Hessischer Rechnungshof: FSC-Zertifizierung “riskant und nicht zielführend”

Wir freuen uns sehr festzustellen, dass unsere Aufklärungsarbeit zur FSC-Zertifizierung im hessischen Staatswald scheinbar insoweit erfolgreich war, als dass sich der hessische Rechnungshof mit dem Thema FSC auseinander gesetzt hat. Hierzu erschien am 20. Oktober 2020 das Dokument

„Bemerkungen 2019 des Hessischen Rechnungshofs zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Landes Hessen“

In dem ab Seite 146 im Kapitel

„FSC-Zertifizierung des Staatswaldes – Alles wird besser?“

Die Zertifizierung des hessischen Staatswaldes betrachtet wurde.

Wir freuen uns sehr über dieses Kapitel, da es im Wesentlichen zu den gleichen Schlüssen kommt, die auch wir in der Vergangenheit kritisiert haben:

  • Die Zertifizierung bedingt Veränderungen bei der Waldbewirtschaftung
    • Beispielsweise wird eine klimaangepasste Waldbewirtschaftung stark eingeschränkt (siehe Seite 146: „Die Einschränkungen bei der Baumartenwahl und bei erprobten waldbaulichen Verfahren begrenzen die Möglichkeiten, den Folgen der Extremwetterereignisse im Wald zu begegnen“)
  • FSC hat keinen Öffentlichkeitsnutzen (Seite 146: „eine messbar höhere gesellschaftliche Akzeptanz der Waldbewirtschaftung war nicht belegt“)
  • Sowohl das externe Gutachten als auch das von HessenForst kommen zu dem Schluss, dass die FSC-Zertifizierung dauerhaft zu Ertragseinbußen von mindestens 10 Mio. Euro führen werden (Seite 147)
  • Die in den Gutachten ausgewiesenen ökologischen Vorteile sind „nicht messbar oder wissenschaftlich belegt“ (S. 147) und damit nicht nachgewiesen
    • Der Rechnungshof geht sogar so weit zu sagen, dass die Beispiele für die ökologische Aufwertung ihn nicht überzeugt hätten (S. 147)
    • Beziehungsweise die „FSC-Standards schränken die erprobte und an den Stand der Wissenschaft und Technik angepasste gute fachliche Praxis der nachhaltigen Waldbewirtschaftung ein“ (Seite 148)
  • Dass durch die Anpassung des Rückegassennetzes von HessenForst an den FSC-Standard tatsächlich „der Waldboden stellenweise auf größerer Fläche befahren“ wurde (S. 150)

Weiterhin kommt dieser Bericht zu dem Schluss

  • Dass die FSC-Maßnahmen zu Einschränkungen und Ertragseinbußen von mindestens 10 Mio Euro im Jahr führen können (allein die Kontrollen kosten jährlich 1.2 Mio Euro)
  • Dass die ständigen Neuinterpretationen und Überarbeitungen zu „massiven Unsicherheiten bei der Festlegung langfristiger Ziele“ darstellen
  • Dass die Aussagen des Umweltministeriums zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln unwahr waren; tatsächlich wurde auch unter FSC-Zertifizierung nicht auf Pflanzenschutzmittel verzichtet
    • Stattdessen wurde lediglich der Aufwand für eine Bewilligung des Einsatzes massiv erhöht (S. 150)
    • … wodurch „entsprechend wenig Effekt aus ökologischer Sicht […] dem Zertifikat zuzuschreiben“ ist (s. 151).
  • … dass dies den gesamten FSC-Standard gilt, dass er „mit einem erhöhten und fachlich unnötigen konzeptionellen und waldbaulichen Aufwand verbunden“ ist (S.151)
  • Dass die Waldbesitzer im FSC keine eigene Stimme haben, in Umweltbelangen sogar gar keine Stimmt (S. 150)
  • Dass durch die FSC-Vorgaben und die ständigen Änderungen „bei der langfristig und nachhaltig ausgerichteten Forstwirtschaft […] zu Unsicherheiten bei der Festlegung langfristiger Ziele und bei der Umsetzung in der täglichen Praxis“ führt, wodurch das „Risiko von Fehlentscheidungen“ steigt (S. 150)
  • Dass zwar im Szenario „mit FSC“ des Gutachtens rund 3.5 Mio. Euro Mehreinnahmen erwartet werden können, diese jedoch im Szenario „ohne FSC“ fast 8 Mio. Euro betragen

Insgesamt kommt der Bericht zu dem Schluss, dass nicht ersichtlich ist, warum HessenForst keine eigen nachhaltige Waldbewirtschaftung ohne Zertifikat durchführen und hierdurch die Mehrkosten vermeiden könnte, da ohnehin „keine höhere gesellschaftliche Akzeptanz erzielt wird“ (S. 151). Er hält die FSC-Zertifizierung für „riskant und nicht zielführend“ (S. 153).

Bei Interesse finden Sie den gesamten Bericht über folgenden Link: