(Deutsch) Generelles Pestizidverbot

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Der aktuelle FSC-Standard besagt zu Pflanzenschutzsmitteln:

An diesem Thema lassen sich gleich mehrere Kritikpunkte gut veranschaulichen:

  1. der FSC hat das Rad nicht neu erfunden, vorsichtigen Umgang mit Pestiziden gibt es in der deutschen Waldwirtschaft seit jeher
  2. FSC-Vorgaben stehen in einigen Fällen in Widerspruch mit deutschen Gesetzen
  3. falsch verstandener regionaler “Umweltschutz” kann fatale globale Folgen haben

  1. der FSC hat das Rad nicht neu erfunden

Beim Thema Pestizideinsatz – wie auch bei vielen anderen Themen – suggeriert der FSC, dass ohne sein Eingreifen unverantwortlich gehandelt werde. Für den Einsatz von Pestiziden bedeutet das, dass der Eindruck erweckt wird, ohne die FSC-Regelung würden große Mengen Pestizide ausgebracht, ohne jedoch gar keine mehr.

Tatsächlich werden in Deutschland bereits ohne FSC nur sehr geringe Mengen Pestizide verwendet. Von den vom FSC verbotenen Insektiziden sind in Deutschland, Stand Juli 2018, sowieso nur noch fünf Mittel zweier Wirkstoffe gesetzlich zugelassen – z. B. Karate Forst Flüssig und Fastacc Forst. In den Jahren 2016 bis 2018 wurden in Hessens Wäldern 106,2 kg Insektizidwirkstoffe verwendet – für die Bewältigung einer Großkalamität. Für beispielsweise die Waldfläche des Bundeslandes Hessen von 320.000ha sind das 53,5 kg – oder 0,17 g pro Hektar pro Jahr. Die Insektizide wurden fast ausschließlich zur Borkenkäfer-Bekämpfung im Rahmen der Polterspritzung (ca. 68.000 fm = 1,56 g pro Festmeter Polterholz zum Schutz gegen holzbrütende Borkenkäfer) verwendet. Herbizide oder Fungizide werden schon lange nicht mehr eingesetzt. Bei den Rodentiziden waren es insgesamt 14,4 kg – oder auch 0,045 g pro Hektar.

Zum Vergleich: Insgesamt wurden 2015/16 rund 35.000 Tonnen Pestizidwirkstoffe/Jahr in der deutschen Landwirtschaft ausgebracht. Das sind nach Berechnungen des Umweltbundesamtes durchschnittlich 8,8 kg Pflanzenschutzmitteln beziehungsweise 2,8 kg andere Wirkstoff je Hektar Anbaufläche pro Jahr (Berechnung für 2015 ohne inerte Gase, bei ca. 12,1 Millionen Hektar Ackerland und Dauerkulturen).

Selbst Privatpersonen/Haushalte verwenden ein Vielfaches der von Förstern eingesetzten Menge.

  1. falsch verstandener regionaler “Umweltschutz” kann fatale Folgen haben

Man kann also zu der Schlussfolgerung gelangen, dass die deutsche Waldwirtschaft schon jetzt Pestizide nur dann eingesetzt, wenn andernfalls eine großflächige Vernichtung von Holz als Rohstoff droht. Genau das verstehen, als FadFSC Arbeitsgruppe, unter „nachhaltiger“, globaler Waldwirtschaft. Denn wenn dieses Holz vernichtet werden würde, müsste der Ersatz von anderswo mit entsprechenden ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen eingeschlagen und nach Deutschland transportiert werden (siehe Kapitel Flächenstilllegungen).

Statt den Einsatz von Pestiziden stark zu limitieren, erhöht der FSC lediglich den bürokratischen Aufwand für den Pestizideinsatz – wie beispielsweise auch der hessische Rechnungshof festgestellt hat: http://www.fragen-an-den-fsc.de/?p=1995

und im aktuellen FSC-Standard beschrieben als:

  1. FSC-Vorgaben stehen im Widerspruch zu deutschen Gesetzen

Ein übergreifendes Verbot von Pestiziden widerspricht nicht nur dem Interesse, die Ressource Holz bestmöglich zu schützen und damit „nachhaltig“ einzusetzen, sondern auch den deutschen Gesetzen. Nach der Kalamität Anfang 2018 haben etliche Forstämter Anträge für Ausnahmen vom Pestizidverbot gestellt, da sie hierzu gesetzlich verpflichtet sind. Im Kern propagiert der FSC damit also eine Forderung, von der er weiß, dass Zertifikatnehmer sie im Kalamitätsfall nicht einhalten können und konterkariert sich hierdurch selbst.

  1. Fehlender Weitblick und fundierte Fachkenntnisse führen zu populistischen, nicht wissenschaftlich fundierten FSC-Standards.

Natürlich sind Pestizide nicht zweifelsfrei unbedenklich und sollten dementsprechend nicht leichtfertig eingesetzt werden.

Jedoch wird der weitaus größte Teil des ausgebrachten Mittels im Forst mit dem behandelten Holz abgefahren wird und verbleibt damit nicht im Wald beziehungsweise auf der
Fläche.  Hinzu kommt, dass beispielsweise Karate Forst Flüssig in einem relativ kurzen Zeitraum zu einem „ökologisch ungefährlichen Abbauprodukt“ zerfällt und „mit organischen Bestandteilen und Bodenteilchen feste Colloid-Bindungen ein[geht] und
dann im Boden, respektive Niederschlagswasser, nicht mehr mobil [ist], […] also nicht in das Grundwasser ausgewaschen werden“ kann.

Eine gravierende toxische Auswirkung für das umgebende Ökosystem können wir dementsprechend nicht sehen und empfinden die Bewertung, dass ein gänzlicher Verzicht auf einen so geringen Insektizideinsatz als bedeutende Umweltschutzmaßnahme eingestuft werden kann, als gelebte Satire.

Dass ein Pestizideinsatz im Staatswald immer einer behördlichen Genehmigung bedarf sollte einen leichtfertigen Gebrauch unserer Meinung nach ausreichend einschränken. Zudem wird nicht sachgerechter Gebrauch bereits jetzt mit relativ hohen Geldstrafen geahndet. Dementsprechend – und wir möchten an dieser Stelle betonen, dass wir nicht aus monetären, sondern aus einer breiten, globalen, zukunfsorientierten Perspektive argumentieren! – muss die Frage gestellt werden, ob der FSC überhaupt weiß, was er tut.

Im Laufe der letzten Jahre kommen wir immer wieder zu der Erkenntnis, dass er das nicht tut.

All die oben genannten Zahlen und Zusammenhänge werden vom FSC weder selbst in Betracht gezogen, noch zur Kenntnis genommen, wenn wir und andere hierauf hinzuweisen versuchen. Der FSC empfiehlt, Alternativverfahren zum Pestizideinsatz heran zu ziehen, damit eine Behandlung von befallenem Rundholz nicht notwendig ist. Scheinbar ist er sich jedoch nicht ansatzweise bewusst, dass hierfür in Deutschland nicht annähern ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen.

Wir empfinden dieses Halbwissen als äußerst bedrohlich und fragen uns: wie kann es sein, dass die Zukunft der globalen Wälder in die Hände eines privatwirtschaftlichen Unternehmens gelegt wird, obwohl dessen Forderungen oft jedweder Grundlage entbehren?

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