Soziale Nachhaltigkeit

Einer unserer Hauptkritikpunkte am FSC ist es, dass er in seinen Forderungen die sozialen, ökonomischen und globalen Folgen außer Acht lässt.

Dementsprechend kommen wir nicht umhin, der sozialen Nachhaltigkeit ein eigenes Kapitel zu widmen.

Vorab möchten wir jedoch darauf hinweisen, dass in all unseren Texten die Wörter Nachhaltigkeit oder nachhaltig oft in Anführungszeichen stehen. Dies entspricht unserem inneren Konflikt zu diesem Wort und seiner Bedeutung. In Ermangelung einer allgemein gültigen Definition betrachten wir eine Waldwirtschaft dann als nachhaltig, wenn sie:

  • Die sozialen, ökologischen und ökonomischen Folgen einer Handlung in Betracht zieht und diese in ein Gleichgewicht setzt, das
  • Es künftigen Generationen erlaubt, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, wie wir als aktuelle Generationen unsere Bedürfnisse befriedigen
  • Und dies weltweit

In der Auseinandersetzung mit dem FSC fällt auf, dass er in den meisten Fällen nur von einer ökologischen Nachhaltigkeit spricht, die soziale und ökonomische jedoch kaum eine Rolle spielen. Allenfalls werden beide Begriffe gerne zurate gezogen, um ein Argument weiter zu unterstreichen. Meist steht hinter der Verwendung des Begriffes jedoch sehr offensichtlich weder ein Verständnis davon, was er bedeutet, noch ein vertieftes Interesse daran, ihn fachgerecht umzusetzen.

Durch die streng ökologische Betrachtungsweise erfährt der FSC eine Eindimensionalität, die per Definition „nachhaltiges“ Handeln unmöglich macht. Und obwohl dem FSC gern unterstellt wird, es sei ein „Nachhaltigkeitszertifikat“, scheint niemand Interesse daran zu haben, genau dies zu kritisieren. Selbst Fachgutachten, wie beispielsweise das der Firma UNIQUE zur FSC-Zertifizierung der hessischen Wälder, erhebt die sozialen Folgen der FSC-Zertifizierung gar nicht erst mit, obwohl sie angeblich seine „Nachhaltigkeit“ untersucht:

„Eine nachhaltige Holzwirtschaft wird durch das Zertifizierungssystem Forest Stewardship Council (FSC) abgesichert. Dahinter stehen die Förderung einer umweltfreundlichen, sozialförderlichen und ökonomisch tragfähigen Bewirtschaftung von Wäldern und ein verantwortungsvoller Umgang mit den globalen Waldressourcen. Wir wollen eine schrittweise Zertifizierung des hessischen Staatsforstes nach den Kriterien des „FSC Deutschland“. Dabei werden wir so vorgehen, dass die ökologischen und ökonomischen Ergebnisse bei den Umsetzungsschritten berücksichtigt werden.[1]

Die soziale Nachhaltigkeit scheint eher ein Notfall-Stützrad darzustellen, das bei Bedarf ausgefahren wird um einem Thema eine bessere Balance zu geben. Bei näherer Betrachtung misslingt dies jedoch auf voller Länge.

Unsere Recherche zum Thema soziale „Nachhaltigkeit“ im FSC-Konzern ergab nur mit viel gutem Willen einige vage Hinweise, wie beispielsweise zum Thema

Rückegassenabstände

Bei der Diskussion zu den Rückegassenabständen argumentiert der FSC für eine Erweiterung der Abstände mit dem Argument, dass durch die damit notwendig motormanuelle Zufällung mehr Arbeitsplätze entstehen könnten. Das erscheint auf den ersten Blick sozial. Aber ist es auch „nachhaltig“, also rechtfertigt der soziale Nutzen die ökologischen und ökonomischen Folgen?

Nichtderbholznutzung:

Gehen wir nun davon aus, das Beschäftigen von mehr Waldarbeitern sei „sozial nachhaltig“. Diese Schlussfolgerung muss wenigstens erneut betrachtet werden wenn man mit einbezieht, dass durch die vom FSC geforderte Nichtnutzung von Nichtderbholz ungleich mehr Baumbestandteile im Wald verstreut liegen, die die Flexibilität und Ausweichmöglichkeiten der Arbeiter zusätzlich einschränken. Das hierdurch erhöhte Sicherheitsrisiko für Waldarbeiter ist beträchtlich. Ist dies also noch „sozial nachhaltig“? Kann es  „sozial nachhaltig“ sein, wenn es den deutschen Arbeitsschutzgesetzen widerspricht (siehe Blogartikel Nichtderbholz)?

Flächenstilllegungen – Einblick in eine globale Perspektive

Wenn schließlich noch die globale Perspektive hinzugezogen wird (wie wir dringend empfehlen!), so fällt spätestens jetzt auf, dass das Verhalten des FSC nicht als sozial, sondern als neokolonial bezeichnet werden kann. Dass in Deutschland Flächen still gelegt werden hat erst einmal nur zur Folge, dass die „Umweltschützer“ verstummen und „grünen Stimmen“ ihre Wählerklientel befriedigen können. Wie viele Stimmen aus anderen Ländern dabei verstummen, beziehungsweise gänzlich ungehört verhallen, wird nicht mit einem Wort erwähnt. Jedem, der sich auch nur minimal tiefer mit der Materie auseinandersetzt, muss auffallen, dass eine Verlagerung der Ernteorte bedeutet, dass andernorts Menschen dauerhaft ihre Lebensgrundlage entzogen wird – und das, um mit völlig ungeeigneten Methoden dem zweifelhaften Ideal einer regio-ökologischen „Nachhaltigkeit“ in Deutschland nachzueifern.

Uneinheitlichkeit

Durch willkürliche Regeländerungen oder plötzliches, ebenso willkürliches Abweichen von bestehenden Regelungen, wie wir es in den letzten Jahren im FSC Deutschland erlebt haben, experimentiert der Konzern. Sein Ziel ist hierbei nicht primär, möglichst gute Praxis anzuwenden und diese langfristig zu sichern. Anderenfalls würden seine Standards und Papiere auf anderen Grundlagen beruhen als sie es tun. Vielmehr drängt sich der Eindruck auf dass er versucht heraus zu finden, wie genau er sich positionieren sollte, um eine möglichst große Öffentlichkeitswirksamkeit und gute Reputation zu erreichen. Darunter leiden Wald, Waldarbeiter und Waldbesitzer, Verwaltungsangestellte und alle in jegliche Holzprozesse involvierten Menschen bis hin zum Endverbraucher. Von sozialer „Nachhaltigkeit“ ist dies meilenweit entfernt.

Einbeziehung lokaler Interessenvertreter

Für den FSC Deutschland sieht das alles sehr transparent aus. Zu bestimmten Anlässen lädt der FSC zu Veranstaltungen, in denen scheinbar verschiedene Interessensvertreter ihre Meinung vertreten können. Auf den ersten Blick erscheint dies ein demokratisches Grundsystem zu sein, das die Qualität und beständige Verbesserung fördert. In der Realität sieht es jedoch leider anders aus. So hat beispielsweise schon der hessische Rechnungshof in seinem Bericht zur FSC-Zertifizierung des hessischen Staatswaldes festgestellt, dass selbst FSC-Mitglieder nur einen sehr begrenzten Einfluss auf die Entscheidungen der deutschen Landesgruppe, geschweige denn dem mexikanischen Mutterkonzern haben. Dementsprechend stellt sich die Frage, wie lokale Interessenvertreter Einfluss auf sie betreffende Entscheidungen nehmen können. Die Antwort ist: quasi gar nicht.

Schlimmer wird dies noch, wenn man sich Länder anguckt, in denen diesen Interessenvertretern noch viel weniger gesellschaftliche Bedeutung oder mediale Aufmerksamkeit zugesprochen wird. Der FSC rühmt sich, indigene Völker und lokale stakeholder in Entscheidungsfindungen mit ein zu beziehen. In der Realität bedeutet das jedoch, dass Einladungen zu Stakeholderbeteiligung gut versteckt im Internet veröffentlicht werden, ohne jede Möglichkeit für Ortsansässige, dies zu bemerken und sich zu wehren. Wir zitieren an dieser Stelle immer wieder gerne Bruno Manser: „Der Wald hat kein Telefon.“

Mit dieser – zugegeben, etwas verkürzten – Darstellung möchten wir vor allem betonen, dass es dem FSC an einem Interesse und der Fähigkeit zu einer ganzheitlichen Perspektive mangelt. Hiermit disqualifiziert er sich selbst, jemals für eine „nachhaltige Entwicklung“ der deutschen Waldwirtschaft einzustehen.


[1]                UNIQUE-Gutachten, Kapitel „Einführung“, Seite 10. Zitiert aus dem  Koalitionsvertrag der hessischen Landesregierung 2014  

Hessischer Rechnungshof: FSC-Zertifizierung “riskant und nicht zielführend”

Wir freuen uns sehr festzustellen, dass unsere Aufklärungsarbeit zur FSC-Zertifizierung im hessischen Staatswald scheinbar insoweit erfolgreich war, als dass sich der hessische Rechnungshof mit dem Thema FSC auseinander gesetzt hat. Hierzu erschien am 20. Oktober 2020 das Dokument

„Bemerkungen 2019 des Hessischen Rechnungshofs zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Landes Hessen“

In dem ab Seite 146 im Kapitel

„FSC-Zertifizierung des Staatswaldes – Alles wird besser?“

Die Zertifizierung des hessischen Staatswaldes betrachtet wurde.

