Generelles Pestizidverbot

Der aktuelle FSC-Standard besagt zu Pflanzenschutzsmitteln:

An diesem Thema lassen sich gleich mehrere Kritikpunkte gut veranschaulichen:

  1. der FSC hat das Rad nicht neu erfunden, vorsichtigen Umgang mit Pestiziden gibt es in der deutschen Waldwirtschaft seit jeher
  2. FSC-Vorgaben stehen in einigen Fällen in Widerspruch mit deutschen Gesetzen
  3. falsch verstandener regionaler “Umweltschutz” kann fatale globale Folgen haben

  1. der FSC hat das Rad nicht neu erfunden

Beim Thema Pestizideinsatz – wie auch bei vielen anderen Themen – suggeriert der FSC, dass ohne sein Eingreifen unverantwortlich gehandelt werde. Für den Einsatz von Pestiziden bedeutet das, dass der Eindruck erweckt wird, ohne die FSC-Regelung würden große Mengen Pestizide ausgebracht, ohne jedoch gar keine mehr.

Tatsächlich werden in Deutschland bereits ohne FSC nur sehr geringe Mengen Pestizide verwendet. Von den vom FSC verbotenen Insektiziden sind in Deutschland, Stand Juli 2018, sowieso nur noch fünf Mittel zweier Wirkstoffe gesetzlich zugelassen – z. B. Karate Forst Flüssig und Fastacc Forst. In den Jahren 2016 bis 2018 wurden in Hessens Wäldern 106,2 kg Insektizidwirkstoffe verwendet – für die Bewältigung einer Großkalamität. Für beispielsweise die Waldfläche des Bundeslandes Hessen von 320.000ha sind das 53,5 kg – oder 0,17 g pro Hektar pro Jahr. Die Insektizide wurden fast ausschließlich zur Borkenkäfer-Bekämpfung im Rahmen der Polterspritzung (ca. 68.000 fm = 1,56 g pro Festmeter Polterholz zum Schutz gegen holzbrütende Borkenkäfer) verwendet. Herbizide oder Fungizide werden schon lange nicht mehr eingesetzt. Bei den Rodentiziden waren es insgesamt 14,4 kg – oder auch 0,045 g pro Hektar.

Zum Vergleich: Insgesamt wurden 2015/16 rund 35.000 Tonnen Pestizidwirkstoffe/Jahr in der deutschen Landwirtschaft ausgebracht. Das sind nach Berechnungen des Umweltbundesamtes durchschnittlich 8,8 kg Pflanzenschutzmitteln beziehungsweise 2,8 kg andere Wirkstoff je Hektar Anbaufläche pro Jahr (Berechnung für 2015 ohne inerte Gase, bei ca. 12,1 Millionen Hektar Ackerland und Dauerkulturen).

Selbst Privatpersonen/Haushalte verwenden ein Vielfaches der von Förstern eingesetzten Menge.

  1. falsch verstandener regionaler “Umweltschutz” kann fatale Folgen haben

Man kann also zu der Schlussfolgerung gelangen, dass die deutsche Waldwirtschaft schon jetzt Pestizide nur dann eingesetzt, wenn andernfalls eine großflächige Vernichtung von Holz als Rohstoff droht. Genau das verstehen, als FadFSC Arbeitsgruppe, unter „nachhaltiger“, globaler Waldwirtschaft. Denn wenn dieses Holz vernichtet werden würde, müsste der Ersatz von anderswo mit entsprechenden ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen eingeschlagen und nach Deutschland transportiert werden (siehe Kapitel Flächenstilllegungen).

Statt den Einsatz von Pestiziden stark zu limitieren, erhöht der FSC lediglich den bürokratischen Aufwand für den Pestizideinsatz – wie beispielsweise auch der hessische Rechnungshof festgestellt hat: http://www.fragen-an-den-fsc.de/?p=1995

und im aktuellen FSC-Standard beschrieben als:

  1. FSC-Vorgaben stehen im Widerspruch zu deutschen Gesetzen

Ein übergreifendes Verbot von Pestiziden widerspricht nicht nur dem Interesse, die Ressource Holz bestmöglich zu schützen und damit „nachhaltig“ einzusetzen, sondern auch den deutschen Gesetzen. Nach der Kalamität Anfang 2018 haben etliche Forstämter Anträge für Ausnahmen vom Pestizidverbot gestellt, da sie hierzu gesetzlich verpflichtet sind. Im Kern propagiert der FSC damit also eine Forderung, von der er weiß, dass Zertifikatnehmer sie im Kalamitätsfall nicht einhalten können und konterkariert sich hierdurch selbst.

  1. Fehlender Weitblick und fundierte Fachkenntnisse führen zu populistischen, nicht wissenschaftlich fundierten FSC-Standards.

Natürlich sind Pestizide nicht zweifelsfrei unbedenklich und sollten dementsprechend nicht leichtfertig eingesetzt werden.

Jedoch wird der weitaus größte Teil des ausgebrachten Mittels im Forst mit dem behandelten Holz abgefahren wird und verbleibt damit nicht im Wald beziehungsweise auf der
Fläche.  Hinzu kommt, dass beispielsweise Karate Forst Flüssig in einem relativ kurzen Zeitraum zu einem „ökologisch ungefährlichen Abbauprodukt“ zerfällt und „mit organischen Bestandteilen und Bodenteilchen feste Colloid-Bindungen ein[geht] und
dann im Boden, respektive Niederschlagswasser, nicht mehr mobil [ist], […] also nicht in das Grundwasser ausgewaschen werden“ kann.

Eine gravierende toxische Auswirkung für das umgebende Ökosystem können wir dementsprechend nicht sehen und empfinden die Bewertung, dass ein gänzlicher Verzicht auf einen so geringen Insektizideinsatz als bedeutende Umweltschutzmaßnahme eingestuft werden kann, als gelebte Satire.

Dass ein Pestizideinsatz im Staatswald immer einer behördlichen Genehmigung bedarf sollte einen leichtfertigen Gebrauch unserer Meinung nach ausreichend einschränken. Zudem wird nicht sachgerechter Gebrauch bereits jetzt mit relativ hohen Geldstrafen geahndet. Dementsprechend – und wir möchten an dieser Stelle betonen, dass wir nicht aus monetären, sondern aus einer breiten, globalen, zukunfsorientierten Perspektive argumentieren! – muss die Frage gestellt werden, ob der FSC überhaupt weiß, was er tut.

Im Laufe der letzten Jahre kommen wir immer wieder zu der Erkenntnis, dass er das nicht tut.

All die oben genannten Zahlen und Zusammenhänge werden vom FSC weder selbst in Betracht gezogen, noch zur Kenntnis genommen, wenn wir und andere hierauf hinzuweisen versuchen. Der FSC empfiehlt, Alternativverfahren zum Pestizideinsatz heran zu ziehen, damit eine Behandlung von befallenem Rundholz nicht notwendig ist. Scheinbar ist er sich jedoch nicht ansatzweise bewusst, dass hierfür in Deutschland nicht annähern ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen.

Wir empfinden dieses Halbwissen als äußerst bedrohlich und fragen uns: wie kann es sein, dass die Zukunft der globalen Wälder in die Hände eines privatwirtschaftlichen Unternehmens gelegt wird, obwohl dessen Forderungen oft jedweder Grundlage entbehren?

