MSC geäußert und unserer Meinung nach damit einen wichtigen Beitrag geleistet, die Siegelproblematik endlich in den deutschen Medien zu etablieren. Bisher haben sich nur einige wenige getraut, sich negativ zu äußern, weswegen wir ihre satirische Auseinandersetzung hiermit umso mehr begrüßen. Eine Fortsetzung einer solchen, insbesondere auch satirischen, Aufarbeitung würden wir sehr gerne unterstützen.

In der Orientierung hin zu weniger Plastik (die, verstehen Sie uns nicht falsch, absolut notwendig ist!) wird oft Holz als nachwachsender Rohstoff gelobt. Leider gewinnt hierdurch aber der FSC immer mehr an Macht, denn die Skepsis gegenüber Siegeln wird nur ausgesprochen selten mit vermittelt. Diese ist jedoch zwingend notwendig. Wir wissen nicht, inwieweit Sie sich während Ihrer Recherchen auch mit dem FSC auseinander gesetzt haben, können Ihnen jedoch versichern, dass er mit dem MSC auf einer Ebene agiert. Allerdings haben die Handlungen, die er unter dem Begriff „Naturschutz“ proklamiert, gravierende ökologische Auswirkungen, deutlich gravierender sogar als beim MSC. Lassen Sie uns unsere Kritik nur kurz umreißen:

Der FSC ist ein Unternehmen mit Sitz in Mexiko. Hinzu kommen zahlreiche Tochter- Unternehmen, von denen nur ein kleiner Bruchteil Not for Profit ist. Der FSC ist mitnichten demokratisch. Der Problematik um den Begriff der Nachhaltigkeit ist der FSC sich sehr bewusst. Er nutzt ihn niemals um sich selbst zu beschreiben. Auch die Bezeichnung „Ökosiegel“ negiert er. Trotzdem wird er mit beiden in Verbindung gebracht und in fast jeder Veröffentlichung so betitelt. Wissenschaftlichkeit sucht man im FSC-System vergeblich. Quellen sind, sofern Sie denn angegeben werden (meist verzichtet er auf jegliche Begründung) NGO-nah. Von Glaubwürdigkeit oder von „bestmöglichen Praktiken“ kann hier nicht mehr gesprochen werden.

Im Bundesland Hessen wurde vom Landesforst ein Gutachten zum Nutzen und den entstehenden Kosten durch FSC-Zertifizierung erstellt. Dieses wurde lange Zeit vom (grünen) Umweltministerium unter Verschluss gehalten und ist auch jetzt nur geschwärzt einsehbar. Auch das anschließend bei der Firma UNIQUE forestry and land use GmbH3 in Auftrag gegebene Gegengutachten erzielte nicht das gewünschte positive Ergebnis sondern bestätigte die Schlussfolgerungen von HessenForst AöR. In der anschließenden Stellungnahme wurden diese Fakten jedoch konsequent ignoriert, die von UNIQUE genannten 8 Mio € Mehrkosten mit keinem Wort erwähnt, stattdessen 3.5 Mio Mehreinnahmen aufgeführt, von der an keiner Stelle des Gutachtens die Rede ist. Die (grüne) Politik in Hessen scheint bereit zu sein, den FSC um jeden Preis durch zu setzen, und ignoriert dabei angestrengt alle sachlichen Fakten (allein das ist schon gelebte Satire:

Das vom FSC angestrebte generelle Pestizidverbot beinhaltet größtenteils Posten, die in der BRD ohnehin verboten sind. Auf Fungizide und Herbizide wird in der deutschen Forstwirtschaft schon seit langem verzichtet. Insektizide werden nur zur Abwehr drohender größerer Schäden und Schäden am geernteten Holz mit strengen Restriktionen eingesetzt, wenn alle anderen Möglichkeiten erschöpft sind. Dieses Vorgehen ist im Übrigens auch behördlich vorgeschrieben, bei Einhaltung der FSCRegularien würde bewusst dagegen verstoßen werden müssen. Hintergrund ist, dass es durch den kategorialen Ausschluss der Nutzung im Fall einer Kalamität zu schwersten Schäden am Holz und in naheliegenden Waldbeständen käme, in Hessen würde hierdurch 2018 ein zweistelliger Millionenbetrag vernichtet (Holz, das an anderer Stelle mit z.T. verheerenden ökologischen Folgen wieder eingeschlagen und importiert werden muss). Zudem handelt es sich meist um Kontaktgifte, die nur lokal wirken und schnell abgebaut werden können. Verstehen Sie uns nicht falsch, wir sind generell weder für Dünge- noch für Spritzmittel. In diesem Fall sind sie jedoch das deutlich kleinere Übel. Und die Regelung macht sich spätestens dann lächerlich, wenn man sich von diesem Verbot in Ausnahmefällen gegen eine Gebühr befreien lassen kann. Zum Thema regenerative Energien und damit der Bereitstellung von Strom und Wärme aus Holz-Biomasse wurden ebenfalls wegweisende Entscheidungen getroffen, die vom FSC wieder in Frage gestellt werden. Die „Nährstoffmanagementsysteme“ regeln, bei welchen Böden Nichtderbholz (Holz unter 7cm Durchmesser) aus dem Wald entnommen werden darf und bei welchen nicht; nun sollen diese bewährten Regelungen durch ein generelles Entnahmeverbot ersetzt werden – das ähnliche Probleme durch die Alternativbeschaffung mit sich bringt wie die im Folgenden erwähnte Flächenstilllegung. Auch hier spiegelt der vom FSC suggerierte Zusammenhang zwischen Nährstoffgehalt des Bodens und „Wert“ eines Ökosystemes nicht den aktuellen Forschungsstand wider.

Da Sie in Ihrem Beitrag so viele Zahlen genannt haben, lassen Sie uns das auch tun. Der FSC will 10% der hessischen Waldfläche still legen (also aus der Bewirtschaftung nehmen). Das hat zur Folge, dass aufgrund von weniger ausgereiften Ernte- und Produktionsbedingungen letztendlich in borealen Wäldern 30% mehr Holz eingeschlagen werden muss um die gleiche Endproduktmenge zu produzieren. Dementsprechend werden für die Nichtnutzung von 32.000 ha in Hessen pro Jahr in borealen Wäldern etwa 16.000 ha pro Jahr kahl geschlagen werden. Innerhalb von nur zwei Jahren wird also die in Hessen still gelegte Fläche in borealen Wäldern zerstört. Durch die forstwissenschaftliche Nutzung in Form von großflächigen Kahlschlägen tauen die Permafrostböden auf und setzen große Mengen Methan frei, das im borealen Gürtel bis zu 400mal klimawirksamer ist als CO2. Außerdem werden durch das Kahlschlagsystem ganze Habitate zerstört. Die verbleibenden „Ökosysteme“ sind oft lebensfeindlich. Das so geerntete Holz muss dann wiederum nach Deutschland transportiert werden. Das entspricht jährlich:

· 54.000 t zu transportierende Güter

· Hierfür werden 2.252 LKWs benötigt, hintereinander gestellt entspricht das einer Schlange mit 41km Länge

· Diese müssen eine Distanz von (hypothetischen) 5.000km zurück legen, das entspricht einer Gesamtdistanz von 11.264.000 km

· Hierfür werden etwa 2.279.200 Liter Diesel verbraucht, ein Liter Diesel erzeugt 2.64kg CO2

· Die 2.252 LKWs produzieren also 8.921t (!)CO2

· Hierbei werden jährlich etwa 10 LKWs verbraucht

Dementsprechend ist vollkommen unverständlich, dass auf einer derartigen Zertifizierung beharrt wird. Die einzig nachhaltige Folge der Handlungen des FSC ist die Sicherung des eigenen Arbeitsplatzes. Völlig unter den Tisch fällt dabei mit sicherer Regelmäßigkeit, dass schon per se durch unsere bestehenden Bundes- und Landeswaldgesetze sowie deren Durchführungsverordnungen die wesentlichen Forderungen der Forstzertifikate (FSC und PEFC) sicher gestellt sind und dort v.a. einer staatlichen Kontrolle unterliegen. Die Einhaltung der vielfältigen Regelungen wird schon alleine durch die zahlreichen begleitenden Gesetzgebungen (Länder wie Bund; Naturschutzgesetzen, Wasserschutzgesetzen, Bodenschutzgesetzen, Emissionsschutzgesetzen etc) sichergestellt. Durch zusätzliche Label und Siegel sind also auch ökologisch keine wesentlichen Verbesserungen zu erwarten.

Sollten Sie weitere Informationen benötigen stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie diese Themen in Ihren weiteren Beiträgen weiter aufgreifen würden, damit die deutsche Gesellschaft aufgeklärt und befähigt wird, sich selbst eine kritische Meinung zu bilden.

 

Mit freundlichen Grüßen,

Arbeitsgruppe Fragen an den FSC

Kleine Anfrage zu den Auswirkungen auf den Wald durch Orkan Frederike

Um Zuge der zunehmenden fachlichen Vertiefung der Diskussion um die FSC-Zertifizierung für den Hessischen Landesforst hat die SPD am 23. März eine erneute Kleine Anfrage an das Landesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gestellt.
Wie immer ist diese auf der Website des Landtages zu finden: Kleine Anfrage betreffend Auswirkungen auf den Wald durch Orkan Frederike.

Stellungnahme auf kleine Anfrage bezüglich des FSC -Gutachtens durch die Firma UNIQUE

Am 16. Januar 2018 veröffentlichte der hessische Landtag die Antwort des Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, vertreten durch Frau Ministerin Priska Hinz, die Antwort auf die Kleine Anfrage der SPD vom November 2017.

Da wir aktuell an einer Stellungnahme zum Gutachten der Firma UNIQUE arbeiten hat unsere Antwort auf die oben genannte Veröffentlichung einige Zeit in Anspruch genommen und wird nur hier und nur interessierten Lesern zugänglich gemacht, da unser Hauptfokus aktuell auf dem Gutachten liegt. Trotzdem soll der Vollständigkeit halber hier darauf hingewiesen werden.

Flächenstilllegungen

Der am 01.06.2018 in Kraft getretene FSC-Standard 3.0 fordert:

Naturwaldenwicklungsflächen sind hierbei definiert als:

 

Von direkten menschlichen Eingriffen ungestörte Flächen, die unter besonde­rer Berücksichtigung der Biotopwertigkeit und des Entwicklungspotenzials der Flächen für den Natur- und Artenschutz ausgewählt werden. In den Flächen unterbleiben Nutzungseingriffe außer den erforderlichen jagdlichen Maßnah­men entsprechend Indikator 6.6.1 sowie Verkehrssicherungsmaßnahmen und die Ernte von Saatgut, sofern vergleichbare lokale Herkünfte anderweitig nicht verfügbar sind. Entwicklungs- und Pflegemaßnahmen sind möglich, wenn der Arten- und Biotopschutz dies erforderlich macht. Die Naturwaldentwicklungs­flächen bilden ein Netz aus Quell- und Trittsteinbiotopen, insbesondere für Arten, die auf die Alters- und Zerfallsphasen des Waldes angewiesen sind: Grö­ßere Flächen minimieren Randeffekte und sichern das konstante Vorkommen bedeutsamer Waldstrukturen. Sie dienen als Rückzugs- und Spenderflächen. Kleinere Flächen erfüllen dabei eher Trittsteinfunktionen. Je nach örtlicher Gegebenheit kann auch die Auswahl von Kleinstflächen (> 0,3 ha) zur Sicherung der Habitatkontinuität und zur Vernetzung größerer Flächen sinnvoll sein (z.B. reliktäre Vorkommen von Hutewaldeichen; kleinflächige Sonderbiotope).

 

Das Konzept der Flächenstilllegung/Ausweisung von Referenzflächen erweist sich in mehrfacher Hinsicht als problematisch:

  1. Definitionsunklarheit

Erst einmal ist diese Definition, die hier zugegebenerma­ßen nur sehr verkürzt dargestellt wird, nur schwer erfassbar. So stellt sich beispielsweise die Frage, wie in einem deutschen Wald heutzutage auch nur ein Baum von anthropogenen Einflüs­sen ungestört sein kann. Das reicht von der Tatsache, dass auch diese Flächen von Erholung­suchenden genutzt werden und dementsprechend jedes Gefährdungspotenzial ausgeschlossen werden muss (also eben doch direkt eingegriffen wird), bis hin zu indirekten Einflüssen wie zum Beispiel Luftverschmutzung, Schall und Klima.

  1. Regional-ökologischer Naturschutz vs. globale Nachhaltigkeit

Abgesehen von dieser „philosophischen Problematik“ kritisieren wir, dass der Ausschluss be­stimmter Flächen aus der Bewirtschaftung genau das Gegenteil von dem bewirkt, was der FSC propagiert. Auch wenn man den stillgelegten Flächen einen ökologischen Mehrwert zuspricht (was nicht ansatzweise wissenschaftlich erwiesen ist84), ist dieser „Naturschutz“ sehr lokal gedacht und kann dementsprechend nur eingeschränkt als solcher betrachtet werden. Außer­dem würde ein Unterschied zwischen bewirtschafteten und stillgelegten Flächen frühestens nach Generationen zu beobachten sein. Diese Praxis hat jedoch direkte, gravierende globale Konsequenzen; ein Vielfaches der stillgelegten Fläche wird in borealen Wäldern vernichtet. Insofern handelt es sich zwar um eine lokale Bewirtschaftung, die allerdings in globalem Zu­sammenhang steht:

Der inländische Holzmarkt, der mit der Förderung von Holz als (nachwachsendem, „natürlichen“, „umweltfreundlichen“) Baustoff kontinuierlich wächst, kann auf das Holz von den stillgelegten Flächen nicht verzichten. Schon heute werden nur rund 50%85 des deutschen Verbrauches auch in deutschen Wäldern geschlagen. Durch Ausschluss weiterer lokaler Flächen aus der Nachfra­gebefriedigung müssen nun auch noch die „eingesparten“ Mengen andernorts eingeschlagen werden. Angrenzende Märkte können diesen Bedarf in der Regel nicht decken. Stattdessen wird das Holz also aus Primärwäldern importiert, aus „unberührter“ Natur, die dadurch unwiderruf­lich verloren geht.

Hierzu eine exemplarische Rechnung für den hessischen Staatswald, basierend auf dem Standard 3.0 (da dieser am 01.06.2018 in Kraft trat). Wir erheben keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder Korrektheit dieser Zah­len, möchten sie jedoch nutzen um die Größenordnung und Absurdität der FSC-Rechnung zu verdeutlichen:

    • Der Landesbetrieb HessenForst betreut eine Waldfläche von 341.516 ha, die von einer Flächenstillegung betroffenen 10% entsprechen also ca. 34.000 ha
    • Der jährliche Zuwachs im hessischen Staatswald betrug 2016 ca. 7 m³ je Hektar, die Nutzung 6 m³ je Hektar
    • Das bedeutet einen Jahreseinschlag von insgesamt etwa 2.049.096 m³.86

Im Fall einer Flächenstilllegung wird natürlich auch weniger Holz eingeschlagen – Ersatz da­für muss dann aus anderen Quellen bezogen werden: aus den Wäldern in osteuropäischen Län­dern und schlussendlich vor allem aus borealen Wäldern (für Koniferen).

Für das folgende Beispiel legen wir dies zugrunde:

          In borealen Wäldern…

    • … wachsen pro Jahr und Hektar ca. 1 bis 1,5m³ [1]
    • … stehen 30-40 m³ erntefähiges Holz pro Hektar Holzbodenfläche[2]

           Das heißt…

    • bei einer Flächenstilllegung von 10% entspricht dies einer Fläche von 34.152 ha in den vom Landesbetrieb HessenForst betreuten Wäldern
    • Dies entspricht wiederum einer genutzten Holzmenge von 204.910 m³ bei 6 m³/ha/a
    • Dies entspricht wiederum einer Kahlschlagfläche von 5.579ha im borealen Nadelwald (unterstellt wurden hier 37 m³ erntefähiges Rundholz/ha Holzbodenfläche in Russland).

Zur Vereinfachung der Rechnung werden Parameter wie z.B. unterschiedliche Ernteverluste aufgrund von unterschiedlicher technischer Ausrüstung und deren Anwendung, die die oben genannten Zahlen weiterhin verschärfen würden, nicht berücksichtigt.

Dementsprechend werden für die Nichtnutzung von knapp 34.000 ha in Hessen pro Jahr in borealen Wäldern etwa 5.600 ha kahlgeschlagen. Setzt man diese 5.600 ha in Relation zu den 35.000 ha Stilllegungsfläche, so erkennt man, dass im Laufe von nur 6 Jahren die in Hessen stillgelegte Fläche in borealen Wäldern kahlgeschlagen wird. Im Laufe eines Zertifikatszyklus von 5 Jahren werden 80 % der stillgelegten Fläche (34.000 ha) andernorts vernichtet.

Bei den deutschen Wäldern handelt es sich um Wirtschaftswälder mit nachweislich starkem anthropogenem Einfluss seit der Römerzeit. In den letzten zweitausend Jahren erfuhren diese Wälder eine intensive Nutzung als Roh- und Brennstofflieferant sowie zur Jagd- und Weidenutzung. In dieser Zeit kam es zu einer „Übernutzung“, infolge derer zu Beginn des 18. Jahrhunderts mit der Veröffentlichung der „Sylvicultura oeconomica“ durch Hans Carl von Carlowitz der Nachhaltigkeitsbegriff erstmals verwendet wurde (obwohl dieser nicht der heutigen Definition entspricht). Dementsprechend werden seitdem deutsche Wälder „nachhaltig“ bewirtschaftet. Im Gegensatz dazu sind boreale Wälder noch nie bewirtschaftet worden, meist noch komplett „unberührte Natur“ d. h. echte Primär- oder Urwälder. Grundsätzlich vertreten wir die Ansicht der Enquetekommssion, dass ein Primärwald gar nicht (und erst recht nicht nachhaltig) bewirtschaftet werden kann. Nicht nur weil er hierdurch seinen Status verliert, sondern auch weil die in diesen Gebieten einzig angewendete Exploationsform, der Kahlschlag, die totale Räumung der natürlichen Vegetation auf großen Flächen bedeutet. Neuanpflanzungen sind nur teilweise und nur mit sehr viel Aufwand möglich, haben selbst im Erfolgsfall jedoch nichts mehr mit dem ursprünglichen Wald zu tun, sondern sind bestenfalls eine genetische Wüste, anfällig für Krankheiten und Kalamitäten und ähnliches. Die Auswirkungen von Abholzungen in Primärwäldern werden erst seit wenigen Jahrzehnten erforscht, weswegen über die Konsequenzen nur spekuliert werden kann.

Um in Hessen also „ökologisch positive“ Veränderungen in Wirtschaftswäldern beobachten zu können, wird in anderen Ländern unberührte Natur geopfert – wir können und dürfen dieser Logik nicht folgen. Diese Praktiken haben nichts mit nachhaltigem Handeln zu tun sondern spiegeln im Gegenteil die regio-ökologische Perspektive des FSC wieder.

Neben den oben genannten Zahlen zu den direkten Auswirkungen dieser Einschlagsverlagerung kommen außerdem noch die (hier sehr vereinfacht dargestellten):

 

           Indirekten Folgen der Kahlschlagernte in borealen Wäldern:

    • das Auftauen der Permafrostböden[3]
      • die damit einher gehende Freisetzung von Methan, das in seiner Gesamtwirkung im borealen Gürtel bis zu 400mal klimawirksamer sein kann als CO2 in temperierten Zonen[4]
      • erhöhte Nitrifizierung (Kahlflächenwirkung)
      • den damit einher gehenden Folgen auf den Klimawandel[5]
    • die Zerstörung des Habitats unzähliger Spezies durch die Kahlschläge[6]
    • die (ökologisch gleichwertige) Unmöglichkeit der „Wiederherstellung“ von genutzten Primärwäldern
      • und den damit entstehenden „baumfreien Zonen“
      • und der damit einher gehenden Vernichtung der Lebensgrundlage indigener Völker
    • die verminderte CO2-Bindung, die sich durch das Abholzen der Wälder manifestiert[7] sowie weiteren Folgen, die durch Lagerung und Transport des Holzes entstehen

Daraus ergibt sich folgende Beispielrechnung…

        Beispielrechnung für die vom Landesbetrieb HessenForst betreuten Flächen

    • die oben erwähnten Rohholzmengen entsprechen 89.600m³ fertiger Produkte (gerechnet wurde mit ca. 40 % Ausbeute Hauptprodukt)
    • Diese wiegen etwa 40.500 t (basierend auf einer durchschnittlichen Dichte von ca. 450 kg/m³)
    • …und müssen entsprechend mit 1.690 LKWs transportiert werden[8]
      • Hintereinander gestellt entspricht das einer LKW-Schlange von 31.5km
    • Diese müssen eine für diese Rechnung hypothetisch angenommene Distanz von 5.000km (eine Strecke) zurücklegen
    • Auf alle LKWs betrachtet entspricht das einer Distanz von 8,45 Mio. km
    • Hierfür werden etwa 2.957.000 Liter Diesel verbraucht
    • Ein Liter Diesel erzeugt 2.64kg CO2
    • Allein der Transport nach Europa produziert dementsprechend 7.807t (!) CO2

 

Eine Transporteinsparung in Deutschland muss unserer Meinung nach nicht gegenrechnet werden, da die Distribution im Detail unserer Meinung nach sehr ähnlich ist.

Hinzu kommen der Methanausstoß, Primärenergieaufwand, Infrastrukturmaßnahmen, der Verschleiß an LKWs (jährlich etwa 5[9]), Reifenabrieb[10]… Weiterhin kommt dieses „Ersatzholz“ teilweise aus Gebieten, in denen eine demokratische Politikstruktur nicht gegeben ist. Die Wahrscheinlichkeit, illegales (und damit per Definition nicht nachhaltiges) Holz damit zu importieren ist hoch – auch mit FSC-Zertifikat [11].

Zusammenfassend lässt sich allein anhand der vorstehend näher aufgezeigten Aspekte festhalten, dass die vom FSC geforderte und mit dem UNIQUE-Gutachten empfohlene Flächenstilllegung zu desaströsen ökologischen Folgen im globalen Zusammenhang führen wird.

Demgegenüber unterstellen der FSC und das UNIQUE-Gutachten, das sich mit einer so simplen Maßnahme wie der Flächenstilllegung eine ökologische Wertsteigerung des Systems hervorrufen lasse. Der FSC scheint anzunehmen, dass sich nur durch die Stilllegung ein „Urwald“ entwickelt. Günstigstenfalls ist anzunehmen, dass dem FSC und den Unique-Gutachtern die vorstehend aufgezeigten ökologischen Folgen nicht bekannt sind, schlechtestenfalls, dass diese Folgen einfach ignoriert werden.

 

  1. Das konzeptuelle Problem: potentiell natürliche Vegetation

Zudem ist die Erwartung, dass durch die Stilllegung „der perfekte Wald“ mit einer potentiell natürlichen Vegetation[12] entstehen wird, auch in der Sache nichtzutreffend[13],[14]. Diese Betrachtungsweise lässt sämtliche positiven Aspekte, die durch die Holznutzung entstehen, völlig außer Acht. Beispielsweise steigt in einem Wald, aus dem kein Holz mehr entnommen wird, die Kohlenstoffspeicherung noch eine Weile an, fällt dann aber unter das Niveau während der Holznutzung[15]. Dies ist für einen wirkungsvollen Klimaschutz eine relevante Abwägung.

Weiterhin stellen Studien zu Biodiversität in Frage, ob durch den einfachen Akt der Flächenstilllegung eine „bessere“ oder „schlechtere“ Ökologie auf den betroffenen Flächen entsteht.

 

Unserer Meinung nach sollte die Bewirtschaftung in (selbstverständlich soweit wie möglich „naturnah“ bewirtschafteten) Wirtschaftswäldern vor allem zur Befriedigung der regionalen Nachfrage dienen. Am Bedarf „vorbei“ zu „wirtschaften“, wird sich auf das Warenangebot auswirken. Einen Import aus anderen Weltregionen empfinden wir aus oben genannten Gründen als inakzeptabel. Auch stimmen wir global-politischen Stellungnahmen[16] zu, dass eine Bewirtschaftung von Sekundärwäldern einer holzwirtschaftlichen Nutzung von Primärwäldern vorzuziehen ist. Eine berechtigte Forderung, wenn man nicht nur die zweifelhaften, lokalen „ökologischen Mehrgewinne“, sondern auch die globalen Folgen der Beschaffung der „eingesparten“ Holzmenge aus anderen Regionen betrachtet.

Das heißt keineswegs, dass wir ausschließlich auf regionalen Anbau, Verarbeitung und Nutzung bestehen (auch wenn das sicher wünschenswert wäre), sondern nur, dass wir im Gegensatz zum FSC Deutschland ökologisch-ökonomisch-soziale Faktoren in einen globalen Gesamtkontext einzuordnen versuchen. Nachhaltigkeit bedeutet eben genau das, denn nur so können wir unserer globalen Verantwortung gerecht werden.

 

 

Für weitere Informationen empfehlen wir die folgenden Texte:

Quellen:

[1] „Die Forstwirtschaft Russlands“, AFZ-DerWald 8/2014, S 36 ff

[2] „Die Forstwirtschaft Russlands“, AFZ-DerWald 8/2014, S 36 ff

[3]  Umweltbundesamt, „Klimagefahr durch tauenden Permafrost?“ (2006). Abgerufen über folgenden Link am 05.07.2018L

[4] „Studie: Erdgas ist klimaschädlicher als Kohle“, abgerufen über folgenden Link am 08.08.2018

[5] Venzke J.F., & Langer, M., „Globale Gefahr durch intensive Nutzung der Taiga-Wälder“. Aus: Lozán, J.H., H. Grassel, D. Notz & D. Piepenburg (2014): WARNSIGNAL KLIMA: Die Polarregionen. Wissenschaftliche Auswertungen, Hamburg, Seite 335 ff. Abgerufen über folgenden Link am 05.07.2018

[6] Ironischerweise unter anderem belegt durch Greenpeace, „Kahlschlag in der Taiga“, abgerufen über folgenden Link am 05.07.2018

[7]  Venzke J.F., & Langer, M., „Globale Gefahr durch intensive Nutzung der Taiga-Wälder“. Aus: Lozán, J.H., H. Grassel, D. Notz & D. Piepenburg (2014): WARNSIGNAL KLIMA: Die Polarregionen. Wissenschaftliche Auswertungen, Hamburg, Seite 335 ff. Abgerufen über folgenden Link am 05.07.2018

[8] Zur Vereinfachung dieser Rechnung gehen wir von einem reinen LKW-Transport aus, obwohl geringere Teile und/oder Streckenabschnitte auch per Bahn zurückgelegt werden können.

[9] Unter diesen Belastungen hält ein LKW unserer Erfahrung nach etwa 1 bis 1,5 Mio km [10] 12 Reifen per LKW entspricht 112,64 Reifensätzen, entspricht 1.251,68 Reifen die für die oben genannte Strecke verschlissen werden
[11] Erstes Deutschen Fernsehen, „Das schmutzige Geschäft mit der Grillkohle“, vom 03.07.2018, abrufbar über folgenden Link
[12] Das Konzept geht davon aus, dass der Wald sich durch „Nichteinmischung“ des Menschen zu einem Ursprungszustand zurück entwickelt, es ist allerdings stark umstritten
[13] Zerbe, St. “Stellt die potentielle natürliche Vegetation (PNV) eine sinnvolle Zielvorstellung für den naturnahen Waldbau dar?”, Forstwissenschaftliches Centralblatt 116.1-6 (1997): 1-15.
[14] Leuschner, Christoph. “Das Konzept der potentiellen natürlichen Vegetation (PNV): Schwachstellen und Entwicklungsperspektiven.” Flora 192.4 (1997): 379-391. Abgerufen über folgenden Link am 05.07.2018
[15]             „Waldvision Deutschland“ – Orientierung oder Irrweg für eine nachhaltige  multifunktionale Forstwirtschaft? Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirates Waldpolitik zur Studie „Waldvision Deutschland des Öko-Instituts e.V. von Greenpeace e.V. [16]             Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, „Charta für Holz 2.0“, sowie united Nations Forum on Forests, “Nations Strategic Plan for Forests 2017-2020

Unsere Pressemitteilung zum Greenpeace-Austritt

Im Anschluss an die Berichte über die Beendigung der Mitgliedschaft von Greenpeace International und im Anschluss auch von Greenpeace Deutschland im FSC haben wir Anfang dieser Woche ebenfalls öffentlich Stellung bezogen:

 

FSC-Gegner fordern Greenpeace auf, dem FSC sämtliche Unterstützung zu entziehen

 Die Oldenburger Arbeitsgruppe „Fragen an den FSC“ (FadFSC) begrüßt die Entscheidung von Greenpeace International, die Mitgliedschaft im Forest Stewardship Council (FSC) nicht zu verlängern. Einen „wichtigen ersten Schritt“ nennen sie die Entscheidung der NGO, und „längst überfällig“. Trotzdem ist die Arbeitsgruppe, die in den vergangenen Tagen in vielen Medienberichten zu diesem Thema erwähnt wurde, unzufrieden. „Es ist großartig, dass Greenpeace endlich eingesteht, dass [der FSC] nur Show ist. Das heißt aber erstmal nichts weiter, als dass sie mit großem Brimborium ihre Mitwirkung beendet haben – nicht, dass sie den Verein nicht weiter unterstützen“ sagt Gerriet Harms. Harms hat sich seit der Gründung des FSC gegen den Konzern engagiert, lange Zeit als Alleinkämpfer.  Seitdem ist die Gruppe gewachsen und bloggt für „Transparenz und Aufklärung“, wie sie auf ihrer Website schreiben.

Dass Greenpeace sich entschlossen hat, „nach jahrelanger Kritik unsererseits, was das Verhältnis von FSC und Greenpeace betrifft“ seine FSC-Mitgliedschaft zu beenden, empfindet Harms als einen wichtigen ersten Schritt. Auch dass die deutsche Landesgruppe nachgezogen hat und ihre Mitgliedschaft ebenfalls nicht verlängern wird begrüßen die Oldenburger ausdrücklich. Trotzdem geht das ihrer Meinung nicht weit genug. „Es muss mehr getan werden“, sagt Harms, „Greenpeace muss sich wesentlich konsequenter gegen den FSC wenden, solange dieser [beispielsweise] die Vernichtung von Primärwäldern zulässt. Anderenfalls müssten sie ihre Reputation als Waldschutzorganisation verlieren.“

Vorschläge, wie dieses konsequentere Verhalten aussehen könnte, listet die Arbeitsgruppe auf ihrer Website. Darunter befindet sich auch die von Harms seit der Enquete-Kommission zum „Schutz der Erdatmosphäre“ (1987-1990) geforderte, gesetzlich verankerte Volldeklaration von Holz. Diese beinhaltet, dass Holz im Handel mit dem botanischen Namen, dem Handelsnamens, dem Ursprungs- beziehungsweise Wuchslande, der Waldformation (primär/sekundär/tertiär) sowie der Ursprungs-Klimaregion gekennzeichnet wird. Anders als im FSC würde die Korrektheit dieser Angaben staatlich geprüft und ein Vergehen strafrechtlich verfolgt werden. Nur so könne, nach Ansicht der Arbeitsgruppe, die Legalität und Herkunft des Holzes gesichert werden. Statt der privatwirtschaftlichen FSC-Zertifizierung sollte die „Volldeklaration […] integraler Bestandteil der Beschaffungsrichtlinien des Bundes und der Gemeinden, sowie des Holzhandelssicherungsgesetzes und der EUTR (European Timber Regulation) sein“, sagt Harms.

Weitere Informationen finden sich auf der Website der Arbeitsgruppe.

Warum Sie den FSC hinterfragen sollten

Dies ist eine Antwort auf „Why should your company choose FSC“, herausgegeben von der britischen FSC-Ländergruppe. Zur vereinfachten Darstellung der Zitate im Deutschen haben wir diese intern übersetzt. Für den Originaltext folgen Sie einfach folgendem Link: https://ic.fsc.org/en/choosing-fsc/10-reasons-to-choose-fsc, unsere englischsprachige Stellungnahme finden Sie, indem Sie oben im Menü des Blogs die Sprache ändern.


  1. FSC wird von seinen Mitgliedern geführt

Das klingt auf dem Papier erst einmal nach einer wirklich guten, demokratischen Grundlage. Leider können jedoch einige wenige Mitglieder Entscheidungen dadurch blockieren, dass sie ein Veto einlegen. Und das gilt nicht nur für die Kammern des FSC A.C. in Mexiko, sondern auch für die Länderarbeitsgruppen. Für das Verständnis der FSC-Struktur empfehlen wir außerdem unser Organigramm.

Übrigens handelt sich bei fast allen Mitgliedern der Ländergruppen um forstökologische Laien. Zum Wohle des Waldes kann hier also in doppelter Hinsicht nur sehr begrenzt entschieden werden.


  1. FSC hat den höchsten Standard

Hierzu muss zuerst einmal erwähnt werden, dass es sprichwörtlich nur eine Hand voll Waldzertifikate gibt. Und diese grundsätzlich sehr verschieden sind. Im Allgemeinen gilt der FSC tatsächlich als das “strengste Siegel”. Was man auch als „sie sind besser als die anderen auslegen“ kann. Leider impliziert das nicht, dass sie tatsächlich gut sind. Das wäre in etwa so, als würde man unter den Diktatoren den wählen, der am wenigsten Leute umgebracht hat. Oder das Pestizid, das am wenigsten giftig ist. Dass trotzdem Menschen sterben und Ökosysteme zerstört werden, ist damit nicht gerechtfertigt!


  1. FSC ist respektiert und glaubwürdig

Das ist auf so vielen Ebenen falsch, dass wir kaum wissen, wo wir anfangen sollen. Ja, leider muss man davon ausgehen, dass der FSC weltweit respektiert ist. Was verwunderlich ist, da er doch entgegen etlicher Presseberichte keinesfalls „gemeinnützig“, noch ein „Ökosiegel“, „Nachhaltigkeitszertifikat“, oder eine „Waldschutzorganisation“ ist. Auch haben viele Länder und Ethnien, in denen er Kahlschläge und Primärwaldrodungen zulässt, keine Ahnung wer oder was er eigentlich ist. Die FSC-Waldwirtschaft unterscheidet sich (dort) kaum bis gar nicht von der konventionellen.

Zudem entbehren die meisten FSC-Forderungen jeglicher forstwissenschaftlicher Grundlage. Sie werden plakativ in Hinblick auf die beste Öffentlichkeitswirksamkeit formuliert, nicht zugunsten einer „verantwortungsvollen Waldwirtschaft“. Ob das jetzt als „Glaubwürdigkeit“ ausgelegt werden kann möchten wir bezweifeln.

Außerdem: Wie passt die Aussage, dass der FSC “den höchsten Standard für den Schutz […] natürlicher Wälder darstellt” (entnommen von der FSC-Website) damit zusammen, dass er Kahlschläge in Primärwälder zulässt?


  1. FSC hat einen weitreichenden Einfluss

Man muss dieser Aussage insofern zustimmen, als dass es wirklich weltweit FSC-zertifizierte Wälder gibt. Leider wissen viele Menschen, die in und mit diesen Wäldern arbeiten und leben, aber weder dass sie zertifiziert sind – noch was der FSC überhaupt ist.  Auch ist der FSC weltweit sehr gut vernetzt und kann sich der Unterstützung vieler NGOs (wie beispielsweise des WWFs, und auch von Greenpeace, da diese den FSC trotz Beendigung der Mitgliedschaft nach wie vor unterstützen) gewiss sein. Im gleichen Paket enthalten ist auch die Unterstützung der Politik, die – wie wir mehrfach erleben durften – gar keine Ahnung von den Regularien hat.

Leider nutzt er diesen Einfluss keinesfalls, um Wälder zu schützen oder tatsächlich etwas zu bewegen, das nicht seinem eigenen Profit dient. Wir fragen uns: Was ist der Einfluss einer angeblichen Waldschutzorganisation (eine Bezeichnung, die er im Übrigen selbst zu nutzen vermeidet) wert, wenn er nur für Verbrauchertäuschung, „Holzwäsche“ (wir meinen hiermit den Verkauf  illegal geschlagenem Blut- und Raubbauholz, das im Verkauf als FSC deklariert und damit „automatisch“ offiziell legal ist) und Maximalprofit eingesetzt wird.


  1. FSC hat positive Auswirkungen

Hier wird es etwas schwierig. Wir haben mehrfach versucht raus zu bekommen, ob der FSC jetzt besser ist als Nicht-FSC, und das am besten global. Leider hat der FSC seine Schwachstellen ausgesprochen geschickt versteckt. Wir haben Sie trotzdem gefunden, und möchten an dieser Stelle gerne auf den mittlerweile beachtlichen Dokumentenstapel auf unserer Website verweisen.

Weiterhin erlauben wir uns kurz zu erläutern, warum es so schwierig ist, eigenständig und mit nur einem begrenzten Zeitaufwand Nachforschungen anzustellen:

  1. Vieles, was in einem FSC-zertifizierten Wald erlaubt ist, kann in einem anderen Land strikt verboten sein
  2. Diese Differenzen lassen sich aber leider nicht auf Klima- oder Mikroklimagrenzen, Regionen oder ähnliche biologisch-geographische oder andere logisch nachvollziehbare Eigenschaften zurück führen. Stattdessen unterteilt der FSC nach Ländern.
  3. Gleichzeitig hat nicht jedes Land einen eigenen Standard, sodass für viele nur die sogenannten IGIs (International Generic Indicators) gelten. Die sind allerdings so allgemein formuliert sind, dass man daraus bei Bedarf so ziemlich alles ableiten kann.

Wir können diese Liste beliebig lang fortsetzen.


  1. FSC hat einflussreiche Unterstützung

Kein Scherz, das haben sie tatsächlich so geschrieben. Klingt ein wenig wie ein Werbespruch für die Mafia oder ein Kartell, nicht wahr? Viel mehr müssen wir dazu dann wohl auch nicht mehr sagen. Außer vielleicht, dass diese Unterstützung langsam bröckelt. Sowohl Greenpeace International als in Folge auch Greenpeace Deutschland (und damit ein Großteil des globalen Spendenaufkommens) haben in der letzten Woche ihre Mitgliedschaft im FSC beendet. Vor Greenpeace haben schon andere NGOs wie FoE UK und SSCN diesen Schritt getan, Greenpeace bringt jedoch noch eine sehr viel breitere, überregionale Öffentlichkeitswirksamkeit mit sich. Wir hoffen inständig, dass das darin resultiert, dass die bedingungslose Unterstützung des FSC durch große NGOs und Parteien (wie in Deutschland Bündnis 90/Die Grünen) wenigstens ansatzweise hinterfragt wird.