Wir freuen uns sehr über dieses Kapitel, da es im Wesentlichen zu den gleichen Schlüssen kommt, die auch wir in der Vergangenheit kritisiert haben:

  • Die Zertifizierung bedingt Veränderungen bei der Waldbewirtschaftung
    • Beispielsweise wird eine klimaangepasste Waldbewirtschaftung stark eingeschränkt (siehe Seite 146: „Die Einschränkungen bei der Baumartenwahl und bei erprobten waldbaulichen Verfahren begrenzen die Möglichkeiten, den Folgen der Extremwetterereignisse im Wald zu begegnen“)
  • FSC hat keinen Öffentlichkeitsnutzen (Seite 146: „eine messbar höhere gesellschaftliche Akzeptanz der Waldbewirtschaftung war nicht belegt“)
  • Sowohl das externe Gutachten als auch das von HessenForst kommen zu dem Schluss, dass die FSC-Zertifizierung dauerhaft zu Ertragseinbußen von mindestens 10 Mio. Euro führen werden (Seite 147)
  • Die in den Gutachten ausgewiesenen ökologischen Vorteile sind „nicht messbar oder wissenschaftlich belegt“ (S. 147) und damit nicht nachgewiesen
    • Der Rechnungshof geht sogar so weit zu sagen, dass die Beispiele für die ökologische Aufwertung ihn nicht überzeugt hätten (S. 147)
    • Beziehungsweise die „FSC-Standards schränken die erprobte und an den Stand der Wissenschaft und Technik angepasste gute fachliche Praxis der nachhaltigen Waldbewirtschaftung ein“ (Seite 148)
  • Dass durch die Anpassung des Rückegassennetzes von HessenForst an den FSC-Standard tatsächlich „der Waldboden stellenweise auf größerer Fläche befahren“ wurde (S. 150)

Weiterhin kommt dieser Bericht zu dem Schluss

  • Dass die FSC-Maßnahmen zu Einschränkungen und Ertragseinbußen von mindestens 10 Mio Euro im Jahr führen können (allein die Kontrollen kosten jährlich 1.2 Mio Euro)
  • Dass die ständigen Neuinterpretationen und Überarbeitungen zu „massiven Unsicherheiten bei der Festlegung langfristiger Ziele“ darstellen
  • Dass die Aussagen des Umweltministeriums zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln unwahr waren; tatsächlich wurde auch unter FSC-Zertifizierung nicht auf Pflanzenschutzmittel verzichtet
    • Stattdessen wurde lediglich der Aufwand für eine Bewilligung des Einsatzes massiv erhöht (S. 150)
    • … wodurch „entsprechend wenig Effekt aus ökologischer Sicht […] dem Zertifikat zuzuschreiben“ ist (s. 151).
  • … dass dies den gesamten FSC-Standard gilt, dass er „mit einem erhöhten und fachlich unnötigen konzeptionellen und waldbaulichen Aufwand verbunden“ ist (S.151)
  • Dass die Waldbesitzer im FSC keine eigene Stimme haben, in Umweltbelangen sogar gar keine Stimmt (S. 150)
  • Dass durch die FSC-Vorgaben und die ständigen Änderungen „bei der langfristig und nachhaltig ausgerichteten Forstwirtschaft […] zu Unsicherheiten bei der Festlegung langfristiger Ziele und bei der Umsetzung in der täglichen Praxis“ führt, wodurch das „Risiko von Fehlentscheidungen“ steigt (S. 150)
  • Dass zwar im Szenario „mit FSC“ des Gutachtens rund 3.5 Mio. Euro Mehreinnahmen erwartet werden können, diese jedoch im Szenario „ohne FSC“ fast 8 Mio. Euro betragen

Insgesamt kommt der Bericht zu dem Schluss, dass nicht ersichtlich ist, warum HessenForst keine eigen nachhaltige Waldbewirtschaftung ohne Zertifikat durchführen und hierdurch die Mehrkosten vermeiden könnte, da ohnehin „keine höhere gesellschaftliche Akzeptanz erzielt wird“ (S. 151). Er hält die FSC-Zertifizierung für „riskant und nicht zielführend“ (S. 153).

Bei Interesse finden Sie den gesamten Bericht über folgenden Link:

Übersicht


Unsere Gruppe wurde gegründet um über die FSC-Zertifizierung aufzuklären. Genau das ist noch immer was wir tun. Dazu kontaktieren wir unter anderem Politiker und Journalisten, sind jedoch vor allem als Berater tätig. Weiterhin haben wir uns zur Aufgabe gemacht, die Darstellung des FSC in den Medien zu begleiten und gegen grobe Falschdarstellungen vorzugehen. Dementsprechend finden sich auf den folgenden Seiten Zusammenfassungen zu unseren aktuellen “Baustellen”:

  1. FSC und HessenForst: befeuert von der Unterschlagung eines Gutachtens gegen die FSC-Zertifizierung entbrannte hier eine erhitze Debatte, inklusive einiger kleiner Anfragen. Die zeitliche Abfolge finden Sie hier.
  2. Der FSC in Thüringen: auch hier entbrannte die Diskussion um die FSC-Zertifizierung des Thüringer Staatswaldes. Die wichtigsten Punkte für Sie zusammen gefasst finden sie auf der entsprechenden Seite.
  3. Der FSC und der Landesverband Lippe: auf massiven Druck der Öffentlichkeit hin haben hier die Grünen ihren Antrag auf FSC-Zertifizierung zurück gezogen. Lesen Sie eine Zusammenfassung hier.
  4. FSC vs. eurobinia: Zu Beginn der Arbeit von FadFSC war dies ein Ein-Mann-Projekt, in dem unser Gründer Gerriet Harms, Firma eurobinia, vor allem rechtlich gegen den FSC vorgegangen ist. Obwohl teilweise schon einige Jahre alt, enthalten diese Gerichtsverfahren und Urteile trotzdem einige spannende Punkte, die Sie unbedingt nachlesen sollten.
  5. Masterarbeit zu Forstzertifikaten: auch wissenschaftlich begleiten wir die Diskussion um die FSC-Zertifizierung. Lesen Sie selbst hier um sich von den Ergebnissen zu überzeugen!
  6. FSC und die NGOs: Es ist weitreichend bekannt, dass beinahe alle großen NGOs vorbehaltlos hinter dem FSC-Konzern stehen. Warum Greenpeace nun nicht mehr dazu gehört, was der WWF dazu sagt und überhaupt zum Zusammenspiel von FSC und NGOS (und unserer Meinung hierzu) lesen Sie hier.
  7. Kritik zum FSC in den Medien: gute, spannende Zeitungsartikel oder Filme sowie unsere Stellungnahmen hierzu finden Sie hier.



Der WWF-Skandal und die Auswirkungen auf den FSC

In den letzten Tagen haben verschiedene Medien darüber berichtet, dass der WWF mit Wildhütern zusammen arbeitet, die Menschen foltern und töten. Einige Artikel hierzu finden sich beispielsweise hier beispielsweise in der

der Tagesschau

Aargauer Zeitung

dem Spiegel

der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

noch einmal der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

dem Handelsblatt

Als einer der größten Befürworter des FSC, einer Organisation die die Weltanschauung des FSC teilt und understützt und einem unermüdlichen Bestreben, den FSC zu fördern und seine Richtlinien zu implementieren; welche Rückschlüsse lässt solches Verhalten auf den vom WWF gegründeten FSC zu?

Der WWF steht hier nicht allein unter Kritik, auch auf den FSC als vom WWF gegründeter Konzern fallen diese Anklagepunkte zurück – die Artikel sind allerdings gerade nur auf Englisch verfügbar:


Die SPD wird nachdrücklicher – Kleine Anfrage zur Substitution von wegfallenden Holzhackmengen

Im Zuge der FSC-Diskussion in Hessen stellte die SPD Anfang dieser Woche vier neue Kleiner Anfragen zu spezifischen Themen der FSC-Zertifizierung und deren Auswirkungen auf die Waldbewirtschaftung in Hessen. Wir haben dies erfreut zur Kenntnis genommen und sind sehr gespant, wie das Ministerium darauf reagiert.

Bei einer davon handelte es sich um eine Auseaindernsetzung zu

Substitution von wegfallenden Holzhackmengen

Die Antwort der Landesregierung findet sich hier:

Antwort 06590

Die SVLFG bestätigt: die FSC-Regelung zu Rückegassen verstößt gegen das Grundrecht nach Unversehrtheit!

Im Anschluss an die Antwort der Landesregierung zur Kleinen Anfrage des Abgeordneten Lotz in Bezug auf die vom FSC-geforderten weiteren Rückegassenabstände hat die SPD ebendieses Dokument an die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) geschickt.

Die Antwort der SVLFG findet sich hier: Antwort_Lotz_18_10_2018

Hieraus erstmal nur ein kurzes Zitat: “Wir als gesetzlicher Unfallversicherungsträger sehen daher eine durch Zertifikatsvorgaben manifestierte Vorfestlegung bei der Schutzgutabwägung sehr kritisch, da sie nach unserer Meinung dem dem allumfassenden Grundrecht nach Unversehrtheit und dem daraus abzuleitenden Risikominimierungsgebot entgegenstehen.”

 

Inkorrekte Beschreibungen des FSC I – Memo-Onlineshop

Wir verwenden dies als Beispiel für die zahlreichen Fälle, in denen der FSC falsch oder unzureichend beschrieben wurden. Leider haben wir nicht die Kapazitäten, auf jeden dieser Fälle hinzuweisen, wollen jedoch betonen, dass wir im Rahmen unserer Möglichkeiten die Urheber anschreiben und um Richtigstellung ersuchen.

Beispielhaft hier das Anschreiben an den Online-Öko-Büromaterialhändler “memo”:

 


Sehr geehrtes Team des Memo-Onlineshops,

Sehr geehrte Frau Wolf,
Sehr geehrter Herr Kraiß, Herr Schähling, Herr Wold und Herr Wolf,

wir sind heute auf der Suche nach Recycling-Kopierpapier in Ihrem Shop darauf aufmerksam geworden, dass Sie den FSC als wie folgt beschreiben: die “gemeinnützige und international tätige Organisation […] setzt sich für ökologische und sozialverträgliche Waldbewirtschaftung ein und vergibt das FSC-Umweltzeichen für Produkte, deren Holz aus vorbildlich bewirtschafteten Wäldern stammt.” Leider müssen wir dieser Einschätzung in vielen Punkten widersprechen.

Der FSC ist keinesfalls eine gemeinnützige Organisation. Es gibt gemeinnützige Tochterorganisationen, hierbei handelt es sich jedoch um einen schwindend kleinen Anteil des Unternehmenskomplexes. Die Organisation ist zudem zwar international tätig, die Landesgruppen handeln jedoch größtenteils unabhängig voneinander. Die Standards werden beispielsweise in jedem Land und nur für das Land entwickelt, was dazu führt, dass in Nachbarländern mit gleichen oder sehr ähnlichen klimatischen Bedingungen teilweise massiv voneinander abweichende Arten der Bewirtschaftung als “nachhaltig” verkauft werden. Auch ist der FSC keine Umweltorganisation und vergibt keine Umweltzeichen, was er wohlweißlich auch niemals für sich in Anspruch nimmt. Wir wenden uns im Falle solcher FSC-Darstellungen meist mit der Bitte an den entsprechenden Handel, den FSC einer kritischen Prüfung zu unterziehen und sich ausführlicher zu informieren. Im Falle von Memo gehen wir zudem davon aus, dass eine Richtigstellung der obigen Beschreibung für Sie als “fairen” Onlineshop zum Zwecke der sachgerechten Konsumtenaufklärung unabdinglich ist.

So, wie er aktuell in Deutschland agiert, bewirkt er das absolute Gegenteil von dem, was er propagiert; seine Forderungen zum Rückegassenabstand stellen eine massive Erhöhung des Sicherheitsrisikos für Waldarbeiter dar (so viel zur sozialen Nachhaltigkeit), seine Forderung zu einer Stilllegung von 10% der deutschen Waldfläche führt andernorts zur Zerstörung von unersetzbaren Primärwäldern und damit einher gehendem Auftauen von Permafrostböden. Und leider ist dies kein Einzelbeispiel. Tatsächlich ist der deutsche Standard mit großem Abstand der “strengste” (leider nur ohne wissenschaftlichen Hintergrund), da die NGOs hier traditionell sehr stark sind.

Weitere Informationen hierzu stellen wir auf Nachfrage sehr gerne bereit. Besuchen Sie auch unseren Blog www.fragen-an-den-fsc.de. Über eine Kenntnisnahme, Hinterfragung und gerne auch Kontaktaufnahme würden wir uns sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen,
Arbeitsgruppe FadFSC

 

 

“Markt” kritisiert den FSC – sehenswerter Kurzbeitrag!