Flächenstilllegungen

Der am 01.06.2018 in Kraft getretene FSC-Standard 3.0 fordert:

Naturwaldenwicklungsflächen sind hierbei definiert als:

 

Von direkten menschlichen Eingriffen ungestörte Flächen, die unter besonde­rer Berücksichtigung der Biotopwertigkeit und des Entwicklungspotenzials der Flächen für den Natur- und Artenschutz ausgewählt werden. In den Flächen unterbleiben Nutzungseingriffe außer den erforderlichen jagdlichen Maßnah­men entsprechend Indikator 6.6.1 sowie Verkehrssicherungsmaßnahmen und die Ernte von Saatgut, sofern vergleichbare lokale Herkünfte anderweitig nicht verfügbar sind. Entwicklungs- und Pflegemaßnahmen sind möglich, wenn der Arten- und Biotopschutz dies erforderlich macht. Die Naturwaldentwicklungs­flächen bilden ein Netz aus Quell- und Trittsteinbiotopen, insbesondere für Arten, die auf die Alters- und Zerfallsphasen des Waldes angewiesen sind: Grö­ßere Flächen minimieren Randeffekte und sichern das konstante Vorkommen bedeutsamer Waldstrukturen. Sie dienen als Rückzugs- und Spenderflächen. Kleinere Flächen erfüllen dabei eher Trittsteinfunktionen. Je nach örtlicher Gegebenheit kann auch die Auswahl von Kleinstflächen (> 0,3 ha) zur Sicherung der Habitatkontinuität und zur Vernetzung größerer Flächen sinnvoll sein (z.B. reliktäre Vorkommen von Hutewaldeichen; kleinflächige Sonderbiotope).

 

Das Konzept der Flächenstilllegung/Ausweisung von Referenzflächen erweist sich in mehrfacher Hinsicht als problematisch:

  1. Definitionsunklarheit

Erst einmal ist diese Definition, die hier zugegebenerma­ßen nur sehr verkürzt dargestellt wird, nur schwer erfassbar. So stellt sich beispielsweise die Frage, wie in einem deutschen Wald heutzutage auch nur ein Baum von anthropogenen Einflüs­sen ungestört sein kann. Das reicht von der Tatsache, dass auch diese Flächen von Erholung­suchenden genutzt werden und dementsprechend jedes Gefährdungspotenzial ausgeschlossen werden muss (also eben doch direkt eingegriffen wird), bis hin zu indirekten Einflüssen wie zum Beispiel Luftverschmutzung, Schall und Klima.

  1. Regional-ökologischer Naturschutz vs. globale Nachhaltigkeit

Abgesehen von dieser „philosophischen Problematik“ kritisieren wir, dass der Ausschluss be­stimmter Flächen aus der Bewirtschaftung genau das Gegenteil von dem bewirkt, was der FSC propagiert. Auch wenn man den stillgelegten Flächen einen ökologischen Mehrwert zuspricht (was nicht ansatzweise wissenschaftlich erwiesen ist84), ist dieser „Naturschutz“ sehr lokal gedacht und kann dementsprechend nur eingeschränkt als solcher betrachtet werden. Außer­dem würde ein Unterschied zwischen bewirtschafteten und stillgelegten Flächen frühestens nach Generationen zu beobachten sein. Diese Praxis hat jedoch direkte, gravierende globale Konsequenzen; ein Vielfaches der stillgelegten Fläche wird in borealen Wäldern vernichtet. Insofern handelt es sich zwar um eine lokale Bewirtschaftung, die allerdings in globalem Zu­sammenhang steht:

Der inländische Holzmarkt, der mit der Förderung von Holz als (nachwachsendem, „natürlichen“, „umweltfreundlichen“) Baustoff kontinuierlich wächst, kann auf das Holz von den stillgelegten Flächen nicht verzichten. Schon heute werden nur rund 50%85 des deutschen Verbrauches auch in deutschen Wäldern geschlagen. Durch Ausschluss weiterer lokaler Flächen aus der Nachfra­gebefriedigung müssen nun auch noch die „eingesparten“ Mengen andernorts eingeschlagen werden. Angrenzende Märkte können diesen Bedarf in der Regel nicht decken. Stattdessen wird das Holz also aus Primärwäldern importiert, aus „unberührter“ Natur, die dadurch unwiderruf­lich verloren geht.

Hierzu eine exemplarische Rechnung für den hessischen Staatswald, basierend auf dem Standard 3.0 (da dieser am 01.06.2018 in Kraft trat). Wir erheben keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder Korrektheit dieser Zah­len, möchten sie jedoch nutzen um die Größenordnung und Absurdität der FSC-Rechnung zu verdeutlichen:

    • Der Landesbetrieb HessenForst betreut eine Waldfläche von 341.516 ha, die von einer Flächenstillegung betroffenen 10% entsprechen also ca. 34.000 ha
    • Der jährliche Zuwachs im hessischen Staatswald betrug 2016 ca. 7 m³ je Hektar, die Nutzung 6 m³ je Hektar
    • Das bedeutet einen Jahreseinschlag von insgesamt etwa 2.049.096 m³.86

Im Fall einer Flächenstilllegung wird natürlich auch weniger Holz eingeschlagen – Ersatz da­für muss dann aus anderen Quellen bezogen werden: aus den Wäldern in osteuropäischen Län­dern und schlussendlich vor allem aus borealen Wäldern (für Koniferen).

Für das folgende Beispiel legen wir dies zugrunde:

          In borealen Wäldern…

    • … wachsen pro Jahr und Hektar ca. 1 bis 1,5m³ [1]
    • … stehen 30-40 m³ erntefähiges Holz pro Hektar Holzbodenfläche[2]

           Das heißt…

    • bei einer Flächenstilllegung von 10% entspricht dies einer Fläche von 34.152 ha in den vom Landesbetrieb HessenForst betreuten Wäldern
    • Dies entspricht wiederum einer genutzten Holzmenge von 204.910 m³ bei 6 m³/ha/a
    • Dies entspricht wiederum einer Kahlschlagfläche von 5.579ha im borealen Nadelwald (unterstellt wurden hier 37 m³ erntefähiges Rundholz/ha Holzbodenfläche in Russland).

Zur Vereinfachung der Rechnung werden Parameter wie z.B. unterschiedliche Ernteverluste aufgrund von unterschiedlicher technischer Ausrüstung und deren Anwendung, die die oben genannten Zahlen weiterhin verschärfen würden, nicht berücksichtigt.

Dementsprechend werden für die Nichtnutzung von knapp 34.000 ha in Hessen pro Jahr in borealen Wäldern etwa 5.600 ha kahlgeschlagen. Setzt man diese 5.600 ha in Relation zu den 35.000 ha Stilllegungsfläche, so erkennt man, dass im Laufe von nur 6 Jahren die in Hessen stillgelegte Fläche in borealen Wäldern kahlgeschlagen wird. Im Laufe eines Zertifikatszyklus von 5 Jahren werden 80 % der stillgelegten Fläche (34.000 ha) andernorts vernichtet.

Bei den deutschen Wäldern handelt es sich um Wirtschaftswälder mit nachweislich starkem anthropogenem Einfluss seit der Römerzeit. In den letzten zweitausend Jahren erfuhren diese Wälder eine intensive Nutzung als Roh- und Brennstofflieferant sowie zur Jagd- und Weidenutzung. In dieser Zeit kam es zu einer „Übernutzung“, infolge derer zu Beginn des 18. Jahrhunderts mit der Veröffentlichung der „Sylvicultura oeconomica“ durch Hans Carl von Carlowitz der Nachhaltigkeitsbegriff erstmals verwendet wurde (obwohl dieser nicht der heutigen Definition entspricht). Dementsprechend werden seitdem deutsche Wälder „nachhaltig“ bewirtschaftet. Im Gegensatz dazu sind boreale Wälder noch nie bewirtschaftet worden, meist noch komplett „unberührte Natur“ d. h. echte Primär- oder Urwälder. Grundsätzlich vertreten wir die Ansicht der Enquetekommssion, dass ein Primärwald gar nicht (und erst recht nicht nachhaltig) bewirtschaftet werden kann. Nicht nur weil er hierdurch seinen Status verliert, sondern auch weil die in diesen Gebieten einzig angewendete Exploationsform, der Kahlschlag, die totale Räumung der natürlichen Vegetation auf großen Flächen bedeutet. Neuanpflanzungen sind nur teilweise und nur mit sehr viel Aufwand möglich, haben selbst im Erfolgsfall jedoch nichts mehr mit dem ursprünglichen Wald zu tun, sondern sind bestenfalls eine genetische Wüste, anfällig für Krankheiten und Kalamitäten und ähnliches. Die Auswirkungen von Abholzungen in Primärwäldern werden erst seit wenigen Jahrzehnten erforscht, weswegen über die Konsequenzen nur spekuliert werden kann.

