“Illegales Tropenholz in Möbeln und Werkzeug” – mit FSC-Siegel

Beitrag vom 14.10.2015 im NDR. Zur Sendung geht’s hier.

Illegales Tropenholz in Möbeln und Werkzeug

von Jan Körner & Nils Naber

In einem Gartenstuhl der Baumarktkette Hornbach und in einem Spatenstiel des Restpostenmarkts Jawoll steckt Tropenholz, das mit hoher Wahrscheinlichkeit illegal geschlagen wurde.

Laut Angaben auf der Hornbach-Verpackung sollte der Gartenstuhl der Marke “Garden Place” zu 100 Prozent aus Eukalyptus Globulus bestehen, gerodet in Uruguay. Eine Prüfung durch das Thünen-Institut für Holzforschung in Hamburg ergab jedoch, dass in dem Stuhl von Hornbach auch die Tropenhölzer Keruing und Kapur auftauchen.

Fast immer illegal geschlagen

Illegales Tropenholz in Baumarktprodukten. © NDR

Gerald Koch ist sich sicher: Die Holzarten sind falsch ausgezeichnet.

Diese Hölzer aus Südostasien werden laut Schätzung von Interpol und Weltbank bis zu 90 Prozent illegal geschlagen. “Das ist eindeutig eine Verbrauchertäuschung”, meint Gerald Koch vom Thünen-Institut. Das Thünen-Institut ist ein Bundesforschungsinstitut und weltweit führend in der Bestimmung von Holzarten und deren Herkunft.

Die Baumarktkette Hornbach verweist darauf, dass Prüfungen bisher keine Auffälligkeiten ergeben hätten. Man schöpfe alle Möglichkeiten aus, um die “Legalität der verarbeiteten Holzprodukte sicherzustellen”. Die Baumarktkette verweist in diesem Zusammenhang darauf, nur Holzprodukte mit dem FSC-Siegel des “Forest Stewardship Council” zu vertreiben.

Hornbach verkauft Stuhl vorerst nicht

Das Zertifikat soll sicherstellen, dass das Holz nur aus Wäldern mit einer “verantwortungsvollen Bewirtschaftung” stammt. Der FSC konnte allerdings auf Nachfrage des NDR nicht erklären, woher das Tropenholz des Gartenstuhls tatsächlich kommt. Die Baumarktkette hat unterdessen reagiert und das Produkt aus dem Verkauf genommen. Zusammen mit dem Zertifizierer FSC will man “weitere Untersuchungen” anstellen.

Besonders geschütztes Holz im Spatenstiel

Illegales Tropenholz in Baumarktprodukten. © NDR

Eindeutiges Ergebnis: In den Proben sind geschützte Hölzer.

Besonders beeindruckt zeigte sich Gerald Koch vom Thünen-Institut über den Fund von seltenem Tropenholz in einem Spatenstiel des Restpostenmarkts Jawoll. Neben dem Edelholz Mertas entdeckte er auch Afrormosia, ein seltenes Holz aus den tropischen Regenwäldern in Westafrika. Afrormosia steht auf der Liste der gefährdeten Arten und ist stark vom Aussterben bedroht. Tina Lutz von der Umweltschutzorganisation Robin Wood geht davon aus, dass mit “sehr hoher Wahrscheinlichkeit” illegales Tropenholz in derartigen Produkten auftaucht: “Der illegale Holzeinschlag ist eine der größten Bedrohungen für die Tropenwälder geworden.”

Auf Nachfrage gibt das Management des Restpostenmarkts an, man habe den betreffendem Spaten “sofort aus dem Verkauf genommen”. Es handle sich “nicht um einen Eigenimport”, sondern um eine Übernahme aus dem Sortiment eines “deutschen Lieferanten”. Das Unternehmen werde “auch bei Einkäufen von Europäischen Lieferanten alles daran setzten, kein illegales Tropenholz” zu beziehen.

EU-Holzhandelsverordnung versagt

Eigentlich sollte die 2013 in Kraft getretene EU-Holzhandelsverordnung dafür sorgen, dass in Europa kein illegales Tropenholz mehr auf den Markt gebracht werden kann. An die Verordnung ist allerdings eine lange Liste mit Ausnahmen angehängt. Mit absurden Folgen: So muss beispielsweise bei einem Holztisch detailliert nachgewiesen werden, woher das Holz stammt, bei einem Stuhl nicht – denn Stühle fallen im Gegensatz zu Tischen nicht unter die Verordnung.

Ähnlich absurd sieht es beim Papier aus: Unbedrucktes fällt unter die Verordnung, bedrucktes nicht. Auch Musikinstrumente, Werkzeuge oder Verpackungen sind von der Verordnung ausgenommen. Importeure von Rohholz müssen umfangreich dokumentieren, woher ihr Holz kommt. Besteht etwa ein importierter Stuhl oder Spatenstiel aus dem gleichen Holz, muss kein Nachweis über die Herkunft erfolgen.

Zur Zeit überprüft die EU-Kommission die Holzhandelsverordnung. Es ist allerdings noch offen, ob künftig alle Holzprodukte unter die Verordnung fallen. “Es kann sein, dass wir die Produktliste verlängern, aber sicher ist das noch nicht”, sagt Enrico Brivio, Sprecher des zuständigen EU-Umweltkommissars.

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