  1. Der FSC ist transparent

Natürlich. Genau deswegen hat Greenpeace seine Mitgliedschaft ja auch mit der Begründung beendet, dass der FSC weder so konsequent arbeitet wie sie es voraus setzen, noch transparent genug ist. Wir erläutern dies wiederum mit einem Beispiel, der Einfachheit halber. Die im FSC-Siegel auf einem Produkt aufgedruckten Informationen sollen angeblich ermöglichen, die Herkunft des Holzes ganz genau nachzuvollziehen. Während des Interviews für den Brand Eins-Artikel haben wir genau das versucht:

„Zu der auf seinem Milchkarton aufgeführten Kontrollnummer werden Gerriet Harms aus Oldenburg auf der Homepage des FSC exakt 69 Links angezeigt. Demnach hat das Holz, das für die Herstellung der Verpackung verwendet wurde, zehn verschiedene Herkunftsorte. Die Rückverfolgbarkeit jedes zertifizierten Produkts ist ein Schlüsselkriterium dieses internationalen Standards. Der Milchkarton in Oldenburg stammt also aus Schweden, Frankreich, Großbritannien oder Deutschland, vielleicht aber auch aus der Schweiz. Harms, der Holzhändler ist, klickt lieber auf die deutsche Adresse und landet bei Tetra Pak im norwegischen Oslo. Er wählt die angegebene Telefonnummer. Es meldet sich eine englische Stimme.“

Zur „Transparenz“ der Buchführung eines Betriebes verweisen die Unterpunkte, die wir unter 5. bereits angeführt haben.


  1. FSC hat global einheitliche Standards

Wir sind nicht ganz sicher, ob die britische Ländergruppe, die diese Liste das erste Mal verfasst hat, das wirklich selbst glaubt. Oder bewusst in die Irre führt. Tatsächlich einheitlich sind die CoC (Chain of Custody) Standards. Länderstandards beziehen sich auf die FM-Zertifikate (Forest Management) –und die sind ganz und gar nicht einheitlich. Zwar haben sich alle FSC-zertifizierten Betriebe an die oben bereits erwähnten Principles & Criteria zu halten, die Länderstandards, die in einigen Ländern hieraus erarbeitet wurden, unterscheiden sich aber zum Teil sehr drastisch. So sind beispielsweise Kahlschläge, die nach dem deutschen Standard streng verboten sind, im schwedischen Standard nicht einmal erwähnt. Was zu Folge hat, dass sie in der schwedischen Forstwirtschaft zur gängigen Praxis gehören. Das ist nicht einmal innereuropäisch einheitlich!!


  1. FSC denkt lokal

Das ist tatsächlich sogar mal wahr. Allerdings keinesfalls so positiv zu bewerten, wie der Konzern (ja, Konzern! Für weitere Infos lesen Sie bitte XXX) uns weiß machen will. Die FSC-Länderstandards werden jeweils für ein Land ausgearbeitet. Und beachten dementsprechend keinesfalls, wie genau sich die Art und Weise der Waldbewirtschaftung nach diesen Standards global auswirkt.

Hier ein Beispiel aus Deutschland. Der FSC strebt an, in Zukunft 10% der deutschen Wälder still zu legen (FSC-Standard 3.0, aktuell gültig ist der Standard 2.3), also von der Bewirtschaftung auszuschließen. Für Deutschland selbst klingt das erstmal nach einer guten Idee, mehr Wald für die Artenvielfalt, mehr Wald der still gelegt wird und sich entwickeln kann, wie er es natürlicherweise tun würde (An dieser Stelle würden wir sehr gerne Stellung beziehen, warum auch diese Rechnung viel zu kurz gegriffen ist, zugunsten der Übersichtlichkeit verzichten wir jedoch darauf und werden es an anderer Stelle anführen). Nicht beachtet wird bei den öffentlichen Lobeshymnen jedoch, dass der deutsche Markt keinesfalls vorhat, auf diese Holzmengen zu verzichten. Und wenn sie in Deutschland nicht geschlagen werden dürfen, dann geschieht das an anderer Stelle. Aufgrund von Produktionskosten und Verfügbarkeit von Nadelholz häufig in borealen Ländern, beispielsweise in Russland. Wir zitieren hier aus unserem eigenen Schreiben an Herrn Schäfer-Gümbel:

„Um die Dimensionen klar zu machen muss man wissen, dass in Deutschland pro Jahr und Hektar im Durchschnitt 11 m³ Holz nachwachsen. Im borealen Wald ca. 1 bis 1,5 m³, also um den Faktor 10 weniger. Letzteres äußert sich auch in den Vorräten pro Hektar. Diese liegen, bezogen auf die mit hiebsreifen Beständen bestockten Waldflächen bei 36 m³ pro Hektar. Im Klartext heißt das, um die bei uns durch Flächenstilllegungen eingesparte Holzmenge zu ersetzen, muss z. B. in Russland, jährlich eine Fläche in der Größe von knapp 121.000 Hektar kahlgeschlagen werden, eine Fläche die größer ist als die des Landkreises Wetterau . Von weiteren negativen Auswirkungen auf die Umwelt wie das Auftauen der Permafrostböden mit einhergehender Ausgasung von Methan (das 400 Mal klimawirksamer ist als CO2) ganz zu schweigen. Ebenfalls nicht berücksichtigt wurden die massive Erhöhung der grauen Energie z. B. für die Überwindung einer erheblich höheren Transportentfernung und die damit einher gehenden ökologischen Folgen. So führt das Experiment „Wildnis wagen“ durch Unterschutzstellung von hiesigen Wirtschaftswäldern zur Vernichtung echter Primär(Ur)wälder in der nördlichen Hemisphäre.“

Lokales Denken ist für viele politische Aspekte sicherlich von Vorteil. Für nachhaltige Forst“wirtschaft“ unter dem Theorem des FSC ist es, wenn alle Länder es weiterhin betreiben, ein Todesurteil.


  1. FSC ist anerkannt

Wie bei Punkt 8 fragen wir uns hier wieder, ob das für einen angeblich seriösen Konzern, der mit Adjektiven wie „verantwortungsvoll“ wirbt, nicht eine etwas seltsame, verschrobene und sehr etwas sehr selbstüberzeugte Werbestrategie ist.


 

Greenpeace International beendet Mitgliedschaft im FSC!

… nach etlichen Jahren beständiger Kritik von unserer Seite und zunehmendem Druck aus der Öffentlichkeit scheint Greenpeace International endlich zu der Einsicht gelangt zu sein, dass eine weitere Unterstützung des FSC sich nicht mit Ihren Statuten vereinbaren lässt. Die originale Pressemitteilung findet sich auf der Website von Greenpeace International, eine Übersetzung unsererseits folgt in Kürze.

 

Gründe

Als Grund für den Ausstieg nennt Greenpeace International die mangelnde Transparenz und kritisiert indirekt die ineffektive Implementierung des Siegels:
“Wenn effektiv implementiert, kann der FSC die Rechte der Menschen verteidigen und die Waldbewirtschaftung verbessern, wir glauben aber nicht länger daran, dass FSC allein konsequent genug Sicherheit garantieren kann, insbesondere dann, wenn die Wälder multiplen Bedrohungen ausgesetzt sind. FSC wird nicht konsequent genug angewendet, insbesondere in Regionen mit schwacher Regierung.” (Übersetzung aus der englischprachigen originalen Pressemitteilung).

Andere, sekundäre Pressemitteilungen führen weiterhin aus:

“In Gebieten mit hohem Erhaltungswert (HCV, High Conservation Value: eine Eigendefinition des WWF, die eigentlich sämtliche Primärwälder umfassen müsste, es aber nicht tut), insbesondere intakte Moor- und Waldlandschaften (IFL, Intact Forest Landscapes) sind durch Abholzung, Trockenlegung und Ausbeutung aus Sicht von Greenpeace, neben allen anderen Holzzertifzierungssystemen, auch Gebiete mit FSC Zertifizierung in den Hoch-Risiko Ländern nicht genug geschützt.” -> 28.03.2018, Fordaq

Greenpeace geht laut Handelsblatt weiterhin soweit, den FSC als “Instrument für die Forstwirtschaft und die Gewinnung von Holz” zu bezeichnen.

 

Konsequenzen

FSC International betont, dass eine Ländergruppen (wie beispielsweise auch die in Deutschland) weiter im FSC verbleiben werden, um die “stärkere Implementierung auf nationaler Ebene voran zu treiben”. Auch wird Unternehmen weiterhin empfohlen, das FSC Siegel anzustreben, wenn nach “Frischfasern” verlangt wird, die nicht aus recycleten Quellen gewonnen werden können – und der FSC bleibt “auch in Zukunft der einzige Ansprechpartner von Greenpeace bei Zertifizierung von Wald und Holz vor allem wenn es sich um 100% FSC zertifiziertes Holz handelt und nicht aus den oben erwähnten Hoch-Risiko-Ländern kommt”. Die wohl einzige Konsequenz dieser Entscheidung ist demzufolge die Berichterstattung in der Presse, die mit zunehmender Hinterfragung der FSC-Praktiken einher geht. Von nun an kritischere Berichterstattung und/oder eine offenere Kommunikation der Schwachstellen durch Greenpeace ist höchstwahrscheinlich nicht zu erwarten.

Trotzdem liest sich die “Stellungnahme zu Forstzertifikaten und Empfehlungen für Unternehmen und Konsumenten” nun deutlich kritischer als zuvor. Das könnte tatsächlich ein guter erster Schritt in Richtung Verbraucheraufklärung sein. Außerdem bemerkenswert: Greenpeace betont ausdrücklich, dass weder der internationale Verband noch die Ländergruppen Mitglied im PEFC sind – PEFC ist verfügt “nicht über die notwendigen Grundlagen zum Schutz sozialer und ökologischer Werte […] und [dient] in erster Linie den Interessen der Holzindustrie.” (euwid)

 

Kurze Bewertung

Man kann diesen sicherlich pressewirksamen Schritt von Greenpeace als positives erstes Symbol für das Eingeständnis vergangener Fehlentscheidungen bewerten. Leider ist der Schritt wohl wirklich nur symbolisch, da Greenpeace weitere Zusammenarbeit mit dem Siegel betont und Ländergruppen weiterhin Mitglied bleiben können. Dementsprechend geht er nicht ansatzweise weit genug. Trotzdem möchten wir Greenpeace International dazu gratulieren, ein erstes Eingeständnis gemacht zu haben. Wir hoffen, dass nicht weitere 25 Jahre lang schützenswerte Wälder kahl geschlagen und tausende Menschen ausgebeutet oder betrogen werden müssen, bis sämtliche NGOs sich daran erinnern, dass ihr eigentlicher Job ist, genau das zu verhindern.

Auch unsere Kollegen von fsc-watch haben schon berichtet, der vollständige (englischsprachige) Artikel ist hier zu finden.

 

Ausführliche Stellungnahme von FadFSC

Anmerkung: wir hatten hierzu auch bereits eine Pressemitteilung veröffentlicht, die ausführlich kommentiert wurde. Diese ist unter folgendem Link zu finden, wird aufgrund der Erhaltenswürdigkeit der Kommentare jedoch nicht in diesen zusammenfassenden Artikel übernommen.

Anders als in verschiedenen Presseberichten ausgeführt, ist Greenpeace keinesfalls aus dem FSC ausgestiegen, oder hat sich gegen ihn gewendet. Es ist tatsächlich (erst einmal) „nur“ die Mitgliedschaft beendet worden. Und das betrifft unseres Wissens nach bisher auch nur Greenpeace International und nicht die Ländergruppen, die weiterhin Mitglieder bleiben können – Greenpeace International zufolge um die „stärkere Implementierung auf nationaler Ebene voran zu treiben“. Auch hat Greenpeace dem FSC nicht seine generelle Unterstützung entzogen. Im Gegenteil, der FSC soll „auch in Zukunft der einzige Ansprechpartner von Greenpeace bei Zertifizierung von Wald und Holz“ bleiben.

Doch was für Konsequenzen wird das mit sich bringen?

Der FSC wird seine Praktiken nicht ändern, sich höchstwahrscheinlich nicht einmal öffentlich zu den von Greenpeace erwähnten Kritikpunkten (mangelnde Transparenz und inkonsequente Durchsetzung) äußern. Der FSC tut, was er immer tut – schweigen, und seine „Arbeit“ wie gewohnt fortsetzen. Wenn Greenpeace den FSC weiterhin unterstützt büßen sie damit ihren Status als „Waldschutzorganisation“ ein – da ihre jetzige Lossagung dementsprechend als Öffentlichkeitsinstrument und nicht als inhaltliche Distanzierung zu bewerten ist.

Damit ist Greenpeace mitverantwortlich für (hier nur einige Beispiele/Auszüge):

  • Waldrodungen, beispielsweise um Platz zu machen für Palmölplantagen
  • Kahlschläge, vor allem in borealen Wäldern
  • Die großflächigen Totalräumungen beispielsweise in Schweden um die in Deutschland durch Flächenstilllegung fehlenden Holzmengen nach Europa zu transportieren
    • Mit all den negativen Konsequenzen, die sowohl die ökologisch deutlich schlechteren Ernte- und Verarbeitungsbedingungen als auch der lange Transport mit sich ziehen
    • (Das ist im Übrigen ein hervorragendes Beispiel dafür, wie eine Waldbewirtschaftung à la „wellmanaged“ für den FSC aussieht)
  • Die deutliche Erhöhung des Arbeitsrisikos für Waldarbeiter, beispielsweise in Deutschland
  • Die Bedrohung der , die der FSC mit wissenschaftlich unfundierten, teilweise vollkommen aus der Luft gegriffenen Forderungen in Kauf nimmt
  • Die massive Entwertung und/oder Vernichtung von Holzernten durch Insekten, die durch den Minimaleinsatz von Insektiziden verhindert werden könnte (und den damit einher gehenden ökologischen und ökonomischen Folgen bei „Ersatzlieferungen“ aus dem Ausland)
    • Wiederum ein gutes Beispiel für wissenschaftlich unfundierte Forderungen

Dementsprechend fordern wir Greenpeace auf:

  1. … sämtlichen Aktivitäten unverzüglich die Unterstützung zu entziehen, die mit „nachhaltigen“, „wellmanaged“ oder ähnlich bezeichneter Nutzung von Primärwäldern einher gehen. Primärwälder können sowohl per Definition als auch nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht nachhaltig genutzt werden, da sie im Moment der Entnahme eines Baumes (mit all den Begleiterscheinungen wie beispielsweise Wegebau, Erschließung, Waldschäden durch Rückegassenabständen usw) ihren ökologischen Status des Klimaxwaldes verlieren. Im Gegenteil, bisherige Praxisbeispiele haben gezeigt, dass oft ganze Ökosysteme zusammen brechen, wenn versucht wird, einen Primärwald holzwirtschaftlich zu nutzen.
  2. … diese Tatsache aktiv wie passiv öffentlich zu kommunizieren, da scheinbar weitestgehend unbekannt ist was Primärwälder sind und warum sie nicht genutzt werden können.  -> Das ist im Übrigen, liebe Greenpeace-Arbeitsgruppen, genau eure Aufgabe!
  1. … international sowie Regional klar zu stellen, dass ein Nutzungsverzicht in temperierten Sekundär- und Tertiärwäldern niemals bedeuten kann, dass auf dieses Holz verzichtet wird, sondern dass die entsprechenden Mengen in Primärwäldern geschlagen werden, die hiermit unwiderruflich verloren gehen.
  2. … sich von den COC Labels FSC Mixed und FSC Recycled aktiv und passiv zu distanzieren und Verbraucher darüber aufzuklären, dass dementsprechend gekennzeichnete Produkt nicht eine einzige Faser „nachhaltig erzeugtes“ beziehungsweise FSC-zertifiziertes Holz enthalten muss. (Mehr hierzu in unserem Warenflussdiagramm)
  3. … klarzustellen, dass der FSC entgegen weit verbreiteter Meinung kein deutscher Verein/keine deutsche Gesellschaft ist sondern ein Konzern mit Sitz in Oaxaca, Mexiko, der unter mexikanischem Recht handelt und sich dementsprechend jeglicher Kontrolle entzieht – und bei dem sie jetzt erst, nach 25 Jahren, ihre Mitgliedschaft beendet haben.
  4. … klarzustellen, dass eine sogenannte stakeholder-Beteiligung in Primärwäldern nahezu unmöglich ist, da viele indigene Völker nach wie vor keinen Zugang zu Medien haben. Wir zitieren an dieser Stelle immer gerne Bruno Manser: „Der Wald hat kein Telefon“. Eine Abholzung ihres natürlichen Lebensraumes – unabhängig von (meist nicht erfolgten) Kompensationszahlungen oder Entschädigungen – kann nur in Ausnahmefällen im Interesse eines Volkes sein. Reale stakeholder-Beteiligung würde dementsprechend bedeuten, dass unter FSC keine Primärwaldnutzung stattfinden könnte.
  5. … von öffentlichen Beteuerungen, dass der FSC ökologisch oder nachhaltig sei in Zukunft abzusehen und vergangene Äußerungen klar zu stellen. Der FSC selbst vermeidet die Verwendung beider Begriffe seit Jahren wohlweißlich.

Weiterhin fordern wir Greenpeace auf, sämtliche Aktivitäten, die den FSC unterstützen oder ihn protegieren unverzüglich einzustellen. Die einzige Möglichkeit zur Sicherung der Legalität und Herkunft (und ausdrücklich NICHT der Nachhaltigkeit des Holzes) ist in unseren Augen eine gesetzliche Volldeklaration. Wir fordern Greenpeace auf, die Entwicklung einer solchen in Deutschland sowie weltweit zu unterstützen – und zwar auf Basis von wissenschaftlichen Standards, damit Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden können! Dies beinhaltet beispielsweise:

  1. botanischer Name
  2. Handelsname, gegebenenfalls örtlicher Handelsname
  3. Ursprungs-/ Wuchsland (welches durch Isotopenanalyse mittlerweile größtenteils nachprüfbar ist)
  4. Waldformation (primär/sekundär/tertiär)
  5. Klimaregion erste und zweite Ordnung (boreal, temperiert, tropisch; alpin, kontinental,…)

… zur Nachvollziehbarkeit der Herkunft und damit einhergehenden ökologischen Folgen des Holzgebrauches für den Verbraucher.  Diese Volldeklaration muss weiterhin integraler Bestandteil der Beschaffungsrichtlinien des Bundes und der Gemeinden, sowie des Holzhandelssicherungsgesetz und der EUTR (European Timber Regulation) sein.

Wir wollen hiermit keinesfalls ein neues FSC-Siegel erschaffen sondern im Gegenteil die Verantwortung für die Legalität des Holzes von einem Privatunternehmen weg auf staatliche Kontrollverfahren übertragen, sodass ein Verstoß gegen die Volldeklaration strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen würde; Sankionen waren im FSC-System nie vorgesehen und dementsprechend inkonsequent wurden und werden FSC-Regularien von zertifizierten Betrieben umgesetzt.

 

Auch Greenpeace Deutschland steigt aus!

Kurz nach dem Austritt von Greenpeace International ist auch die deutsche Ländergruppe ausgestiegen (korrekterweise: “…wird die deutsche Landesgruppe ihre Mitgliedschaft ebenfalls nicht verlängern”).