Um in Hessen also „ökologisch positive“ Veränderungen in Wirtschaftswäldern beobachten zu können, wird in anderen Ländern unberührte Natur geopfert – wir können und dürfen dieser Logik nicht folgen. Diese Praktiken haben nichts mit nachhaltigem Handeln zu tun sondern spiegeln im Gegenteil die regio-ökologische Perspektive des FSC wieder.

Neben den oben genannten Zahlen zu den direkten Auswirkungen dieser Einschlagsverlagerung kommen außerdem noch die (hier sehr vereinfacht dargestellten):

 

           Indirekten Folgen der Kahlschlagernte in borealen Wäldern:

    • das Auftauen der Permafrostböden[3]
      • die damit einher gehende Freisetzung von Methan, das in seiner Gesamtwirkung im borealen Gürtel bis zu 400mal klimawirksamer sein kann als CO2 in temperierten Zonen[4]
      • erhöhte Nitrifizierung (Kahlflächenwirkung)
      • den damit einher gehenden Folgen auf den Klimawandel[5]
    • die Zerstörung des Habitats unzähliger Spezies durch die Kahlschläge[6]
    • die (ökologisch gleichwertige) Unmöglichkeit der „Wiederherstellung“ von genutzten Primärwäldern
      • und den damit entstehenden „baumfreien Zonen“
      • und der damit einher gehenden Vernichtung der Lebensgrundlage indigener Völker
    • die verminderte CO2-Bindung, die sich durch das Abholzen der Wälder manifestiert[7] sowie weiteren Folgen, die durch Lagerung und Transport des Holzes entstehen

Daraus ergibt sich folgende Beispielrechnung…

        Beispielrechnung für die vom Landesbetrieb HessenForst betreuten Flächen

    • die oben erwähnten Rohholzmengen entsprechen 89.600m³ fertiger Produkte (gerechnet wurde mit ca. 40 % Ausbeute Hauptprodukt)
    • Diese wiegen etwa 40.500 t (basierend auf einer durchschnittlichen Dichte von ca. 450 kg/m³)
    • …und müssen entsprechend mit 1.690 LKWs transportiert werden[8]
      • Hintereinander gestellt entspricht das einer LKW-Schlange von 31.5km
    • Diese müssen eine für diese Rechnung hypothetisch angenommene Distanz von 5.000km (eine Strecke) zurücklegen
    • Auf alle LKWs betrachtet entspricht das einer Distanz von 8,45 Mio. km
    • Hierfür werden etwa 2.957.000 Liter Diesel verbraucht
    • Ein Liter Diesel erzeugt 2.64kg CO2
    • Allein der Transport nach Europa produziert dementsprechend 7.807t (!) CO2

 

Eine Transporteinsparung in Deutschland muss unserer Meinung nach nicht gegenrechnet werden, da die Distribution im Detail unserer Meinung nach sehr ähnlich ist.

Hinzu kommen der Methanausstoß, Primärenergieaufwand, Infrastrukturmaßnahmen, der Verschleiß an LKWs (jährlich etwa 5[9]), Reifenabrieb[10]… Weiterhin kommt dieses „Ersatzholz“ teilweise aus Gebieten, in denen eine demokratische Politikstruktur nicht gegeben ist. Die Wahrscheinlichkeit, illegales (und damit per Definition nicht nachhaltiges) Holz damit zu importieren ist hoch – auch mit FSC-Zertifikat [11].

Zusammenfassend lässt sich allein anhand der vorstehend näher aufgezeigten Aspekte festhalten, dass die vom FSC geforderte und mit dem UNIQUE-Gutachten empfohlene Flächenstilllegung zu desaströsen ökologischen Folgen im globalen Zusammenhang führen wird.

Demgegenüber unterstellen der FSC und das UNIQUE-Gutachten, das sich mit einer so simplen Maßnahme wie der Flächenstilllegung eine ökologische Wertsteigerung des Systems hervorrufen lasse. Der FSC scheint anzunehmen, dass sich nur durch die Stilllegung ein „Urwald“ entwickelt. Günstigstenfalls ist anzunehmen, dass dem FSC und den Unique-Gutachtern die vorstehend aufgezeigten ökologischen Folgen nicht bekannt sind, schlechtestenfalls, dass diese Folgen einfach ignoriert werden.

 

  1. Das konzeptuelle Problem: potentiell natürliche Vegetation

Zudem ist die Erwartung, dass durch die Stilllegung „der perfekte Wald“ mit einer potentiell natürlichen Vegetation[12] entstehen wird, auch in der Sache nichtzutreffend[13],[14]. Diese Betrachtungsweise lässt sämtliche positiven Aspekte, die durch die Holznutzung entstehen, völlig außer Acht. Beispielsweise steigt in einem Wald, aus dem kein Holz mehr entnommen wird, die Kohlenstoffspeicherung noch eine Weile an, fällt dann aber unter das Niveau während der Holznutzung[15]. Dies ist für einen wirkungsvollen Klimaschutz eine relevante Abwägung.

Weiterhin stellen Studien zu Biodiversität in Frage, ob durch den einfachen Akt der Flächenstilllegung eine „bessere“ oder „schlechtere“ Ökologie auf den betroffenen Flächen entsteht.

 

Unserer Meinung nach sollte die Bewirtschaftung in (selbstverständlich soweit wie möglich „naturnah“ bewirtschafteten) Wirtschaftswäldern vor allem zur Befriedigung der regionalen Nachfrage dienen. Am Bedarf „vorbei“ zu „wirtschaften“, wird sich auf das Warenangebot auswirken. Einen Import aus anderen Weltregionen empfinden wir aus oben genannten Gründen als inakzeptabel. Auch stimmen wir global-politischen Stellungnahmen[16] zu, dass eine Bewirtschaftung von Sekundärwäldern einer holzwirtschaftlichen Nutzung von Primärwäldern vorzuziehen ist. Eine berechtigte Forderung, wenn man nicht nur die zweifelhaften, lokalen „ökologischen Mehrgewinne“, sondern auch die globalen Folgen der Beschaffung der „eingesparten“ Holzmenge aus anderen Regionen betrachtet.

Das heißt keineswegs, dass wir ausschließlich auf regionalen Anbau, Verarbeitung und Nutzung bestehen (auch wenn das sicher wünschenswert wäre), sondern nur, dass wir im Gegensatz zum FSC Deutschland ökologisch-ökonomisch-soziale Faktoren in einen globalen Gesamtkontext einzuordnen versuchen. Nachhaltigkeit bedeutet eben genau das, denn nur so können wir unserer globalen Verantwortung gerecht werden.

 

 

Für weitere Informationen empfehlen wir die folgenden Texte:

Quellen:

[1] „Die Forstwirtschaft Russlands“, AFZ-DerWald 8/2014, S 36 ff

[2] „Die Forstwirtschaft Russlands“, AFZ-DerWald 8/2014, S 36 ff

[3]  Umweltbundesamt, „Klimagefahr durch tauenden Permafrost?“ (2006). Abgerufen über folgenden Link am 05.07.2018L

[4] „Studie: Erdgas ist klimaschädlicher als Kohle“, abgerufen über folgenden Link am 08.08.2018

[5] Venzke J.F., & Langer, M., „Globale Gefahr durch intensive Nutzung der Taiga-Wälder“. Aus: Lozán, J.H., H. Grassel, D. Notz & D. Piepenburg (2014): WARNSIGNAL KLIMA: Die Polarregionen. Wissenschaftliche Auswertungen, Hamburg, Seite 335 ff. Abgerufen über folgenden Link am 05.07.2018

[6] Ironischerweise unter anderem belegt durch Greenpeace, „Kahlschlag in der Taiga“, abgerufen über folgenden Link am 05.07.2018

[7]  Venzke J.F., & Langer, M., „Globale Gefahr durch intensive Nutzung der Taiga-Wälder“. Aus: Lozán, J.H., H. Grassel, D. Notz & D. Piepenburg (2014): WARNSIGNAL KLIMA: Die Polarregionen. Wissenschaftliche Auswertungen, Hamburg, Seite 335 ff. Abgerufen über folgenden Link am 05.07.2018

[8] Zur Vereinfachung dieser Rechnung gehen wir von einem reinen LKW-Transport aus, obwohl geringere Teile und/oder Streckenabschnitte auch per Bahn zurückgelegt werden können.

