Offener Brief an Frau Feldmayer (Grüne) im Anschluss an die FSC-Diskussion im hessischen Landtag

Unsere Reaktion auf die Rede von Frau Feldmayer (Grüne) im hessischen Landtag.

Als pdf: Offener Brief Frau Feldmayer

Die Rede als Video findet sich auf der Website der hessenschau.

 


 

Sehr geehrter Frau Feldmayer,

es freut uns, dass Sie in Ihrer Rede auf die drei Aspekte der Nachhaltigkeit eingehen. Wo Sie doch hiermit ein so hervorragendes Beispiel dafür liefern, warum die FSC-Zertifizierung im hessischen Landesforst abzulehnen ist. Denn auch, wenn wir großzügig mal davon ausgehen könnten, dass die FSC-Zertifizierung tatsächlich einen ökologischen Nutzen bringt (was, obwohl sie so schön ein Zitat hierfür im Gutachten gefunden zu haben glauben, nicht der Fall ist), so ist das weder für die soziale noch für die ökonomische Nachhaltigkeit der Fall. Wir möchten an dieser Stelle auf ein früheres Schreiben unsererseits verweisen, das diese Behauptungen bereits widerlegt… Zur sozialen Nachhaltigkeit haben wir übrigens hier schon einen Artikel zur Herabsenkung der Arbeitssicherheit durch erweiterte Rückegassen gepostet, wir möchten auch hierauf verweisen. Abgesehen davon, übrigens, dass soziale Nachhaltigkeit unserer Auffassung nach auch bedeutet, 8 bis 11 Millionen € nicht für eine „imageträchtige“ aber sinnfreie Zertifizierung sondern für Bildung und Arbeitsplatzsicherheit zu investieren. Gleichzeitig zitieren Sie, dass durch die Zertifizierung Mehreinnahmen entstehen werden. Wir fordern Sie auf, diese Stelle bitte zu belegen – wir haben Sie im Gutachten nicht gefunden. Sie wünschen sich Tarifbezahlung? Wir auch, sehr gerne! Aber suggerieren Sie nicht, dass dies durch den FSC passieren wird! Stattdessen werden durch Flächenstilllegungen Arbeitsplätze entfallen – Frau Knell hatte diese beispielsweise mit 500 veranschlagt, wir werden dies jedoch selbst noch einmal prüfen.

Ich darf Sie kurz zitieren: „Es wird nachgeprüft […] und von einem unabhängigen Gutachter dann auch kontrolliert (…).“ Scheinbar haben Sie sich mit dem System des FSC noch nicht weiter auseinander gesetzt, wir würden dies dringend empfehlen. Nur in Kurzform: Die Gutachter können nur prüfen, was Ihnen auch freiwillig vorgelegt wird, sie erhalten keinen unbegrenzten Einblick in die Bücher. Und unabhängig sind diese Gutachter ganz und gar nicht, sie werden im Gegenteil sogar vom zertifizierten Betrieb ausgesucht – und bezahlt!

Sie sagen, es gab für die Förster durch die Zertifizierung überhaupt keine Probleme. Klären Sie uns auf wenn wir irren, aber sagt das vernichtende Gutachten von HessenForst nicht eben genau das aus, dass die Förster die Zertifizierung nicht wollen?

Wer genau sich aus welchem Grund gegen den FSC wehrt ist für uns erst einmal nur zweitrangig. Wir freuen uns, dass die Diskussion, die in den von Ihnen erwähnten Bundesländern nicht so stattgefunden hat wie Sie hätte stattfinden müssen, nun endlich in Hessen geführt wird. Warum Sie als Grüne das als persönlichen Angriff statt als fachlich-wissenschaftliche Hilfestellung interpretieren ist für uns nicht nachvollziehbar. Wir hoffen, dass Sie unsere Richtigstellungsversuche irgendwann in naher Zukunft nicht mehr so konsequent ignorieren werden.

Denn: der FSC handelt bar jeder Wissenschaftlichkeit aus monetären, nicht naturbewahrenden Motiven. Und je eher Sie das erkennen, desto eher können Sie sich dem wirklichen Waldschutz widmen.

Wir fordern Sie auf, sich der inhaltlichen Diskussion über die Hintergründe des FSCs auch außerhalb des Parlamentes zu stellen. Wir fordern Sie auf, Ihre Aussagen zu belegen. Wir fordern Sie auf, hierbei von wählerklientel-freundlichen Phrasen abzusehen, die jeder Wissenschaftlichkeit entbehren. Schon bei der Auseinandersetzung mit FSC-eigenen Dokumenten wird Ihnen auffallen, dass die von Ihnen erstrebten Ziele mit diesem Instrument nicht erreichbar sind. Desweiteren sind Informationsquellen wie der NaBu, BUND, WWF, Greenpeace oder anderer NGOs übrigens unzureichend, da sie selbst massiv vom FSC profitieren, beispielsweise durch Drittmittel.

Bitte besuchen Sie auch unseren Blog www.fragen-an-den-fsc.de.