Wir zitieren den Artikel aus der swp:

“Mit dem deutschen hat sich der wichtigste Greenpeace-Landesverband zum Austritt entschieden; der größte Teil des weltweiten Spendenaufkommens stammt aus der Bundesrepublik. „Wir wollen uns konsistent verhalten“, erklärt Greenpeace-Waldbeauftragter Christoph Thies.”

Bedauerlicherweise nimmt jedoch auch Greenpeace Deutschland die Chance nicht wahr, aktive und harsche Kritik am FSC zu üben. Stattdessen scheint der “Austritt” nur nach Nachfrage bekannt gegeben worden zu sein. Auch betonen Presseartikel weiterhin die wichtige Funktion des FSC-Siegels. Wir hoffen, dass wenigstens der Austritt selbst ein klares Zeichen an Verbaucher, Industrie, Holzhändler, Umweltschutzorganisationen und alle anderen direkt oder indirekt involvierten potenziellen Unterstützer sendet.

 

Kritisches Interview mit Christoph Thies und Uwe Sayer

Die taz veröffentlichte ein Interview ihrer Autorin Hanna Gersmann mit Christoph Thies (stellvertretend für Greenpeace International) und dem FSC-Geschäftsführer Uwe Sayer.Eine erweiterte Stellungnahme von unserer Seite hoffen wir in den nächsten Tagen hier veröffentlichen zu können, bis dahin verweisen wir jedoch erst einmal nur auf den Arikel:

Taz

… und enden mit den Sätzen, der uns im Gedächtnis geblieben sind:


Uwe Sayer: “Es ist nicht die Rolle des FSC, zu entscheiden, ob in einem Wald Holz geschlagen wird oder nicht.”


Christoph Thies: “(…) machen [Sie] zumindest kenntlich, welche Produkte aus dem Urwald kommen und welche nicht. Dann gibt es ein Siegel für FSC Urwald, eins für FSC Urwald-frei.”

Uwe Sayer: “Das würde vermutlich viele Verbraucher überfordern.”


 

 

 

Geschäftsmodell Wolf

 

„Die Welt“ veröffentlichte vor kurzem einen Artikel, der einen unserer Kritikpunkte an den NGOs sehr anschaulich unterstreicht. Gegründet, um „die Welt zu retten“, sind viele NGOs mittlerweile gut verdienende Unternehmen. So profitieren beispielsweise WWF, Greenpeace, NaBu und BUND am FSC, da Ihnen die Kooperation nicht nur einen Imagegewinn sondern auch große Summen Drittmittel und Fördergelder verschafft. Der besagte Artikel verdeutlicht dies am Beispiel des NaBu mit dem „Geschäftsmodell Wolf“. Die folgenden Ausschnitte wurden vom Bauernverband Schleswig Holstein ausgewählt und auf Facebook gepostet:

 

Der Wolf ist eine gigantische Geldmaschine. Ein grünes Geschäftsmodell, das Ideologie in Abermillionen an Spenden und Steuergelder verwandelt, das Naturschutzfunktionäre in Regierungsämter hievt, Institute von professionellen Wolfsbeobachtern finanziert. Kritik daran, selbst Zweifel, gelten quasi als Umweltverbrechen.

Ein Beispiel dafür ist der Naturschutzbund Deutschland e.V. Der NABU ist auch ein florierendes Unternehmen mit Millionenumsätzen, professionellem Management, einer Abteilung für „Strategische Geschäftsentwicklung“.

Seit 12 Jahren hat der NABU das Projekt „Willkommen Wolf“ unter seine Fittiche genommen. 2016 hat der NABU-Bundesverband nach eigenen Angaben 22.300 Euro an wolfsbezogenen Spenden erhalten. 336.000 Euro kamen durch „Wolfspatenschaften“ herein. Aus dem Goldesel ist der Platinwolf geworden. Weniger wegen dieser Kleinspenden, sondern mehr wegen des Imagevorteils, der sich vortrefflich zu Geld machen lässt.

Über welche Mittel der NABU verfügt, ist nicht ganz einfach zu überschauen. Ausgewiesen sind für den Bundesverband Spenden in Höhe von 5,4 Millionen Euro. Die Gesamterträge belaufen sich auf 44,6 Millionen Euro. 9,2 Millionen davon kamen als staatliche Zuschüsse. Allerdings hat der NABU, der per Gesetz keine wirtschaftlichen Zwecke verfolgen darf, Stiftungen gegründet. Diese Stiftungen können sehr viel diskreter wirtschaften als eingetragene Vereine.

Weitere 3,7 Millionen Euro erlöste der NABU über Kooperationen mitder Industrie. Die Unternehmen zahlen Lizenzgebühren für die Werbung mit einem ökologische Korrektheit versprechenden NABU-Siegel. „Corporate Social Responsibility“ nennen es die Fachleute aus der Wirtschaft, „Greenwashing“ sagen Kritiker zu diesem Geschäftsmodell. Welche Unternehmen, ob Großbrauerei oder Möbelgigant, zu seinen Kooperationspartnern gehören, hat der NABU veröffentlicht. Aber welches Unternehmen mit welchen Beträgen und für was genau? „Aus vertragsrechtlichen Gründen dürfen wir hier keine Antwort geben“, teilte der NABU der „Welt am Sonntag“ mit.

Der NABU hat von diesem Modell profitiert. So hat der Autobauer Volkswagen über viele Jahre lang eine kostspielige Kooperation mit dem NABU gepflegt. Begonnen wurde sie im Jahr 2000. Es hat sich gelohnt. Für beide Seiten. Die Volkswagen AG hat nach eigenen Angaben verschiedene NABU-Projekte von 2002 bis 2015 mit rund 10,6 Millionen Euro unterstützt. Vom Fahrzeug für Wolfsbeobachter über Wanderausstellungen bis hin zu Willkommen-Wolf-Werbebroschüren.

Offiziell war die pikante Partnerschaft zwischen Autokonzern und Umweltorganisation im Dezember 2015 beendet worden. Der Grund: Der VW-Dieselskandal. Der Zusammenarbeit von NABU und VW sei „die Grundlage entzogen“ worden, erklärte Dietmar Oeliger, „Teamleiter Verkehrspolitik“ des NABU im Oktober 2015.

Doch im Gegensatz zu Abgasen stinkt Geld nicht. Wie der VW-Konzern jetzt einräumte – und der NABU bestätigte – läuft ein erheblicher Teil der VW-Zahlungen an den NABU noch bis 2020 weiter, also fünf weitere Jahre über das öffentlich verkündete Ende der Zusammenarbeit hinaus. Allerdings werden diese Zahlungen nicht im Namen der Volkswagen-Sparte VW verbucht, sondern gehen vom Konto der Volkswagen-Tochter „Financial Services“ ab. Dabei handelt es sich um weitere Zuwendungen in Höhe von insgesamt 1,4 Millionen Euro.

Ein Glaubwürdigkeits-GAU für den selbst ernannten Naturschutzbund. Und seine Gegenleistung für insgesamt also fast zwölf Millionen Euro von Volkswagen? „Als Dialogpartner hat der NABU gemeinsam mit Volkswagen den Diskurs über zukünftige Umwelt- und Mobilitätslösungen vorangetrieben“, teilte der Naturschutzbund dazu mit.
Dem Geschäftsmodell Wolf droht auf absehbare Zeit keine Konjunkturdelle.

Umweltministerien sind seit vielen Jahren von Umweltaktivisten durchsetzt. Prominentestes Beispiel: Jochen Flasbarth, SPD-Mitglied und seit 1980 in führenden Positionen beim NABU. Neun Jahre lang, bis 2003, als hauptamtlicher Präsident. Danach wurde Flasbarth Abteilungsleiter im Bundesumweltministerium, danach Präsident des Bundesumweltamtes und seit 2013 bis heute ist er zurück im Bundesumweltministerium, diesmal ganz weit oben: als beamteter Staatssekretär.

Quelle: https://www.facebook.com/BauernverbandSchleswigHolstein/posts/1498225410268738

Pressemitteilung zur FSC-Debatte in Hessen

Sowohl über die offenen Briefe an Frau Feldmayer (Grüne), Frau Schott (Linke), Herrn Landau (CDU) und Herrn Schäfer-Gümbel (SPD) als auch über unser Schreiben an den Rechnungshof wollten wir nach mehreren Monaten der Öffentlichkeitsarbeit in Hessen auch die Presse informieren. Hierzu verschickten wir das unten stehende Anschreiben mit der Ausführlichen Pressemitteilung im Anhang.

Diese finden Sie hier: PM Druckversion

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

In der letzten Woche haben wir verschiedene offene Briefe verschickt, in denen wir Frau Hinz sowie ihrer Staatssekretärin Frau Tappeser Vetternwirtschaft, Vorteilsnahme sowie bewusste Falschaussagen im Zusammenhang mit der FSC-Zertifizierung für den hessischen Staatswald  vorwerfen.

Im Sommer letzten Jahres wurde bekannt, dass die Ministerin die „Vergleichende ökonomische und ökologische Bewertung der schrittweisen FSC Zertifizierung im Hessischen Staatswald“ durch HessenForst AöR fast 1,5 Jahre lang unter Verschluss gehalten hat. Auf massiven Druck der Öffentlichkeit wurde schließlich eine geschwärzte Version veröffentlicht die ein vernichtendes Urteil über den FSC fällt:

„Betrachtet man die drei Säulen der Nachhaltigkeit sind zum jetzigen Zeitpunkt keine signifikanten Verbesserungen durch die FSC Zertifizierung erkennbar. Demgegenüber stehen finanzielle und volkswirtschaftlich langfristig spürbare negative Effekte.“

Im Januar wurde ein externes Gegengutachten veröffentlicht – diesmal ohne geschwärzte Passagen. UNIQUE, die hiermit beauftragte Firma, ist selbst Mitglied im FSC. Trotzdem bestätigt auch dieses Gutachten, dass die FSC-Zertifizierung keinen ökologischen, ökonomischen oder sozialen Vorteil für den hessischen Staatswald bedeuten würde. Diese Tatsache wurde in der Pressemitteilung des Umweltministeriums bezüglich des UNIQUE-Gutachtens sowie in der Rede der forstpolitischen Sprecherin der GRÜNEN Frau Feldmayer im Landtag, konsequent ignoriert.

Statt aufgrund der zweifachen negativen Beurteilung von den Zertifizierungsbestrebungen abzuweichen oder diese zumindest intern zu prüfen, beharrt die Partei weiterhin darauf, dass der FSC einen „wichtigen Beitrag leisten [wird], den Hessischen Staatswald in ökologischer Sicht nochmals deutlich aufzuwerten“. Zudem sollen zusätzliche „3.5 Millionen Euro im Jahr“ an Mehreinnahmen generiert werden.

Beide Aussagen sind weder im Gutachten zu finden, noch entsprechen sie der Wahrheit. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall – durch die Zertifizierung werden laut Gutachten 8 bis 11 Millionen Euro weniger eingenommen werden. Entnehmen Sie weitere Informationen hierzu auch unserem ausführlichen Schreiben an den Rechnungshof.

Die Dreistigkeit, mit der fundierte Fakten zugunsten der wirtschaftlichen Interessen des FSC verdreht werden, macht uns sprachlos. Leider ist dies jedoch kein Einzelfall sondern im FSC-„System“ gängige Praxis. Eine Prüfung, inwieweit das bisherige Verhalten rechtswidrig war, obliegt anderen Instanzen, dass es falsch war, steht unserer Meinung nach außer Frage. Inwieweit Frau Hinz hierdurch Steuergelder verschwendet hat, wird nun vom Rechnungshof geprüft.

Frau Hinz oder andere Politiker der Grünen oder des Koalitionspartners sind nicht bereit, sich mit der Problematik – und unserem Anliegen – auseinander zu setzen. Wir werfen Frau Hinz vor, Ihr Amt zu missbrauchen, um ein Projekt durchzupressen, das extrem teuer ist und einzig FSC-Interessen dient. Ein Nutzen für Wald und Wähler*innen besteht explizit nicht. Wir fordern Frau Hinz deshalb nachdrücklich auf, sich der Diskussion zu stellen und ihre Falschaussagen zur FSC-Zertifizierung umgehend klarzustellen, bzw. von der geplanten Zertifizierung abzusehen.

Für Nachfragen oder die Bereitstellung weiterführender Informationen stehen wir wie immer jederzeit gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

Arbeitsgruppe FadFSC

 

 

Anschreiben an den Rechnungshof

Nachdem wir durch einen Zeitungsartikel im Januar darauf aufmerksam wurden, dass der Rechnungshof in Hessen sich mit der FSC-Debatte beschäftigt (und einem anschließenden Telefonat), verschickten wir am 16.02. die vom Rechnungshof gewünschten Informationen.

Wie immer sind diese selbstverständlich auch hier öffentlich zugänglich:

Anschreiben an den Rechnungshof

Nichtderbholznutzung

Zur Nichtderbholznutzung schreibt der FSC vor:

Was ist Nichtderbholz?

Nicht alle Teile des Baumes können nach der Ernte gleichermaßen holzwirtschaftlich verwertet werden. Aus dem Wald heraus transportiert und verarbeitet wird nur das sogenannte Derbholz, also oberirdische Holzmasse mit einem Zopfdurchmesser von mindestens 7cm (Durchmesser inklusive Rinde). Das, was verbleibt, sind Waldrestholz und Nichtderbholz das zumeist aus Kronenmaterial besteht. Dieses wird aktuell zum Beispiel für die Energiegewinnung in Biomasse (heiz)kraftwerken verwendet. Der Landesbetrieb HessenForst hat die Rohholznutzung in einer Präsentation auf dem Kulturholzforum Wiesbaden 2013 21 veranschaulicht:

Unsere Kritik an oben genannter Vorgabe ist der an Pestiziden, Flächenstilllegungen usw. sehr ähnlich:

Die Annahme von großer Innovation obwohl die FSC-Regelungen den gesetzlichen Vorgaben nicht überlegen sind

Für uns ist vollkommen unverständlich, wie zwar einerseits immer wieder eingeräumt wird, dass bereits staatliche Regelungen für eine vorsichtige, jedoch eben nicht gänzlich untersagte Entnahme von Nichtderbholz aus dem Wald bestehen (gemeint sind hier die „Nährstoffmanagementsysteme“[1]), dem FSC aber trotzdem die Allheilfunktion zugesprochen wird. Und dies, wieder, mit einer Argumentation, die einen unserer vehementesten Kritikpunkte unterstreicht:

Die fehlende wissenschaftliche Basis

Die grundsätzliche Argumentation des “Nichtderbholznutzungsverbotes” beruft sich auf die Argumentation, dass hierdurch dem Ökosystem Nährstoffe zugeführt werden, wodurch mehr Lebensräume geschaffen werden und die Biodiversität gefördert wird. Dementsprechend versprechen verschiedene Quellen immer wieder davon, dass nur ein gänzliches Verbot der Nichtderbholznutzung eine „ökologische Aufwertung“ [3] darstellt. Wir müssen dem deutlich widersprechen.

Auch devastierte Waldböden aus Weidennutzung und Plaggenhau [4] stellen eigene Biotope mit entsprechender Flora und Fauna dar. Gleichzeitig ist die Biodiversität in solchen nährstoffarmem Ökosystemen oft höher als in Ökosystemen mit hohem Nährstoffgehalt. Die Ursache liegt in der Vielzahl an Nischenhabitaten, die hochspezialisierten Spezies in nährstoffarmen Ökosystemen einen Lebensraum bieten, aus dem sie in nährstoffreichen Ökosystemen durch andere Spezies verdrängt werden würden. Dies ist beispielsweise gezeigt von [5];im Fall eines ausgeglichenen Nährstoffangebotes können sich weniger Arten einfinden. Die Studienlage deutet also darauf hin, dass – sofern ein linearer Zusammenhang überhaupt gezogen werden könnte, die Biodiversität eher von einem nährstoffarmen Ökosystem profitiert.

Übersimplifizierung

Angenommen, es könnte tatsächlich von einem ökologischen Mehrwert des Nichtderbholz-Nutzungsverbotes für den direkten Standort gesprochen werden. Dann bleibt das Problem, dass die oft angenommene Trennung von Derbholz und Nichtderbholz wirtschaftlich nicht darstellbar, da sie manuell vorgenommen werden muss und dementsprechend zeitintensiv und teuer ist. Tatsächlich verbleibt die gesamte Krone inklusive wesentlicher Anteile an Derbholz (ca. 20–30% des Baumes) im Bestand. Die im Bestand verbleibenden Laubholzkronen erschweren außerdem die Zugänglichkeit und erhöhen das Unfallrisiko für die Waldarbeiter im erheblichen Maße (Fällung → Rückweiche, Pflegearbeiten, etc.).

Abgesehen davon, dass der FSC-Standard hiermit gegen gängiges Arbeitsrecht verstößt, zeigt nur diese kurze Betrachtung bereits, dass die Übersimplifizierung der FSC-Standards nur wenig mit forstwissenschaftlicher Praxis zu tun haben. Wie sollen sie dieser dann jemals gerecht werden? Wie könnten sie sie jemals verbessern?

Regio-ökologische Phrasen statt globaler, ganzheitlicher Betrachtung

Wenn dem FSC unterstellt wird, er sei ein „Nachhaltigkeitszertifikat“ (was er übrigens von sich selbst gar nicht behauptet), dann ist dies gleich in mehreren Hinsichten falsch. Wie oben bereits erläutert sind die FSC-Richtlinien nicht angemessen, die Gesundheit und das langfristige Bestehen eines Ökosystemes zu sichern – und damit regional, ökologisch nicht „nachhaltig“. Weiterhin lässt der FSC hier sämtliche globale Perspektiven außer Acht. Wenn die lokalen, regenerativen Ressourcen (Biomasse, Waldrestholz) nicht genutzt werden können, so muss wiederum importiert, oder schlimmer noch, substituiert werden. Letzteres ist aufgrund der niedrigen Preise fossiler Brennstoffe die Regel. Im Klartext heißt das, dass regionale nachwachsende Energieträger durch fossile importierte Energieträger ersetzt werden – mit allen damit einhergehenden negativen Folgen für das Klima.

Wir möchten dies an einer kurzen Rechnung für den hessischen Staatswald verdeutlichen:

HessenForst betreut etwa 340.000 ha Staatswald. Unter Berücksichtigung der Trophie und basierend auf dem in Hessen angewendeten Nährstoffmanagementsystemen, ungefähr 20 % von 1,8 Efm / ha / a × 340.000 ha × 0,2 = 122.000 Efm /a für die klimabilanzneutrale Energiegewinnung aus Hackholz verfügbar. Mit der FSC-Forderung nach einem Verzicht auf Nichtderbholznutzung werden stattdessen fossile Brennstoffe, die eben nicht klimaneutral sind, für die Energiegewinnung herangezogen – 610.000 t im Jahr.

Diese alternative Nutzung fossiler Brennstoffe ist sicherlich weder von den FSC-stakeholdern noch von Entscheidungsträgern beabsichtigt, wurde und wird allerdings auch nie in einen Zusammenhang mit den FSC-Forderungen diskutiert. Auch hierfür bemängeln wir also, dass die Diskussion viel zu oberflächlich und simplifiziert bleibt.

Der Anspruch der Allwissenheit und besten Praxis

Wer den FSC-Standard und einige Aussagen von FSC-Funktionären liest könnte auf die Idee kommen, dass ohne FSC sämtliches Nichtderbholz immer konsequent aus dem Wald entnommen wird. Dies entspricht jedoch keinesfalls den Tatsachen. Ein Teil der gefällten Biomasse bleibt immer im Bestand zurück. Dementsprechend ist es auch unzulässig, für den Vergleich zwischen den FSC-Vorgaben und der bisherigen Praxis 0% und 100% Nichtderbholznutzung miteinander zu vergleichen.