In ihrem Beitrag vom 06.06.2018 setze sich die WRD-Verbrauchersendung “Markt” unter anderem auch mit der FSC-Zertifizierung auseinander. In wenigen Minuten geht die Sendung gezielt auf FSC-Problematiken wie die uneinheitlichen Standards, den erlaubten Kahlschlag in Ländern wie z.B. der Ukraine sowie fragwürdige Äußerungen von Herrn Sayer, Geschäftsführer von FSC Deutschland ein.

Für uns besonders interessant: Da es sich um ein Verbrauchermagazin handelt, werden am Ende Ratschläge für einen “guten” Holzkonsum gegeben. HIer wird ausdrücklich nicht das FSC-Siegel empfohlen, sondern eine längere Nutzung beziehungsweise ein Ankauf aus zweiter Hand. Obwohl das Thema Nachhaltigkeit, wie die Moderatorin sagt, sehr komplex ist – kein Neukauf ist unserer Auffassung nach die sicherste Methode, nachhaltig zu konsumieren.

Der vollständige Beitrag steht in der ARD-Mediathek zur Verfügung:

… und wer nur den Ausschnitt zum FSC sehen möchte, wird hier fündig: https://www1.wdr.de/verbraucher/freizeit/holzsiegel-100.html

Auf der gleichen Seite finden sich auch weitere Informationen zu anderen Zertifikaten. Leider müssen wir hier noch zu bemängeln, dass

  • der FSC auch nach eigener Aussage kein Ökosiegel ist, der Artikel dies jedoch unterstellt
  • trotz deutlicher und klarer Kritik im Beitrag im Text dann doch wieder Greenpeace und damit eine deutliche Kaufempfehlung für FSC-Holz zitiert wird. Auch die Überschrift “Beste Alternative trotz Mängel” widerspricht hier leider dem Beitrag, der sich deutlich gegen Siegel-Holz und für längeren Gebrauch und 2nd hand waren ausspricht
  • der Hinweis auf den BUND nicht unproblematisch ist, da es sich hierbei um einen der großen Unterstützer des FSC handelt. Gleichzeitig generiert der BUND durch den FSC jedoch Einnahmen, sodass die Unabhängigkeit zumindest in Frage steht
  • auf die 10 BUND-Kaufempfehlungen gehen wir in einem separaten Artikel ein

 

Ansonsten schließen wir uns gerne der von Markt vorangestellten Einschätzung an:

“”Den einfachen sorgenfreien Holzkauf gibt es nicht”, sagt Martin Reinold, Waldexperte beim Ökoverband Naturland. Denn obgleich Holz als ein natürlicher und nachwachsender Rohstoff gilt, hängt die Umweltbilanz stark von der Baumart, Herkunft und Verwendung ab.”

 


 

Edit: Wir sind durch das Studium der Sendung und des damit einher gehenden Artikels darauf aufmerksam geworden, dass die angesprochenen FM Zertifikate für die Ukraine nirgendwo online verfügbar sind. Dementsprechend haben wir uns mit folgendem Schreiben an “den FSC” gewendet:

 

Sehr geehrte Damen und Herren der FSC Global Development GmbH
oder
Sehr geehrte Damen und Herren der FSC International Center GmbH,
oder
Sehr geehrte Damen und Herren des FSC a.c.,

wie Ihnen sicherlich bekannt ist haben wir in den letzten Jahren aufmerskam die Entwicklungen des FSC in den Medien verfolgt. Über einen Bericht der Verbrauchersendung Markt und einen damit verbundenen Artikel auf der Website der ARD, dem Recherchen unsererseits folgten, sind wir nun darauf aufmerksam geworden, dass für die Ukraine keine FM-Zertifikate in der entsprechenden Datenbank auf info.fsc.org zu finden sind. Gibt es hierfür einen speziellen Grund?

Wir verbleiben mit freundlichen Grüßen,
Arbeitsgruppe FadFSC

PS: Entschuldigen Sie die verschiedenen Anreden, leider wird aus Ihrem Impressum nicht deutlich, an wen genau wir uns gerade wenden.

 

 

 

Mann, Sieber! – Endlich Siegel-Satire im öffentlichen Fernsehen!

In ihrer Sendung vom 15.Mai 2018, und damit kurz vor der Sommerpause, setzte sich die ZDF-Satiresendung “Mann, Sieber!” mit der Siegelproblematik auseinander. Zwar wurde hier vor allem mit dem Marine Stewardship Council aufgeräumt, wir sind jedoch vor allem begeistert, dass endlich eine kritische Auseinandersetzung auch in nicht-Dokumentationsmedien ankommt, und damit unser Anliegen in breiteren Kreisen verbreitet wird. Und das mit hervorragender, treffender Satire! Der gesamte Beitrag ist aktuell noch in der ZDF-Mediathek zu finden, alternativ auch auf YouTube

https://www.youtube.com/watch?v=LV9mOk0XvHo

Unser Antwortschreiben an die Redaktion und die beiden Moderatoren folgt wie immer unter diesem kurzen Artikel, über weitere Entwicklungen halten wir Sie selbstverständlich informiert.

 


Auch die pdf steht wie immer zum Download bereit: Mann, Sieber!


Sehr geehrtes Team von Mann, Sieber!,

mit großer Begeisterung haben wir Ihre Sendung zu Nachhaltigkeit, Siegeln und dem „Hände in Unschuld waschen“ verfolgt. Wir sind eine kleine Gruppe, die sich gegen den Forest Stewardship Council (FSC) engagieren. Unser Ziel hierbei ist eine breitere Aufklärung über Siegel.

Sie haben in Ihrem Beitrag bereits Kritik am MSC geäußert und unserer Meinung nach damit einen wichtigen Beitrag geleistet, die Siegelproblematik endlich in den deutschen Medien zu etablieren. Bisher haben sich nur einige wenige getraut, sich negativ zu äußern, weswegen wir ihre satirische Auseinandersetzung hiermit umso mehr begrüßen. Eine Fortsetzung einer solchen, insbesondere auch satirischen, Aufarbeitung würden wir sehr gerne unterstützen.

In der Orientierung hin zu weniger Plastik (die, verstehen Sie uns nicht falsch, absolut notwendig ist!) wird oft Holz als nachwachsender Rohstoff gelobt. Leider gewinnt hierdurch aber der FSC immer mehr an Macht, denn die Skepsis gegenüber Siegeln wird nur ausgesprochen selten mit vermittelt. Diese ist jedoch zwingend notwendig. Wir wissen nicht, inwieweit Sie sich während Ihrer Recherchen auch mit dem FSC auseinander gesetzt haben, können Ihnen jedoch versichern, dass er mit dem MSC auf einer Ebene agiert. Allerdings haben die Handlungen, die er unter dem Begriff „Naturschutz“ proklamiert, gravierende ökologische Auswirkungen, deutlich gravierender sogar als beim MSC. Lassen Sie uns unsere Kritik nur kurz umreißen:

Der FSC ist ein Unternehmen mit Sitz in Mexiko. Hinzu kommen zahlreiche Tochter- Unternehmen, von denen nur ein kleiner Bruchteil Not for Profit ist. Der FSC ist mitnichten demokratisch. Der Problematik um den Begriff der Nachhaltigkeit ist der FSC sich sehr bewusst. Er nutzt ihn niemals um sich selbst zu beschreiben. Auch die Bezeichnung „Ökosiegel“ negiert er. Trotzdem wird er mit beiden in Verbindung gebracht und in fast jeder Veröffentlichung so betitelt. Wissenschaftlichkeit sucht man im FSC-System vergeblich. Quellen sind, sofern Sie denn angegeben werden (meist verzichtet er auf jegliche Begründung) NGO-nah. Von Glaubwürdigkeit oder von „bestmöglichen Praktiken“ kann hier nicht mehr gesprochen werden.

Im Bundesland Hessen wurde vom Landesforst ein Gutachten zum Nutzen und den entstehenden Kosten durch FSC-Zertifizierung erstellt. Dieses wurde lange Zeit vom (grünen) Umweltministerium unter Verschluss gehalten und ist auch jetzt nur geschwärzt einsehbar. Auch das anschließend bei der Firma UNIQUE forestry and land use GmbH3 in Auftrag gegebene Gegengutachten erzielte nicht das gewünschte positive Ergebnis sondern bestätigte die Schlussfolgerungen von HessenForst AöR. In der anschließenden Stellungnahme wurden diese Fakten jedoch konsequent ignoriert, die von UNIQUE genannten 8 Mio € Mehrkosten mit keinem Wort erwähnt, stattdessen 3.5 Mio Mehreinnahmen aufgeführt, von der an keiner Stelle des Gutachtens die Rede ist. Die (grüne) Politik in Hessen scheint bereit zu sein, den FSC um jeden Preis durch zu setzen, und ignoriert dabei angestrengt alle sachlichen Fakten (allein das ist schon gelebte Satire:

Das vom FSC angestrebte generelle Pestizidverbot beinhaltet größtenteils Posten, die in der BRD ohnehin verboten sind. Auf Fungizide und Herbizide wird in der deutschen Forstwirtschaft schon seit langem verzichtet. Insektizide werden nur zur Abwehr drohender größerer Schäden und Schäden am geernteten Holz mit strengen Restriktionen eingesetzt, wenn alle anderen Möglichkeiten erschöpft sind. Dieses Vorgehen ist im Übrigens auch behördlich vorgeschrieben, bei Einhaltung der FSCRegularien würde bewusst dagegen verstoßen werden müssen. Hintergrund ist, dass es durch den kategorialen Ausschluss der Nutzung im Fall einer Kalamität zu schwersten Schäden am Holz und in naheliegenden Waldbeständen käme, in Hessen würde hierdurch 2018 ein zweistelliger Millionenbetrag vernichtet (Holz, das an anderer Stelle mit z.T. verheerenden ökologischen Folgen wieder eingeschlagen und importiert werden muss). Zudem handelt es sich meist um Kontaktgifte, die nur lokal wirken und schnell abgebaut werden können. Verstehen Sie uns nicht falsch, wir sind generell weder für Dünge- noch für Spritzmittel. In diesem Fall sind sie jedoch das deutlich kleinere Übel. Und die Regelung macht sich spätestens dann lächerlich, wenn man sich von diesem Verbot in Ausnahmefällen gegen eine Gebühr befreien lassen kann. Zum Thema regenerative Energien und damit der Bereitstellung von Strom und Wärme aus Holz-Biomasse wurden ebenfalls wegweisende Entscheidungen getroffen, die vom FSC wieder in Frage gestellt werden. Die „Nährstoffmanagementsysteme“ regeln, bei welchen Böden Nichtderbholz (Holz unter 7cm Durchmesser) aus dem Wald entnommen werden darf und bei welchen nicht; nun sollen diese bewährten Regelungen durch ein generelles Entnahmeverbot ersetzt werden – das ähnliche Probleme durch die Alternativbeschaffung mit sich bringt wie die im Folgenden erwähnte Flächenstilllegung. Auch hier spiegelt der vom FSC suggerierte Zusammenhang zwischen Nährstoffgehalt des Bodens und „Wert“ eines Ökosystemes nicht den aktuellen Forschungsstand wider.

Da Sie in Ihrem Beitrag so viele Zahlen genannt haben, lassen Sie uns das auch tun. Der FSC will 10% der hessischen Waldfläche still legen (also aus der Bewirtschaftung nehmen). Das hat zur Folge, dass aufgrund von weniger ausgereiften Ernte- und Produktionsbedingungen letztendlich in borealen Wäldern 30% mehr Holz eingeschlagen werden muss um die gleiche Endproduktmenge zu produzieren. Dementsprechend werden für die Nichtnutzung von 32.000 ha in Hessen pro Jahr in borealen Wäldern etwa 16.000 ha pro Jahr kahl geschlagen werden. Innerhalb von nur zwei Jahren wird also die in Hessen still gelegte Fläche in borealen Wäldern zerstört. Durch die forstwissenschaftliche Nutzung in Form von großflächigen Kahlschlägen tauen die Permafrostböden auf und setzen große Mengen Methan frei, das im borealen Gürtel bis zu 400mal klimawirksamer ist als CO2. Außerdem werden durch das Kahlschlagsystem ganze Habitate zerstört. Die verbleibenden „Ökosysteme“ sind oft lebensfeindlich. Das so geerntete Holz muss dann wiederum nach Deutschland transportiert werden. Das entspricht jährlich:

· 54.000 t zu transportierende Güter

· Hierfür werden 2.252 LKWs benötigt, hintereinander gestellt entspricht das einer Schlange mit 41km Länge

· Diese müssen eine Distanz von (hypothetischen) 5.000km zurück legen, das entspricht einer Gesamtdistanz von 11.264.000 km

· Hierfür werden etwa 2.279.200 Liter Diesel verbraucht, ein Liter Diesel erzeugt 2.64kg CO2

· Die 2.252 LKWs produzieren also 8.921t (!)CO2

· Hierbei werden jährlich etwa 10 LKWs verbraucht

Dementsprechend ist vollkommen unverständlich, dass auf einer derartigen Zertifizierung beharrt wird. Die einzig nachhaltige Folge der Handlungen des FSC ist die Sicherung des eigenen Arbeitsplatzes. Völlig unter den Tisch fällt dabei mit sicherer Regelmäßigkeit, dass schon per se durch unsere bestehenden Bundes- und Landeswaldgesetze sowie deren Durchführungsverordnungen die wesentlichen Forderungen der Forstzertifikate (FSC und PEFC) sicher gestellt sind und dort v.a. einer staatlichen Kontrolle unterliegen. Die Einhaltung der vielfältigen Regelungen wird schon alleine durch die zahlreichen begleitenden Gesetzgebungen (Länder wie Bund; Naturschutzgesetzen, Wasserschutzgesetzen, Bodenschutzgesetzen, Emissionsschutzgesetzen etc) sichergestellt. Durch zusätzliche Label und Siegel sind also auch ökologisch keine wesentlichen Verbesserungen zu erwarten.

Sollten Sie weitere Informationen benötigen stehen wir jederzeit gerne zur Verfügung. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie diese Themen in Ihren weiteren Beiträgen weiter aufgreifen würden, damit die deutsche Gesellschaft aufgeklärt und befähigt wird, sich selbst eine kritische Meinung zu bilden.

 

Mit freundlichen Grüßen,

Arbeitsgruppe Fragen an den FSC

Unsere Pressemitteilung zum Greenpeace-Austritt

Im Anschluss an die Berichte über die Beendigung der Mitgliedschaft von Greenpeace International und im Anschluss auch von Greenpeace Deutschland im FSC haben wir Anfang dieser Woche ebenfalls öffentlich Stellung bezogen:

 

FSC-Gegner fordern Greenpeace auf, dem FSC sämtliche Unterstützung zu entziehen

 Die Oldenburger Arbeitsgruppe „Fragen an den FSC“ (FadFSC) begrüßt die Entscheidung von Greenpeace International, die Mitgliedschaft im Forest Stewardship Council (FSC) nicht zu verlängern. Einen „wichtigen ersten Schritt“ nennen sie die Entscheidung der NGO, und „längst überfällig“. Trotzdem ist die Arbeitsgruppe, die in den vergangenen Tagen in vielen Medienberichten zu diesem Thema erwähnt wurde, unzufrieden. „Es ist großartig, dass Greenpeace endlich eingesteht, dass [der FSC] nur Show ist. Das heißt aber erstmal nichts weiter, als dass sie mit großem Brimborium ihre Mitwirkung beendet haben – nicht, dass sie den Verein nicht weiter unterstützen“ sagt Gerriet Harms. Harms hat sich seit der Gründung des FSC gegen den Konzern engagiert, lange Zeit als Alleinkämpfer.  Seitdem ist die Gruppe gewachsen und bloggt für „Transparenz und Aufklärung“, wie sie auf ihrer Website schreiben.

Dass Greenpeace sich entschlossen hat, „nach jahrelanger Kritik unsererseits, was das Verhältnis von FSC und Greenpeace betrifft“ seine FSC-Mitgliedschaft zu beenden, empfindet Harms als einen wichtigen ersten Schritt. Auch dass die deutsche Landesgruppe nachgezogen hat und ihre Mitgliedschaft ebenfalls nicht verlängern wird begrüßen die Oldenburger ausdrücklich. Trotzdem geht das ihrer Meinung nicht weit genug. „Es muss mehr getan werden“, sagt Harms, „Greenpeace muss sich wesentlich konsequenter gegen den FSC wenden, solange dieser [beispielsweise] die Vernichtung von Primärwäldern zulässt. Anderenfalls müssten sie ihre Reputation als Waldschutzorganisation verlieren.“

Vorschläge, wie dieses konsequentere Verhalten aussehen könnte, listet die Arbeitsgruppe auf ihrer Website. Darunter befindet sich auch die von Harms seit der Enquete-Kommission zum „Schutz der Erdatmosphäre“ (1987-1990) geforderte, gesetzlich verankerte Volldeklaration von Holz. Diese beinhaltet, dass Holz im Handel mit dem botanischen Namen, dem Handelsnamens, dem Ursprungs- beziehungsweise Wuchslande, der Waldformation (primär/sekundär/tertiär) sowie der Ursprungs-Klimaregion gekennzeichnet wird. Anders als im FSC würde die Korrektheit dieser Angaben staatlich geprüft und ein Vergehen strafrechtlich verfolgt werden. Nur so könne, nach Ansicht der Arbeitsgruppe, die Legalität und Herkunft des Holzes gesichert werden. Statt der privatwirtschaftlichen FSC-Zertifizierung sollte die „Volldeklaration […] integraler Bestandteil der Beschaffungsrichtlinien des Bundes und der Gemeinden, sowie des Holzhandelssicherungsgesetzes und der EUTR (European Timber Regulation) sein“, sagt Harms.

Weitere Informationen finden sich auf der Website der Arbeitsgruppe.

Warum Sie den FSC hinterfragen sollten

Dies ist eine Antwort auf „Why should your company choose FSC“, herausgegeben von der britischen FSC-Ländergruppe. Zur vereinfachten Darstellung der Zitate im Deutschen haben wir diese intern übersetzt. Für den Originaltext folgen Sie einfach folgendem Link: https://ic.fsc.org/en/choosing-fsc/10-reasons-to-choose-fsc, unsere englischsprachige Stellungnahme finden Sie, indem Sie oben im Menü des Blogs die Sprache ändern.


  1. FSC wird von seinen Mitgliedern geführt

Das klingt auf dem Papier erst einmal nach einer wirklich guten, demokratischen Grundlage. Leider können jedoch einige wenige Mitglieder Entscheidungen dadurch blockieren, dass sie ein Veto einlegen. Und das gilt nicht nur für die Kammern des FSC A.C. in Mexiko, sondern auch für die Länderarbeitsgruppen. Für das Verständnis der FSC-Struktur empfehlen wir außerdem unser Organigramm.

Übrigens handelt sich bei fast allen Mitgliedern der Ländergruppen um forstökologische Laien. Zum Wohle des Waldes kann hier also in doppelter Hinsicht nur sehr begrenzt entschieden werden.


  1. FSC hat den höchsten Standard

Hierzu muss zuerst einmal erwähnt werden, dass es sprichwörtlich nur eine Hand voll Waldzertifikate gibt. Und diese grundsätzlich sehr verschieden sind. Im Allgemeinen gilt der FSC tatsächlich als das “strengste Siegel”. Was man auch als „sie sind besser als die anderen auslegen“ kann. Leider impliziert das nicht, dass sie tatsächlich gut sind. Das wäre in etwa so, als würde man unter den Diktatoren den wählen, der am wenigsten Leute umgebracht hat. Oder das Pestizid, das am wenigsten giftig ist. Dass trotzdem Menschen sterben und Ökosysteme zerstört werden, ist damit nicht gerechtfertigt!


  1. FSC ist respektiert und glaubwürdig

Das ist auf so vielen Ebenen falsch, dass wir kaum wissen, wo wir anfangen sollen. Ja, leider muss man davon ausgehen, dass der FSC weltweit respektiert ist. Was verwunderlich ist, da er doch entgegen etlicher Presseberichte keinesfalls „gemeinnützig“, noch ein „Ökosiegel“, „Nachhaltigkeitszertifikat“, oder eine „Waldschutzorganisation“ ist. Auch haben viele Länder und Ethnien, in denen er Kahlschläge und Primärwaldrodungen zulässt, keine Ahnung wer oder was er eigentlich ist. Die FSC-Waldwirtschaft unterscheidet sich (dort) kaum bis gar nicht von der konventionellen.

Zudem entbehren die meisten FSC-Forderungen jeglicher forstwissenschaftlicher Grundlage. Sie werden plakativ in Hinblick auf die beste Öffentlichkeitswirksamkeit formuliert, nicht zugunsten einer „verantwortungsvollen Waldwirtschaft“. Ob das jetzt als „Glaubwürdigkeit“ ausgelegt werden kann möchten wir bezweifeln.

Außerdem: Wie passt die Aussage, dass der FSC “den höchsten Standard für den Schutz […] natürlicher Wälder darstellt” (entnommen von der FSC-Website) damit zusammen, dass er Kahlschläge in Primärwälder zulässt?


  1. FSC hat einen weitreichenden Einfluss

Man muss dieser Aussage insofern zustimmen, als dass es wirklich weltweit FSC-zertifizierte Wälder gibt. Leider wissen viele Menschen, die in und mit diesen Wäldern arbeiten und leben, aber weder dass sie zertifiziert sind – noch was der FSC überhaupt ist.  Auch ist der FSC weltweit sehr gut vernetzt und kann sich der Unterstützung vieler NGOs (wie beispielsweise des WWFs, und auch von Greenpeace, da diese den FSC trotz Beendigung der Mitgliedschaft nach wie vor unterstützen) gewiss sein. Im gleichen Paket enthalten ist auch die Unterstützung der Politik, die – wie wir mehrfach erleben durften – gar keine Ahnung von den Regularien hat.

Leider nutzt er diesen Einfluss keinesfalls, um Wälder zu schützen oder tatsächlich etwas zu bewegen, das nicht seinem eigenen Profit dient. Wir fragen uns: Was ist der Einfluss einer angeblichen Waldschutzorganisation (eine Bezeichnung, die er im Übrigen selbst zu nutzen vermeidet) wert, wenn er nur für Verbrauchertäuschung, „Holzwäsche“ (wir meinen hiermit den Verkauf  illegal geschlagenem Blut- und Raubbauholz, das im Verkauf als FSC deklariert und damit „automatisch“ offiziell legal ist) und Maximalprofit eingesetzt wird.


  1. FSC hat positive Auswirkungen

Hier wird es etwas schwierig. Wir haben mehrfach versucht raus zu bekommen, ob der FSC jetzt besser ist als Nicht-FSC, und das am besten global. Leider hat der FSC seine Schwachstellen ausgesprochen geschickt versteckt. Wir haben Sie trotzdem gefunden, und möchten an dieser Stelle gerne auf den mittlerweile beachtlichen Dokumentenstapel auf unserer Website verweisen.

Weiterhin erlauben wir uns kurz zu erläutern, warum es so schwierig ist, eigenständig und mit nur einem begrenzten Zeitaufwand Nachforschungen anzustellen:

  1. Vieles, was in einem FSC-zertifizierten Wald erlaubt ist, kann in einem anderen Land strikt verboten sein
  2. Diese Differenzen lassen sich aber leider nicht auf Klima- oder Mikroklimagrenzen, Regionen oder ähnliche biologisch-geographische oder andere logisch nachvollziehbare Eigenschaften zurück führen. Stattdessen unterteilt der FSC nach Ländern.
  3. Gleichzeitig hat nicht jedes Land einen eigenen Standard, sodass für viele nur die sogenannten IGIs (International Generic Indicators) gelten. Die sind allerdings so allgemein formuliert sind, dass man daraus bei Bedarf so ziemlich alles ableiten kann.

Wir können diese Liste beliebig lang fortsetzen.


  1. FSC hat einflussreiche Unterstützung

Kein Scherz, das haben sie tatsächlich so geschrieben. Klingt ein wenig wie ein Werbespruch für die Mafia oder ein Kartell, nicht wahr? Viel mehr müssen wir dazu dann wohl auch nicht mehr sagen. Außer vielleicht, dass diese Unterstützung langsam bröckelt. Sowohl Greenpeace International als in Folge auch Greenpeace Deutschland (und damit ein Großteil des globalen Spendenaufkommens) haben in der letzten Woche ihre Mitgliedschaft im FSC beendet. Vor Greenpeace haben schon andere NGOs wie FoE UK und SSCN diesen Schritt getan, Greenpeace bringt jedoch noch eine sehr viel breitere, überregionale Öffentlichkeitswirksamkeit mit sich. Wir hoffen inständig, dass das darin resultiert, dass die bedingungslose Unterstützung des FSC durch große NGOs und Parteien (wie in Deutschland Bündnis 90/Die Grünen) wenigstens ansatzweise hinterfragt wird.


  1. Der FSC ist transparent

Natürlich. Genau deswegen hat Greenpeace seine Mitgliedschaft ja auch mit der Begründung beendet, dass der FSC weder so konsequent arbeitet wie sie es voraus setzen, noch transparent genug ist. Wir erläutern dies wiederum mit einem Beispiel, der Einfachheit halber. Die im FSC-Siegel auf einem Produkt aufgedruckten Informationen sollen angeblich ermöglichen, die Herkunft des Holzes ganz genau nachzuvollziehen. Während des Interviews für den Brand Eins-Artikel haben wir genau das versucht:

„Zu der auf seinem Milchkarton aufgeführten Kontrollnummer werden Gerriet Harms aus Oldenburg auf der Homepage des FSC exakt 69 Links angezeigt. Demnach hat das Holz, das für die Herstellung der Verpackung verwendet wurde, zehn verschiedene Herkunftsorte. Die Rückverfolgbarkeit jedes zertifizierten Produkts ist ein Schlüsselkriterium dieses internationalen Standards. Der Milchkarton in Oldenburg stammt also aus Schweden, Frankreich, Großbritannien oder Deutschland, vielleicht aber auch aus der Schweiz. Harms, der Holzhändler ist, klickt lieber auf die deutsche Adresse und landet bei Tetra Pak im norwegischen Oslo. Er wählt die angegebene Telefonnummer. Es meldet sich eine englische Stimme.“

Zur „Transparenz“ der Buchführung eines Betriebes verweisen die Unterpunkte, die wir unter 5. bereits angeführt haben.


  1. FSC hat global einheitliche Standards

Wir sind nicht ganz sicher, ob die britische Ländergruppe, die diese Liste das erste Mal verfasst hat, das wirklich selbst glaubt. Oder bewusst in die Irre führt. Tatsächlich einheitlich sind die CoC (Chain of Custody) Standards. Länderstandards beziehen sich auf die FM-Zertifikate (Forest Management) –und die sind ganz und gar nicht einheitlich. Zwar haben sich alle FSC-zertifizierten Betriebe an die oben bereits erwähnten Principles & Criteria zu halten, die Länderstandards, die in einigen Ländern hieraus erarbeitet wurden, unterscheiden sich aber zum Teil sehr drastisch. So sind beispielsweise Kahlschläge, die nach dem deutschen Standard streng verboten sind, im schwedischen Standard nicht einmal erwähnt. Was zu Folge hat, dass sie in der schwedischen Forstwirtschaft zur gängigen Praxis gehören. Das ist nicht einmal innereuropäisch einheitlich!!


  1. FSC denkt lokal

Das ist tatsächlich sogar mal wahr. Allerdings keinesfalls so positiv zu bewerten, wie der Konzern (ja, Konzern! Für weitere Infos lesen Sie bitte XXX) uns weiß machen will. Die FSC-Länderstandards werden jeweils für ein Land ausgearbeitet. Und beachten dementsprechend keinesfalls, wie genau sich die Art und Weise der Waldbewirtschaftung nach diesen Standards global auswirkt.

Hier ein Beispiel aus Deutschland. Der FSC strebt an, in Zukunft 10% der deutschen Wälder still zu legen (FSC-Standard 3.0, aktuell gültig ist der Standard 2.3), also von der Bewirtschaftung auszuschließen. Für Deutschland selbst klingt das erstmal nach einer guten Idee, mehr Wald für die Artenvielfalt, mehr Wald der still gelegt wird und sich entwickeln kann, wie er es natürlicherweise tun würde (An dieser Stelle würden wir sehr gerne Stellung beziehen, warum auch diese Rechnung viel zu kurz gegriffen ist, zugunsten der Übersichtlichkeit verzichten wir jedoch darauf und werden es an anderer Stelle anführen). Nicht beachtet wird bei den öffentlichen Lobeshymnen jedoch, dass der deutsche Markt keinesfalls vorhat, auf diese Holzmengen zu verzichten. Und wenn sie in Deutschland nicht geschlagen werden dürfen, dann geschieht das an anderer Stelle. Aufgrund von Produktionskosten und Verfügbarkeit von Nadelholz häufig in borealen Ländern, beispielsweise in Russland. Wir zitieren hier aus unserem eigenen Schreiben an Herrn Schäfer-Gümbel:

„Um die Dimensionen klar zu machen muss man wissen, dass in Deutschland pro Jahr und Hektar im Durchschnitt 11 m³ Holz nachwachsen. Im borealen Wald ca. 1 bis 1,5 m³, also um den Faktor 10 weniger. Letzteres äußert sich auch in den Vorräten pro Hektar. Diese liegen, bezogen auf die mit hiebsreifen Beständen bestockten Waldflächen bei 36 m³ pro Hektar. Im Klartext heißt das, um die bei uns durch Flächenstilllegungen eingesparte Holzmenge zu ersetzen, muss z. B. in Russland, jährlich eine Fläche in der Größe von knapp 121.000 Hektar kahlgeschlagen werden, eine Fläche die größer ist als die des Landkreises Wetterau . Von weiteren negativen Auswirkungen auf die Umwelt wie das Auftauen der Permafrostböden mit einhergehender Ausgasung von Methan (das 400 Mal klimawirksamer ist als CO2) ganz zu schweigen. Ebenfalls nicht berücksichtigt wurden die massive Erhöhung der grauen Energie z. B. für die Überwindung einer erheblich höheren Transportentfernung und die damit einher gehenden ökologischen Folgen. So führt das Experiment „Wildnis wagen“ durch Unterschutzstellung von hiesigen Wirtschaftswäldern zur Vernichtung echter Primär(Ur)wälder in der nördlichen Hemisphäre.“

Lokales Denken ist für viele politische Aspekte sicherlich von Vorteil. Für nachhaltige Forst“wirtschaft“ unter dem Theorem des FSC ist es, wenn alle Länder es weiterhin betreiben, ein Todesurteil.


  1. FSC ist anerkannt

Wie bei Punkt 8 fragen wir uns hier wieder, ob das für einen angeblich seriösen Konzern, der mit Adjektiven wie „verantwortungsvoll“ wirbt, nicht eine etwas seltsame, verschrobene und sehr etwas sehr selbstüberzeugte Werbestrategie ist.


 

Greenpeace International beendet Mitgliedschaft im FSC!

… nach etlichen Jahren beständiger Kritik von unserer Seite und zunehmendem Druck aus der Öffentlichkeit scheint Greenpeace International endlich zu der Einsicht gelangt zu sein, dass eine weitere Unterstützung des FSC sich nicht mit Ihren Statuten vereinbaren lässt. Die originale Pressemitteilung findet sich auf der Website von Greenpeace International, eine Übersetzung unsererseits folgt in Kürze.

 

Gründe

Als Grund für den Ausstieg nennt Greenpeace International die mangelnde Transparenz und kritisiert indirekt die ineffektive Implementierung des Siegels:
“Wenn effektiv implementiert, kann der FSC die Rechte der Menschen verteidigen und die Waldbewirtschaftung verbessern, wir glauben aber nicht länger daran, dass FSC allein konsequent genug Sicherheit garantieren kann, insbesondere dann, wenn die Wälder multiplen Bedrohungen ausgesetzt sind. FSC wird nicht konsequent genug angewendet, insbesondere in Regionen mit schwacher Regierung.” (Übersetzung aus der englischprachigen originalen Pressemitteilung).

Andere, sekundäre Pressemitteilungen führen weiterhin aus:

“In Gebieten mit hohem Erhaltungswert (HCV, High Conservation Value: eine Eigendefinition des WWF, die eigentlich sämtliche Primärwälder umfassen müsste, es aber nicht tut), insbesondere intakte Moor- und Waldlandschaften (IFL, Intact Forest Landscapes) sind durch Abholzung, Trockenlegung und Ausbeutung aus Sicht von Greenpeace, neben allen anderen Holzzertifzierungssystemen, auch Gebiete mit FSC Zertifizierung in den Hoch-Risiko Ländern nicht genug geschützt.” -> 28.03.2018, Fordaq

Greenpeace geht laut Handelsblatt weiterhin soweit, den FSC als “Instrument für die Forstwirtschaft und die Gewinnung von Holz” zu bezeichnen.

 

Konsequenzen

FSC International betont, dass eine Ländergruppen (wie beispielsweise auch die in Deutschland) weiter im FSC verbleiben werden, um die “stärkere Implementierung auf nationaler Ebene voran zu treiben”. Auch wird Unternehmen weiterhin empfohlen, das FSC Siegel anzustreben, wenn nach “Frischfasern” verlangt wird, die nicht aus recycleten Quellen gewonnen werden können – und der FSC bleibt “auch in Zukunft der einzige Ansprechpartner von Greenpeace bei Zertifizierung von Wald und Holz vor allem wenn es sich um 100% FSC zertifiziertes Holz handelt und nicht aus den oben erwähnten Hoch-Risiko-Ländern kommt”. Die wohl einzige Konsequenz dieser Entscheidung ist demzufolge die Berichterstattung in der Presse, die mit zunehmender Hinterfragung der FSC-Praktiken einher geht. Von nun an kritischere Berichterstattung und/oder eine offenere Kommunikation der Schwachstellen durch Greenpeace ist höchstwahrscheinlich nicht zu erwarten.

Trotzdem liest sich die “Stellungnahme zu Forstzertifikaten und Empfehlungen für Unternehmen und Konsumenten” nun deutlich kritischer als zuvor. Das könnte tatsächlich ein guter erster Schritt in Richtung Verbraucheraufklärung sein. Außerdem bemerkenswert: Greenpeace betont ausdrücklich, dass weder der internationale Verband noch die Ländergruppen Mitglied im PEFC sind – PEFC ist verfügt “nicht über die notwendigen Grundlagen zum Schutz sozialer und ökologischer Werte […] und [dient] in erster Linie den Interessen der Holzindustrie.” (euwid)

 

Kurze Bewertung

Man kann diesen sicherlich pressewirksamen Schritt von Greenpeace als positives erstes Symbol für das Eingeständnis vergangener Fehlentscheidungen bewerten. Leider ist der Schritt wohl wirklich nur symbolisch, da Greenpeace weitere Zusammenarbeit mit dem Siegel betont und Ländergruppen weiterhin Mitglied bleiben können. Dementsprechend geht er nicht ansatzweise weit genug. Trotzdem möchten wir Greenpeace International dazu gratulieren, ein erstes Eingeständnis gemacht zu haben. Wir hoffen, dass nicht weitere 25 Jahre lang schützenswerte Wälder kahl geschlagen und tausende Menschen ausgebeutet oder betrogen werden müssen, bis sämtliche NGOs sich daran erinnern, dass ihr eigentlicher Job ist, genau das zu verhindern.

Auch unsere Kollegen von fsc-watch haben schon berichtet, der vollständige (englischsprachige) Artikel ist hier zu finden.

 

Ausführliche Stellungnahme von FadFSC

Anmerkung: wir hatten hierzu auch bereits eine Pressemitteilung veröffentlicht, die ausführlich kommentiert wurde. Diese ist unter folgendem Link zu finden, wird aufgrund der Erhaltenswürdigkeit der Kommentare jedoch nicht in diesen zusammenfassenden Artikel übernommen.

Anders als in verschiedenen Presseberichten ausgeführt, ist Greenpeace keinesfalls aus dem FSC ausgestiegen, oder hat sich gegen ihn gewendet. Es ist tatsächlich (erst einmal) „nur“ die Mitgliedschaft beendet worden. Und das betrifft unseres Wissens nach bisher auch nur Greenpeace International und nicht die Ländergruppen, die weiterhin Mitglieder bleiben können – Greenpeace International zufolge um die „stärkere Implementierung auf nationaler Ebene voran zu treiben“. Auch hat Greenpeace dem FSC nicht seine generelle Unterstützung entzogen. Im Gegenteil, der FSC soll „auch in Zukunft der einzige Ansprechpartner von Greenpeace bei Zertifizierung von Wald und Holz“ bleiben.

Doch was für Konsequenzen wird das mit sich bringen?

Der FSC wird seine Praktiken nicht ändern, sich höchstwahrscheinlich nicht einmal öffentlich zu den von Greenpeace erwähnten Kritikpunkten (mangelnde Transparenz und inkonsequente Durchsetzung) äußern. Der FSC tut, was er immer tut – schweigen, und seine „Arbeit“ wie gewohnt fortsetzen. Wenn Greenpeace den FSC weiterhin unterstützt büßen sie damit ihren Status als „Waldschutzorganisation“ ein – da ihre jetzige Lossagung dementsprechend als Öffentlichkeitsinstrument und nicht als inhaltliche Distanzierung zu bewerten ist.

Damit ist Greenpeace mitverantwortlich für (hier nur einige Beispiele/Auszüge):

  • Waldrodungen, beispielsweise um Platz zu machen für Palmölplantagen
  • Kahlschläge, vor allem in borealen Wäldern
  • Die großflächigen Totalräumungen beispielsweise in Schweden um die in Deutschland durch Flächenstilllegung fehlenden Holzmengen nach Europa zu transportieren
    • Mit all den negativen Konsequenzen, die sowohl die ökologisch deutlich schlechteren Ernte- und Verarbeitungsbedingungen als auch der lange Transport mit sich ziehen
    • (Das ist im Übrigen ein hervorragendes Beispiel dafür, wie eine Waldbewirtschaftung à la „wellmanaged“ für den FSC aussieht)
  • Die deutliche Erhöhung des Arbeitsrisikos für Waldarbeiter, beispielsweise in Deutschland
  • Die Bedrohung der , die der FSC mit wissenschaftlich unfundierten, teilweise vollkommen aus der Luft gegriffenen Forderungen in Kauf nimmt
  • Die massive Entwertung und/oder Vernichtung von Holzernten durch Insekten, die durch den Minimaleinsatz von Insektiziden verhindert werden könnte (und den damit einher gehenden ökologischen und ökonomischen Folgen bei „Ersatzlieferungen“ aus dem Ausland)
    • Wiederum ein gutes Beispiel für wissenschaftlich unfundierte Forderungen

Dementsprechend fordern wir Greenpeace auf:

  1. … sämtlichen Aktivitäten unverzüglich die Unterstützung zu entziehen, die mit „nachhaltigen“, „wellmanaged“ oder ähnlich bezeichneter Nutzung von Primärwäldern einher gehen. Primärwälder können sowohl per Definition als auch nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht nachhaltig genutzt werden, da sie im Moment der Entnahme eines Baumes (mit all den Begleiterscheinungen wie beispielsweise Wegebau, Erschließung, Waldschäden durch Rückegassenabständen usw) ihren ökologischen Status des Klimaxwaldes verlieren. Im Gegenteil, bisherige Praxisbeispiele haben gezeigt, dass oft ganze Ökosysteme zusammen brechen, wenn versucht wird, einen Primärwald holzwirtschaftlich zu nutzen.
  2. … diese Tatsache aktiv wie passiv öffentlich zu kommunizieren, da scheinbar weitestgehend unbekannt ist was Primärwälder sind und warum sie nicht genutzt werden können.  -> Das ist im Übrigen, liebe Greenpeace-Arbeitsgruppen, genau eure Aufgabe!
  1. … international sowie Regional klar zu stellen, dass ein Nutzungsverzicht in temperierten Sekundär- und Tertiärwäldern niemals bedeuten kann, dass auf dieses Holz verzichtet wird, sondern dass die entsprechenden Mengen in Primärwäldern geschlagen werden, die hiermit unwiderruflich verloren gehen.
  2. … sich von den COC Labels FSC Mixed und FSC Recycled aktiv und passiv zu distanzieren und Verbraucher darüber aufzuklären, dass dementsprechend gekennzeichnete Produkt nicht eine einzige Faser „nachhaltig erzeugtes“ beziehungsweise FSC-zertifiziertes Holz enthalten muss. (Mehr hierzu in unserem Warenflussdiagramm)
  3. … klarzustellen, dass der FSC entgegen weit verbreiteter Meinung kein deutscher Verein/keine deutsche Gesellschaft ist sondern ein Konzern mit Sitz in Oaxaca, Mexiko, der unter mexikanischem Recht handelt und sich dementsprechend jeglicher Kontrolle entzieht – und bei dem sie jetzt erst, nach 25 Jahren, ihre Mitgliedschaft beendet haben.
  4. … klarzustellen, dass eine sogenannte stakeholder-Beteiligung in Primärwäldern nahezu unmöglich ist, da viele indigene Völker nach wie vor keinen Zugang zu Medien haben. Wir zitieren an dieser Stelle immer gerne Bruno Manser: „Der Wald hat kein Telefon“. Eine Abholzung ihres natürlichen Lebensraumes – unabhängig von (meist nicht erfolgten) Kompensationszahlungen oder Entschädigungen – kann nur in Ausnahmefällen im Interesse eines Volkes sein. Reale stakeholder-Beteiligung würde dementsprechend bedeuten, dass unter FSC keine Primärwaldnutzung stattfinden könnte.
  5. … von öffentlichen Beteuerungen, dass der FSC ökologisch oder nachhaltig sei in Zukunft abzusehen und vergangene Äußerungen klar zu stellen. Der FSC selbst vermeidet die Verwendung beider Begriffe seit Jahren wohlweißlich.

Weiterhin fordern wir Greenpeace auf, sämtliche Aktivitäten, die den FSC unterstützen oder ihn protegieren unverzüglich einzustellen. Die einzige Möglichkeit zur Sicherung der Legalität und Herkunft (und ausdrücklich NICHT der Nachhaltigkeit des Holzes) ist in unseren Augen eine gesetzliche Volldeklaration. Wir fordern Greenpeace auf, die Entwicklung einer solchen in Deutschland sowie weltweit zu unterstützen – und zwar auf Basis von wissenschaftlichen Standards, damit Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden können! Dies beinhaltet beispielsweise:

  1. botanischer Name
  2. Handelsname, gegebenenfalls örtlicher Handelsname
  3. Ursprungs-/ Wuchsland (welches durch Isotopenanalyse mittlerweile größtenteils nachprüfbar ist)
  4. Waldformation (primär/sekundär/tertiär)
  5. Klimaregion erste und zweite Ordnung (boreal, temperiert, tropisch; alpin, kontinental,…)

… zur Nachvollziehbarkeit der Herkunft und damit einhergehenden ökologischen Folgen des Holzgebrauches für den Verbraucher.  Diese Volldeklaration muss weiterhin integraler Bestandteil der Beschaffungsrichtlinien des Bundes und der Gemeinden, sowie des Holzhandelssicherungsgesetz und der EUTR (European Timber Regulation) sein.

Wir wollen hiermit keinesfalls ein neues FSC-Siegel erschaffen sondern im Gegenteil die Verantwortung für die Legalität des Holzes von einem Privatunternehmen weg auf staatliche Kontrollverfahren übertragen, sodass ein Verstoß gegen die Volldeklaration strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen würde; Sankionen waren im FSC-System nie vorgesehen und dementsprechend inkonsequent wurden und werden FSC-Regularien von zertifizierten Betrieben umgesetzt.

 

Auch Greenpeace Deutschland steigt aus!

Kurz nach dem Austritt von Greenpeace International ist auch die deutsche Ländergruppe ausgestiegen (korrekterweise: “…wird die deutsche Landesgruppe ihre Mitgliedschaft ebenfalls nicht verlängern”).

Wir zitieren den Artikel aus der swp:

“Mit dem deutschen hat sich der wichtigste Greenpeace-Landesverband zum Austritt entschieden; der größte Teil des weltweiten Spendenaufkommens stammt aus der Bundesrepublik. „Wir wollen uns konsistent verhalten“, erklärt Greenpeace-Waldbeauftragter Christoph Thies.”

Bedauerlicherweise nimmt jedoch auch Greenpeace Deutschland die Chance nicht wahr, aktive und harsche Kritik am FSC zu üben. Stattdessen scheint der “Austritt” nur nach Nachfrage bekannt gegeben worden zu sein. Auch betonen Presseartikel weiterhin die wichtige Funktion des FSC-Siegels. Wir hoffen, dass wenigstens der Austritt selbst ein klares Zeichen an Verbaucher, Industrie, Holzhändler, Umweltschutzorganisationen und alle anderen direkt oder indirekt involvierten potenziellen Unterstützer sendet.

 

Kritisches Interview mit Christoph Thies und Uwe Sayer

Die taz veröffentlichte ein Interview ihrer Autorin Hanna Gersmann mit Christoph Thies (stellvertretend für Greenpeace International) und dem FSC-Geschäftsführer Uwe Sayer.Eine erweiterte Stellungnahme von unserer Seite hoffen wir in den nächsten Tagen hier veröffentlichen zu können, bis dahin verweisen wir jedoch erst einmal nur auf den Arikel:

Taz

… und enden mit den Sätzen, der uns im Gedächtnis geblieben sind:


Uwe Sayer: “Es ist nicht die Rolle des FSC, zu entscheiden, ob in einem Wald Holz geschlagen wird oder nicht.”


Christoph Thies: “(…) machen [Sie] zumindest kenntlich, welche Produkte aus dem Urwald kommen und welche nicht. Dann gibt es ein Siegel für FSC Urwald, eins für FSC Urwald-frei.”

Uwe Sayer: “Das würde vermutlich viele Verbraucher überfordern.”


 

 

 

Geschäftsmodell Wolf

 

„Die Welt“ veröffentlichte vor kurzem einen Artikel, der einen unserer Kritikpunkte an den NGOs sehr anschaulich unterstreicht. Gegründet, um „die Welt zu retten“, sind viele NGOs mittlerweile gut verdienende Unternehmen. So profitieren beispielsweise WWF, Greenpeace, NaBu und BUND am FSC, da Ihnen die Kooperation nicht nur einen Imagegewinn sondern auch große Summen Drittmittel und Fördergelder verschafft. Der besagte Artikel verdeutlicht dies am Beispiel des NaBu mit dem „Geschäftsmodell Wolf“. Die folgenden Ausschnitte wurden vom Bauernverband Schleswig Holstein ausgewählt und auf Facebook gepostet:

 

Der Wolf ist eine gigantische Geldmaschine. Ein grünes Geschäftsmodell, das Ideologie in Abermillionen an Spenden und Steuergelder verwandelt, das Naturschutzfunktionäre in Regierungsämter hievt, Institute von professionellen Wolfsbeobachtern finanziert. Kritik daran, selbst Zweifel, gelten quasi als Umweltverbrechen.

Ein Beispiel dafür ist der Naturschutzbund Deutschland e.V. Der NABU ist auch ein florierendes Unternehmen mit Millionenumsätzen, professionellem Management, einer Abteilung für „Strategische Geschäftsentwicklung“.

Seit 12 Jahren hat der NABU das Projekt „Willkommen Wolf“ unter seine Fittiche genommen. 2016 hat der NABU-Bundesverband nach eigenen Angaben 22.300 Euro an wolfsbezogenen Spenden erhalten. 336.000 Euro kamen durch „Wolfspatenschaften“ herein. Aus dem Goldesel ist der Platinwolf geworden. Weniger wegen dieser Kleinspenden, sondern mehr wegen des Imagevorteils, der sich vortrefflich zu Geld machen lässt.

Über welche Mittel der NABU verfügt, ist nicht ganz einfach zu überschauen. Ausgewiesen sind für den Bundesverband Spenden in Höhe von 5,4 Millionen Euro. Die Gesamterträge belaufen sich auf 44,6 Millionen Euro. 9,2 Millionen davon kamen als staatliche Zuschüsse. Allerdings hat der NABU, der per Gesetz keine wirtschaftlichen Zwecke verfolgen darf, Stiftungen gegründet. Diese Stiftungen können sehr viel diskreter wirtschaften als eingetragene Vereine.

Weitere 3,7 Millionen Euro erlöste der NABU über Kooperationen mitder Industrie. Die Unternehmen zahlen Lizenzgebühren für die Werbung mit einem ökologische Korrektheit versprechenden NABU-Siegel. „Corporate Social Responsibility“ nennen es die Fachleute aus der Wirtschaft, „Greenwashing“ sagen Kritiker zu diesem Geschäftsmodell. Welche Unternehmen, ob Großbrauerei oder Möbelgigant, zu seinen Kooperationspartnern gehören, hat der NABU veröffentlicht. Aber welches Unternehmen mit welchen Beträgen und für was genau? „Aus vertragsrechtlichen Gründen dürfen wir hier keine Antwort geben“, teilte der NABU der „Welt am Sonntag“ mit.

Der NABU hat von diesem Modell profitiert. So hat der Autobauer Volkswagen über viele Jahre lang eine kostspielige Kooperation mit dem NABU gepflegt. Begonnen wurde sie im Jahr 2000. Es hat sich gelohnt. Für beide Seiten. Die Volkswagen AG hat nach eigenen Angaben verschiedene NABU-Projekte von 2002 bis 2015 mit rund 10,6 Millionen Euro unterstützt. Vom Fahrzeug für Wolfsbeobachter über Wanderausstellungen bis hin zu Willkommen-Wolf-Werbebroschüren.

Offiziell war die pikante Partnerschaft zwischen Autokonzern und Umweltorganisation im Dezember 2015 beendet worden. Der Grund: Der VW-Dieselskandal. Der Zusammenarbeit von NABU und VW sei „die Grundlage entzogen“ worden, erklärte Dietmar Oeliger, „Teamleiter Verkehrspolitik“ des NABU im Oktober 2015.

Doch im Gegensatz zu Abgasen stinkt Geld nicht. Wie der VW-Konzern jetzt einräumte – und der NABU bestätigte – läuft ein erheblicher Teil der VW-Zahlungen an den NABU noch bis 2020 weiter, also fünf weitere Jahre über das öffentlich verkündete Ende der Zusammenarbeit hinaus. Allerdings werden diese Zahlungen nicht im Namen der Volkswagen-Sparte VW verbucht, sondern gehen vom Konto der Volkswagen-Tochter „Financial Services“ ab. Dabei handelt es sich um weitere Zuwendungen in Höhe von insgesamt 1,4 Millionen Euro.

Ein Glaubwürdigkeits-GAU für den selbst ernannten Naturschutzbund. Und seine Gegenleistung für insgesamt also fast zwölf Millionen Euro von Volkswagen? „Als Dialogpartner hat der NABU gemeinsam mit Volkswagen den Diskurs über zukünftige Umwelt- und Mobilitätslösungen vorangetrieben“, teilte der Naturschutzbund dazu mit.
Dem Geschäftsmodell Wolf droht auf absehbare Zeit keine Konjunkturdelle.

Umweltministerien sind seit vielen Jahren von Umweltaktivisten durchsetzt. Prominentestes Beispiel: Jochen Flasbarth, SPD-Mitglied und seit 1980 in führenden Positionen beim NABU. Neun Jahre lang, bis 2003, als hauptamtlicher Präsident. Danach wurde Flasbarth Abteilungsleiter im Bundesumweltministerium, danach Präsident des Bundesumweltamtes und seit 2013 bis heute ist er zurück im Bundesumweltministerium, diesmal ganz weit oben: als beamteter Staatssekretär.

Quelle: https://www.facebook.com/BauernverbandSchleswigHolstein/posts/1498225410268738

Pressemitteilung zur FSC-Debatte in Hessen

Sowohl über die offenen Briefe an Frau Feldmayer (Grüne), Frau Schott (Linke), Herrn Landau (CDU) und Herrn Schäfer-Gümbel (SPD) als auch über unser Schreiben an den Rechnungshof wollten wir nach mehreren Monaten der Öffentlichkeitsarbeit in Hessen auch die Presse informieren. Hierzu verschickten wir das unten stehende Anschreiben mit der Ausführlichen Pressemitteilung im Anhang.

Diese finden Sie hier: PM Druckversion

 


 

Sehr geehrte Damen und Herren,

In der letzten Woche haben wir verschiedene offene Briefe verschickt, in denen wir Frau Hinz sowie ihrer Staatssekretärin Frau Tappeser Vetternwirtschaft, Vorteilsnahme sowie bewusste Falschaussagen im Zusammenhang mit der FSC-Zertifizierung für den hessischen Staatswald  vorwerfen.

Im Sommer letzten Jahres wurde bekannt, dass die Ministerin die „Vergleichende ökonomische und ökologische Bewertung der schrittweisen FSC Zertifizierung im Hessischen Staatswald“ durch HessenForst AöR fast 1,5 Jahre lang unter Verschluss gehalten hat. Auf massiven Druck der Öffentlichkeit wurde schließlich eine geschwärzte Version veröffentlicht die ein vernichtendes Urteil über den FSC fällt:

„Betrachtet man die drei Säulen der Nachhaltigkeit sind zum jetzigen Zeitpunkt keine signifikanten Verbesserungen durch die FSC Zertifizierung erkennbar. Demgegenüber stehen finanzielle und volkswirtschaftlich langfristig spürbare negative Effekte.“

Im Januar wurde ein externes Gegengutachten veröffentlicht – diesmal ohne geschwärzte Passagen. UNIQUE, die hiermit beauftragte Firma, ist selbst Mitglied im FSC. Trotzdem bestätigt auch dieses Gutachten, dass die FSC-Zertifizierung keinen ökologischen, ökonomischen oder sozialen Vorteil für den hessischen Staatswald bedeuten würde. Diese Tatsache wurde in der Pressemitteilung des Umweltministeriums bezüglich des UNIQUE-Gutachtens sowie in der Rede der forstpolitischen Sprecherin der GRÜNEN Frau Feldmayer im Landtag, konsequent ignoriert.

Statt aufgrund der zweifachen negativen Beurteilung von den Zertifizierungsbestrebungen abzuweichen oder diese zumindest intern zu prüfen, beharrt die Partei weiterhin darauf, dass der FSC einen „wichtigen Beitrag leisten [wird], den Hessischen Staatswald in ökologischer Sicht nochmals deutlich aufzuwerten“. Zudem sollen zusätzliche „3.5 Millionen Euro im Jahr“ an Mehreinnahmen generiert werden.

