Der WWF-Skandal und die Auswirkungen auf den FSC

In den letzten Tagen haben verschiedene Medien darüber berichtet, dass der WWF mit Wildhütern zusammen arbeitet, die Menschen foltern und töten. Einige Artikel hierzu finden sich beispielsweise hier beispielsweise in der

der Tagesschau

Aargauer Zeitung

dem Spiegel

der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

noch einmal der Frankfurter Allgemeinen Zeitung

dem Handelsblatt

Als einer der größten Befürworter des FSC, einer Organisation die die Weltanschauung des FSC teilt und understützt und einem unermüdlichen Bestreben, den FSC zu fördern und seine Richtlinien zu implementieren; welche Rückschlüsse lässt solches Verhalten auf den vom WWF gegründeten FSC zu?

Der WWF steht hier nicht allein unter Kritik, auch auf den FSC als vom WWF gegründeter Konzern fallen diese Anklagepunkte zurück – die Artikel sind allerdings gerade nur auf Englisch verfügbar:


FSC-watch kommentiert die ARTE Dokumentation: Bozovich und der Skandal um “Controlled Wood” in Peru

Hierbei handelt es sich um eine Übersetzung des ursprünglichen Artikels “ARTE Documentary: Bozovich and the scandal of “controlled wood” in Peru. FSC is “no guarantee of legality””

Angelehnt ist der Report an die erwähnte Arte-Dokumentation, die sich ebenfalls auf diesem Blog befindet

In der Fernsehdokumentation „Die Ausbeutung der Urwälder“ besuchen die ARTE Journalisten Manfred Ladwig und Thomas Reutter die Arbeitsorte der Bozovich Timber Products, eine FSC zertifizierte Holzfällerfirma, welche durch die deutsche Bundesregierung unterstützt wird. Die Journalisten fragen, ob die Gewährleistung der FSC Standards entlang der Lieferkette dort besser gewährleistet ist, als in Vietnam oder Kambodscha.
Um dies herauszufinden, begeben sich die beiden auf eine Reise mit der Firma und filmen den Holzeinschlag in der Otorongo-Konzession. Im Sägewerk der Firma ist FSC zertifiziertes Holz an den Enden rot, nicht-FSC konformes Material blau eingefärbt. Normalerweise sollte das Holz physisch voneinander getrennt sein, dies ist allerdings nicht der Fall.
Sie sprechen mit Simon Counsell, Mitglied der Rainforest Foundation UK sowie Gründungsmitglied von FSC Watch). Auf seinem Bildschirm scrollt Counsell durch den FSC Produktkettenstandard FSC-STD-40-004 V3-0 und hält bei folgender Tabelle an:


Anhand der Tabelle erklärt Counsell das Problem:
“Man könnte denken, dass ein Produkt mit einem FSC Etikett eine einfache Nachricht beinhaltet: Das Holz in diesem Produkt ist aus einer akzeptablen Quellen welche von FSC Auditoren überprüft wurde.”
„Das Label FSC 100%, welches ausschließlich FSC zertifiziertes Holz beinhaltet, ist tatsächlich nur ein kleiner Teil des Gesamtbildes. Alle anderen Teile sind was der FSC euphemistisches „Controlled Wood“ bezeichnet. Controlled Wood ist solches [Holz], welches eben tatsächlich nicht kontrolliert wurde.“
“Anstatt das Auditoren im Auftrag des FSC in den Wald gehen um Holzfirmen zu überwachen, geschieht die Überwachung von weit entfernten Schreibtischen in Bonn oder London.“
Kim Carstensen, Direktor des FSC, erkennt an, dass Controlled Wood kontrovers ist und sagt Ladwig und Reutter:
“Controlled Wood ist eine der großen Kontroversen innerhalb des FSC. Es war schon immer eine große Kontroverse. Die gute Nachricht ist, dass wir das Controlled Wood System gestärkt haben und ich denke, dass jeder zustimmen wird, dass es jetzt ein gewisses Maß an Kontrolle gibt.“
Ladwig und Reutter wollen herausfinden, was „ein gewisses Maß an Kontrolle“ in Peru bedeutet.
Sie treffen die Direktorin der EIA Peru [Environmental Investigation Agency], Julia, Maria Urrunaga. Im Februar 2018 hat die EIA einen Bericht zum Thema illegaler Holzeinschlag in
Peru unter dem Namen „Moment of Truth“ veröffentlicht.
Dieser Bericht ist der jüngste Teil einer Serie von Berichten zum Thema illegaler Holzeinschlag in Peru. Der erste Bericht erschien 2012:

Ein 2012 von der EIA verfasster Bericht mit dem Namen “The Laundering Machine” stellte fest, dass “der größte Holzexporteur Perus, Maderera Bozovich, in dem Zeitraum [Jan ’08 bis Mai ‘10] Lieferungen unter 152 CITES Lizenzen exportierte von denen mindestens 45% aus
illegalen Quellen stammten.”
Der jüngste Bericht der EIA, “Moments of Truth”, stellt fest, dass FSC “keine Garantie für Legalität ist“:
Die Bozovich Gruppe ist eins von mehreren ADEX [Vereinigung der Exporteure] Mitgliedern mit FSC Waldbewirtschaftungs- und Produktkettenzertifzierung. Eine weitere Firma mit FSC Zertifzierung ist Inversiones La Oroza, deren Exporte sowohl von peruanischen als auch
amerikanischen Behörden auf illegales Holz untersucht wurden. Inversiones La Oroza bekam 2015 eine FSC Produktkettenzertifizierung für das Sägewerk in Loreta und im Spetmeber 2017 ein Waldbewirtschaftungszertifikat für ihren Waldbesitz.
Das peruanische Forstgesetz No. 29763 Artikel 127 erwähnt Zertifizierung ausdrücklich als ein Werkzeug der Nachverfolgung und der FSC hat lange sein System als Methode zur Nachverfolgung angepriesen. Dennoch verlangt das FSC System keine physische
Nachverfolgung der Holzprodukte entlang der Wertschöpfungskette, sondern greift auf ein mengenbasiertes Bilanzierungssystem zurück. Zudem beziehen sich die Poduktkettenzertifikate nie auf die Produkte an sich, sondern nur auf die Werke, in denen sie produziert wurden. Es besagt, dass ein Sägewerk grundsätzlich fähig ist, zertifzierte und nicht
zertifizierte Ware physisch zu trennen. So kann ein Sägewerk FSC CoC zertifiziert sein, ohne tatsächlich zertifiziertes Material zu produzieren.
CoC Zertifikate warden häufig in Kombination mit dem FSC “Controlled Wood” Label, welches darauf abzielt, Holz aus illegalen oder kontroversen Quellen zu vermeiden, benutzt. Zugleich entspricht dieses Holz aber nicht den FSC Kriterien der Waldbewirtschaftung. „Controlled Wood“ bedarf keiner Zurückverfolgung zum Einschlagsort und vor-Ort
Überprüfungen werden nur bei einem kleinen Teil der Lieferanten durchgeführt. Inversiones La Oroza verarbeitet „Controlled Wood“ zusätzlich zu zertifiziertem Material.
Die EIA Mitarbeiterin Julia Maria Urrunaga berichtet Ladwig und Reutter, dass Dokumente in der peruanischen Holzindustrie oft gefälscht sind. Sie zeigt ihnen eine Tabelle des letzten Urrunaga erklärt folgendes:


“In diesem, wie in dem davorgehenden, Bericht stellen sie [Bozovich] die meisten gefälschten Dokumenten. Natürlich sind sie der größte Exporteur, klar, deshalb ist das keine Überraschung. Das Problem ist aber, dass sie regelmäßig eine große Anzahl an gefälschten Dokumenten stellen. Von den 419 Dokumenten, die sie benutzt haben und die hier
stichprobenartig überprüft wurden, waren mindestens 62 gefälscht. Das wurde durch die Behörden, damit meine ich den Staat, festgestellt.
Carstensen antwortet den ARTE Journalisten, dass er den EIA Bericht kennt:
“Uns sind die EIA Berichte um Bozovich bekannt. Uns ist auch bekannt, dass amerikanische Behörden sich mit einigen der Fälle beschäftigt haben. Nach unserem Wissen war kein Material FSC zertifziert oder mit einem FSC Label versehen. Nach unserem Wissen könnte es Probleme geben, aber diese haben keinen Bezug auf FSC Produkte. Deshalb haben wir immer noch Interesse an der Firma. Sollte die Firma auf irgendeine Art in illegale Aktivitäten verwickelt sein, ist das natürlich für uns von Interesse.“
Es ist allerdings interessant, dass Carstensen nicht im Geringsten besorgt scheint, dass Bozovich als Fälscher von Frachtpapieren enttarnt wurde.
Und die passiert seit Jahren. Der 2012 veröffentlichte EIA Bericht stellte fest, dass „die für den Berichten gesammelten und analysierten Informationen zeigen ein ernsthaftes Problem in Bezug auf den legalen Ursprung eines Großteils der Produkte, die durch Bozovich vertrieben
werden. Die muss nicht notwendigerweise auch für die FSC Produkte gelten.“
Ladwig und Reutter besuchen den Hafen von Pucallpa und finden große Berge an Holz, das für den Export bestimmt ist. Ihr Schiffsführer teilt ihnen mit, dass alles illegal eingschlagenes Holz ist. „Das ist hier ein offenes Geheimnis“, sagt er.


Von hier geht das Holz an andere Holzfirmen – mit gefälschten Papieren. Die Journalisten kommentieren, dass jemand, der Dokumente und Stempel vertraut entweder naiv oder geschmiert ist.

Unsere Pressemitteilung zum Greenpeace-Austritt

Im Anschluss an die Berichte über die Beendigung der Mitgliedschaft von Greenpeace International und im Anschluss auch von Greenpeace Deutschland im FSC haben wir Anfang dieser Woche ebenfalls öffentlich Stellung bezogen:

 

FSC-Gegner fordern Greenpeace auf, dem FSC sämtliche Unterstützung zu entziehen

 Die Oldenburger Arbeitsgruppe „Fragen an den FSC“ (FadFSC) begrüßt die Entscheidung von Greenpeace International, die Mitgliedschaft im Forest Stewardship Council (FSC) nicht zu verlängern. Einen „wichtigen ersten Schritt“ nennen sie die Entscheidung der NGO, und „längst überfällig“. Trotzdem ist die Arbeitsgruppe, die in den vergangenen Tagen in vielen Medienberichten zu diesem Thema erwähnt wurde, unzufrieden. „Es ist großartig, dass Greenpeace endlich eingesteht, dass [der FSC] nur Show ist. Das heißt aber erstmal nichts weiter, als dass sie mit großem Brimborium ihre Mitwirkung beendet haben – nicht, dass sie den Verein nicht weiter unterstützen“ sagt Gerriet Harms. Harms hat sich seit der Gründung des FSC gegen den Konzern engagiert, lange Zeit als Alleinkämpfer.  Seitdem ist die Gruppe gewachsen und bloggt für „Transparenz und Aufklärung“, wie sie auf ihrer Website schreiben.

Dass Greenpeace sich entschlossen hat, „nach jahrelanger Kritik unsererseits, was das Verhältnis von FSC und Greenpeace betrifft“ seine FSC-Mitgliedschaft zu beenden, empfindet Harms als einen wichtigen ersten Schritt. Auch dass die deutsche Landesgruppe nachgezogen hat und ihre Mitgliedschaft ebenfalls nicht verlängern wird begrüßen die Oldenburger ausdrücklich. Trotzdem geht das ihrer Meinung nicht weit genug. „Es muss mehr getan werden“, sagt Harms, „Greenpeace muss sich wesentlich konsequenter gegen den FSC wenden, solange dieser [beispielsweise] die Vernichtung von Primärwäldern zulässt. Anderenfalls müssten sie ihre Reputation als Waldschutzorganisation verlieren.“

Vorschläge, wie dieses konsequentere Verhalten aussehen könnte, listet die Arbeitsgruppe auf ihrer Website. Darunter befindet sich auch die von Harms seit der Enquete-Kommission zum „Schutz der Erdatmosphäre“ (1987-1990) geforderte, gesetzlich verankerte Volldeklaration von Holz. Diese beinhaltet, dass Holz im Handel mit dem botanischen Namen, dem Handelsnamens, dem Ursprungs- beziehungsweise Wuchslande, der Waldformation (primär/sekundär/tertiär) sowie der Ursprungs-Klimaregion gekennzeichnet wird. Anders als im FSC würde die Korrektheit dieser Angaben staatlich geprüft und ein Vergehen strafrechtlich verfolgt werden. Nur so könne, nach Ansicht der Arbeitsgruppe, die Legalität und Herkunft des Holzes gesichert werden. Statt der privatwirtschaftlichen FSC-Zertifizierung sollte die „Volldeklaration […] integraler Bestandteil der Beschaffungsrichtlinien des Bundes und der Gemeinden, sowie des Holzhandelssicherungsgesetzes und der EUTR (European Timber Regulation) sein“, sagt Harms.