Wir sind betroffen, dass unter anderem mit dem konsequenten Verbot der Nichtderbholznutzung den Förstern unterstellt wird, ihren eigenen Wald nicht angemessen zu bewirtschaften. Es ist im Interesse jedes Waldbesitzers/-bewirtschafters, ihn so zu bewirtschaften, dass er langfristig gesund und ertragreich bleibt. Dies gilt insbesondere für den Boden, denn der Waldboden stellt neben den klimatischen Bedingungen die wichtigste Produktionsgrundlage dar und im Gegensatz zu landwirtschaftlichen Flächen erfolgt im Wald keinerlei kompensierende Einflussnahme in Form von Düngung. Dementsprechend kann davon ausgegangen werden, dass wirklich nur das entnommen wird, was „entbehrbar“ ist. Der FSC scheint zu unterstellen, dass Waldbesitzer, unabhängig von der Besitzart, ausschließlich ihren finanziellen Erlös im Sinn haben und deshalb den Wald kategorisch zugrunde richten würden.

Wir empfinden diese Haltung nicht nur als unangemessen arrogant, sondern möchten auch darauf hinweisen, dass selbst bei einem rein finanziellen Interesse die Waldbesitzer immer bestrebt wären, eine möglichst langfristige, möglichst Gewinn bringende Waldwirtschaft anzustreben. Eine komplette Nichtderbholzentfernung wäre dementsprechend absolut unsinnig wäre, da sich der Waldbesitzer so seiner Produktionsgrundlage berauben würde. Das mag vereinzelt der Fall sein, trifft jedoch für die Gesamtbreite der Forstämter und Waldbesitzer nicht zu.

Fazit

Sowohl mit ihrem Verständnis vom Ökologie und Nachhaltigkeit, ihrem mangelnden Fachwissen und der Annahme der Unfehlbarkeit der eigenen Vorgaben sind die FSC-Standards auch zum Thema Nichtderbholznutzung nicht geeignet, eine verantwortungsvolle Waldpraxis in Deutschland zu gewährleisten. Sie stellen im Gegenteil eine Bedrohung für einen zukunftsorientierte, global-holistisch gedachte deutsche Waldwirtschaft dar.

Quellen

[1]   Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V.:  „Forsttechnische Informationen Sonderausgabe 1: Nachhaltigkeit und Umweltschutz in der Deutschen Forstwirtschaft“ (2016), S. 33 ff

[2]   Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V.:  „Forsttechnische Informationen Sonderausgabe 1: Nachhaltigkeit und Umweltschutz in der Deutschen Forstwirtschaft“ (2016), S. 33 ff

[3]  UNIQUE-Gutachten zur FSC-Zertifizierung des hessischen Staatswaldes, Kapitel „Verzicht auf Nichtderbholznutzung“, Seite 35

[4] Landesamt für Umweltschutz. „Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt“, 51. Jahrgang (2014), Kapitel „Geschützte und gefährdete Pflanzen, Tiere und Landschaften des Landes Sachsen-Anhalt“, Seite 4

[5] Reichholf, Josef H. “Stabile Ungleichgewichte. Die Ökologie der Zukunft.” (2008).

Was ist der FSC? – Eine Einführung

Der Forest Stewardship Council (FSC) AC ist ein Bürger-„Unternehmen“ mit Sitz in Mexiko[1]. Die Konzern-Organisationsstrukturist hoch komplex und, wie es scheint, auch für den FSC selbst kaum mehr durchschaubar. Unseren Versuch einer Veranschaulichung finden Sie hier[2]. Für viele Länder gibt es Landesgruppen, meist in Form eines Vereines. In Deutschland ist dies der „Verein für verantwortungsvolle Waldwirtschaft e.V.“, dem eine GmbH angegliedert ist. Zudem unterhält der FSC AC hier drei Tochtergesellschaften – die ASI (Accreditation Services International GmbH)[3], die FSC Global Development GmbH[4] sowie das FSC International Center gemeinnützige Gesellschaft mbH[5]. Sowohl FSC AC als auch die Landesgruppen sind in drei verschiedene Kammern unterteilt, die sich mit Umwelt, Sozialem und Wirtschaft beschäftigen. Die Zuteilung zu den Kammern erfolgt hierbei nicht nach Interessengebiet oder Wunsch des Mitgliedes sondern automatisch. So werden eNGO-Mitglieder beispielsweise automatisch der Umweltkammer zugeteilt. Weiterhin ist eine Mitgliedschaft nur für lokale stakeholder möglich – die aber keinen wissenschaftlichen Hintergrund oder eine andere Qualifikation aufweisen müssen. Genau diese stakeholder (meist Laien), erarbeiten die Länderstandards. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass weder in den Regularien, noch in den Standards, Definitionsausführungen, Policies oder anderen Dokumenten wissenschaftliche Quellen, Begründungen oder Argumente zu finden sind. Stattdessen wird immer nur wieder auf andere interne Dokumente verwiesen – ein Zitatkreislauf, der allenfalls auf den ersten Blick eine fundierte Seriosität suggeriert. Eine Praxis, die übrigens auch eng mit ihm verpflochtene NGOS wie der WWF perfektioniert haben, die die propagierten Aussagen jedoch nicht wahrer macht.

Offiziell initiiert wurde der FSC (AC) durch die „Riokonferenz“ 1992 (United Nations Conference on Environment and Development ). Tatsächlich fand aber seit 1986/87 ein massiver Boykott von Tropenholz statt, durch den reihenweise Tropenholzhändler und Sägewerke Insolvenz anmelden mussten. Der Absatz für Tropenhölzer brach um teilweise 90% ein. Dieser scheint, so der Eindruck aufgrund der anschließenden Anstrengungen des FSC, der tatsächliche Auslöser für die Gründung gewesen zu sein. Als letzte Rettung ihrer Unternehmen versuchten einige „Tropenhölzler“ in Kooperation mit verschiedenen NGOs wie dem FOE und WWF eine Möglichkeit zu finden, die verschmähten Produkte wieder hoffähig zu machen. Eine Funktion, die der FSC noch heute innehält. So äußerte sich Herr Sayer folgendermaßen:

“Die ökologische Nachhaltigkeit, die dem FSC von verschiedenen Seiten zugeschrieben wird, spielte und spielt dementsprechend nur eine untergeordnete Rolle.”

Ebenso fehlt ihm jedes Verständnis von globaler Verantwortung (das für nachhaltiges Handeln unabdingbar ist!). Die Globalität, die der FSC es in seinem Leitspruch selbst propagiert, ist dementsprechend als inexistent zu bewerten. Ein kleines Beispiel hierfür ist die Forderung nach mehr Flächenstilllegungen in Deutschland mit dementsprechend massiven ökologischen Auswirkungen in borealen Wäldern. Hierzu an anderer Stelle mehr.

Unter den bereits erwähnten Aspekten ist es nicht verwunderlich, dass die Länderstandards nicht den aktuellen Forschungsstand wiederspiegeln sondern stattdessen medienwirksam-populistische Anforderungen an die zertifizierten Betriebe stellt. Schlimmer noch, durch sein Verhalten als global player wird jahrhundertelange forstwissenschaftliche Grundlagenforschung von einigen Wenigen ad absurdum geführt. So wurde beispielsweise in der Enquete Kommission zum „Schutz der Erdatmosphäre“ wiederholt festgestellt, dass aus (tropischen) Primärwäldern per Definition kein Holz entnommen werden kann, da sie ihren Status damit verlieren würden. Trotzdem sind gerade diese Wälder oft FSC-zertifiziert und werden im Namen der „verantwortungsvollen Waldwirtschaft“ abgeholzt. Auch andere FSC-Forderungen sind längst überholt worden oder schlicht unsinnig. Wir beziehen uns hier unter anderem auf die von uns immer wieder angesprochenen Themen Rückegassenabstand, Flächenstilllegung, Pestizidgebrauch. Texte hierzu finden sich auf unserem Blog und in verschiedenen offenen Briefen.

Der FSC hat ökologisch fragwürdige Waldwirtschaft „hoffähig“ gemacht. Gratulation.

Das macht den FSC zu einem der erfolgreichsten Ablasshändler für Politik, NGOs, Einzelhandel, Baubranche, Umweltschutzverbände,…  – nur dem Wald selbst nützt er rein gar nichts. Dem würde es wesentlich besser gehen, wenn er einfach weiterhin nach den ohnehin sehr strengen Richtlinien in Deutschland bewirtschaftet werden würde. Verhaltenscodes zu Flächenstilllegung und Pestizidgebrauch sind hierin wesentlich sorgsamer erarbeitet als in den FSC-Statuten.

 

 

 

 

[1]  Forest Stewardship Council A.C., Calle Margarita Maza de Juárez No. 422, Colonia Centro, 68000 Oaxaca, Oaxaca

Mexiko

[2]  http://www.fragen-an-den-fsc.de/?p=991

[3] ASI-Accreditation Services International GmbH
Friedrich-Ebert-Allee 69
53113 Bonn
Deutschland

[4] Charles-de-Gaulle-Str. 5, 53113 Bonn / Zentrum, Deutschland

[5] Charles-de-Gaulle-Str. 5, 53113 Bonn / Zentrum, Deutschland

FSC-Artikel im Newsletter von Skydda Skogen/Protect the Forest

Im aktuellen Newsletter veröffentlicht Protect the Forest (schwedisch: Skydda Skogen) einen Artikel zu einem offenen Brief, den FSC-zertifizierte Betriebe an schwedische Entscheidungsträger verschickt haben. Der Artikel zeigt eines der Probleme der FSC-Zertifizierung auf, nämlich die Problematik der verschiedenen Standards. In Schweden wird eine Waldbewirtschaftung geduldet, ja teilweise sogar verlangt, die in Deutschland gegen geltendes Recht verstoßen würde. Der FSC belegt hierdurch (wieder einmal), dass er keinesfalls eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder garantiert – und das offensichtlich nicht einmal anstrebt. Siehe hierzu auch unsere Fotoreihe zu riesigen Kahlschlägen biologisch wertvoller Wälder in Schweden – einfach hier klicken.

Der gesamte Newsletter kann auf Schwedisch und Englisch hier eingesehen werden. Eine (sehr rudimentäre) Übersetzung folgt weiter unten.

Besuchen Sie auch die Website der NGO für mehr Informationen zu ihrer Arbeit – Informationen sind an dieser Stelle auch auf Deutsch erhältlich.

 


 

In Schweden soll eine große Menge biologisch erhaltenswerter Wälder gefällt werden. In einem offenen Brief vom 9. Dezember forderten 90 Repräsentatnen aus 70 FSC-zertifizierten Unternehmen von Großkonsum-Staaten in Europa, Wälder mit großer Schützenswürdigkeit in Schweden permanent zu schützen. Schweden ist der drittgrößte Exporteur von Papier, Papierbrei und Sägeholz der Welt. Auch Deutschland zählt neben Großbritannien und den Niederlanden zu den größten Abnehmern. Repräsentanten dieser europäischen Unternehmen warnten, dass sie – sollten Ihre Forderungen nicht erfüllt werden – in Betracht ziehen könnten, den Handel mit schwedischen Waldprodukten auszusetzen.

Die unterzeichnenden Unternehmen sorgen sich um mehrere hochgradig erhaltenswerte Wälder, die von zertifizierten Forstunternehmen wie Sveaskog, Stora Enso und SCA gefällt werden sollen. Sie appellieren an die schwedische Regierung, die Schwedische Forst Agentur und die zertifizierten Waldunternehmen, diese Wälder permanent zu schützen.

In Schweden steht ein bedeutender Anteil der verbleibenden Naturwälder Europas. Schweden ist engagiert, seine Biodiversität durch internationale und nationale Umweltziele zu schützen. Trotzdem ist der Staat weit davon entfernt, diese Ziele zu erreichen. Der Forest Stewardship Council (FSC) ist ein Waldzertifikat für nachhaltige Waldwirtschaft. Dem FSC-Standard zufolge sollten hochgradig erhaltenswerte Wälder aus der Bewirtschaftung heraus genommen werden. Trotzdem werden viele biologisch erhaltenswerte Wälder von der zertifizierten Waldbewirtschaftung in Schweden gefällt.

Im offenen Brief heißt es: „Es ist inakzeptabel, dass diese Restbestände von hochgradig schützenswerten Wäldern, die einzigartig und Teil der letzten Wildnis in Europa sind, keinem permanenten Schutz unterstehen und unter der Fahne des FSC gefällt werden. Das untergräbt klar die Glaubwürdigkeit des FSC. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung sollte die Biodiversität, Arten und natürliche Umwelt nicht verschlechtern.

Die Unternehmen, die diesen offenen Brief  unterzeichnet haben, arbeiten mit allem von Druck, Verpackung und Recycling bis hin zu Inneneinrichtung und Konstruktion, wie auch der Waldwirtschaft. „Konsumenten wollen sicher sein, dass sie ein verantwortungsvolles Produkt erwerben. In Deutschland unterstützt das FSC-Label eine Natur-orientierte Waldwirtschaft und hohe Umweltstandards, während sie in Schweden zerstörende Kahlschläge unterstützt. Für den Konsumenten ist das sehr verwirrend und verzerrt den Wettbewerb. Die Glaubwürdigkeit der gesamten schwedischen Waldwirtschaft und der FSC-Zertifizierung ist bedroht“, sagt Knut Sturm, Vorsitzender der Lübecker Stadtwaldverwaltung in Deutschland.

Die Initiatoren des Anschreibens sind die schwedische NGO „Protect the Forest“ und die deutsche NGO Robin Wood. „Wir können es uns nicht leisten diese wertvollen, letzten verbleibenden alten Wälder zu verlieren. Der Verlust der Biodiversität ist kritisch und es besteht dringender Bedarf, wissenschaftlich Naturschutz-orientiert zu handeln statt auf einer Produktionsorientiertung zu beharren. Wir hoffen, dass dieser Brief für Entscheidungsträger in der schwedischen Regierung, der Schwedischen Waldagentur und der Waldwirtschaft die Augen öffnet. Alle hochgradig erhaltenswerten Wälder müssen permant geschützt werden“, sagt David van der Spoel, Sprecher von Protect the Forest.

 

Offener Brief Herr Schäfer-Gümbel im Anschluss an die FSC-Diskussion im hessischen Landtag

Unsere Reaktion auf die Rede von Herrn Schäfer-Gümbel (SPD) im hessischen Landtag.

Als pdf: Offener Brief Herr Schäfer-Gümbel

Die Rede als Video findet sich auf der Website der hessenschau.

 

——

 

Sehr geehrter Herr Schäfer-Gümbel,

 

es freut uns, dass Sie seit unserem letzten Anschreiben scheinbar vorsichtiger geworden sind mit Lobeshymnen auf den FSC. Schade, dass Sie in einem Großteil Ihrer Rede nicht auf das Thema sondern nur auf das Publikum eingehen.

Es freut uns, dass der „Schlingerkurs […] damit zu tun [hat], dass wir Sachen zu Ende denken“. Dann besteht für uns noch Hoffnung, dass Sie am Ende dieser Überlegungen Waldschutz und Transparenz nicht dem politischen Kalkül opfern. Denn aus politischer Perspektive mag verständlich sein, dass Sie der Konflikt in der Koalition freut. Tatsächlich wäre das aber Ihre Chance, sich als glaubwürdigen und durchsetzungsfähigen Politiker zu etablieren und sich mit dem Sachverhalt auseinander zu setzen statt abzuwarten, welche Position im Hinblick auf die nächsten Wahlen günstiger erscheint. Inhalte statt Phrasen, das wäre doch mal eine angenehme Abwechslung, um die politikverdrossene Bevölkerung von Ihrer Kompetenz zu überzeugen.

Insofern stimmen wir Ihnen vollkommen zu, dass es nicht reicht, nur Kontroll- und Zertifizierungskosten zu kompensieren. Denn was tatsächlich kompensiert werden müsste, wie wir letzte Woche schon schrieben, sind die negativen Folgen auf Mensch und Natur, die mit der Zertifizierung einhergehen. Darüber, dass das weder möglich ist noch versucht werden wird, muss man sich wohl keine Illusionen machen. Es ist ja auch der grundverkehrte Ansatz.

Die Frage, die bleibt: Wer profitiert am Ende überhaupt von einer FSC-Zertifizierung? Die Grünen, weil Sie Ihre Forderung öffentlichkeitswirksam durchgesetzt haben? Am Ende ist doch der einzige Profiteur das System FSC mit seinen akkreditierten Zertifizierern, den NGOS und Universitäten (die durch ihn Drittmittel bekommen). Der Wald, den alle immer beteuern, schützen zu wollen, ist es sicher nicht!

Auch die von Ihnen angestrebte Mitgliedschaft im FSC wird hieran nichts ändern. Sie ist im Gegenteil einer der Gründe dafür, dass dieses System niemals funktionieren kann. Solange Interessenvertreter aus Politik und Wirtschaft in den „Steuerungskreisen des FSC“, wie Ihr Kollege Herr Landau es bezeichnete, mitwirken, werden Nachhaltigkeit und Naturschutz niemals im Mittelpunkt stehen. Statt den Erkenntnissen aus moderner Forschung zu folgen werden medienwirksame aber nichtfundierte Forderungen gestellt. Wir haben Ihnen das letzte Woche bereits an den Beispielen Flächenstilllegung und Rückegassenabstände erläutert. Natürlich haben Sie Recht, dass es absurd ist, dass in Osteuropa gänzlich andere Standards gelten als hier. Glückwunsch, übrigens, dass Sie bereits bis zu diesem Sachverhalt durchgedrungen sind. Es freut uns, dass zumindest ein Teil unserer Aufklärungsversuche auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Dass das Mitwirken des Umweltministeriums oder der hessischen Landesregierung hieran etwas ändern würde, bleibt jedoch stark zu bezweifeln.

Dass eine solche Vermischung einen massiven Interessenkonflikt darstellt und dementsprechend inakzeptable ist, scheint weder die Landesregierung noch die Opposition zu stören. Wir finden diese Vermischung zutiefst schockierend und fordern Sie auf, sich hiervon klar zu distanzieren.

Im Übrigen sind die weltweit zum Teil stark unterschiedlichen Standards nicht nur aufgrund einer Wettbewerbsverzerrung für Deutschland problematisch. Sie führen auch zu Verlagerungs- bzw. Verdrängungseffekten die das genaue Gegenteil von dem bewirken, was angeblich erreicht werden soll. Wie beispielsweise den Holzimport aus borealen Primärwäldern, den wir bereits in unserem letzten Schreiben ausführlich erläutert haben.