[9] Unter diesen Belastungen hält ein LKW unserer Erfahrung nach etwa 1 bis 1,5 Mio km [10] 12 Reifen per LKW entspricht 112,64 Reifensätzen, entspricht 1.251,68 Reifen die für die oben genannte Strecke verschlissen werden
[11] Erstes Deutschen Fernsehen, „Das schmutzige Geschäft mit der Grillkohle“, vom 03.07.2018, abrufbar über folgenden Link
[12] Das Konzept geht davon aus, dass der Wald sich durch „Nichteinmischung“ des Menschen zu einem Ursprungszustand zurück entwickelt, es ist allerdings stark umstritten
[13] Zerbe, St. “Stellt die potentielle natürliche Vegetation (PNV) eine sinnvolle Zielvorstellung für den naturnahen Waldbau dar?”, Forstwissenschaftliches Centralblatt 116.1-6 (1997): 1-15.
[14] Leuschner, Christoph. “Das Konzept der potentiellen natürlichen Vegetation (PNV): Schwachstellen und Entwicklungsperspektiven.” Flora 192.4 (1997): 379-391. Abgerufen über folgenden Link am 05.07.2018
[15]             „Waldvision Deutschland“ – Orientierung oder Irrweg für eine nachhaltige  multifunktionale Forstwirtschaft? Stellungnahme des Wissenschaftlichen Beirates Waldpolitik zur Studie „Waldvision Deutschland des Öko-Instituts e.V. von Greenpeace e.V. [16]             Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, „Charta für Holz 2.0“, sowie united Nations Forum on Forests, “Nations Strategic Plan for Forests 2017-2020

Nichtderbholznutzung

Zur Nichtderbholznutzung schreibt der FSC vor:

Was ist Nichtderbholz?

Nicht alle Teile des Baumes können nach der Ernte gleichermaßen holzwirtschaftlich verwertet werden. Aus dem Wald heraus transportiert und verarbeitet wird nur das sogenannte Derbholz, also oberirdische Holzmasse mit einem Zopfdurchmesser von mindestens 7cm (Durchmesser inklusive Rinde). Das, was verbleibt, sind Waldrestholz und Nichtderbholz das zumeist aus Kronenmaterial besteht. Dieses wird aktuell zum Beispiel für die Energiegewinnung in Biomasse (heiz)kraftwerken verwendet. Der Landesbetrieb HessenForst hat die Rohholznutzung in einer Präsentation auf dem Kulturholzforum Wiesbaden 2013 21 veranschaulicht:

Unsere Kritik an oben genannter Vorgabe ist der an Pestiziden, Flächenstilllegungen usw. sehr ähnlich:

Die Annahme von großer Innovation obwohl die FSC-Regelungen den gesetzlichen Vorgaben nicht überlegen sind

Für uns ist vollkommen unverständlich, wie zwar einerseits immer wieder eingeräumt wird, dass bereits staatliche Regelungen für eine vorsichtige, jedoch eben nicht gänzlich untersagte Entnahme von Nichtderbholz aus dem Wald bestehen (gemeint sind hier die „Nährstoffmanagementsysteme“[1]), dem FSC aber trotzdem die Allheilfunktion zugesprochen wird. Und dies, wieder, mit einer Argumentation, die einen unserer vehementesten Kritikpunkte unterstreicht:

Die fehlende wissenschaftliche Basis

Die grundsätzliche Argumentation des “Nichtderbholznutzungsverbotes” beruft sich auf die Argumentation, dass hierdurch dem Ökosystem Nährstoffe zugeführt werden, wodurch mehr Lebensräume geschaffen werden und die Biodiversität gefördert wird. Dementsprechend versprechen verschiedene Quellen immer wieder davon, dass nur ein gänzliches Verbot der Nichtderbholznutzung eine „ökologische Aufwertung“ [3] darstellt. Wir müssen dem deutlich widersprechen.

Auch devastierte Waldböden aus Weidennutzung und Plaggenhau [4] stellen eigene Biotope mit entsprechender Flora und Fauna dar. Gleichzeitig ist die Biodiversität in solchen nährstoffarmem Ökosystemen oft höher als in Ökosystemen mit hohem Nährstoffgehalt. Die Ursache liegt in der Vielzahl an Nischenhabitaten, die hochspezialisierten Spezies in nährstoffarmen Ökosystemen einen Lebensraum bieten, aus dem sie in nährstoffreichen Ökosystemen durch andere Spezies verdrängt werden würden. Dies ist beispielsweise gezeigt von [5];im Fall eines ausgeglichenen Nährstoffangebotes können sich weniger Arten einfinden. Die Studienlage deutet also darauf hin, dass – sofern ein linearer Zusammenhang überhaupt gezogen werden könnte, die Biodiversität eher von einem nährstoffarmen Ökosystem profitiert.

Übersimplifizierung

Angenommen, es könnte tatsächlich von einem ökologischen Mehrwert des Nichtderbholz-Nutzungsverbotes für den direkten Standort gesprochen werden. Dann bleibt das Problem, dass die oft angenommene Trennung von Derbholz und Nichtderbholz wirtschaftlich nicht darstellbar, da sie manuell vorgenommen werden muss und dementsprechend zeitintensiv und teuer ist. Tatsächlich verbleibt die gesamte Krone inklusive wesentlicher Anteile an Derbholz (ca. 20–30% des Baumes) im Bestand. Die im Bestand verbleibenden Laubholzkronen erschweren außerdem die Zugänglichkeit und erhöhen das Unfallrisiko für die Waldarbeiter im erheblichen Maße (Fällung → Rückweiche, Pflegearbeiten, etc.).

Abgesehen davon, dass der FSC-Standard hiermit gegen gängiges Arbeitsrecht verstößt, zeigt nur diese kurze Betrachtung bereits, dass die Übersimplifizierung der FSC-Standards nur wenig mit forstwissenschaftlicher Praxis zu tun haben. Wie sollen sie dieser dann jemals gerecht werden? Wie könnten sie sie jemals verbessern?

Regio-ökologische Phrasen statt globaler, ganzheitlicher Betrachtung

Wenn dem FSC unterstellt wird, er sei ein „Nachhaltigkeitszertifikat“ (was er übrigens von sich selbst gar nicht behauptet), dann ist dies gleich in mehreren Hinsichten falsch. Wie oben bereits erläutert sind die FSC-Richtlinien nicht angemessen, die Gesundheit und das langfristige Bestehen eines Ökosystemes zu sichern – und damit regional, ökologisch nicht „nachhaltig“. Weiterhin lässt der FSC hier sämtliche globale Perspektiven außer Acht. Wenn die lokalen, regenerativen Ressourcen (Biomasse, Waldrestholz) nicht genutzt werden können, so muss wiederum importiert, oder schlimmer noch, substituiert werden. Letzteres ist aufgrund der niedrigen Preise fossiler Brennstoffe die Regel. Im Klartext heißt das, dass regionale nachwachsende Energieträger durch fossile importierte Energieträger ersetzt werden – mit allen damit einhergehenden negativen Folgen für das Klima.