Weitere Informationen finden sich auf der Website der Arbeitsgruppe.

Greenpeace International beendet Mitgliedschaft im FSC!

… nach etlichen Jahren beständiger Kritik von unserer Seite und zunehmendem Druck aus der Öffentlichkeit scheint Greenpeace International endlich zu der Einsicht gelangt zu sein, dass eine weitere Unterstützung des FSC sich nicht mit Ihren Statuten vereinbaren lässt. Die originale Pressemitteilung findet sich auf der Website von Greenpeace International, eine Übersetzung unsererseits folgt in Kürze.

 

Gründe

Als Grund für den Ausstieg nennt Greenpeace International die mangelnde Transparenz und kritisiert indirekt die ineffektive Implementierung des Siegels:
“Wenn effektiv implementiert, kann der FSC die Rechte der Menschen verteidigen und die Waldbewirtschaftung verbessern, wir glauben aber nicht länger daran, dass FSC allein konsequent genug Sicherheit garantieren kann, insbesondere dann, wenn die Wälder multiplen Bedrohungen ausgesetzt sind. FSC wird nicht konsequent genug angewendet, insbesondere in Regionen mit schwacher Regierung.” (Übersetzung aus der englischprachigen originalen Pressemitteilung).

Andere, sekundäre Pressemitteilungen führen weiterhin aus:

“In Gebieten mit hohem Erhaltungswert (HCV, High Conservation Value: eine Eigendefinition des WWF, die eigentlich sämtliche Primärwälder umfassen müsste, es aber nicht tut), insbesondere intakte Moor- und Waldlandschaften (IFL, Intact Forest Landscapes) sind durch Abholzung, Trockenlegung und Ausbeutung aus Sicht von Greenpeace, neben allen anderen Holzzertifzierungssystemen, auch Gebiete mit FSC Zertifizierung in den Hoch-Risiko Ländern nicht genug geschützt.” -> 28.03.2018, Fordaq

Greenpeace geht laut Handelsblatt weiterhin soweit, den FSC als “Instrument für die Forstwirtschaft und die Gewinnung von Holz” zu bezeichnen.

 

Konsequenzen

FSC International betont, dass eine Ländergruppen (wie beispielsweise auch die in Deutschland) weiter im FSC verbleiben werden, um die “stärkere Implementierung auf nationaler Ebene voran zu treiben”. Auch wird Unternehmen weiterhin empfohlen, das FSC Siegel anzustreben, wenn nach “Frischfasern” verlangt wird, die nicht aus recycleten Quellen gewonnen werden können – und der FSC bleibt “auch in Zukunft der einzige Ansprechpartner von Greenpeace bei Zertifizierung von Wald und Holz vor allem wenn es sich um 100% FSC zertifiziertes Holz handelt und nicht aus den oben erwähnten Hoch-Risiko-Ländern kommt”. Die wohl einzige Konsequenz dieser Entscheidung ist demzufolge die Berichterstattung in der Presse, die mit zunehmender Hinterfragung der FSC-Praktiken einher geht. Von nun an kritischere Berichterstattung und/oder eine offenere Kommunikation der Schwachstellen durch Greenpeace ist höchstwahrscheinlich nicht zu erwarten.

Trotzdem liest sich die “Stellungnahme zu Forstzertifikaten und Empfehlungen für Unternehmen und Konsumenten” nun deutlich kritischer als zuvor. Das könnte tatsächlich ein guter erster Schritt in Richtung Verbraucheraufklärung sein. Außerdem bemerkenswert: Greenpeace betont ausdrücklich, dass weder der internationale Verband noch die Ländergruppen Mitglied im PEFC sind – PEFC ist verfügt “nicht über die notwendigen Grundlagen zum Schutz sozialer und ökologischer Werte […] und [dient] in erster Linie den Interessen der Holzindustrie.” (euwid)

 

Kurze Bewertung

Man kann diesen sicherlich pressewirksamen Schritt von Greenpeace als positives erstes Symbol für das Eingeständnis vergangener Fehlentscheidungen bewerten. Leider ist der Schritt wohl wirklich nur symbolisch, da Greenpeace weitere Zusammenarbeit mit dem Siegel betont und Ländergruppen weiterhin Mitglied bleiben können. Dementsprechend geht er nicht ansatzweise weit genug. Trotzdem möchten wir Greenpeace International dazu gratulieren, ein erstes Eingeständnis gemacht zu haben. Wir hoffen, dass nicht weitere 25 Jahre lang schützenswerte Wälder kahl geschlagen und tausende Menschen ausgebeutet oder betrogen werden müssen, bis sämtliche NGOs sich daran erinnern, dass ihr eigentlicher Job ist, genau das zu verhindern.

Auch unsere Kollegen von fsc-watch haben schon berichtet, der vollständige (englischsprachige) Artikel ist hier zu finden.

 

Ausführliche Stellungnahme von FadFSC

Anmerkung: wir hatten hierzu auch bereits eine Pressemitteilung veröffentlicht, die ausführlich kommentiert wurde. Diese ist unter folgendem Link zu finden, wird aufgrund der Erhaltenswürdigkeit der Kommentare jedoch nicht in diesen zusammenfassenden Artikel übernommen.

Anders als in verschiedenen Presseberichten ausgeführt, ist Greenpeace keinesfalls aus dem FSC ausgestiegen, oder hat sich gegen ihn gewendet. Es ist tatsächlich (erst einmal) „nur“ die Mitgliedschaft beendet worden. Und das betrifft unseres Wissens nach bisher auch nur Greenpeace International und nicht die Ländergruppen, die weiterhin Mitglieder bleiben können – Greenpeace International zufolge um die „stärkere Implementierung auf nationaler Ebene voran zu treiben“. Auch hat Greenpeace dem FSC nicht seine generelle Unterstützung entzogen. Im Gegenteil, der FSC soll „auch in Zukunft der einzige Ansprechpartner von Greenpeace bei Zertifizierung von Wald und Holz“ bleiben.

Doch was für Konsequenzen wird das mit sich bringen?

Der FSC wird seine Praktiken nicht ändern, sich höchstwahrscheinlich nicht einmal öffentlich zu den von Greenpeace erwähnten Kritikpunkten (mangelnde Transparenz und inkonsequente Durchsetzung) äußern. Der FSC tut, was er immer tut – schweigen, und seine „Arbeit“ wie gewohnt fortsetzen. Wenn Greenpeace den FSC weiterhin unterstützt büßen sie damit ihren Status als „Waldschutzorganisation“ ein – da ihre jetzige Lossagung dementsprechend als Öffentlichkeitsinstrument und nicht als inhaltliche Distanzierung zu bewerten ist.

Damit ist Greenpeace mitverantwortlich für (hier nur einige Beispiele/Auszüge):

  • Waldrodungen, beispielsweise um Platz zu machen für Palmölplantagen
  • Kahlschläge, vor allem in borealen Wäldern
  • Die großflächigen Totalräumungen beispielsweise in Schweden um die in Deutschland durch Flächenstilllegung fehlenden Holzmengen nach Europa zu transportieren
    • Mit all den negativen Konsequenzen, die sowohl die ökologisch deutlich schlechteren Ernte- und Verarbeitungsbedingungen als auch der lange Transport mit sich ziehen
    • (Das ist im Übrigen ein hervorragendes Beispiel dafür, wie eine Waldbewirtschaftung à la „wellmanaged“ für den FSC aussieht)
  • Die deutliche Erhöhung des Arbeitsrisikos für Waldarbeiter, beispielsweise in Deutschland
  • Die Bedrohung der , die der FSC mit wissenschaftlich unfundierten, teilweise vollkommen aus der Luft gegriffenen Forderungen in Kauf nimmt
  • Die massive Entwertung und/oder Vernichtung von Holzernten durch Insekten, die durch den Minimaleinsatz von Insektiziden verhindert werden könnte (und den damit einher gehenden ökologischen und ökonomischen Folgen bei „Ersatzlieferungen“ aus dem Ausland)
    • Wiederum ein gutes Beispiel für wissenschaftlich unfundierte Forderungen

Dementsprechend fordern wir Greenpeace auf:

  1. … sämtlichen Aktivitäten unverzüglich die Unterstützung zu entziehen, die mit „nachhaltigen“, „wellmanaged“ oder ähnlich bezeichneter Nutzung von Primärwäldern einher gehen. Primärwälder können sowohl per Definition als auch nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht nachhaltig genutzt werden, da sie im Moment der Entnahme eines Baumes (mit all den Begleiterscheinungen wie beispielsweise Wegebau, Erschließung, Waldschäden durch Rückegassenabständen usw) ihren ökologischen Status des Klimaxwaldes verlieren. Im Gegenteil, bisherige Praxisbeispiele haben gezeigt, dass oft ganze Ökosysteme zusammen brechen, wenn versucht wird, einen Primärwald holzwirtschaftlich zu nutzen.
  2. … diese Tatsache aktiv wie passiv öffentlich zu kommunizieren, da scheinbar weitestgehend unbekannt ist was Primärwälder sind und warum sie nicht genutzt werden können.  -> Das ist im Übrigen, liebe Greenpeace-Arbeitsgruppen, genau eure Aufgabe!
  1. … international sowie Regional klar zu stellen, dass ein Nutzungsverzicht in temperierten Sekundär- und Tertiärwäldern niemals bedeuten kann, dass auf dieses Holz verzichtet wird, sondern dass die entsprechenden Mengen in Primärwäldern geschlagen werden, die hiermit unwiderruflich verloren gehen.
  2. … sich von den COC Labels FSC Mixed und FSC Recycled aktiv und passiv zu distanzieren und Verbraucher darüber aufzuklären, dass dementsprechend gekennzeichnete Produkt nicht eine einzige Faser „nachhaltig erzeugtes“ beziehungsweise FSC-zertifiziertes Holz enthalten muss. (Mehr hierzu in unserem Warenflussdiagramm)
  3. … klarzustellen, dass der FSC entgegen weit verbreiteter Meinung kein deutscher Verein/keine deutsche Gesellschaft ist sondern ein Konzern mit Sitz in Oaxaca, Mexiko, der unter mexikanischem Recht handelt und sich dementsprechend jeglicher Kontrolle entzieht – und bei dem sie jetzt erst, nach 25 Jahren, ihre Mitgliedschaft beendet haben.
  4. … klarzustellen, dass eine sogenannte stakeholder-Beteiligung in Primärwäldern nahezu unmöglich ist, da viele indigene Völker nach wie vor keinen Zugang zu Medien haben. Wir zitieren an dieser Stelle immer gerne Bruno Manser: „Der Wald hat kein Telefon“. Eine Abholzung ihres natürlichen Lebensraumes – unabhängig von (meist nicht erfolgten) Kompensationszahlungen oder Entschädigungen – kann nur in Ausnahmefällen im Interesse eines Volkes sein. Reale stakeholder-Beteiligung würde dementsprechend bedeuten, dass unter FSC keine Primärwaldnutzung stattfinden könnte.
  5. … von öffentlichen Beteuerungen, dass der FSC ökologisch oder nachhaltig sei in Zukunft abzusehen und vergangene Äußerungen klar zu stellen. Der FSC selbst vermeidet die Verwendung beider Begriffe seit Jahren wohlweißlich.

