Diese Themenkategorie bezieht sich auf den deutschen FSC-Standard.

Beinahe all unsere Kritik an den Inhalten des deutschen FSC-Standards lassen sich in einem einzigen wichtigen Punkt zusammen fassen: dem Nachhaltigkeitsverständnis des FSC-Konzerns. Obwohl er von sich selbst gar nicht behauptet, nachhaltige Waldwirtschaft auszuzeichnen, so wird dem FSC doch immer wieder genau dies unterstellt – und das mit fatalen Folgen. Denn das, was der FSC unter “verantwortungsvoller” Waldwirtschaft versteht, ist tatsächlich nur eine sehr enge, regional-ökologische Vorstellung. Für den FSC ist verantwortungsvoll, was regional gesehen “ökologisch” ist.

Hierbei wird jedoch ein gravierender Fehler begangen. Es gibt keine “bessere” oder “schlechtere” Ökologie. Ökologie, ist die Lehre von Beziehungen von Lebewesen untereinander und zur unbelebten Umwelt, in sich also völlig neutral.

Dementsprechend kann es nicht “ökologischer” sein, den Einsatz von Pestiziden komplett zu verbieten, Nichtderbholz im Wald zu belassen oder Rückegassenabstände zu erweitern. Jedoch ist diese Perspektive ausgesprochen selektiv und kann mitnichten einer „nachhaltigen“[1] Waldwirtschaft gleichgesetzt werden.  

Zum Vergleich hier eine Definition von Nachhaltigkeit: Obwohl nicht allgemeingültig definiert beschreibt Nachhaltigkeit in der weitverbreitetsten Auslegung einen sozialen, ökologischen und ökonomischem Umgang mit Ressourcen (Ver- und Gebrauch), der es ermöglicht, dass die Bedürfnisse der aktuellen Generation ebenso wie die Bedürfnisse künftiger Generationen befriedigt werden können.[2] Im Vergleich zur (regional-)ökologischen Gegenwartsperspektive erweitert sich diese Perspektive also um die Komponenten Wirtschaft, Soziales, Interregionalität/Globalität und Zukunft.

Insbesondere die letzten Punkte werden im FSC-Verständnis von “verantwortungsvoller” Landwirtschaft jedoch komplett ignoriert. Wir fragen uns: wie kann eine Waldwirtschaft verantwortungsvoll sein, wenn sie die globalen Auswirkungen ihres regionalen Verhaltens ignoriert? Wie kann sie verantwortungsvoll sein, wenn sie sich an der Vergangenheit, statt an der Zukunft orientiert (siehe unsere Kritik zur potenziell natürlichen Vegetation).

In den folgenden Kapiteln finden Sie eine Diskussion der großen FSC-Themen in Bezug auf den Unterschied von gegenwärtiger Regio-Ökologie im Vergleich zu globaler, zukunftsorientierter Nachhaltigkeit.


[1] Anmerkung: Ich setze den Begriff hier ausdrücklich in Anführungszeichen, weil eine Diskussion darum wie genau eine nachhaltige Waldwirtschaft aussehen könnte nicht nur an der Schwierigkeit der Definition aneckt sondern noch viel mehr daran, wie eine solche aussehen könnte.

[2] Brundland- Definition