 

Um wirklichen Naturschutz in den hessischen Wäldern zu erreichen fordern wir Sie auf:

  1. Halten Sie Ihr Versprechen, dass der „Personalabbau nicht nur gestoppt sondern Personal wieder aufgebaut wird damit nachhaltiges Wirtschaften auch weiterhin möglich ist“. Und das bedeutet: Keine FSC-Zertifizierung. Hierfür lassen sich die von Ihnen versprochenen Kompensationszahlungen hervorragend nutzen. Und Sie sparen eine Menge Geld, das nicht für eine unsinnige Zertifizierung ausgegeben werden muss.
  2. Klären Sie Ihre Kollegin Frau Feldmayer darüber auf, dass eine Tarifbezahlung für Landesbedienstete selbstverständlich ist – und keinesfalls einer FSC-Zertifizierung bedarf.
  3. Nutzen Sie die rechtlichen Grundlagen, die bereits seit Jahrzehnten in den Bundes- und Landeswaldgesetzen verankert sind, statt Ihre Verantwortung an einen Multimillionen Dollar Konzern mit Sitz in Mexiko abzugeben, der sich jeder Kontrolle entzieht.
  4. Ziehen Sie bei Ihren Bestrebungen nach einer einheitlichen Strategie für Staats-, Kommunal- und Privatwald auch die Privatwaldbesitzer mit ein, statt deren Stimmen konsequent zu ignorieren. Wussten Sie eigentlich, dass deren Ausstiegszahlen aus dem FSC seit Jahren so stark steigen, dass es so gut wie keine privaten Waldbesitzer mehr im FSC gibt? Selbst Gründungsmitglieder haben dem FSC-System inzwischen den Rücken gekehrt. Das sollte Ihnen zu denken geben.
  5. Fordern Sie Ihre Kollegen der anderen Parteien auf, Falschaussagen bezüglich des FSC und Falsch“deutungen“ des Gutachtens umgehend richtig zu stellen und von Ihren Onlinepräsenzen zu entfernen
  6. Entziehen Sie den FSC-Zertifizierungsbemühungen für den hessischen Landesforst Ihre Unterstützung. Umgehend.

 

Sie sagen, dass Sie „von nachhaltiger Waldwirtschaftsstrategie […] bisher herzlich wenig gesehen [haben].“Wir auch nicht. Und wir würden uns wirklich außerordentlich freuen, wenn sich das in naher Zukunft ändern würde. Was Sie ja versprechen. Nur bitte nicht indem Sie einer Partei folgen, die nur weil sie „grün“ im Titel trägt, noch lange nicht qualifiziert ist (und aktuell sehr anschaulich das Gegenteil beweist) die Umweltgeschicke für Hessen „allein“ zu bestimmen.

Wir sind wie immer gerne bereit weiterführende Dokumente zu liefern und uns einer Diskussion mit Ihnen oder anderen Interessierten zu stellen. Aktuelle Informationen finden Sie auch jederzeit auf unserem Blog www.fragen-an-den-fsc.de .

 

Mit freundlichen Grüßen,

Arbeitsgruppe FadFSC

 

Offener Brief an Herrn Landau (CDU) im Anschluss an die FSC-Diskussion im hessischen Landtag

Unsere Reaktion auf die Rede von Herrn Schott (CDU) im hessischen Landtag.

Als pdf: Offener Brief Herr Landau

Die Rede als Video findet sich auf der Website der hessenschau.

 

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Sehr geehrter Herr Landau,

mit Interesse haben wir die Diskussion um die FSC-Zertifizierung für den hessischen Landesforst verfolgt. Zuerst einmal möchten wir Ihre Rede insofern loben, als dass sie im Verhältnis zu denen Ihrer Koalitionspartner verhältnismäßig viele Sachverhalte korrekt dargestellt haben.

Leider müssen wir Sie trotzdem an einigen Stellen berichtigen.

So loben Sie die Mitarbeiter von HessenForst als „gut ausgebildet und leistungsfähig“ und bedanken sich für die „wissenschaftliche Bewertung“ – wenn auch seitens des Umweltministerium diese nur mit Widerwillen öffentlich zugänglich gemacht wurde. Gleichzeitig handeln Sie jedoch bewusst gegen die Empfehlung dieser Mitarbeiter, die sich explizit gegen die Zertifizierung ausgesprochen hatten. Statt sich also wirklich zu bedanken entmündigen Sie die Landesbediensteten, sprechen Ihnen die Fähigkeit ab, die Zukunft des Landesforstes mitbestimmen zu können. Zumal die FSC-Zertifizierung für viele von Ihnen den Verlust der Arbeitsplätze bedeutet[1] und für andere damit eine signifikante Erhöhung des Risikos von Arbeitsunfällen einher geht[2]; da können Sie noch so viele Kompensationen in Aussicht stellen. Eine Handlung, die nach Aussage Ihres Koalitionspartners ja angeblich gar nicht nötig ist, wie sowohl Frau Feldmayer als auch Frau Hinz versichern. Dass mit einer solchen Dreistigkeit wissenschaftliche Ausführungen eines Gutachtens verdreht werden, macht uns nahezu sprachlos. Lassen Sie uns kurz aufklären: Tatsächlich geht das UNIQUE-Gutachten von lokalen Kosten von 8 bis 11 Millionen Euro aus. Eine Position der Gesamtrechnung sind hierbei 3.29 Millionen Euro Mehreinnahmen durch die Bewirtschaftung jeder zweiten Rückegasse[3]. Diese Summe kann jedoch erst fließen, wenn der Bestand in den natürlich längst angelegten Rückegassen nachgewachsen ist, was in frühestens 50 Jahren der Fall wäre. Ferner veranschlagt UNIQUE rund 1.21 Millionen Euro

Mehrkosten für die Bewirtschaftung mit weniger Rückegassen pro Jahr[4]. Darüber hinaus müssten die „zuvielen“ Rückegassen erst zurückgebaut werden um sie entsprechend bepflanzen zu können, dieser nicht unerheblich kostenverursachende Umstand ist erst gar nicht eingepreist.

Dabei handelt es sich aber gar nicht um die Summe, auf die Frau Feldmayer und Frau Hinz sich beziehen. Diese soll durch Mehreinnahmen durch Douglasienholz entstehen. Ein Punkt, der im gesamten Gutachten gar nicht zu finden ist. Außerdem wird auch hierbei unterschlagen, dass diese Einnahmen in frühestens 50 Jahren zu Buche schlagen werden. Und wenn, so kann OHNE FSC mehr Douglasie angepflanzt werden als MIT; eine Vortäuschung von Mehreinnahmen ist hier also nicht nur mangelhaft recherchiert sondern auch stümperhaft durchgeführt worden.

Wir dürfen Sie zitieren: „Uns als CDU ist wichtig, dass der Wald in Hessen nach höchsten Standards nachhaltig und umweltschonend bewirtschaftet wird, weil er als unser Erbe für künftige Generationen erhalten bleiben soll und weil er viele Funktionen für die Umwelt, die Artenvielfalt, den Klimaschutz, den Wasserhaushalt – aber eben auch als Erholungsraum für die Menschen.“ Da Sie sich ja bereits seit 25 Jahren in der CDU engagieren sollte Ihnen eigentlich bewusst sein, dass diese „höchsten Standards“ schon seit Jahrzehnten im Bundeswaldgesetz sowie in den Landeswaldgesetzen verankert sind. Das, was der FSC für sich selbst in Anspruch nimmt, nämlich „umweltgerechte, wirtschaftlich tragfähige und sozial förderliche“[5] Waldwirtschaft, also längst festgelegt und in weiten Teilen auch umgesetzt wurde. Abgesehen davon ist der FSC das denkbar ungeeignetste Mittel, um die Bewirtschaftung der hessischen Wälder nachhaltiger zu gestalten. Er garantiert entgegen gängiger Meinung mitnichten die Nachhaltigkeit eines Produktes respektive einer Bewirtschaftungsform. Auch ist er, übrigens nach eigener Aussage, kein Ökosiegel[6]. Seine Forderungen sind rein plakativ, populistisch und undifferenziert. Wenn Sie sich zum Beispiel mit dem Thema Rückegassenabstände wirklich auseinandersetzen, werden Sie schnell erkennen, das die pauschale Forderung des FSC, diese auf 40 m auszuweiten, jeder fachlichen Basis entbehrt.

Das Geschenk, das Sie Ihrem Koalitionspartner da machen, bringt keinen Vorteil für irgendwen (außer den FSC selbst, natürlich) – aber es wird uns alle etwas kosten. Und damit meinen wir längst nicht nur die sowohl in der Bewertung von HessenForst als auch im Gutachten von UNIQUE veranschlagten 8 bis 11 Millionen Euro und die Folgen für die Mitarbeiter von HessenForst. Auch die Umwelt wird unter FSC mehr in Mitleidenschaft gezogen als ohne – wie beispielsweise durch die weiteren Rückegassenabstände[7] oder auch durch Flächenstilllegungen. Ihre Aussagen, dass „Bodenschutz durch weniger Rückegassen“ erreicht werden könne, ist im Übrigen grundlegend falsch[8].

Natürlich muss man für die Kalkulation der tatsächlichen Kosten solcher Forderungen eine globale Betrachtungsweise an- – und globale Verantwortung übernehmen. Aber das sollte ja für eine regierende Partei selbstverständlich sein. Eigentlich müssten Sie bei der Lektüre unserer bisherigen offenen Briefe an Ihre Kollegen verschiedener Parteien[9][10][11][12] bereits hierauf gestoßen sein. Da Sie diese trotzdem weiterhin ignorieren fordern wir Sie dringend auf, als CDU Hessen hierzu Stellung zu nehmen.

Noch mehr hat uns schockiert, dass Sie annehmen, dass Ihre Mitwirkung in den „Steuerungskreisen des FSC“ eine gute Idee sei. Eine solche Einmischung von fachfremden, politischen Interessen ist einer der großen Kritikpunkte am System FSC! Denn so werden statt Umweltschutzinteressen immer auch politische Abwägungen im Mittelpunkt stehen, die an dieser Stelle keinen Platz haben! Auch das „der neue FSC-Standard […] nicht vorschreibt, dass wir vollständig alle FSC-Standards erfüllen müssen, sondern dass wir uns hier in einen kontinuierlichen Prozess begeben“ ist schlicht falsch. Dass Ihnen der FSC gelegen kommt,

damit Sie keine neue Richtlinie für die Bewirtschaftung im Staatsforst oder der Biodiversitätsstrategie der Bundesregierung entwickeln müssen, ist, ehrlich gesagt, eine lahme Ausrede. Sie können die Zukunft des hessischen Waldes, des „Erholungsraumes“, den Sie so preisen, nicht einfach an einen Multimillionen Euro schweren Konzern mit Sitz in Mexiko abgeben, der sich jeder Kontrolle entzieht. Erwarten Sie wirklich, dass das keine Konsequenzen nach sich zieht? Sicher, die NGOs, die massiv vom FSC profitieren werden Sie hierfür öffentlichkeitswirksam loben. Aber kann das wirklich Ihr Ziel sein?

Wo bleibt Ihre Verantwortung für Ihr Land und künftige Generationen, die Sie durch die Annahme der Regierungsführung übernommen haben?

Für weitere Informationen und Diskussionen stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung. Die bisherigen offenen Briefe sowie Hintergrundinformationen finden Sie auf unserem Blog www.fragen-an-den-fsc.de .

 

Mit freundlichen Grüßen,
Arbeitsgruppe FadFSC

 

 

[1] Ihre Kollegin Frau Knell hat das auf 500 Arbeitsplätze hoch gerechnet, in der Regel ergeben sich aus 1000m³3 Waldholz ein Arbeitsplatz.

[2] https://www.forstpraxis.de/klugmann_arbeitssicherheit_og/, abgerufen am 05.02.2017 um 15:17 Uhr

[3] https://umwelt.hessen.de/sites/default/files/media/hmuelv/2018-01-18_abschlussbericht
_fsc_hessen_unique.pdf, Seite 73 mittig

[4] https://umwelt.hessen.de/sites/default/files/media/hmuelv/2018-01- 18_abschlussbericht_fsc_hessen_unique.pdf, Seite 74 unten

[5] http://www.fsc-deutschland.de/de-de, abgerufen am 05.02.2017 um 15:17 Uhr

[6] https://www.regenwald.org/pressemitteilungen/4475/fsc-ist-kein-oekolabel,
abgerufen am 06.02.2018 um 15:08 Uhr

[7] http://www.fragen-an-den-fsc.de/?p=1051

[8] http://www.fragen-an-den-fsc.de/?p=1051

[9] http://www.fragen-an-den-fsc.de/wp-content/uploads/2018/02/Anschreiben-Sch
%C3%A4fer-G%C3%BCmbel.pdf

[10] http://www.fragen-an-den-fsc.de/wp-content/uploads/2018/02/Offener-Brief-Frau-
Feldmayer.pdf

[11] http://www.fragen-an-den-fsc.de/wp-content/uploads/2017/09/Fragen-An-Den-
FSC_OffenerBrief-LT-Hessen.pdf

[12] http://www.fragen-an-den-fsc.de/wp-content/uploads/2018/02/Offener-Brief-Frau-
Schott.pdf

Offener Brief Frau Schott (Die LINKE) im Anschluss an die FSC-Diskussion im hessischen Landtag

Unsere Reaktion auf die Rede von Frau Schott (Die Linke) im hessischen Landtag.

Als pdf: Offener Brief Frau Schott

Die Rede als Video findet sich auf der Website der hessenschau.

Sehr geehrte Frau Schott,

mit Bedauern haben wir Ihre gestrige Rede im hessischen Landtag verfolgt. Zuerst einmal freut es uns, dass Sie sich zu Waldschutzbemühungen bekennen. Gleichzeitig sind wir jedoch erschrocken über den Informationsmangel, der Ihren Aussagen zugrunde liegt.

Falls Sie sich nicht erinnern können: Wir sind eine Arbeitsgruppe die es sich zum Ziel gesetzt hat über den FSC aufzuklären und gegen die FSC-Verbrauchertäuschung und Betrug zu kämpfen. Aussagen, die wir im Übrigen gerne belegen können. Wir haben bereits im September letzten Jahres angefangen uns gegen die FSC-Zertifizierung der hessischen Staatswälder zu engagieren und haben hierzu mehrere offene Briefe formuliert. Dementsprechend fragen wir uns, warum Sie diese Informationen nicht prüfen und stattdessen weiterhin vorformulierten Ansichten des FSC und seiner Profiteure folgen. Ein Verhalten, das einer linkspolitischen Partei absolut unwürdig ist!

Sie betonen, dass der Waldschutz wichtiger ist als monetäre Interessen. Diese Grundeinstellung ist erst einmal lobenswert! Sie lassen dabei jedoch völlig außer Acht, dass der FSC ein gänzlich unzureichendes Instrument ist um dies zu erreichen. Wir betonen noch einmal, wie wir es schon dutzende Male getan haben, dass er weder ein Garant für Nachhaltigkeit ist, noch ein Öko-Zertifikat. Eine Tatsache, die er im Übrigen selbst betont: „Ihre Aussage, der FSC sei ein Ökolabel ist falsch und entbehrt jeder Grundlage“1. Abgesehen davon unterstellen Sie den Landesbediensteten mit dieser extrem verkürzten Darstellung, dass sie nicht in der Lage sind, ökologische sowie ökonomische Aspekte der Waldbewirtschaftung zu beachten. Eine ganze Berufsgruppe derart pauschal zu verunglimpfen, macht uns geradezu sprachlos. Zumal gerade diese Berufsgruppe sich die FSC-Zertifizierung „etwas kosten lassen“ muss – unter anderem dadurch, dass durch eine Ausweitung der Flächenstilllegung Arbeitsplätze weg fallen. Und ist Ihnen bewusst, dass sich durch die vom FSC geforderte Erweiterung der Rückegassenabstände von 20 m auf 40 m das Sicherheitsrisiko für Forstmitarbeiter signifikant erhöht2? Eine Tatsache, die unserer Meinung nach übrigens gegen geltendes Arbeitsrecht verstößt!

Wir fordern Sie auf, sich umfassender zu informieren und den FSC, sein System, seine Grundsätze und Handhabungen (beispielsweise in der nicht vorhanden, angeblich „strengen“ Kontrolle) kritisch zu hinterfragen!

Sie werfen der FDP vor, in der Schule nicht aufgepasst (und die eine oder andere Sendung mit der Maus verpasst) zu haben. Gleichzeitig ignorieren Sie, dass die FDP – scheinbar im Gegensatz zu Ihnen – das Gutachten gelesen und ausgewertet hat. Da stellt sich die Frage, wer von Ihnen wo nicht aufgepasst hat. Auch werfen Sie der Partei vor, „ökologisch komplett blind“ zu sein. Dass das Gegenteil der Fall ist erlauben wir uns im Folgenden ausschnittartig darzustellen.

Da wäre beispielsweise die von Ihnen erwähnte Flächenstilllegung zu nennen. Neben dem Aspekt der Entlassung von Waldarbeitern – 1.000 m³ Waldholz entsprechen etwa einem Arbeitsplatz – ist diese Forderung auch ökologisch verwerflich. Wir vermuten, dass Sie mit der Aussage, dass „ein Wald nie mehr CO² freisetzen kann als er zuvor gebunden hat“ auf den Klimaschutz durch Flächenstilllegungen einzugehen versuchen? Sollte das der Fall sein, so bitten wir zu beachten, dass durch eine Flächenstilllegung in Hessen die gleiche Menge Holz an anderer Stelle eingeschlagen werden wird – meist in borealen Wäldern z. B. in Russland. Sie müssen also beachten, dass
a) … die Einschlagsmethoden wesentlich rudimentärer sind, was im Klartext bedeutet, dass es auf den ökologischen Super-Gau des Kahlschlages hinaus läuft.
b) … mit der Kahlschlagung dieser Wälder das großflächigem Auftauen von Permafrostböden einher geht. Hierdurch werden massive Methanvorkommen freigesetzt – ein Gas, das 400 mal klimawirksamer ist als CO2. Das zieht ungleich schlimmere Folgen nach sich als die Einschlagung der gleichen Menge in Deutschland.
c) … dass das Holz durchschnittlich 5000 km weit transportiert werden muss, was mit massiven Folgen (sowohl monetären als auch ökologischen!) einhergeht.
d) …etwa 50% der Ernte aufgrund der Erschließungsbeschaffenheiten verloren geht und die Hauptproduktausbeute im Vergleich zu mitteleuropäischen Sägewerken um 30% reduziert ist. Es muss also etwa die dreifache Menge Holz eingeschlagen werden um die gleiche nutzbare Menge zu erzeugen.
Es handelt sich also, global gesehen, um einen massive Steigerung der Vernichtung ökologischer Ressourcen. Das Gleiche gilt auch für die Rückegassenabstände, die nach dem Willen des FSC von 20 m auf 40 m ausgeweitet werden sollen. Neben den negativen Auswirkungen auf die Arbeitssicherheit bedeutet dies auch, dass der Boden in den verbleibenden Rückegassen exponentiell stärker geschädigt wird als bei Beibehaltung des 20 m-Abstands3.

Wie Sie ja selbst schon betonen, sind bereits jetzt gesetzliche Grundlagen vorhanden die beispielsweise den Schutz der Biodiversität durch Flächenstilllegung (aber eben nicht von 10%) gewährleisten können. Der FSC-Standard stellt hierzu keine Verbesserung da. Lassen Sie uns das an einem kurzen Beispiel verdeutlichen. Generell werden in deutschen Wäldern nur dann Pestizide verwenden, wenn sie unumgänglich sind – beispielsweise um eine großflächige Waldzerstörung zu unterbinden. Nach FSC-Richtlinien sind Pestizide generell verboten – man kann aber im Fall der Fälle auf eine Art „Sondergenehmigung“ zurück greifen, die gegen Zahlung einer Gebühr vom Verbot befreit. Dementsprechend ist diese Pestizidrichtlinie für den Waldschutz völlig sinn frei; für den FSC stellt sie jedoch eine weitere Einnahmequelle dar.