Beide Aussagen sind weder im Gutachten zu finden, noch entsprechen sie der Wahrheit. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall – durch die Zertifizierung werden laut Gutachten 8 bis 11 Millionen Euro weniger eingenommen werden. Entnehmen Sie weitere Informationen hierzu auch unserem ausführlichen Schreiben an den Rechnungshof.

Die Dreistigkeit, mit der fundierte Fakten zugunsten der wirtschaftlichen Interessen des FSC verdreht werden, macht uns sprachlos. Leider ist dies jedoch kein Einzelfall sondern im FSC-„System“ gängige Praxis. Eine Prüfung, inwieweit das bisherige Verhalten rechtswidrig war, obliegt anderen Instanzen, dass es falsch war, steht unserer Meinung nach außer Frage. Inwieweit Frau Hinz hierdurch Steuergelder verschwendet hat, wird nun vom Rechnungshof geprüft.

Frau Hinz oder andere Politiker der Grünen oder des Koalitionspartners sind nicht bereit, sich mit der Problematik – und unserem Anliegen – auseinander zu setzen. Wir werfen Frau Hinz vor, Ihr Amt zu missbrauchen, um ein Projekt durchzupressen, das extrem teuer ist und einzig FSC-Interessen dient. Ein Nutzen für Wald und Wähler*innen besteht explizit nicht. Wir fordern Frau Hinz deshalb nachdrücklich auf, sich der Diskussion zu stellen und ihre Falschaussagen zur FSC-Zertifizierung umgehend klarzustellen, bzw. von der geplanten Zertifizierung abzusehen.

Für Nachfragen oder die Bereitstellung weiterführender Informationen stehen wir wie immer jederzeit gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

Arbeitsgruppe FadFSC

 

 

FSC-Artikel im Newsletter von Skydda Skogen/Protect the Forest

Im aktuellen Newsletter veröffentlicht Protect the Forest (schwedisch: Skydda Skogen) einen Artikel zu einem offenen Brief, den FSC-zertifizierte Betriebe an schwedische Entscheidungsträger verschickt haben. Der Artikel zeigt eines der Probleme der FSC-Zertifizierung auf, nämlich die Problematik der verschiedenen Standards. In Schweden wird eine Waldbewirtschaftung geduldet, ja teilweise sogar verlangt, die in Deutschland gegen geltendes Recht verstoßen würde. Der FSC belegt hierdurch (wieder einmal), dass er keinesfalls eine nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder garantiert – und das offensichtlich nicht einmal anstrebt. Siehe hierzu auch unsere Fotoreihe zu riesigen Kahlschlägen biologisch wertvoller Wälder in Schweden – einfach hier klicken.

Der gesamte Newsletter kann auf Schwedisch und Englisch hier eingesehen werden. Eine (sehr rudimentäre) Übersetzung folgt weiter unten.

Besuchen Sie auch die Website der NGO für mehr Informationen zu ihrer Arbeit – Informationen sind an dieser Stelle auch auf Deutsch erhältlich.

 


 

In Schweden soll eine große Menge biologisch erhaltenswerter Wälder gefällt werden. In einem offenen Brief vom 9. Dezember forderten 90 Repräsentatnen aus 70 FSC-zertifizierten Unternehmen von Großkonsum-Staaten in Europa, Wälder mit großer Schützenswürdigkeit in Schweden permanent zu schützen. Schweden ist der drittgrößte Exporteur von Papier, Papierbrei und Sägeholz der Welt. Auch Deutschland zählt neben Großbritannien und den Niederlanden zu den größten Abnehmern. Repräsentanten dieser europäischen Unternehmen warnten, dass sie – sollten Ihre Forderungen nicht erfüllt werden – in Betracht ziehen könnten, den Handel mit schwedischen Waldprodukten auszusetzen.

Die unterzeichnenden Unternehmen sorgen sich um mehrere hochgradig erhaltenswerte Wälder, die von zertifizierten Forstunternehmen wie Sveaskog, Stora Enso und SCA gefällt werden sollen. Sie appellieren an die schwedische Regierung, die Schwedische Forst Agentur und die zertifizierten Waldunternehmen, diese Wälder permanent zu schützen.

In Schweden steht ein bedeutender Anteil der verbleibenden Naturwälder Europas. Schweden ist engagiert, seine Biodiversität durch internationale und nationale Umweltziele zu schützen. Trotzdem ist der Staat weit davon entfernt, diese Ziele zu erreichen. Der Forest Stewardship Council (FSC) ist ein Waldzertifikat für nachhaltige Waldwirtschaft. Dem FSC-Standard zufolge sollten hochgradig erhaltenswerte Wälder aus der Bewirtschaftung heraus genommen werden. Trotzdem werden viele biologisch erhaltenswerte Wälder von der zertifizierten Waldbewirtschaftung in Schweden gefällt.

Im offenen Brief heißt es: „Es ist inakzeptabel, dass diese Restbestände von hochgradig schützenswerten Wäldern, die einzigartig und Teil der letzten Wildnis in Europa sind, keinem permanenten Schutz unterstehen und unter der Fahne des FSC gefällt werden. Das untergräbt klar die Glaubwürdigkeit des FSC. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung sollte die Biodiversität, Arten und natürliche Umwelt nicht verschlechtern.

Die Unternehmen, die diesen offenen Brief  unterzeichnet haben, arbeiten mit allem von Druck, Verpackung und Recycling bis hin zu Inneneinrichtung und Konstruktion, wie auch der Waldwirtschaft. „Konsumenten wollen sicher sein, dass sie ein verantwortungsvolles Produkt erwerben. In Deutschland unterstützt das FSC-Label eine Natur-orientierte Waldwirtschaft und hohe Umweltstandards, während sie in Schweden zerstörende Kahlschläge unterstützt. Für den Konsumenten ist das sehr verwirrend und verzerrt den Wettbewerb. Die Glaubwürdigkeit der gesamten schwedischen Waldwirtschaft und der FSC-Zertifizierung ist bedroht“, sagt Knut Sturm, Vorsitzender der Lübecker Stadtwaldverwaltung in Deutschland.

Die Initiatoren des Anschreibens sind die schwedische NGO „Protect the Forest“ und die deutsche NGO Robin Wood. „Wir können es uns nicht leisten diese wertvollen, letzten verbleibenden alten Wälder zu verlieren. Der Verlust der Biodiversität ist kritisch und es besteht dringender Bedarf, wissenschaftlich Naturschutz-orientiert zu handeln statt auf einer Produktionsorientiertung zu beharren. Wir hoffen, dass dieser Brief für Entscheidungsträger in der schwedischen Regierung, der Schwedischen Waldagentur und der Waldwirtschaft die Augen öffnet. Alle hochgradig erhaltenswerten Wälder müssen permant geschützt werden“, sagt David van der Spoel, Sprecher von Protect the Forest.

 

eurobinia in brand eins: Kritik am FSC

In der Ausgabe 09/2012 des Wirtschaftsmagazins brand eins schien ein Artikel, der unter anderem auf jahrelangen Recherchen von eurobinia beruht. Er enthält unter anderem ein Interview mit Andre de Freitas, Geschäftsführer der FSC International Center GmbH, der ASI GmbH und der Global Development Company GmbH, sowie Teile eines Interviews mit Gerriet Harms. Kritisch, aber sachlich, erläutert brand eins wie der FSC “seinen Erfindern, Konzernen, Kunden und der Politik” nutzt – “Nur der Umwelt herzlich wenig”.

Zusammenfassend: Sowohl für Kenner der Materie als auch bisher Uninformierte absolut lesenswert!

Der Artikel bei brand eins online: http://www.brandeins.de/magazin/interessen/die-stempel-industrie.html

Hier finden Sie auch noch eine PDF-Version des Artikels.

Der Pakt mit dem Panda

Am 22. Juni 2011, 23.30 Uhr erschien in der ARD der Beitrag “Der Pakt mit dem Panda”. Der Film bietet Einblicke hinter die Fassade des WWF, der möglicherweise einflussreichsten Lobbyorganisation der Welt. Dokumentarfilmer Wilfried Huismann zeigt Geschichten, die deutliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit des grünen und ehrlichen Images des WWF wecken. Für den Zweck dieser Website ist das besonders interessant, weil der WWF einer der größten Verfechter des FSC ist und Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit damit ein weiterer Beleg für die Schwierigkeiten des FSC-Systems.
Der vollständige Filmbeitrag ist aktuell weder in der ARD-Mediathek noch auf youtube verfügbar. Auf dailymotion ist er jedoch noch zu finden: http://www.dailymotion.com/video/xqjbli

Weitere Informationen zu dem Pakt mit dem Panda:

http://www.tvdigital.de/programm/der-pakt-mit-dem-panda-was-uns-der-wwf-verschweigt_62016043

http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Pakt_mit_dem_Panda

http://de.wwfdoku.wikia.com/wiki/WWF-Doku_%22Pakt_mit_dem_Panda%22_Wiki

 

FSC setzt den Bundesverband Säge- und Holzindustrie Deutschland unter Druck

Nach dem der Bundesverband Säge- und Holzindustrie Deutschland (BSHD) am 11. März 2011 in seinen aktuellen Nachrichten unter dem Titel “FSC-Zertifizierung rettet keine Wälder” die Ergebnisse einer Diplomarbeit präsentierte, versucht die FSC Arbeitsgruppe Deutschland den BSHD unter Druck zu setzten und fordert die Löschung des Beitrages.
Der Beitrag des BSHD zeigt die kritische Auseinandersetzung der Diplomarbeit von Jana Förste mit den Strukturen und Zielen des FSCs. In Ihren Schlussfolgerungen schreibt Frau Förste, dass die Zertifizierung, wie sie derzeit gestaltet ist, weder zum Erhalt von Wäldern noch zu ihrer nachhaltigen Nutzung beitragen kann. Weiterlesen

Kahlschlag für Ökoholz – Report Mainz

Am 14. Februar 2011 wurde der Beitrag “Kahlschlag für Ökoholz” in die Report Mainz-Sendung aufgenommen. Der FSC reagierte hierbei mit einer Stellungnahme, die bereits am Dienstag den 15.02.2011 veröffentlicht wurde. Interessierte finden sie hier: Stellungnahme des FSCs. Wie gewohnt versucht der FSC die Darstellung zu relativieren, greifbare Argument oder konsequente Handlungen sind jedoch nicht zu erkennen. Widerlegen kann der FSC die Inhalte der Sendung jedenfalls nicht.

Wir hoffen, dass nun auch andere Medien diese Thematik aufgreifen und die Hintergründe des FSCs weiter beleuchten. Auch wenn einige Umweltorganisationen sich noch immer an den FSC klammern, darf der Irrtum, dass das FSC Siegel für umweltfreundliche und legale Waldwirtschaft einsteht, nicht weiter verbreitet werden. Die Argumentation der NGOs, dass ein schlechtes Zertifizierungssystem immer noch besser als gar keins sei, darf kein Grund sein, Greenwashing und Verbrauchertäuschung zu unterstützen.

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