Weiterhin fordern wir Greenpeace auf, sämtliche Aktivitäten, die den FSC unterstützen oder ihn protegieren unverzüglich einzustellen. Die einzige Möglichkeit zur Sicherung der Legalität und Herkunft (und ausdrücklich NICHT der Nachhaltigkeit des Holzes) ist in unseren Augen eine gesetzliche Volldeklaration. Wir fordern Greenpeace auf, die Entwicklung einer solchen in Deutschland sowie weltweit zu unterstützen – und zwar auf Basis von wissenschaftlichen Standards, damit Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden können! Dies beinhaltet beispielsweise:

  1. botanischer Name
  2. Handelsname, gegebenenfalls örtlicher Handelsname
  3. Ursprungs-/ Wuchsland (welches durch Isotopenanalyse mittlerweile größtenteils nachprüfbar ist)
  4. Waldformation (primär/sekundär/tertiär)
  5. Klimaregion erste und zweite Ordnung (boreal, temperiert, tropisch; alpin, kontinental,…)

… zur Nachvollziehbarkeit der Herkunft und damit einhergehenden ökologischen Folgen des Holzgebrauches für den Verbraucher.  Diese Volldeklaration muss weiterhin integraler Bestandteil der Beschaffungsrichtlinien des Bundes und der Gemeinden, sowie des Holzhandelssicherungsgesetz und der EUTR (European Timber Regulation) sein.

Wir wollen hiermit keinesfalls ein neues FSC-Siegel erschaffen sondern im Gegenteil die Verantwortung für die Legalität des Holzes von einem Privatunternehmen weg auf staatliche Kontrollverfahren übertragen, sodass ein Verstoß gegen die Volldeklaration strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen würde; Sankionen waren im FSC-System nie vorgesehen und dementsprechend inkonsequent wurden und werden FSC-Regularien von zertifizierten Betrieben umgesetzt.

 

Auch Greenpeace Deutschland steigt aus!

Kurz nach dem Austritt von Greenpeace International ist auch die deutsche Ländergruppe ausgestiegen (korrekterweise: “…wird die deutsche Landesgruppe ihre Mitgliedschaft ebenfalls nicht verlängern”).

Wir zitieren den Artikel aus der swp:

“Mit dem deutschen hat sich der wichtigste Greenpeace-Landesverband zum Austritt entschieden; der größte Teil des weltweiten Spendenaufkommens stammt aus der Bundesrepublik. „Wir wollen uns konsistent verhalten“, erklärt Greenpeace-Waldbeauftragter Christoph Thies.”

Bedauerlicherweise nimmt jedoch auch Greenpeace Deutschland die Chance nicht wahr, aktive und harsche Kritik am FSC zu üben. Stattdessen scheint der “Austritt” nur nach Nachfrage bekannt gegeben worden zu sein. Auch betonen Presseartikel weiterhin die wichtige Funktion des FSC-Siegels. Wir hoffen, dass wenigstens der Austritt selbst ein klares Zeichen an Verbaucher, Industrie, Holzhändler, Umweltschutzorganisationen und alle anderen direkt oder indirekt involvierten potenziellen Unterstützer sendet.

 

Kritisches Interview mit Christoph Thies und Uwe Sayer

Die taz veröffentlichte ein Interview ihrer Autorin Hanna Gersmann mit Christoph Thies (stellvertretend für Greenpeace International) und dem FSC-Geschäftsführer Uwe Sayer.Eine erweiterte Stellungnahme von unserer Seite hoffen wir in den nächsten Tagen hier veröffentlichen zu können, bis dahin verweisen wir jedoch erst einmal nur auf den Arikel:

Taz

… und enden mit den Sätzen, der uns im Gedächtnis geblieben sind:


Uwe Sayer: “Es ist nicht die Rolle des FSC, zu entscheiden, ob in einem Wald Holz geschlagen wird oder nicht.”


Christoph Thies: “(…) machen [Sie] zumindest kenntlich, welche Produkte aus dem Urwald kommen und welche nicht. Dann gibt es ein Siegel für FSC Urwald, eins für FSC Urwald-frei.”

Uwe Sayer: “Das würde vermutlich viele Verbraucher überfordern.”


 

 

 

Geschäftsmodell Wolf

 

„Die Welt“ veröffentlichte vor kurzem einen Artikel, der einen unserer Kritikpunkte an den NGOs sehr anschaulich unterstreicht. Gegründet, um „die Welt zu retten“, sind viele NGOs mittlerweile gut verdienende Unternehmen. So profitieren beispielsweise WWF, Greenpeace, NaBu und BUND am FSC, da Ihnen die Kooperation nicht nur einen Imagegewinn sondern auch große Summen Drittmittel und Fördergelder verschafft. Der besagte Artikel verdeutlicht dies am Beispiel des NaBu mit dem „Geschäftsmodell Wolf“. Die folgenden Ausschnitte wurden vom Bauernverband Schleswig Holstein ausgewählt und auf Facebook gepostet:

 

Der Wolf ist eine gigantische Geldmaschine. Ein grünes Geschäftsmodell, das Ideologie in Abermillionen an Spenden und Steuergelder verwandelt, das Naturschutzfunktionäre in Regierungsämter hievt, Institute von professionellen Wolfsbeobachtern finanziert. Kritik daran, selbst Zweifel, gelten quasi als Umweltverbrechen.

Ein Beispiel dafür ist der Naturschutzbund Deutschland e.V. Der NABU ist auch ein florierendes Unternehmen mit Millionenumsätzen, professionellem Management, einer Abteilung für „Strategische Geschäftsentwicklung“.

Seit 12 Jahren hat der NABU das Projekt „Willkommen Wolf“ unter seine Fittiche genommen. 2016 hat der NABU-Bundesverband nach eigenen Angaben 22.300 Euro an wolfsbezogenen Spenden erhalten. 336.000 Euro kamen durch „Wolfspatenschaften“ herein. Aus dem Goldesel ist der Platinwolf geworden. Weniger wegen dieser Kleinspenden, sondern mehr wegen des Imagevorteils, der sich vortrefflich zu Geld machen lässt.

Über welche Mittel der NABU verfügt, ist nicht ganz einfach zu überschauen. Ausgewiesen sind für den Bundesverband Spenden in Höhe von 5,4 Millionen Euro. Die Gesamterträge belaufen sich auf 44,6 Millionen Euro. 9,2 Millionen davon kamen als staatliche Zuschüsse. Allerdings hat der NABU, der per Gesetz keine wirtschaftlichen Zwecke verfolgen darf, Stiftungen gegründet. Diese Stiftungen können sehr viel diskreter wirtschaften als eingetragene Vereine.

Weitere 3,7 Millionen Euro erlöste der NABU über Kooperationen mitder Industrie. Die Unternehmen zahlen Lizenzgebühren für die Werbung mit einem ökologische Korrektheit versprechenden NABU-Siegel. „Corporate Social Responsibility“ nennen es die Fachleute aus der Wirtschaft, „Greenwashing“ sagen Kritiker zu diesem Geschäftsmodell. Welche Unternehmen, ob Großbrauerei oder Möbelgigant, zu seinen Kooperationspartnern gehören, hat der NABU veröffentlicht. Aber welches Unternehmen mit welchen Beträgen und für was genau? „Aus vertragsrechtlichen Gründen dürfen wir hier keine Antwort geben“, teilte der NABU der „Welt am Sonntag“ mit.

Der NABU hat von diesem Modell profitiert. So hat der Autobauer Volkswagen über viele Jahre lang eine kostspielige Kooperation mit dem NABU gepflegt. Begonnen wurde sie im Jahr 2000. Es hat sich gelohnt. Für beide Seiten. Die Volkswagen AG hat nach eigenen Angaben verschiedene NABU-Projekte von 2002 bis 2015 mit rund 10,6 Millionen Euro unterstützt. Vom Fahrzeug für Wolfsbeobachter über Wanderausstellungen bis hin zu Willkommen-Wolf-Werbebroschüren.

Offiziell war die pikante Partnerschaft zwischen Autokonzern und Umweltorganisation im Dezember 2015 beendet worden. Der Grund: Der VW-Dieselskandal. Der Zusammenarbeit von NABU und VW sei „die Grundlage entzogen“ worden, erklärte Dietmar Oeliger, „Teamleiter Verkehrspolitik“ des NABU im Oktober 2015.

Doch im Gegensatz zu Abgasen stinkt Geld nicht. Wie der VW-Konzern jetzt einräumte – und der NABU bestätigte – läuft ein erheblicher Teil der VW-Zahlungen an den NABU noch bis 2020 weiter, also fünf weitere Jahre über das öffentlich verkündete Ende der Zusammenarbeit hinaus. Allerdings werden diese Zahlungen nicht im Namen der Volkswagen-Sparte VW verbucht, sondern gehen vom Konto der Volkswagen-Tochter „Financial Services“ ab. Dabei handelt es sich um weitere Zuwendungen in Höhe von insgesamt 1,4 Millionen Euro.

Ein Glaubwürdigkeits-GAU für den selbst ernannten Naturschutzbund. Und seine Gegenleistung für insgesamt also fast zwölf Millionen Euro von Volkswagen? „Als Dialogpartner hat der NABU gemeinsam mit Volkswagen den Diskurs über zukünftige Umwelt- und Mobilitätslösungen vorangetrieben“, teilte der Naturschutzbund dazu mit.
Dem Geschäftsmodell Wolf droht auf absehbare Zeit keine Konjunkturdelle.

Umweltministerien sind seit vielen Jahren von Umweltaktivisten durchsetzt. Prominentestes Beispiel: Jochen Flasbarth, SPD-Mitglied und seit 1980 in führenden Positionen beim NABU. Neun Jahre lang, bis 2003, als hauptamtlicher Präsident. Danach wurde Flasbarth Abteilungsleiter im Bundesumweltministerium, danach Präsident des Bundesumweltamtes und seit 2013 bis heute ist er zurück im Bundesumweltministerium, diesmal ganz weit oben: als beamteter Staatssekretär.

Quelle: https://www.facebook.com/BauernverbandSchleswigHolstein/posts/1498225410268738

Parkbankkrise Nürnberg – FSC-Tropenholz

Hintergrund: Die Stadt Nürnberg plante den Einsatz von FSC-zertifiziertem Tropenholz für öffentliche Parkbänke. Sofort haben sich verschiedene kleine Interessengemeinschaften sowie größere Organisationen wie Rettet den Regenwald oder Pro Regenwald dagegen ausgesprochen, was letzten Endes zu einem ausreichend großen öffentlichen Druck führte, dass die Stadt sich gegen den Kauf entschieden hat.

Erschreckend ist jedoch die Tatsache, dass die Umweltschutzorganisationen WWF, Nabu, Oro Verde und der BUND sich noch am 23. Februar an die Stadt Nürnberg mit einem Schreiben wandten, um Überzeugungsarbeit für den FSC und das Tropenholz zu leisten:  offener_brief_wwf_nabu_bund_oroverde

Auch der FSC selbst hatte ein Schreiben (2009-09-03_stelllungnahme_tropenholz_nuernberg) an die Stadt Nürnberg geschickt, um Bedenken gegen das geplante Tropenholz zu beseitigen. Allein die Tatsache, das der FSC allen Ernstes die Entscheidung für Tropenholz als eine “verantwortungsvolle Beschaffung” wertet, und dabei das einheimische Holz (selbst das zertifizierte) völlig außen vor lässt, ist unglaublich.

Wir haben hierauf am 03.12.2009 das folgende Schreiben verschickt:

Sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem wir schon des Öfteren mit dem FSC in Berührung kamen, haben wir auch die Diskussionen um die Parkbänke in Nürnberg hin und wieder verfolgt. Leider bleibt gar nicht so viel Zeit, um zu allen Schreiben und Aussagen, die in diesem Zusammenhang gefallen sind, Stellung zu nehmen. Wie Sie sicherlich wissen, betrachten wir aufgrund der bekannten Probleme den FSC kritisch. Immer wieder gibt es um den FSC Skandale,  öffentliche Kritiken nehmen zu. Weder kann der FSC für die Legalität noch für irgendeinen ökologischen Wert seines Holzes einstehen. Das ist mittlerweile bekannt. Umso mehr stellt sich immer wieder die Frage, warum ENGOs den FSC weiterhin unterstützen und sich nicht von den Missständen distanzieren. Dabei sind allein die offiziellen Schreiben und Stellungnahmen des FSC Grund genug, die Unterstützung gründlich zu überdenken.
Im Zusammenhang mit der Parkbank Diskussion in Nürnberg hat der FSC am 3.9.2009 eine Stellungnahme zu den Protesten veröffentlicht. Diese ist erschreckend ehrlich und zeugt von keinerlei Interesse am Waldschutz. Im
Folgenden möchte ich auf einige Aussagen in dieser Stellungnahme Bezug nehmen, und Sie, als Befürworter und Unterstützer um eine Stellungnahme bitten:
Der FSC schreibt:
„Die Frage bleibt, ob eine Kommune zertifiziertes Tropenholz einsetzen sollte oder auf einheimische Hölzer zurückgreifen muss. Das bisher Gesagte macht deutlich, dass der Konsum von FSC-zertifiziertem Holz unweigerlich positive Wirkungen in tropischen Wäldern hat und dieser Nachfrageimpuls ein wichtiges Instrument ist, wenn die Forderungen nach mehr nachhaltiger Nutzung tropischer Wälder umgesetzt werden soll.“
Wie kann denn so argumentiert werden? Nur weil öffentlich eine „nachhaltige“ Nutzung bzw. „nachhaltige“ Forstwirtschaft gefordert wird, heißt es doch aber noch lange nicht, dass es sinnvoll ist, jetzt nur noch Tropenholz verwenden. Was ist außerdem mit „nachhaltig“ gemeint? Dass z.B. Plantagen nur im Sinne der Wirtschaftlichkeit nachhaltig sind, ist hinreichend bekannt. Es kann doch nicht sein, dass plötzlich die Nutzung von Tropenholz der Nutzung von einheimischen Hölzern vorzuziehen ist! Zumal wenn es sich, wie im Fall von Nürnberg, um eine Holzart handelt, die für die vorgesehene Anwendung schlechter geeignet ist. Welche positive Wirkung hat der FSC in tropischen Ländern, die den absoluten Vorrang von FSC-Holz rechtfertigen?
Der FSC schreibt:
„Aussagen zur CO2-Belastung durch den Transport tropischer Hölzer sollten nur auf Grundlage von konkreten Fakten und einer genauen Analyse erfolgen. Pauschalaussagen sind hier nicht zielführend, unseriös und häufig falsch. Oft konkurrieren tropische Hölzer, die lange Schiff transporte mit nur geringen CO2-Belastungen aufweisen mit „einheimischen“ Hölzern, die durch LKW-Transporte mit hoher CO2-Belastung lange Wege innerhalb Europas oder Russlands zurückgelegt haben.“
Auch hier führt das Relativieren des langen Transportweges von Tropenholz nur zur Sprachlosigkeit. Natürlich sollten besonders lange LKW Transporte generell vermieden werden. Fakt ist aber auch, dass auch der LKW nicht zwangsläufig immer das umweltschädlichste Transportmittel ist. Vergisst hier der FSC, dass auch der Schiffstransport bei weitem nicht so umweltschonend ist, wie oftmals dargestellt wird? Was ist mit den oft sehr langen
LKW Transporten hin zum Hafen? Oder wachsen alle FSC zertifizierten Bäume direkt neben dem Schiff? Wie CO² intensiv wird das Holz vom Zielhafen zum oftmals weit entfernten Verbraucher transportiert?
Der FSC schreibt:
„Im Rahmen der Zertifizierung wird zudem ein Zertifizierungsbericht erstellt, der jährlich fortgeschrieben wird und über die Zertifikatsnummer des Forstbetriebes öffentlich verfügbar ist. Grundlagen der Zertifizierungsentscheidungen und erfolgte Korrekturmaßnahmen vor Ort können somit von jedermann nachvollzogen werden. Systeme mit vergleichbar hoher Transparenz und Anforderungen existieren auf
anderen Sektoren derzeit weltweit nicht.“
Die hoch gelobte Transparenz des FSC ist nur schwer nachzuvollziehen. Sucht man ernsthaft nach Unterlagen zu einer bestimmten Zertifizierung bzw. nach einem bestimmten Audit, so stellt man schnell fest, dass scheinbar nur ein Bruchteil davon öffentlich verfügbar ist. Für einen Verbraucher ist es zudem nicht ersichtlich, dass er nicht beim FSC selbst suchen sollte, sondern eher beim ASI bzw. bei den Zertifizierern selbst. Nur ist im  Allgemeinen nicht bekannt, welche Firma von welchem Zertifizierer überprüft wird. Schaut man sich die verfügbaren Dokumente an, so ist man überrascht festzustellen, dass FSC-Forest Management Audits mitunter komplett vom Schreibtisch aus, per Telefon oder Email abgehalten werden. (Quelle:http://www.rainforest-alliance.org/forestry/documents/familyjalaspubsum07.pdf)
Anfragen an den FSC hinsichtlich allgemeiner Information zu Zertifikaten und deren Bedeutung und Bestimmungen, wurden bisher vom FSC unbeantwortet gelassen bzw. ignoriert. Wenn ein System gewünschte  Informationen nicht zur Verfügung stellt, kann von Transparenz keine Rede sein.
Der FSC schreibt:
„Die FSC Arbeitsgruppe Deutschland e.V. begrüßt und unterstützt die Entscheidung der Stadt Nürnberg für einen Einsatz von tropischen Hölzern, weil sie eine gesunde Balance zwischen Kosten und negativen Auswirkungen darstellt.“
Bedeutet das, dass es vertretbar ist, negative Auswirkungen in Kauf zu nehmen, da das Material ausreichend günstig und damit für Nürnberg interessanter als einheimisches Holz ist? Wie ist diese Aussage zu deuten?
Der FSC schreibt:„Zudem wird durch die Nachfrage nach FSC zertifiziertem Holz aus Afrika ein entscheidender Impuls für mehr Nachhaltigkeit in Afrika ausgesprochen und unmittelbar weitergegeben. Wir hoffen daher, dass sich die Stadt trotz der Protestaktion von Rettet den Regenwald nicht beirren lässt. Durch die Entscheidung werden umfangreiche Anstrengungen zahlreicher Umweltorganisationen und Unternehmen in den vergangenen Jahren in Europa und in Afrika ernst genommen und aktiv gefördert. Die Stadt Nürnberg kann sich damit zu den Vorreitern für eine verantwortungsvolle Beschaffung zählen.“
Wie kann es sein, dass die Nutzung regionaler, eigener Ressourcen in den Hintergrund rückt, dagegen aber eine Beschaffung von umstrittenem Tropenholz als verantwortungsvolle Beschaffung angepriesen wird? Ist die Nutzung einheimischer Ressourcen damit verantwortungslos? Ist die Nutzung von FSC Tropenholz nun das Nonplusultra, was allen anderen Möglichkeiten vorgezogen werden sollte? Welchen Stellenwert hat damit eigentlich
das europäische FSC Holz? Welches Ziel verfolgt der FSC , wenn er sich solcher Aussagen bedient? Nur weil FSC Holz aufgrund mangelnder Kenntnisse der Verantwortlichen in die Beschaffungsrichtlinie des Bundes aufgenommen wurde, kann der FSC sich nicht als das Allheilmittel und das einzig Wahre darstellen. Die Stadt Nürnberg als Vorreiter für eine verantwortungsvolle Beschaffung zu benennen, wenn sie auf FSC zertifiziertes Tropenholz setzt, übersteigt eindeutig die Kompetenzen des FSC. Damit werden Verbraucher und Bund letztendlich als dumm verkauft.
Der FSC wurde gegründet, um weltweit eine verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung durchzusetzen, aber auch um der unkontrollierten Tropenholzimporte Einheit zu gebieten. Was ist aus diesen Zielen geworden? Der
FSC hat mit seinem Zertifikat die Tür für Tropenholz weiter geöffnet als jemals zuvor. Mit dem scheinbar grüne n Deckmantel ist Tropenholz wieder hoffähig geworden, obwohl sich die Probleme illegalen Raubbaus und die Nutzung von Primärwäldern kaum geändert haben.
Will der FSC eine der letzte Bastionen gegen die Verwendung von Tropenholz aushebeln? Mit einer Auflösung des Tropenholzboykotts, dass noch viele deutsche Städte aufrechterhalten, stünden dem Tropenholz in der öffentlichen Beschaffung auf Landesebene alle Türen offen. Schließlich würde Nürnberg hier eine Vorreiterrolle spielen. Der FSC erscheint unglaubwürdiger als jemals zuvor. Mehr als ein grüner Deckmantel, ein Marketinginstrument um an das Gewissen gutgläubiger Bürger zu appellieren, scheint er nach außen hin nicht zu sein. Warum sonst setzt der FSC eher auf eine großflächige Verbreitung seiner Zertifikate als auf eine konsequente Umsetzung seiner ehemaligen Ziele?
Und warum hat der FSC angefangen Recyclingholz in seine Zertifizierung aufzunehmen, obwohl ein Bezug von Recyclingholz zu m FSC nicht klar ist? Was sagt das Zertifikat eigentlich noch aus? Kann es für die Legalität des Holzes einstehen, oder dafür, dass tatsächlich FSC drin ist, da wo es drauf steht? Das aber kann der FSC nachweislich nicht gewähren. Trotz dieser offenen Fragen und der vielen, bekannten Missstände wird der FSC
noch immer von Greenpeace, WWF, NABU, Robin Wood, BUND und anderen wichtigen ENGOs unterstützt. Was ist mit den Zielen und Idealen dieser Organisationen hinsichtlich Schutz der Wälder und Nutzung einheimischer Ressourcen? Durch die Unterstützung des FSC verliert die ENGOs massiv an Glaubwürdigkeit. Die Gefahr, dass sinnvolle Projekte dadurch ebenfalls unter der Unglaubwürdigkeit leiden ist groß.
Würde der FSC und dessen Anhänger ehrlich mit Fakten umgehen, und sich den Gegebenheiten stellen, könnte man zumindest einen guten Willen zur Reform ableiten. So, wie jedoch FSC, Greenpeace, NABU, Robin Wood, Bund und vor allem der WWF momentan agieren, ist untragbar.
Ich möchte Sie bitten, zu den oben genannten Punkten Stellung zu nehmen und sich klar zu äußern, ob sie die Aussagen des FSC unterstützen. Falls ja, würde ich mich über eine Erläuterung dazu freuen. Wie ist die Philosophie Ihrer Organisation mit der realen Handlung vom FSC zu vereinbaren?
Mit freundlichen Grüßen
Gregor Müller
Gerriet Harms