Von Transparenz, die Sie loben, kann darüber hinaus wirklich keine Rede sein. Die „vergleichende ökonomische und ökologische Bewertung der schrittweisen FSC-Zertifizierung im Hessischen Staatswald“ durch den Landesbetrieb HessenForst AöR wurde schließlich fast eineinhalb Jahre (!) lang unter Verschluss gehalten. Veröffentlicht wurde am Ende, aufgrund von massivem Druck aus den Medien, nur eine geschwärzte Version! Und dass Frau Tappesser nicht nur Staatssekretärin sondern auch Mitglied im Verein für verantwortungsvolle Waldwirtschaft e.V. ist, winken die Grünen als belanglos ab, sie sei es ja „nur als Privatperson“. Eine Aussage, die wir bezweifeln4 – die an der Meldepflicht aber auch nichts ändern würde.

Da Sie selbst ja schon Zweifel verlauten lassen, dass die stillgelegten Flächen „hoffentlich sorgfältig ausgesucht“ werden, hoffen wir, dass Sie sich für die folgenden Debatte wissenschaftlicher Fakten und keiner medienwirksamen Oberflächlichkeit bedienen und zur einzig richtigen Erkenntnis kommen – nämlich dass die FSC-Zertifizierung in Hessen nicht dem Wald nutzt – sondern nur den monetären Interessen einiger Weniger, in diesem Fall auf der „Umweltschützer“seite.

Für weitere Informationen und Diskussionen stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung. Die bisherigen offenen Briefe sowie Hintergrundinformationen finden Sie auf unserem Blog www.fragen-an-den-fsc.de

Mit freundlichen Grüßen,
Arbeitsgruppe FadFSC

Offener Brief an Frau Feldmayer (Grüne) im Anschluss an die FSC-Diskussion im hessischen Landtag

Unsere Reaktion auf die Rede von Frau Feldmayer (Grüne) im hessischen Landtag.

Als pdf: Offener Brief Frau Feldmayer

Die Rede als Video findet sich auf der Website der hessenschau.

 


 

Sehr geehrter Frau Feldmayer,

es freut uns, dass Sie in Ihrer Rede auf die drei Aspekte der Nachhaltigkeit eingehen. Wo Sie doch hiermit ein so hervorragendes Beispiel dafür liefern, warum die FSC-Zertifizierung im hessischen Landesforst abzulehnen ist. Denn auch, wenn wir großzügig mal davon ausgehen könnten, dass die FSC-Zertifizierung tatsächlich einen ökologischen Nutzen bringt (was, obwohl sie so schön ein Zitat hierfür im Gutachten gefunden zu haben glauben, nicht der Fall ist), so ist das weder für die soziale noch für die ökonomische Nachhaltigkeit der Fall. Wir möchten an dieser Stelle auf ein früheres Schreiben unsererseits verweisen, das diese Behauptungen bereits widerlegt… Zur sozialen Nachhaltigkeit haben wir übrigens hier schon einen Artikel zur Herabsenkung der Arbeitssicherheit durch erweiterte Rückegassen gepostet, wir möchten auch hierauf verweisen. Abgesehen davon, übrigens, dass soziale Nachhaltigkeit unserer Auffassung nach auch bedeutet, 8 bis 11 Millionen € nicht für eine „imageträchtige“ aber sinnfreie Zertifizierung sondern für Bildung und Arbeitsplatzsicherheit zu investieren. Gleichzeitig zitieren Sie, dass durch die Zertifizierung Mehreinnahmen entstehen werden. Wir fordern Sie auf, diese Stelle bitte zu belegen – wir haben Sie im Gutachten nicht gefunden. Sie wünschen sich Tarifbezahlung? Wir auch, sehr gerne! Aber suggerieren Sie nicht, dass dies durch den FSC passieren wird! Stattdessen werden durch Flächenstilllegungen Arbeitsplätze entfallen – Frau Knell hatte diese beispielsweise mit 500 veranschlagt, wir werden dies jedoch selbst noch einmal prüfen.

Ich darf Sie kurz zitieren: „Es wird nachgeprüft […] und von einem unabhängigen Gutachter dann auch kontrolliert (…).“ Scheinbar haben Sie sich mit dem System des FSC noch nicht weiter auseinander gesetzt, wir würden dies dringend empfehlen. Nur in Kurzform: Die Gutachter können nur prüfen, was Ihnen auch freiwillig vorgelegt wird, sie erhalten keinen unbegrenzten Einblick in die Bücher. Und unabhängig sind diese Gutachter ganz und gar nicht, sie werden im Gegenteil sogar vom zertifizierten Betrieb ausgesucht – und bezahlt!

Sie sagen, es gab für die Förster durch die Zertifizierung überhaupt keine Probleme. Klären Sie uns auf wenn wir irren, aber sagt das vernichtende Gutachten von HessenForst nicht eben genau das aus, dass die Förster die Zertifizierung nicht wollen?

Wer genau sich aus welchem Grund gegen den FSC wehrt ist für uns erst einmal nur zweitrangig. Wir freuen uns, dass die Diskussion, die in den von Ihnen erwähnten Bundesländern nicht so stattgefunden hat wie Sie hätte stattfinden müssen, nun endlich in Hessen geführt wird. Warum Sie als Grüne das als persönlichen Angriff statt als fachlich-wissenschaftliche Hilfestellung interpretieren ist für uns nicht nachvollziehbar. Wir hoffen, dass Sie unsere Richtigstellungsversuche irgendwann in naher Zukunft nicht mehr so konsequent ignorieren werden.

Denn: der FSC handelt bar jeder Wissenschaftlichkeit aus monetären, nicht naturbewahrenden Motiven. Und je eher Sie das erkennen, desto eher können Sie sich dem wirklichen Waldschutz widmen.

Wir fordern Sie auf, sich der inhaltlichen Diskussion über die Hintergründe des FSCs auch außerhalb des Parlamentes zu stellen. Wir fordern Sie auf, Ihre Aussagen zu belegen. Wir fordern Sie auf, hierbei von wählerklientel-freundlichen Phrasen abzusehen, die jeder Wissenschaftlichkeit entbehren. Schon bei der Auseinandersetzung mit FSC-eigenen Dokumenten wird Ihnen auffallen, dass die von Ihnen erstrebten Ziele mit diesem Instrument nicht erreichbar sind. Desweiteren sind Informationsquellen wie der NaBu, BUND, WWF, Greenpeace oder anderer NGOs übrigens unzureichend, da sie selbst massiv vom FSC profitieren, beispielsweise durch Drittmittel.

Bitte besuchen Sie auch unseren Blog www.fragen-an-den-fsc.de.

Mit freundlichen Grüßen,
Arbeitsgruppe FadFSC

Rückegassenabstände

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Slideshow: Beispiele für Rückegassen

Hintergrund

Um überhaupt irgendeine Arbeit im Wald verrichten zu können, muss man erst einmal an ihn heran kommen, d. h. man braucht einen Weg. Üblicherweise ist es jedoch mit einem Weg nicht getan. Letztendlich ist der bewirtschaftete Wald von einem Wegenetz durchzogen welches der Fachmann als Erschließung bezeichnet. Diese Erschließung besteht i. d. R. aus zwei Teilen. Erstens aus dem mit Lkws befahrbaren Wegenetz (Groberschließung) über welches der Transport von Geräten, Maschinen, Material und Menschen, etc. in den Wald sowie die Holzabfuhr aus dem Wald erfolgt. Und zweitens aus dem Rückegassensystem (Feinerschließung) über welches das Holz aus dem Bestand an den Waldweg gebracht wird. Während ein Lkw-befahrbarer Weg eine echte Wegebaumaßnahme darstellt und befestigt ist, sind Rückegassen einzig baumfreie Trassen in den Beständen, ohne jegliche bauliche Veränderung des Untergrundes. Im Mittelgebirge gibt es noch eine dritte Variante, den sogenannten Maschinenweg. Dieser stellt quasi eine Art „Zwischenvariante“ dar, denn hier sind nicht nur die Bäume entfernt und die Stöcke gerodet sondern der Weg ist auch geschoben und verdichtet – nicht aber befestigt. Letzterer wird zumeist in steilem Gelände eingebracht, da der Tragschlepper (Forwarder) Einsatz i. d. R. nur bis max. 30 % Gefälle durchgeführt werden sollte.

FSC-Vorgaben

Die Vorgabe zu Rückegassenabständen aus dem aktuellen FSC-Standard lautet wie folgt:

Kritik

Unsere Kritik bezieht sich, ähnlich wie bei den anderen Themen dieser Kategorie, auf folgende Punkte:

  1. Inkonsistenz der FSC-Aussagen; keine klare Richtlinie
  2. Mangel einer wissenschaftlichen Basis
  3. Mangel an Kenntnissen der aktuellen fachlichen Praxis
  4. Widerspruch zu deutschen Gesetzen
  5. Exklusive regio-ökologische Betrachtungsweise

Inkonsistenz der FSC-Aussagen

Vor der Auseinandersetzung mit inhaltlichen Aspekten dieses Themas kritisieren wir, dass der FSC selbst widersprüchliche Angaben zu Rückegassenabständen macht, beziehungsweise seine im Standard drastisch ausgelegten Forderungen beispielsweise in Leitfäden oder Aktualisierungen der Standards abschwächt. Zuerst möchten wir auf die Inkonsistenz der verschiedenen Standards eingehen. So schreibt der FSC Standard 2.3 beispielsweise vor:

„Für  die  bestandes-  und   bodenschonende  Ernte und Bringung des Holzes ist ein dauerhaftes, gelände-  und  bestandesangepasstes  Feinerschließungssystem  angelegt.  Der  Forstbetrieb  strebt dabei  einen  Rückegassenabstand  von  40  m  an. Davon notwendige Abweichungen sind vom Forstbetrieb  fachlich  nachvollziehbar  als  Ausnahme zu begründen. Ein Gassenabstand unter 20 m ist ausgeschlossen“ [1]

Hierzu eine kurze Beispielrechnung. Bei einer Breite von 4m pro Rückegasse beträgt der abgestrebte Maximalabstand der Rückegassen nun 36m, sofern die Rückegassen selbst von dieser Rechnung ausgeschlossen (was in der Praxis nicht der Fall ist, in diesem Fall wäre der Minimalabstand weiterhin 40m). Vom Standard 2.3 zum Standard 3.0 hat sich also auf den ersten Blick nicht viel geändert. Auf den zweiten Blick fällt auf, dass der Standard 3.0 mit seiner Forderung nach einem Maximum von 10% der Waldfläche sehr viel flexibler darin ist, wie groß genau der Abstand der Rückegassen ausfällt. Es handelt sich hierbei also eher um einen Mittelwert als um eine fixe Vorgabe. Weiterhin wird in diesem Standard nicht mehr davon gesprochen, dass ein Abstand von 20m nicht unterschritten werden darf.

Man kann dies als einen Fortschritt bezeichnen, da durch eine Prozentangabe die Waldbewirtschafter flexibler sind und ihr bestehendes Feinerschließungsnetz besser anpassen können. Auf der anderen Seite führen solche Änderungen in der Praxis bei einem so langsam wachsenden Ökosystem wie dem Wald zu massiven Unsicherheiten in der Planung und damit zu einem Risiko für eine bestmögliche Waldbewirtschaftung [2].

Dies wird dadurch verstärkt, dass schon die FSC-Vorgaben im Standard 2.3 durch den Leitfaden für Praktiker [3] relativiert werden. Die Firma UNIQUE hat die hierin enthaltenen Aussagen in Ihrem Gutachten zur FSC-Zertifizierung des hessischen Staatsforstes wie folgt zusammengefasst:

Bestehende Rückegassensysteme [sollen] nach Möglichkeit integriert/erhalten werden, auch wenn diese z.B. nur einen Gassenabstand von 30m haben […] Die Systeme müssen geländeangepasst sein, woraus sich u.U. ein dauerhaft geringerer Gassenabstand als 40m ergeben kann.“ [4]

Mangel einer wissenschaftlichen Basis

Die Angaben im Leitfaden erscheinen hierbei wesentlich realistätsnäher, da kein neutraler Forstwirt auf die Idee kommen würde, in einem bestehenden Bestand das zugehörige Feinerschließungssystem zu verändern.

Der Grund hierfür ist einfach: Wälder sind keine Ökosysteme, die sich innerhalb weniger Wochen oder Monate entwickeln. Ein Waldzyklus dauert in Mitteleuropa mehrere Jahrhunderte (Umtriebszeit[5]: für Fichte 80-110 Jahre, Eiche 160-200 Jahre usw.). Dementsprechend erfolgt auch die Anlage eines Rückegassensystems immer langfristig beziehungsweise dauerhaft und das aus gutem Grund, denn nur so können eine flächige Befahrung sowie entstehende Schäden minimiert und im Idealfall vermieden werden. Kurzfristige Änderungen ziehen gravierende Zerstörung nach sich, die weder im Sinne. Dies gilt insbesondere für Experimente mit variierenden Vorgaben, wie der FSC sie gerade praktiziert.

Abgesehen von unserer Kritik, dass die global-holistischen Konsequenzen unbetrachtet bleiben, ist dies auch aus regionaler Umweltschutzperspektive nicht zwangsläufig sinnvoller. Eine Halbierung der verfügbaren Rückegassen bedeutet, dass über jede der verbleibenden Rückegassen die doppelte Menge Holz transportiert werden muss. Schon bei einer Bewirtschaftung mit einem Rückegassenabstand von 20m sind Bodenschäden durch die Befahrung zu beobachten – er wird verdichtet und dementsprechend schlechter durchlüftet, seine Wasserspeicherfähigkeit geht verloren, Feinwurzeln können durch den Druck abreißen… Bei einem weiteren Rückegassenabstand müssen ungleich schwerere Maschinen eingesetzt werden, was die Regenrationsfähigkeit des Bodens nachhaltig einschränkt. Man kann nun argumentieren, dass dies für das Ökosystem trotzdem besser sei, da insgesamt weniger Boden geschädigt wird. Wir möchten an dieser Stelle jedoch auf unseren Artikel zur Nichtderbholznutzung verweisen, in dem wir detaillierter erklären, dass ein unbeschädigtes, nährstoffreiches Ökosystem nicht zwangsläufig einen „ökologischen Vorteil“ bietet, das sich hierdurch immer ein Habitat für Nischenspezies (z.B. für die Gelbbauchunke (Bombina variegata)[6], die 2014 von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde zum Lurch des Jahres gekürt wurde)[7] ergibt, die anderswo von dominanteren Arten verdrängt werden würden. Wir erläutern dieses Beispiel um deutlich zu machen, dass die Diskussion wesentlich komplexer ist als auf den ersten Blick ersichtlich und immer unter Einbezug von Wissenschaft und Forschung stehen muss. Außerdem ist dies ein erster Hinweis darauf, dass sie Aussage, dass „ein weiterer Gassenabstand […] demnach ökologische, wirtschaftliche und soziale Vorteile hat“ [8]hinfällig ist.

Mangel an Kenntnissen der aktuellen fachlichen Praxis

Alternativen wie das Rücken per Pferd oder den Abtransport per Hubschrauber schonen zwar den Boden, richten dafür aber an anderer Stelle etwa gleichschwere (wenn nicht schwerere) Schäden[9] an. Darüber hinaus sind die gegenwärtig anfallenden Mengen an Holz weder hinsichtlich der Quantität noch im Hinblick auf ihre Dimension (Länge und Durchmesser) vollständig durch solche alternativen Methoden zu realisieren, geschweige denn finanziell darstellbar.

Bei dem Argument der „Zerstörung“ des Bodens durch die erwähnten Harvester, die von Umwelt- und Naturschützern gerne vorgebracht wird, wird leider oft außer Acht gelassen, dass sich aus ökologischer Perspektive aus jedem subjektiv „zerstörten“ Naturraum ein Habitat für spezielle Pflanzen und Tiere entwickeln kann.

Widerspruch zu deutschen Gesetzen

Durch eine Umstellung auf Abstände von mehr als 20m wird in vielen Fällen das motormanuellen Zufällen notwendig, und das ist nicht ohne Risiko.[10] Zwar versucht der FSC zu argumentieren, dass „ein weiter Rückegassenabstand Arbeitsplätze [sichert], da in diesem Fall motormanuell zumindest zugefällt werden muss“, er lässt jedoch unerwähnt, dass es sich hierbei um einen der gefährlichsten Arbeitsplätze der Bundesrepublik handelt, dessen Sicherheitsrisiko sich mit einer solchen Zufällung massiv verschärfen würde. Hierzu sagt selbst das UNIQUE-Gutachten zur FSC-Zertifizierung im hessischen Staatsforst:

„Insbesondere in Beständen mit hoher Buchennaturverjüngung dürfte sich neben den Folgen für die Verjüngung, das Zufällen schwierig gestalten. Auch wenn hier erste Verfahren zum parallelen Arbeiten von Forstwirten und Harvester im Bestand mit Hilfe von Abstandswarnsystemen entwickelt werden, bleibt beim motormanuellen Zufällen stets ein erhöhtes Risiko bestehen. FSC verfolgt durch den hohen Gassenabstand neben ökologischen Gesichtspunkten auch soziale Kriterien. Die Sicherung von Arbeitsplätzen durch das Motormanuelle Zufällen. Durch den höheren Anteil an motormanueller Arbeit steigt aber auch die Unfallgefahr und Belastung der Forstwirte. Wurde in den letzten Jahren bewusst der Anteil an schweren körperlichen Arbeiten der Forstwirte bei der Holzernte durch den Einsatz von Maschinen reduziert, so nimmt dieser insbesondere beim langfristig angestrebten Gassenabstand von 40m im Rahmen des Standards 3.0 [11] deutlich zu.“[12]

Unerwähnt bleibt hierbei, dass die Forderung nach weiteren Rückegassenabständen damit geltendem Arbeitsrecht entgegensteht. So ist nach §4 Arbeitsschutzgesetz festgelegt, dass erst über personenbezogene Maßnahmen zum Schutz der Arbeitssicherheit verhandelt werden kann, wenn sämtliche alternative, sicherere Arbeitsverfahren bereits angewendet werden:

„5. individuelle Schutzmaßnahmen sind nachranging zu anderen Maßnahmen“[13]

Es darf also rein rechtlich betrachtet unter keinen Umständen eine höhere Arbeitssicherheit (Gassenabstand  20m) durch eine schlechtere Arbeitssicherheit (Gassenabstand größer 20m) ersetzt werden. Dementsprechend kann und wird in der Holzwirtschaft auch aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen (auf die wir gleich weiter eingehen), sofern aufgrund der Geomorphologie möglich, nicht von den bestehenden Rückegassenabständen abgewichen. Darüber hinaus erhöhen sich im Falle einer motormanuellen Zufällung auch die Schäden am verbleibenden Bestand.

Einen ausführlicheren Text hierzu, verfasst von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und und Gartenbau den folgenden Artikel, veröffentlicht in der Forst und Technik:

FT_09_17_24

Exklusive regio-ökologische Betrachtungsweise

Für uns nur sekundär von Bedeutung, für die Vollständigkeit unserer Kritik jedoch notwendig bleibt schließlich noch zu erwähnen, dass eine motormanuelle Zufällung mit deutlich höheren Erntekosten einher geht. Dementsprechend wird allerdings auch der letzte Aspekt des oben genannten Zitates, das dem weiteren Rückegassenabstand in allen drei Säulen der Nachhaltigkeit eine Verbesserung unterstellt, unwahr.