Wir möchten dies an einer kurzen Rechnung für den hessischen Staatswald verdeutlichen:

HessenForst betreut etwa 340.000 ha Staatswald. Unter Berücksichtigung der Trophie und basierend auf dem in Hessen angewendeten Nährstoffmanagementsystemen, ungefähr 20 % von 1,8 Efm / ha / a × 340.000 ha × 0,2 = 122.000 Efm /a für die klimabilanzneutrale Energiegewinnung aus Hackholz verfügbar. Mit der FSC-Forderung nach einem Verzicht auf Nichtderbholznutzung werden stattdessen fossile Brennstoffe, die eben nicht klimaneutral sind, für die Energiegewinnung herangezogen – 610.000 t im Jahr.

Diese alternative Nutzung fossiler Brennstoffe ist sicherlich weder von den FSC-stakeholdern noch von Entscheidungsträgern beabsichtigt, wurde und wird allerdings auch nie in einen Zusammenhang mit den FSC-Forderungen diskutiert. Auch hierfür bemängeln wir also, dass die Diskussion viel zu oberflächlich und simplifiziert bleibt.

Der Anspruch der Allwissenheit und besten Praxis

Wer den FSC-Standard und einige Aussagen von FSC-Funktionären liest könnte auf die Idee kommen, dass ohne FSC sämtliches Nichtderbholz immer konsequent aus dem Wald entnommen wird. Dies entspricht jedoch keinesfalls den Tatsachen. Ein Teil der gefällten Biomasse bleibt immer im Bestand zurück. Dementsprechend ist es auch unzulässig, für den Vergleich zwischen den FSC-Vorgaben und der bisherigen Praxis 0% und 100% Nichtderbholznutzung miteinander zu vergleichen.

Wir sind betroffen, dass unter anderem mit dem konsequenten Verbot der Nichtderbholznutzung den Förstern unterstellt wird, ihren eigenen Wald nicht angemessen zu bewirtschaften. Es ist im Interesse jedes Waldbesitzers/-bewirtschafters, ihn so zu bewirtschaften, dass er langfristig gesund und ertragreich bleibt. Dies gilt insbesondere für den Boden, denn der Waldboden stellt neben den klimatischen Bedingungen die wichtigste Produktionsgrundlage dar und im Gegensatz zu landwirtschaftlichen Flächen erfolgt im Wald keinerlei kompensierende Einflussnahme in Form von Düngung. Dementsprechend kann davon ausgegangen werden, dass wirklich nur das entnommen wird, was „entbehrbar“ ist. Der FSC scheint zu unterstellen, dass Waldbesitzer, unabhängig von der Besitzart, ausschließlich ihren finanziellen Erlös im Sinn haben und deshalb den Wald kategorisch zugrunde richten würden.

Wir empfinden diese Haltung nicht nur als unangemessen arrogant, sondern möchten auch darauf hinweisen, dass selbst bei einem rein finanziellen Interesse die Waldbesitzer immer bestrebt wären, eine möglichst langfristige, möglichst Gewinn bringende Waldwirtschaft anzustreben. Eine komplette Nichtderbholzentfernung wäre dementsprechend absolut unsinnig wäre, da sich der Waldbesitzer so seiner Produktionsgrundlage berauben würde. Das mag vereinzelt der Fall sein, trifft jedoch für die Gesamtbreite der Forstämter und Waldbesitzer nicht zu.

Fazit

Sowohl mit ihrem Verständnis vom Ökologie und Nachhaltigkeit, ihrem mangelnden Fachwissen und der Annahme der Unfehlbarkeit der eigenen Vorgaben sind die FSC-Standards auch zum Thema Nichtderbholznutzung nicht geeignet, eine verantwortungsvolle Waldpraxis in Deutschland zu gewährleisten. Sie stellen im Gegenteil eine Bedrohung für einen zukunftsorientierte, global-holistisch gedachte deutsche Waldwirtschaft dar.

Quellen

[1]   Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V.:  „Forsttechnische Informationen Sonderausgabe 1: Nachhaltigkeit und Umweltschutz in der Deutschen Forstwirtschaft“ (2016), S. 33 ff

[2]   Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V.:  „Forsttechnische Informationen Sonderausgabe 1: Nachhaltigkeit und Umweltschutz in der Deutschen Forstwirtschaft“ (2016), S. 33 ff

[3]  UNIQUE-Gutachten zur FSC-Zertifizierung des hessischen Staatswaldes, Kapitel „Verzicht auf Nichtderbholznutzung“, Seite 35

[4] Landesamt für Umweltschutz. „Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt“, 51. Jahrgang (2014), Kapitel „Geschützte und gefährdete Pflanzen, Tiere und Landschaften des Landes Sachsen-Anhalt“, Seite 4

[5] Reichholf, Josef H. “Stabile Ungleichgewichte. Die Ökologie der Zukunft.” (2008).

Was ist der FSC? – Eine Einführung

Der Forest Stewardship Council (FSC) AC ist ein Bürger-„Unternehmen“ mit Sitz in Mexiko[1]. Die Konzern-Organisationsstrukturist hoch komplex und, wie es scheint, auch für den FSC selbst kaum mehr durchschaubar. Unseren Versuch einer Veranschaulichung finden Sie hier[2]. Für viele Länder gibt es Landesgruppen, meist in Form eines Vereines. In Deutschland ist dies der „Verein für verantwortungsvolle Waldwirtschaft e.V.“, dem eine GmbH angegliedert ist. Zudem unterhält der FSC AC hier drei Tochtergesellschaften – die ASI (Accreditation Services International GmbH)[3], die FSC Global Development GmbH[4] sowie das FSC International Center gemeinnützige Gesellschaft mbH[5]. Sowohl FSC AC als auch die Landesgruppen sind in drei verschiedene Kammern unterteilt, die sich mit Umwelt, Sozialem und Wirtschaft beschäftigen. Die Zuteilung zu den Kammern erfolgt hierbei nicht nach Interessengebiet oder Wunsch des Mitgliedes sondern automatisch. So werden eNGO-Mitglieder beispielsweise automatisch der Umweltkammer zugeteilt. Weiterhin ist eine Mitgliedschaft nur für lokale stakeholder möglich – die aber keinen wissenschaftlichen Hintergrund oder eine andere Qualifikation aufweisen müssen. Genau diese stakeholder (meist Laien), erarbeiten die Länderstandards. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass weder in den Regularien, noch in den Standards, Definitionsausführungen, Policies oder anderen Dokumenten wissenschaftliche Quellen, Begründungen oder Argumente zu finden sind. Stattdessen wird immer nur wieder auf andere interne Dokumente verwiesen – ein Zitatkreislauf, der allenfalls auf den ersten Blick eine fundierte Seriosität suggeriert. Eine Praxis, die übrigens auch eng mit ihm verpflochtene NGOS wie der WWF perfektioniert haben, die die propagierten Aussagen jedoch nicht wahrer macht.

Offiziell initiiert wurde der FSC (AC) durch die „Riokonferenz“ 1992 (United Nations Conference on Environment and Development ). Tatsächlich fand aber seit 1986/87 ein massiver Boykott von Tropenholz statt, durch den reihenweise Tropenholzhändler und Sägewerke Insolvenz anmelden mussten. Der Absatz für Tropenhölzer brach um teilweise 90% ein. Dieser scheint, so der Eindruck aufgrund der anschließenden Anstrengungen des FSC, der tatsächliche Auslöser für die Gründung gewesen zu sein. Als letzte Rettung ihrer Unternehmen versuchten einige „Tropenhölzler“ in Kooperation mit verschiedenen NGOs wie dem FOE und WWF eine Möglichkeit zu finden, die verschmähten Produkte wieder hoffähig zu machen. Eine Funktion, die der FSC noch heute innehält. So äußerte sich Herr Sayer folgendermaßen:

“Die ökologische Nachhaltigkeit, die dem FSC von verschiedenen Seiten zugeschrieben wird, spielte und spielt dementsprechend nur eine untergeordnete Rolle.”

Ebenso fehlt ihm jedes Verständnis von globaler Verantwortung (das für nachhaltiges Handeln unabdingbar ist!). Die Globalität, die der FSC es in seinem Leitspruch selbst propagiert, ist dementsprechend als inexistent zu bewerten. Ein kleines Beispiel hierfür ist die Forderung nach mehr Flächenstilllegungen in Deutschland mit dementsprechend massiven ökologischen Auswirkungen in borealen Wäldern. Hierzu an anderer Stelle mehr.