 

Leider haben wir lediglich von Greenpeace eine nur sehr relativierende Antwort erhalten:

vielen Dank für Ihre mail zum FSC.
Der FSC ist zur Zeit das beste Siegel für ökologische Waldbewirtschaftung, was am Markt erhältlich ist. Es gibt jedoch Unterschiede zwischen den Standards und auch der Umsetzung zwischen den einzelnen Ländern. Die Probleme in einigen afrikanischen und südostasiatischen Ländern sind uns zum Teil bekannt. Wir haben den FSC immer wieder aufgefordert, und werden das weiterhin tun, eventuellen Missständen nachzugehen, Standards einzuhalten und nachzubessern und Kontrollen zu stärken. Der FSC ist kein fertiges Konstrukt, sondern ein Prozess, der immer weiter verbessert werden muss. Grundlage dafür ist die Transparenz und die Einbeziehung aller Beteiligten. Das leistet momentan kein anderes Zertifikat.
Unsere erste Empfehlung für Verbraucher ist immer: Holz aus heimischer Waldbewirtschaftung mit FSC-Siegel.
Mit freundlichen Grüßen
_____________________________
Corinna Hölzel
Kampaignerin Wälder & Biodiversität / Forests & Biodiversity Campaigner

 

Konsequente Reaktionen auf Missstände sind jedenfalls nicht zu beobachten.

Das Schreiben der NGOs an die Stadt Nürnberg vom 23. Februar zeigte, dass sich die meißten NGOs noch immer voll hinter den FSC und seine Aussagen stellen. Ein Hinterfragen scheint nicht stattzufinden.
Somit haben wir nochmals ein Schreiben verfasst, das den ENGOs einen Spiegel vorhalten soll:
Aufforderung ENGOs