Fazit

In den deutschen (Bundes- und Landes-) Waldgesetzen, Geschäftsanweisungen, Ausführungsbestimmungen etc. sind bestmögliche Praktiken (im Sinne der drei Nachhaltigkeitssäulen) längst wesentlich präziser ausformuliert und umgesetzt als es im FSC-Standard der Fall ist – und selbst hier besteht noch Luft nach oben. Bis zur Erarbeitung eines umfassenden FSC-Konzeptes, das beispielsweise sämtliche Waldformationen/-situationen der Bundesrepublik (oder einer kriterienhomogenen Kategorie) berücksichtigt, nimmt der FSC billigend in Kauf, dass seine verschiedenen Experimente (hier gemeint als Begriff für sich willkürlich ändernde Ansichten und daraus resultierende Regelungen) nicht abschätzbare Folgen nach sich ziehen. Wir bewerten dieses Verhalten als grob fahrlässig und fragen uns, inwieweit der FSC mit sozialer Verantwortung werben kann, Waldbesitzer und -arbeiter aber die Konsequenzen seiner ökologischen und sozialen Unkenntnis tragen lässt.

Weiterführende Literatur
• Forsttechnische Informationen 1+2/2010, „Bodenschonung Beim Forstmaschineneinsatz“ FTI_1+2_2010-NEU_ende
• Forsttechnische Informationen 3+4/2010, „Bodenschutz“ FTI_3+4_2010_final
• Forsttechnische Informationen 9+10/2010, „1. KWF-Thementage Bodenschutz“ FTI_9+10_2010 (3)
• AFZ Der Wald Nr. 18, September 2013, „ 2. KWF-Thementage Umweltgerechte Bewirtschaftung nasser Waldstandorte“ AFZ_Thementage_komplett

Quellen

[1]    UNIQUE-Gutachten, Kapitel „Feinerschließung und Rückegassenabstände“, Seite 64. Zitiert aus dem FSC-Standard 2.3 Punkt 6.5.4

[2]    Siehe Bericht des hessischen Rechnungshofes zur FSC-Zertifizierung

[3]    Forsttechnische Informationen 1+2 und 3+4 2010

[4]   UNIQUE-Gutachten, Kapitel „Feinerschließung und Rückegassenabstände, Seite 64. Zitiert aus dem Leitfaden für Praktiker

[5]    Umtriebszeit: die Zeitspanne vom Sämling bis zur Ernte des Baumes bei Erreichen des Zielalters

[6]    Waldwissen.net (Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, LWF, Bundesforschungs – und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft, BFW, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, WSL, Forstliche Versuchs – und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, FVA), „Artenschutz mit dem Rückeschlepper: Lauchgewässer für Gelbbauchunken“, abgerufen über folgenden Link am 14.05.2018

[7]    Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde, „Lurch des Jahres 2014: Die Gelbbauchunke“, abgerufen über folgenden Link am 14.05.2018

[8]     UNIQUE-Gutachten, Kapitel: „Feinerschließung und Rückegassenabstände“, Seite 64. Zitiert aus dem Leitfaden für Praktiker

[9]      Forsttechnische Informationen 1+2 und 3+4 2010

[10]    UNIQUE-Gutachten, Kapitel „Analyse und Beurteilung der Sachverhalte“, Seite 75

[11]    UNIQUE scheint hier selbst den Überblick über die Standards verloren zu haben. Tatsächlich spricht der Standard 2.3 von einem Abstand von 40m, der Standard 3.0 spricht von einem Feinerschließungssystem, das 10% bzw. 13,5% der Holzbodenfläche belegt (entspricht 30-40m Rückegassenabstand).

[12]  UNIQUE-Gutachten, Kapitel „Analyse und Beurteilung der Sachverhalte“, Seite 76

[13] Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz, „Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit (Arbeitsschutzgesetzt – ArbSchG) § 4 Allgemeine Grundsätze“, abgerufen über folgenden Link am 14.05.2018

Offener Brief an Schäfer-Gümbel bzgl Stellungnahme zur FSC-Zertifizierung im hessischen Staatswald

Nach widersprüchlichen Aussagen verschiedener Mitglieder der hessichen SPD und dem aktuellen Schlingerkurs von Herrn Schäfer-Gümbel zum Beispiel in den folgenden Medien

http://www.allgemeine-zeitung.de/politik/hessen/fsc-zertifizierung-des-staatswaldes-der-ton-wird-rauer-das-thema-politischer_18481744.htm

http://www.fr.de/rhein-main/landespolitik/waelder-in-hessen-spd-lobt-waldsiegel-a-1423125

haben wir am 25.01.2017 den folgenden offenen Brief versendet:

Anschreiben Schäfer-Gümbel

——-

Sehr geehrter Herr Schäfer-Gümbel,

leider müssen ich Sie aufklären, dass Sie bezüglich des FSC falsch informiert worden sind.
Möglicherweise sind Sie vom NaBu, BUND, WWF, Greenpeace oder einer ähnlichen
Organisation unzureichend aufgeklärt worden. Diese Organisationen mögen in anderen
Angelegenheiten des Umwelt- und Naturschutzes zwar gute Informationsquellen darstellen.
Im Falle des FSC sind sie jedoch parteiisch, da sie selbst massiv vom FSC profitieren,
beispielsweise durch Drittmittel. Gleichzeitig haben Sie das FSC-System seit seiner
Gründung unterstützt und können sich nun, da seine Schwächen immer mehr offenbar und
auch öffentlich kritisiert werden, nicht mehr dagegen wenden ohne ihre Glaubwürdigkeit zu
verlieren.

Ihre Forderung, Hessen solle seine Wälder nachhaltiger bewirtschaften lassen, ist zunächst
löblich. Bedauerlicherweise stellt der FSC hierfür jedoch ein ganz und gar unzureichendes
Instrument dar. Er garantiert mitnichten Nachhaltigkeit und ist, übrigens auch nach eigener
Aussage, auch kein Ökosiegel.

Wenn Sie sich von einem unabhängigen Waldökologen (also einem, der weder direkt noch
indirekt vom System profitiert) beraten lassen wird dieser Ihnen bestätigen, dass das FSC
Siegel absolut keinen Mehrwert für die Verbesserung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung
darstellt. Ebenso werden Sie kaum einen Holzhändler finden, der sich mit der Materie
auseinander gesetzt hat und ehrlich hinter dem System steht. Abgesehen von solchen, die es
nutzen um beispielsweise bedenkliches Holz aus Urwäldern über den FSC zu waschen und
es fälschlicherweise als nachhaltig geerntetes Holz zu verkaufen.
Weiterhin empfehlen wir die Lektüre der „Vergleichenden ökonomischen und ökologischen
Bewertung der schrittweisen FSC Zertifizierung im Hessischen Staatswald“ durch den
Landesbetrieb HessenForst AöR. Diese finden Sie beispielsweise auf unserem Blog:
http://www.fragen-an-den-fsc.de/?p=1037.

Im Folgenden erlauben wir uns nur auf einige wenige Probleme der Zertifizierung näher
einzugehen:

1. Rückegassenabstände:
Durch die Zertifizierung werden die Rückegassenabstände in den betroffenen Wäldern von
20 auf 40m erhöht. Das klingt zunächst danach, als würde der Schaden am Wald hierdurch
geringer gehalten. Tatsächlich basiert diese Forderung jedoch weder auf einer fundierten
Analyse aus der Praxis noch auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Es wird einfach
unterstellt, dass größere Abstände nachhaltiger seien. Stellen Sie sich jedoch vor, was das in
der Praxis bedeutet, erstens muss doppelt soviel Holz über die Hälfte der Rückegassen
abtransportiert werden, was zu einer viel höheren Belastung derselben führt.
Viel schwerwiegender ist jedoch, dass bei der Bewirtschaftung durch die weiteren Abstände i.
d. R. motormanuell zugefällt werden, was neben deutlich höheren Schäden am Bestand auch
ein erheblich höheres Sicherheitsrisiko für die Waldarbeiter darstellt. (siehe hierzu
Forst&Technik 9/2017 S. 20 ff) Somit stellt sich grundsätzlich die Frage der Sinnhaftigkeit
dieser Forderung – zumal sie damit geltendem Arbeitsrecht entgegensteht.

2. Pestizideinsatz:
Das Gleiche gilt für das generelle Pestizidverbot im Wald. Auf den ersten Blick scheint es
eine plausible Forderung zu sein. Allerdings war der Pestizideinsatz in deutschen Wäldern
immer schon marginal und stellte unter Waldschutzgesichtspunkten die Ultima Ratio dar. Im
Falle von Kalamitäten, z. B. durch Insekten, nach großen abiotischen Schadereignissen wie
Stürmen, kann der Pestizideinsatz jedoch durchaus sinnvoll sein, um weitere großflächige
Waldzerstörung zu unterbinden. Für diesen Fall greift der FSC auf eine Art
„Ausnahmegenehmigung“ zurück, die gegen Zahlung einer Gebühr vom Pestizidverbot
befreit. Dementsprechend ist die FSC-Pestizidrichtlinie ebenso plakativ wie unproduktiv,
aber eine weitere Einnahmequelle für den FSC.

3. Flächenstilllegung:
Lokale Bewirtschaftung, die global gedacht werden muss – eine schwierige Diskussion.
In Deutschland sollen 5% der Waldfläche stillgelegt, also künftig von der Bewirtschaftung
ausgeschlossen werden. Das sind ca. 600.000 Hektar, die einem jährlichen Einschlag von ca.
4 Mio. m³ Holz entsprechen. Das klingt erst einmal nach einer guten Idee für Umweltschutz
und Nachhaltigkeit. Fakt ist jedoch, dass die fehlende Menge Holz deshalb nicht einfach
wegfällt sondern ersetzt werden muss – in der Regel mit Holz aus borealen Wäldern
(winterkalte Wälder z. B. in Russland).
Um die Dimensionen klar zu machen muss man wissen, dass in Deutschland pro Jahr und
Hektar im Durchschnitt 11 m³ Holz nachwachsen. Im borealen Wald ca. 1 bis 1,5 m³, also
um den Faktor 10 weniger. Letzteres äußert sich auch in den Vorräten pro Hektar. Diese
liegen, bezogen auf die mit hiebsreifen Beständen bestockten Waldflächen bei 36 m³ pro
Hektar. Im Klartext heißt das, um die bei uns durch Flächenstilllegungen eingesparte
Holzmenge zu ersetzen, muss z. B. in Russland, jährlich eine Fläche in der Größe von knapp
121.000 Hektar kahlgeschlagen werden, eine Fläche die größer ist als die des Landkreises
Wetterau.
Von weiteren negativen Auswirkungen auf die Umwelt wie das Auftauen der
Permafrostböden mit einhergehender Ausgasung von Methan (das 400 Mal klimawirksamer
ist als CO2) ganz zu schweigen. Ebenfalls nicht berücksichtigt wurden die massive
Erhöhung der grauen Energie z. B. für die Überwindung einer erheblich höheren
Transportentfernung und die damit einher gehenden ökologischen Folgen.
So führt das Experiment „Wildnis wagen“ durch Unterschutzstellung von hiesigen
Wirtschaftswäldern zur Vernichtung echter Primär(Ur)wälder in der nördlichen Hemisphäre.
Und der Verbrauch von Holz nimmt tendenziell weiter zu.
Ginge es nach dem FSC so würden aus den 5% Flächenstilllegung 10% werden, das heiß die
zuvor geschilderten Auswirkungen würden sich verdoppeln!

4. Inkonsequenz
Der FSC arbeitet mit Länderstandards. Diese werden von den Länderarbeitsgruppen – in
denen können ausschließlich örtlichen Interessenvertreter sitzen – erarbeitet, unterscheiden
sich also dementsprechend stark voneinander. Insofern ist die Verwendung des Begriffs
Standard an dieser Stelle eigentlich nicht korrekt, da er eine Einheitlichkeit impliziert die de
facto nicht gegeben ist. Eine Folge hiervon ist, dass beispielsweise in Deutschland (dem
Land mit dem wohl „strengsten“ Standard) sowohl Kahlschläge als auch Pestizide
grundsätzlich verboten sind. In Schweden darf hingegen eine beliebig große Fläche kahl
geschlagen werden. Wieso in Südschweden (nach dem FSC Standard) erlaubt ist, was in
Schleswig-Holstein oder Dänemark (gleiche klimatisch-geographische Begebenheiten) zu
einem Gefängnisaufenthalt führen würde, ist hierbei völlig unersichtlich – siehe mangelnde
Wissenschaftlichkeit, einen Absatz weiter.

5. Wissenschaftliche Basis
Die nicht vorhandene wissenschaftliche Basis der FSC-Regularien kann an verschiedensten
Beispielen verdeutlicht werden. So unterscheiden sich die oben genannten Standards an
politischen, nicht an ökosystemaren Grenzen. Dass das jeder wissenschaftlichen
Sinnhaftigkeit entbehrt ist offenkundig. Folgerichtig gibt es keinen wissenschaftlichen
Beirat- weder in den Arbeitsgruppen, noch im Mutterkonzern, noch in den einzelnen
Kammern.

6. Soziale Nachhaltigkeit
Der FSC schreibt, er wolle „umweltgerechte, wirtschaftlich tragfähige und sozial
förderliche“ Waldbewirtschaftung garantieren. Von sozialer Nachhaltigkeit kann jedoch beim
besten Willen nicht gesprochen werden, wenn zum Beispiel die oben bereits erwähnte
Erhöhung der Rückegassenabstände völlig ohne Berücksichtigung der Folgen für die
Arbeiter durchgesetzt wird.
Auch von einer basisdemokratischen Struktur, die Sie als SPD doch fordern müssten, ist der
FSC weit entfernt. Zwar sieht er vor, stakeholder an Entscheidungen über
Waldbewirtschaftung zu beteiligen. Allerdings handelt es sich hierbei für einen Großteil der
FSC-zertifizierten Flächen um Bewohner von Primärwäldern, die „schlecht erreichbar“ sind
– der Wald hat kein Telefon. Die dort lebenden Menschen wissen oft gar nicht, dass ihr
Lebensraum abgeholzt werden soll. Manche hatten nie Zugang zu westlicher Bildung,
geschweige denn zu Medien. Also verpassen sie die deadlines, sind von Konsultationen
ausgeschlossen und dementsprechend nicht an der Entscheidungsfindung beteiligt. Was in
vielen Fällen bedeutet, dass ihre Umgebung für immer zerstört wird. Spätere Proteste, wenn
die zertifizierten Arbeiter mit den Bulldozern anrücken, verhallen ungehört.
Auch die Einteilung in ein Dreikammersystem ist zwar grundsätzlich eine gute
demokratische Idee, kann jedoch niemals funktionieren, solange jede Kammer immer ein
Veto einlegen kann. So kann die Wirtschaftskammer beispielsweise Entscheidungen solange
boykottieren, bis sie zu Ihren Interessen passen. Die soziale Nachhaltigkeit bleibt bei dieser
Kompromissfindung – ebenso wie die ökologische – auf der Strecke.

Diese Liste könnte noch beliebig fortgeführt werden, wir wollten jedoch nur schlaglichtartig
auf die Fehlannahmen bezüglich des FSC hinweisen. Für weitere Informationen können Sie
uns jederzeit gerne kontaktieren.

Wie sie möglicherweise schon aus vorherigen Anschreiben an verschiedene Politiker in
Hessen entnommen haben, engagieren wir uns seit Jahrzehnten mit Holz und Waldschutz.
Dementsprechend stellen wir uns die Frage: Wie steht die SPD zur FSC-Zertifizierung? Und
wie wird sie in Zukunft dazu stehen – nicht nur, aber vor allem im hessischen Landesforst?
Für uns ist der Kampf gegen die Umweltzerstörung und Verbrauchertäuschung des FSC
unabdingbar. Ein Ablasshandel, in dem Primärwälder zugunsten des Überlebens von NGOs,
die sie eigentlich retten sollten zerstört werden, ist nicht akzeptabel.

Mit freundlichen Grüßen,
Arbeitsgruppe Fragen An Den FSC

Kleine Anfrage der SPD betreffend externes FSC-Gutachten und Evaluation durch UNIQUE

Im Anschluss an unsere offenen Briefe an Frau Ministerin Hinz, die Firma Unique und Repräsentanten des FSC nahm Herr Harms an einer Arbeitskreis-Sitzung der SPD in Wiesbaden teil. Ende letzter Woche stellte diese infolgedessen eine kleine Anfrage.

Die kleine Anfrage finden Sie hier: Kleine Anfrage

Die Pressemitteilung von Herrn Lotz bezüglich der Anfrage ist hier zu finden: Pressemitteilung

 

Der Warenfluss im FSC-Konzern

An dieser Stelle finden Sie eine von uns erarbeitete Aufstellung der Warenflüsse und des neuesten Bilanzierungssystems (Mengenbilanzung) des FSC in Bezug auf die Vermischung von zertifizierten und unzertifizierten Holz. Für Verbraucher ist hier nachvollziehbar (so hoffen wir) dargestellt, dass in einem FSC gelabelten Produkt nicht eine einzige Faser zertifiziertes Holz stecken muss. Das Label “Controlled Wood” ist dementsprechend irreführend, denn der FSC hat keinerlei Zugriff auf Ursprungsnachweise – und keine Sanktionsmöglichkeiten im Falle einer Falschaussage der Lieferanten, dass das Holz aus “legaler Herkunft” stamm.

Da das Mengenbilanzeurngssystem einen unserer größten Kritikpunkte am COC-Zertifikates darstellt, sei es hier nochmals kurz erläutert:

Der Produzent kauft FSC-zertifiziertes Holz ein (z.B. 20m³). Gleichzeitig erwirbt er z.B. 10m³ nicht zertifiziertes Holz (“Controlled Wood”) und 50m³ aus “Recycled Wood” (Herkunft völlig unklar). Diese drei Holz”arten” kann er im Endprodukt beliebig mischen, sowohl in ihrer Menge als auch holzartenspezifisch. Auch wenn er selbst den Anspruch verfolgt, nur FSC-Holz für z.B. die Produktion von Stühlen zu verwenden, so muss er sich genau ausrechnen, wie viele Stühle er aus 80m³ zur Verfügung stehenden Materials produzieren kann. Diese Menge darf er dann als “FSC mixed= Holz aus verantwortungsvollen Quellen” labeln. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Verbraucher einen Stuhl erwirbt, der zwar FSC-mixed zertifiziert ist, jedoch kein FSC-zertifiziertes Holz enthält (zur Erinnerung, nur 20 von 80m³ waren zertifiziert), liegt also bei 75%

Nochmal: Der Verbraucher erwirbt ein “Produkt aus verantwortungsvollen Quellen”, gibt hierfür vermutlich deutlich mehr aus als für ein vergleichbares Produkt ohne Zertifikat. Er wird jedoch (im Beispiel dieses Produzenten) mit 75% Wahrscheinlichekeit ein Produkt erwerben, das kein zertifiziertes Holz enthält.

Stellt sich nun also die Frage: Wenn das kein Verbraucherbetrug ist, wie definieren wir ihn dann?

Diese und andere Informationen haben wir sehr mühsam aus FSC-internen Dokumenten heraus gefiltert. Leider haben sich diese jedoch auch häufig widersprochen und einige Angaben waren unklar oder mehrdeutlich formuliert. Wir haben dieses Diagram nach bestem Wissen und Gewissen erarbeitet, können aufgrund der zugrunde liegenden Informationen jedoch weder Vollständigkeit noch Perfektion garantierten. Wir freuen uns, durch aufmerksame Leser Verbesserungen durchführen zu können.

Warenflussdiagram