Unter den bereits erwähnten Aspekten ist es nicht verwunderlich, dass die Länderstandards nicht den aktuellen Forschungsstand wiederspiegeln sondern stattdessen medienwirksam-populistische Anforderungen an die zertifizierten Betriebe stellt. Schlimmer noch, durch sein Verhalten als global player wird jahrhundertelange forstwissenschaftliche Grundlagenforschung von einigen Wenigen ad absurdum geführt. So wurde beispielsweise in der Enquete Kommission zum „Schutz der Erdatmosphäre“ wiederholt festgestellt, dass aus (tropischen) Primärwäldern per Definition kein Holz entnommen werden kann, da sie ihren Status damit verlieren würden. Trotzdem sind gerade diese Wälder oft FSC-zertifiziert und werden im Namen der „verantwortungsvollen Waldwirtschaft“ abgeholzt. Auch andere FSC-Forderungen sind längst überholt worden oder schlicht unsinnig. Wir beziehen uns hier unter anderem auf die von uns immer wieder angesprochenen Themen Rückegassenabstand, Flächenstilllegung, Pestizidgebrauch. Texte hierzu finden sich auf unserem Blog und in verschiedenen offenen Briefen.

Der FSC hat ökologisch fragwürdige Waldwirtschaft „hoffähig“ gemacht. Gratulation.

Das macht den FSC zu einem der erfolgreichsten Ablasshändler für Politik, NGOs, Einzelhandel, Baubranche, Umweltschutzverbände,…  – nur dem Wald selbst nützt er rein gar nichts. Dem würde es wesentlich besser gehen, wenn er einfach weiterhin nach den ohnehin sehr strengen Richtlinien in Deutschland bewirtschaftet werden würde. Verhaltenscodes zu Flächenstilllegung und Pestizidgebrauch sind hierin wesentlich sorgsamer erarbeitet als in den FSC-Statuten.

 

 

 

 

[1]  Forest Stewardship Council A.C., Calle Margarita Maza de Juárez No. 422, Colonia Centro, 68000 Oaxaca, Oaxaca

Mexiko

[2]  http://www.fragen-an-den-fsc.de/?p=991

[3] ASI-Accreditation Services International GmbH
Friedrich-Ebert-Allee 69
53113 Bonn
Deutschland

[4] Charles-de-Gaulle-Str. 5, 53113 Bonn / Zentrum, Deutschland

[5] Charles-de-Gaulle-Str. 5, 53113 Bonn / Zentrum, Deutschland

Rückegassenabstände

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Slideshow: Beispiele für Rückegassen

Hintergrund

Um überhaupt irgendeine Arbeit im Wald verrichten zu können, muss man erst einmal an ihn heran kommen, d. h. man braucht einen Weg. Üblicherweise ist es jedoch mit einem Weg nicht getan. Letztendlich ist der bewirtschaftete Wald von einem Wegenetz durchzogen welches der Fachmann als Erschließung bezeichnet. Diese Erschließung besteht i. d. R. aus zwei Teilen. Erstens aus dem mit Lkws befahrbaren Wegenetz (Groberschließung) über welches der Transport von Geräten, Maschinen, Material und Menschen, etc. in den Wald sowie die Holzabfuhr aus dem Wald erfolgt. Und zweitens aus dem Rückegassensystem (Feinerschließung) über welches das Holz aus dem Bestand an den Waldweg gebracht wird. Während ein Lkw-befahrbarer Weg eine echte Wegebaumaßnahme darstellt und befestigt ist, sind Rückegassen einzig baumfreie Trassen in den Beständen, ohne jegliche bauliche Veränderung des Untergrundes. Im Mittelgebirge gibt es noch eine dritte Variante, den sogenannten Maschinenweg. Dieser stellt quasi eine Art „Zwischenvariante“ dar, denn hier sind nicht nur die Bäume entfernt und die Stöcke gerodet sondern der Weg ist auch geschoben und verdichtet – nicht aber befestigt. Letzterer wird zumeist in steilem Gelände eingebracht, da der Tragschlepper (Forwarder) Einsatz i. d. R. nur bis max. 30 % Gefälle durchgeführt werden sollte.

FSC-Vorgaben

Die Vorgabe zu Rückegassenabständen aus dem aktuellen FSC-Standard lautet wie folgt:

Kritik

Unsere Kritik bezieht sich, ähnlich wie bei den anderen Themen dieser Kategorie, auf folgende Punkte:

  1. Inkonsistenz der FSC-Aussagen; keine klare Richtlinie
  2. Mangel einer wissenschaftlichen Basis
  3. Mangel an Kenntnissen der aktuellen fachlichen Praxis
  4. Widerspruch zu deutschen Gesetzen
  5. Exklusive regio-ökologische Betrachtungsweise

Inkonsistenz der FSC-Aussagen

Vor der Auseinandersetzung mit inhaltlichen Aspekten dieses Themas kritisieren wir, dass der FSC selbst widersprüchliche Angaben zu Rückegassenabständen macht, beziehungsweise seine im Standard drastisch ausgelegten Forderungen beispielsweise in Leitfäden oder Aktualisierungen der Standards abschwächt. Zuerst möchten wir auf die Inkonsistenz der verschiedenen Standards eingehen. So schreibt der FSC Standard 2.3 beispielsweise vor:

„Für  die  bestandes-  und   bodenschonende  Ernte und Bringung des Holzes ist ein dauerhaftes, gelände-  und  bestandesangepasstes  Feinerschließungssystem  angelegt.  Der  Forstbetrieb  strebt dabei  einen  Rückegassenabstand  von  40  m  an. Davon notwendige Abweichungen sind vom Forstbetrieb  fachlich  nachvollziehbar  als  Ausnahme zu begründen. Ein Gassenabstand unter 20 m ist ausgeschlossen“ [1]

Hierzu eine kurze Beispielrechnung. Bei einer Breite von 4m pro Rückegasse beträgt der abgestrebte Maximalabstand der Rückegassen nun 36m, sofern die Rückegassen selbst von dieser Rechnung ausgeschlossen (was in der Praxis nicht der Fall ist, in diesem Fall wäre der Minimalabstand weiterhin 40m). Vom Standard 2.3 zum Standard 3.0 hat sich also auf den ersten Blick nicht viel geändert. Auf den zweiten Blick fällt auf, dass der Standard 3.0 mit seiner Forderung nach einem Maximum von 10% der Waldfläche sehr viel flexibler darin ist, wie groß genau der Abstand der Rückegassen ausfällt. Es handelt sich hierbei also eher um einen Mittelwert als um eine fixe Vorgabe. Weiterhin wird in diesem Standard nicht mehr davon gesprochen, dass ein Abstand von 20m nicht unterschritten werden darf.

Man kann dies als einen Fortschritt bezeichnen, da durch eine Prozentangabe die Waldbewirtschafter flexibler sind und ihr bestehendes Feinerschließungsnetz besser anpassen können. Auf der anderen Seite führen solche Änderungen in der Praxis bei einem so langsam wachsenden Ökosystem wie dem Wald zu massiven Unsicherheiten in der Planung und damit zu einem Risiko für eine bestmögliche Waldbewirtschaftung [2].

Dies wird dadurch verstärkt, dass schon die FSC-Vorgaben im Standard 2.3 durch den Leitfaden für Praktiker [3] relativiert werden. Die Firma UNIQUE hat die hierin enthaltenen Aussagen in Ihrem Gutachten zur FSC-Zertifizierung des hessischen Staatsforstes wie folgt zusammengefasst:

Bestehende Rückegassensysteme [sollen] nach Möglichkeit integriert/erhalten werden, auch wenn diese z.B. nur einen Gassenabstand von 30m haben […] Die Systeme müssen geländeangepasst sein, woraus sich u.U. ein dauerhaft geringerer Gassenabstand als 40m ergeben kann.“ [4]

Mangel einer wissenschaftlichen Basis

Die Angaben im Leitfaden erscheinen hierbei wesentlich realistätsnäher, da kein neutraler Forstwirt auf die Idee kommen würde, in einem bestehenden Bestand das zugehörige Feinerschließungssystem zu verändern.