Mit freundlichen Grüßen,
Arbeitsgruppe FadFSC

One thought on “Offener Brief an Frau Feldmayer (Grüne) im Anschluss an die FSC-Diskussion im hessischen Landtag

  1. Liebe Frau Feldmayer,
    Ihr Ansinnen, dem Wald etwas Gutes tun zu wollen, ist sehr löblich, ich kenne Sie nicht auch nicht Ihren beruflichen Werdegang. Ich hätte mir nur mal sehnlichst gewünscht – dies i.Ü. von allen Grünen in den Bundesländern- , daß Ihre Klientel nur einmal ihre eigenen Landeswaldgesetze, die dazugehörigen Verordnungen sowie die begleitenden Gesetze als da wären: Naturschutzgesetz, Bodenschutzgesetz, Wasserschutzgesetz, Immissionsschutzgesetz sowie die betreffenden Arbeitsschutzgesettze-Richtlinien und nicht zuletzt die Ergebnisse der Bundeswaldinventur BWI3 – gelesen hätten. Hier zu Ihrer Hilfestellung ein Auszug aus dem Hess.Landeswadgesetz: § 1 HWaldG – Ziele
    (1) Ziel des Gesetzes ist es:
    1.
    den Wald als Lebens- und Wirtschaftsraum des Menschen, als Lebensgemeinschaft von Tieren und Pflanzen sowie wegen seiner Wirkungen für den Klimaschutz zu schützen, zu erhalten, erforderlichenfalls unter Berücksichtigung der Belange der Landwirtschaft zu mehren und vor schädlichen Einwirkungen zu bewahren,
    2.eine nachhaltige und ordnungsgemäße Bewirtschaftung des Waldes zu gewährleisten,
    3.die Forstwirtschaft zu fördern und
    4.einen Ausgleich zwischen den Interessen der Allgemeinheit und den Belangen der Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer herbeizuführen.
    (2)
    1
    Die Ziele nach Abs. 1 sind im Rahmen nachhaltiger und multifunktionaler Forstwirtschaft zu verwirklichen.
    2
    Dabei sind die Leistungen des Waldes und der Forstwirtschaft darauf auszurichten:
    1.
    die Umwelt und die Lebensgrundlagen des Menschen, den Naturhaushalt, die biologische Vielfalt,
    die Landschaft, den Boden, das Wasser, die Reinheit der Luft und das örtliche Klima zu schützen
    sowie einen Beitrag zum Schutz vor Lärm, Bodenabtrag und Hochwasser zu leisten
    (Schutzfunktion),
    2.
    nachwachsende Rohstoffe zu produzieren und nachhaltig zu nutzen, insbesondere Holz für die
    stoffliche, chemische, energetische und thermische Verwendung (Nutzfunktion),
    3.
    Kohlenstoff in möglichst großer Menge im Wald und seinen Holzprodukten zu binden
    (Klimaschutzfunktion),
    4.
    Menschen einen Erholungsraum zu bieten und das Naturerlebnis zu ermöglichen, zum Genuss von
    reiner Luft und Ruhe, zur Steigerung der Gesundheit und des Wohlbefindens, zum Spazieren und
    Wandern, zur sportlichen, naturverträglichen Betätigung, zur Umweltbildung und zur
    naturverträglichen touristischen Entwicklung (Erholungsfunktion).

    Kommt Ihnen das bekannt vor? Insbesondere Sie und Ihre Grüne Partei argumentieren immer dergestalt, daß nur durch den FSC genau diese Dinge, die bereits gesetzlich bestens geregelt sind erhalten bzw erzeilt werden können. Sie dürfen sogar davon ausgehen, daß in Ihren Forstbehörden durchaus auf Universitäten und Fachhochschulen bestens ausgebildetes Personal sitzt, die 2 Examina sowie zahlreiche Verwaltungsschulungen bestehen mußten, doch geringfügig mehr Ahnung, Fachwissen und v.a. forstl. Erfahrung besitzen als diejenigen, die es mangels Notendurchschnitt, Können und Wissen eben nicht in eine staatliche Behörde geschafft haben, sondern sich in anderen Bereichen einen Job suchen mußten; meist frustriert dann mangels Alternativen sich in Umweltverbänden zu engagieren begonnen haben. Ihren Fachberatern fehlt größtenteils genau das, was Sie in den Forstfachbehörden sitzen haben – nähmlich forstl.ökologische Erfahrung und KnowHow. Mit Ihrem Bestreben sich Ihre Gesetzeskonformität und Bestätigung der ökologischen Nachhaltigkeit noch von einem Externen Verein bestätigen zu lassen, kommt doch einer Bankrotterklärung Ihrer eigenen Tätigkeit gleich; sind Sie bzw. die Mitarbeiter in Ihrem Hause denn nicht selbst in der Lage, Ihre eigenen Gesetzte und Verordnungen einzuhalten und zu vollziehen? Habne Sie eigentlich in Ihren Ministerien keine Revisionsstellen, die das Handeln ihrer Mitarbeiter laufend überprüft? zumindest stichprobenartig?
    Ich wünsche jedenfalls Ihnen und Ihrer Partei den für ein nachhaltiges Handeln notwendigen Weitblick zurück zu den wichtigen Dingen und nicht mit unsinnig teueren und zeitraubenden Zertifikaten und Labeln ihre eigenen Mitarbeiter und die der anderen Behörden zu diskreditieren, da Sie ihnen unterstellen, eben nicht fähig zu sein ihren Job zu tun.

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