Der Grund hierfür ist einfach: Wälder sind keine Ökosysteme, die sich innerhalb weniger Wochen oder Monate entwickeln. Ein Waldzyklus dauert in Mitteleuropa mehrere Jahrhunderte (Umtriebszeit[5]: für Fichte 80-110 Jahre, Eiche 160-200 Jahre usw.). Dementsprechend erfolgt auch die Anlage eines Rückegassensystems immer langfristig beziehungsweise dauerhaft und das aus gutem Grund, denn nur so können eine flächige Befahrung sowie entstehende Schäden minimiert und im Idealfall vermieden werden. Kurzfristige Änderungen ziehen gravierende Zerstörung nach sich, die weder im Sinne. Dies gilt insbesondere für Experimente mit variierenden Vorgaben, wie der FSC sie gerade praktiziert.

Abgesehen von unserer Kritik, dass die global-holistischen Konsequenzen unbetrachtet bleiben, ist dies auch aus regionaler Umweltschutzperspektive nicht zwangsläufig sinnvoller. Eine Halbierung der verfügbaren Rückegassen bedeutet, dass über jede der verbleibenden Rückegassen die doppelte Menge Holz transportiert werden muss. Schon bei einer Bewirtschaftung mit einem Rückegassenabstand von 20m sind Bodenschäden durch die Befahrung zu beobachten – er wird verdichtet und dementsprechend schlechter durchlüftet, seine Wasserspeicherfähigkeit geht verloren, Feinwurzeln können durch den Druck abreißen… Bei einem weiteren Rückegassenabstand müssen ungleich schwerere Maschinen eingesetzt werden, was die Regenrationsfähigkeit des Bodens nachhaltig einschränkt. Man kann nun argumentieren, dass dies für das Ökosystem trotzdem besser sei, da insgesamt weniger Boden geschädigt wird. Wir möchten an dieser Stelle jedoch auf unseren Artikel zur Nichtderbholznutzung verweisen, in dem wir detaillierter erklären, dass ein unbeschädigtes, nährstoffreiches Ökosystem nicht zwangsläufig einen „ökologischen Vorteil“ bietet, das sich hierdurch immer ein Habitat für Nischenspezies (z.B. für die Gelbbauchunke (Bombina variegata)[6], die 2014 von der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde zum Lurch des Jahres gekürt wurde)[7] ergibt, die anderswo von dominanteren Arten verdrängt werden würden. Wir erläutern dieses Beispiel um deutlich zu machen, dass die Diskussion wesentlich komplexer ist als auf den ersten Blick ersichtlich und immer unter Einbezug von Wissenschaft und Forschung stehen muss. Außerdem ist dies ein erster Hinweis darauf, dass sie Aussage, dass „ein weiterer Gassenabstand […] demnach ökologische, wirtschaftliche und soziale Vorteile hat“ [8]hinfällig ist.

Mangel an Kenntnissen der aktuellen fachlichen Praxis

Alternativen wie das Rücken per Pferd oder den Abtransport per Hubschrauber schonen zwar den Boden, richten dafür aber an anderer Stelle etwa gleichschwere (wenn nicht schwerere) Schäden[9] an. Darüber hinaus sind die gegenwärtig anfallenden Mengen an Holz weder hinsichtlich der Quantität noch im Hinblick auf ihre Dimension (Länge und Durchmesser) vollständig durch solche alternativen Methoden zu realisieren, geschweige denn finanziell darstellbar.

Bei dem Argument der „Zerstörung“ des Bodens durch die erwähnten Harvester, die von Umwelt- und Naturschützern gerne vorgebracht wird, wird leider oft außer Acht gelassen, dass sich aus ökologischer Perspektive aus jedem subjektiv „zerstörten“ Naturraum ein Habitat für spezielle Pflanzen und Tiere entwickeln kann.

Widerspruch zu deutschen Gesetzen

Durch eine Umstellung auf Abstände von mehr als 20m wird in vielen Fällen das motormanuellen Zufällen notwendig, und das ist nicht ohne Risiko.[10] Zwar versucht der FSC zu argumentieren, dass „ein weiter Rückegassenabstand Arbeitsplätze [sichert], da in diesem Fall motormanuell zumindest zugefällt werden muss“, er lässt jedoch unerwähnt, dass es sich hierbei um einen der gefährlichsten Arbeitsplätze der Bundesrepublik handelt, dessen Sicherheitsrisiko sich mit einer solchen Zufällung massiv verschärfen würde. Hierzu sagt selbst das UNIQUE-Gutachten zur FSC-Zertifizierung im hessischen Staatsforst:

„Insbesondere in Beständen mit hoher Buchennaturverjüngung dürfte sich neben den Folgen für die Verjüngung, das Zufällen schwierig gestalten. Auch wenn hier erste Verfahren zum parallelen Arbeiten von Forstwirten und Harvester im Bestand mit Hilfe von Abstandswarnsystemen entwickelt werden, bleibt beim motormanuellen Zufällen stets ein erhöhtes Risiko bestehen. FSC verfolgt durch den hohen Gassenabstand neben ökologischen Gesichtspunkten auch soziale Kriterien. Die Sicherung von Arbeitsplätzen durch das Motormanuelle Zufällen. Durch den höheren Anteil an motormanueller Arbeit steigt aber auch die Unfallgefahr und Belastung der Forstwirte. Wurde in den letzten Jahren bewusst der Anteil an schweren körperlichen Arbeiten der Forstwirte bei der Holzernte durch den Einsatz von Maschinen reduziert, so nimmt dieser insbesondere beim langfristig angestrebten Gassenabstand von 40m im Rahmen des Standards 3.0 [11] deutlich zu.“[12]

Unerwähnt bleibt hierbei, dass die Forderung nach weiteren Rückegassenabständen damit geltendem Arbeitsrecht entgegensteht. So ist nach §4 Arbeitsschutzgesetz festgelegt, dass erst über personenbezogene Maßnahmen zum Schutz der Arbeitssicherheit verhandelt werden kann, wenn sämtliche alternative, sicherere Arbeitsverfahren bereits angewendet werden:

„5. individuelle Schutzmaßnahmen sind nachranging zu anderen Maßnahmen“[13]

Es darf also rein rechtlich betrachtet unter keinen Umständen eine höhere Arbeitssicherheit (Gassenabstand  20m) durch eine schlechtere Arbeitssicherheit (Gassenabstand größer 20m) ersetzt werden. Dementsprechend kann und wird in der Holzwirtschaft auch aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen (auf die wir gleich weiter eingehen), sofern aufgrund der Geomorphologie möglich, nicht von den bestehenden Rückegassenabständen abgewichen. Darüber hinaus erhöhen sich im Falle einer motormanuellen Zufällung auch die Schäden am verbleibenden Bestand.

Einen ausführlicheren Text hierzu, verfasst von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und und Gartenbau den folgenden Artikel, veröffentlicht in der Forst und Technik:

FT_09_17_24

Exklusive regio-ökologische Betrachtungsweise

Für uns nur sekundär von Bedeutung, für die Vollständigkeit unserer Kritik jedoch notwendig bleibt schließlich noch zu erwähnen, dass eine motormanuelle Zufällung mit deutlich höheren Erntekosten einher geht. Dementsprechend wird allerdings auch der letzte Aspekt des oben genannten Zitates, das dem weiteren Rückegassenabstand in allen drei Säulen der Nachhaltigkeit eine Verbesserung unterstellt, unwahr.

Fazit

In den deutschen (Bundes- und Landes-) Waldgesetzen, Geschäftsanweisungen, Ausführungsbestimmungen etc. sind bestmögliche Praktiken (im Sinne der drei Nachhaltigkeitssäulen) längst wesentlich präziser ausformuliert und umgesetzt als es im FSC-Standard der Fall ist – und selbst hier besteht noch Luft nach oben. Bis zur Erarbeitung eines umfassenden FSC-Konzeptes, das beispielsweise sämtliche Waldformationen/-situationen der Bundesrepublik (oder einer kriterienhomogenen Kategorie) berücksichtigt, nimmt der FSC billigend in Kauf, dass seine verschiedenen Experimente (hier gemeint als Begriff für sich willkürlich ändernde Ansichten und daraus resultierende Regelungen) nicht abschätzbare Folgen nach sich ziehen. Wir bewerten dieses Verhalten als grob fahrlässig und fragen uns, inwieweit der FSC mit sozialer Verantwortung werben kann, Waldbesitzer und -arbeiter aber die Konsequenzen seiner ökologischen und sozialen Unkenntnis tragen lässt.

Weiterführende Literatur
• Forsttechnische Informationen 1+2/2010, „Bodenschonung Beim Forstmaschineneinsatz“ FTI_1+2_2010-NEU_ende
• Forsttechnische Informationen 3+4/2010, „Bodenschutz“ FTI_3+4_2010_final
• Forsttechnische Informationen 9+10/2010, „1. KWF-Thementage Bodenschutz“ FTI_9+10_2010 (3)
• AFZ Der Wald Nr. 18, September 2013, „ 2. KWF-Thementage Umweltgerechte Bewirtschaftung nasser Waldstandorte“ AFZ_Thementage_komplett

Quellen

[1]    UNIQUE-Gutachten, Kapitel „Feinerschließung und Rückegassenabstände“, Seite 64. Zitiert aus dem FSC-Standard 2.3 Punkt 6.5.4

[2]    Siehe Bericht des hessischen Rechnungshofes zur FSC-Zertifizierung

[3]    Forsttechnische Informationen 1+2 und 3+4 2010

[4]   UNIQUE-Gutachten, Kapitel „Feinerschließung und Rückegassenabstände, Seite 64. Zitiert aus dem Leitfaden für Praktiker

[5]    Umtriebszeit: die Zeitspanne vom Sämling bis zur Ernte des Baumes bei Erreichen des Zielalters

[6]    Waldwissen.net (Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, LWF, Bundesforschungs – und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und Landschaft, BFW, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, WSL, Forstliche Versuchs – und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, FVA), „Artenschutz mit dem Rückeschlepper: Lauchgewässer für Gelbbauchunken“, abgerufen über folgenden Link am 14.05.2018

[7]    Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde, „Lurch des Jahres 2014: Die Gelbbauchunke“, abgerufen über folgenden Link am 14.05.2018

[8]     UNIQUE-Gutachten, Kapitel: „Feinerschließung und Rückegassenabstände“, Seite 64. Zitiert aus dem Leitfaden für Praktiker

[9]      Forsttechnische Informationen 1+2 und 3+4 2010

[10]    UNIQUE-Gutachten, Kapitel „Analyse und Beurteilung der Sachverhalte“, Seite 75

[11]    UNIQUE scheint hier selbst den Überblick über die Standards verloren zu haben. Tatsächlich spricht der Standard 2.3 von einem Abstand von 40m, der Standard 3.0 spricht von einem Feinerschließungssystem, das 10% bzw. 13,5% der Holzbodenfläche belegt (entspricht 30-40m Rückegassenabstand).

[12]  UNIQUE-Gutachten, Kapitel „Analyse und Beurteilung der Sachverhalte“, Seite 76

[13] Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz, „Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit (Arbeitsschutzgesetzt – ArbSchG) § 4 Allgemeine Grundsätze“, abgerufen über folgenden Link am 14.05.2018

Der Warenfluss im FSC-Konzern

An dieser Stelle finden Sie eine von uns erarbeitete Aufstellung der Warenflüsse und des neuesten Bilanzierungssystems (Mengenbilanzung) des FSC in Bezug auf die Vermischung von zertifizierten und unzertifizierten Holz. Für Verbraucher ist hier nachvollziehbar (so hoffen wir) dargestellt, dass in einem FSC gelabelten Produkt nicht eine einzige Faser zertifiziertes Holz stecken muss. Das Label “Controlled Wood” ist dementsprechend irreführend, denn der FSC hat keinerlei Zugriff auf Ursprungsnachweise – und keine Sanktionsmöglichkeiten im Falle einer Falschaussage der Lieferanten, dass das Holz aus “legaler Herkunft” stamm.

Da das Mengenbilanzeurngssystem einen unserer größten Kritikpunkte am COC-Zertifikates darstellt, sei es hier nochmals kurz erläutert:

Der Produzent kauft FSC-zertifiziertes Holz ein (z.B. 20m³). Gleichzeitig erwirbt er z.B. 10m³ nicht zertifiziertes Holz (“Controlled Wood”) und 50m³ aus “Recycled Wood” (Herkunft völlig unklar). Diese drei Holz”arten” kann er im Endprodukt beliebig mischen, sowohl in ihrer Menge als auch holzartenspezifisch. Auch wenn er selbst den Anspruch verfolgt, nur FSC-Holz für z.B. die Produktion von Stühlen zu verwenden, so muss er sich genau ausrechnen, wie viele Stühle er aus 80m³ zur Verfügung stehenden Materials produzieren kann. Diese Menge darf er dann als “FSC mixed= Holz aus verantwortungsvollen Quellen” labeln. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Verbraucher einen Stuhl erwirbt, der zwar FSC-mixed zertifiziert ist, jedoch kein FSC-zertifiziertes Holz enthält (zur Erinnerung, nur 20 von 80m³ waren zertifiziert), liegt also bei 75%

Nochmal: Der Verbraucher erwirbt ein “Produkt aus verantwortungsvollen Quellen”, gibt hierfür vermutlich deutlich mehr aus als für ein vergleichbares Produkt ohne Zertifikat. Er wird jedoch (im Beispiel dieses Produzenten) mit 75% Wahrscheinlichekeit ein Produkt erwerben, das kein zertifiziertes Holz enthält.

Stellt sich nun also die Frage: Wenn das kein Verbraucherbetrug ist, wie definieren wir ihn dann?

Diese und andere Informationen haben wir sehr mühsam aus FSC-internen Dokumenten heraus gefiltert. Leider haben sich diese jedoch auch häufig widersprochen und einige Angaben waren unklar oder mehrdeutlich formuliert. Wir haben dieses Diagram nach bestem Wissen und Gewissen erarbeitet, können aufgrund der zugrunde liegenden Informationen jedoch weder Vollständigkeit noch Perfektion garantierten. Wir freuen uns, durch aufmerksame Leser Verbesserungen durchführen zu können.

Warenflussdiagram

Die Organisation des FSC-Konzerns

Im Folgenden haben wir versucht, die Verflechtungen der einzelnen FSC Strukturen aufzuzeigen, weder mit dem Anspruch vollständig zu sein, noch ein perfektes Abbild zu liefern.

Es ist ein erster Versuch, der im Laufe weiterer Recherchen ausgeweitet und verbessert werden soll. Weiterhin ist es eine vereinfachte Grafik. Alle horizontalen und vertikalen Verbindungen aufzuzeigen, würde diese Übersicht vollkommen unverständlich machen, daher haben wir uns dafür entschieden, nur die wichtigsten zu zeigen.

Sie wurde aus öffentlich zugänglichen Quellen – größtenteils aus FSC-eigenen Dokumeten, wie z.B. Creditreform und Handelregisterauszügen – zusammengestellt.

Leider ergibt sich aus der Sichtung dieser Dokumente eine Reihe von Widersprüchen, gerade in den unterschiedlichsten FSC eigene Dokumenten. Daher sind wir für Hinweise zur Verbesserung jederzeit dankbar

Das Dokument kann in guter Auflösung hier herunter geladen werden: FSC_Organigramm